Carbonbeton gegen marode Brücken?

Die Bausubstanz vieler deutscher Brücken ist katastrophal. Einst für sehr viel weniger Verkehr und geringere Lasten dimensioniert, ächzen sie unter den langen Auto- und LKW-Schlangen, die sich täglich über sie winden. Viele Brücken müssen zum Teil oder auch ganz gesperrt werden. Nun soll ein neuer Baustoff das Problem lösen. Carbonbeton heißt das Material und es soll maroden Brücken den Schrecken nehmen.

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Der „Cube“ in Dresden, weltweit erstes Gebäude aus Carbonbeton (Foto © Stefan Gröschel, IMB, TU Dresden)

Das erwartet Sie in diesem Beitrag

Ein wahres Wundermaterial?

Wenn stimmt, was man so liest, ist Carbon Concrete Composite (kurz C³) ein wahres Wundermaterial. Wo normalerweise bei Stahlbeton eine Wandstärke von 20 cm notwendig ist, reichen 3 cm Carbonbeton für die gleiche Tragfähigkeit vollkommen aus.

Hört sich toll an? Ist es auch. Denn Carbon ist nicht nur stabiler und haltbarer als Stahl – Carbon rostet zudem nicht. Vorbei die Zeiten, in denen rotbraune Schlieren an einer Betonfassade runterlaufen.

Darüber hinaus hilft es dabei, Material einzusparen. Denn da nichts rosten kann, braucht es auch keine ausreichend dicke Betonüberdeckung. Somit lassen sich wesentlich schlankere Bauteile realisieren.

Wie funktioniert Carbonbeton?

Carbonfasern werden zu einem Netz verwoben, beschichtet und dann erhitzt. Es entsteht eine Art Teppich, der zusammengerollt und zur Baustelle transportiert werden kann. Dort wird er zwischen dünne Betonschichten eingearbeitet. So lassen sich äußerst schlanke und dennoch stabile Bauwerke realisieren.

Und zwar nicht nur in der Theorie der Wissenschaftler von der TU Dresden, die Carbonbeton entwickelt haben. Mittlerweile wurden in Sachsen, im Allgäu und auf der Schwäbischen Alb bereits einige Brücken aus diesem innovativen Werkstoff gebaut. Selbst ein Gebäude aus Beton gibt es mittlerweile in Dresden. Die Verwendung von Carbon in Beton ist somit nicht nur auf marode Brücken beschränkt.

Was kostet Carbonbeton?

Carbon ist um einiges teurer als Stahl. Ein Kilo Stahl kostet ein Euro, ein Kilo Carbonfaser hingegen rund 20 Euro. Dafür ist Carbon um einiges leistungsfähiger und hat eine wesentlich längere Lebensdauer.

Außerdem braucht es wesentlich weniger Beton. Was natürlich die Kosten senkt aber auch die Umwelt schont. Bei der Herstellung von Zement wird nämlich jede Menge schädliches CO2 produziert. Insgesamt ist Carbonbeton daher wettbewerbsfähig, teilweise sogar günstiger als herkömmlicher Beton.

Und wie funktioniert das mit der Brückensanierung?

Ich habe eingangs geschrieben, dass Carbonbeton zur Sanierung maroder Brücken verwendet werden kann. Und das funktinioniert folgendermaßen:

  1. Sanierungsbedürftigen Beton aufrauen
  2. Mit Wasser befeuchten
  3. Feinbeton aufsprühen
  4. Carbonnetz einlegen

Schritt 3 und 4 mehrmals wiederholen, bis die angeschlagene Bausubstanz quasi eine zweite Haut aus Carbonbeton besitzt. Sie ist nur einen Zentimeter dick, soll die Lebensdauer des Bauwerks jedoch um 50 bis 100 Jahre erhöhen.

Fazit:

Carbonbeton ist sicher ein Material, das in Zukunft jede Menge Freude bereiten kann. Nicht nur Brücken, sondern auch andere Bauwerke lassen sich damit vor einem schnellen Tod bewahren. Darüber hinaus leistet das Material einen wertvollen Beitrag beim Bestreben zu nachhaltigeren Bauweisen. Noch ist Carbonbeton teurer als Stahlbeton, was insbesondere auch deshalb so ist, dass es noch nicht in riesigen Massen hergestellt wird.

Wer sich ausführlicher mit dem Thema beschäftigen möchte, hier geht es zur Projektseite von C³ – Carbon Concrete Composite e. V.

Für meinen Arbeitgeber habe ich einen Beitrag über nachhaltigen Beton geschrieben, in dem ich mich ebenfalls etwas ausführlicher mit Carbonbeton beschäftige.

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3 Gedanken zu „Carbonbeton gegen marode Brücken?“

  1. Zudem ist der Carbonbeton wettbewerbsfahig. In Kempten setzte sich die Brucke aus dem Material gegen die herkommliche Konkurrenz durch auch weil sie gunstiger war.

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