Filigrandecke oder geschalte Decke – was soll ich nehmen?

Von Redaktion

Neben Holzbalkendecken zählen Betondecken zu den am häufigsten verwendeten Deckenarten im Hausbau. Wobei es hinsichtlich der Herstellung größere Unterschiede gibt – so gibt es zum Beispiel vor Ort eingeschalte und komplett betonierte Decken sowie sogenannte Filigrandecken, die teilweise oder ganz im Werk produziert werden. Hier erfahren Sie mehr über die unterschiedlichen Arten von Betondecken und alles Wissenswerte zu Konstruktion und Kosten.

Bewehrung Betondecke
Bewehrung der Betondecke vor dem Ausgießen mit Ortbeton

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Verschiedene Betondecken und ihre Herstellung

Die beiden größten Vertreter von Betondecken wurden eingangs bereits erwähnt – die komplett auf der Baustelle hergestellten Ortbetondecken sowie Filigrandecken – die entweder ganz oder teilweise fertig geliefert werden. Es gibt auch weitere Arten, die wir hier ebenfalls kurz vorstellen.

Neben dem namensgebenden Beton gehört auch immer Stahl zu einer Betondecken, denn Beton vermag nur große Druckkräfte, jedoch nur kleine Zug- oder Scherkräfte abzutragen. Kurz gesagt: Ohne eine Bewehrung hält keine Betondecke.

Betondecke #1: Ortbetondecke

Wie der Name schon sagt, wird die Ortbetondecke auf der Baustelle vor Ort gegossen. Es braucht daher eine sorgfältig hergestellte Schalung, die entsprechend abgestützt werden muss, denn eine Betondecke bringt ganz schön Gewicht auf die Waage.

In die Schalung wird die Bewehrung eingelegt – alles mit Abstandshaltern zur Schalung, damit die notwendige Betonüberdeckung gewährleistet ist. Die Bewehrungsmatten oder -stäbe müssen satt im Beton eingebettet sein, damit sie ihre Tragkraft entfalten können.

Der Aufwand zur Herstellung einer Ortbetondecke ist ungleich höher als bei einer Filigrandecke. Die Bewehrungseisen müssen genau nach Bewehrungsplan eingebaut werden und der Beton mit einer Pumpe in die Schalung gegossen werden. Um den Beton zu verdichten, werden Rüttelflaschen verwendet.

Schalung Betondecke
Auf die Schalung und die Stützen kommt es bei der Ortbetondecke ganz besonders an

Betondecke #2: Filigrandecke

Die Filigrandecke. auch Kaiserdecke, Elementdecke oder Kassettendecke genannt, ist jetzt nicht filigraner als einer Ortbetondecke, sie wird jedoch – je nach Verwendung – komplett oder nur teilweise im Betonwerk hergestellt.

Die Bewehrung ist bereits eingebaut, es ist auf der Baustelle lediglich darauf zu achten, sie in der exakt vorgegebenen Richtung und Reihenfolge zu verlegen. Eine Schalung im dem Sinne braucht es nicht, gegebenenfalls jedoch Stützen, wenn größere Weiten zu überbrücken sind und noch eine Schicht Ortbeton drüber kommt.

Dafür braucht es natürlich noch eine seitliche Schalung und auch Bewehrungseisen müssen in der Regel noch eingebaut werden. Anschließend werden die vorgefertigten Betonelemente mit Ortbeton ausgegossen, so dass eine massive Betondecke entsteht. Es ist aber wie bereits geschrieben, nicht auf jeden Fall notwendig, diesen Arbeitsschritt vorzunehmen. Kommt immer darauf an, was die Decke später können soll.

Die Standard-Bodenplatte ist 2,40 Meter breit, am häufigsten wird jedoch die 3 Meter breite Platte verwendet. Eines dieser Elemente kann bis zu 14 Meter lang und 4,50 Meter breit hergestellt werden. Zum Mauerwerk hin an den Rändern, ist die filigrane Decke leicht geneigt und weist sogenannte Dreiecksstreifen auf, die wie langgestreckte Dreiecke aussehen.

Die Filigrandecke kann einachsig (werkseitig) und zweiachsig (mit zusätzlicher, im Fugenbereich befindenden Querbewehrung; bauseits) gespannt werden. Das bietet Ihnen grenzenlose Gestaltungsfreiheit und eine stabile Hausstatik.

Betondecke #3: Hohldecke

Hohlkörperdecken überzeugen ebenfalls durch einen hohen Vorfertigungsgrad. Sie bestehen grob aus drei Teilen: einem in die Fußleisten einbetonierten Gitterträger, den eingehängten Leichtbetonsteinen und dem bauseits einzubringenden Vergussbeton.

Wie bei der Filigrandecke kann der Überbeton jedoch auch entfallen. Das richtet sich nach der Nutzung und den statischen Erfordernissen. Da die Hohldecke leichter als eine massive Betondecke ist, wird sie gerne bei Altbausanierungen mit hohen Eigenleistungen genommen – aber auch für Neubauten oder landwirtschaftliche Gebäude.

Betondecke aus Hohlplatten
Betondecke aus Hohlplatten wird mit dem Kran verlegt

Betondecke #4: Spannbetondecke

Bei Spannbetondecken handelt es sich ebenfalls um vorgefertigte Betondecken. Sie besitzen wie die Hohldecke ebenfalls Hohlräume, die sie leichter als massive Decken machen. In die Betonelemente sind Spanndrähte ein- und vorgespannt.

Auf der Baustelle werden die Hohlplatten mit einem Kran in die richtige Position gebracht und durch Fugenverguss miteinander verbunden. Das soll unter anderm ein übermäßiges Durchbiegen verhindern. Umlaufend wird eine kraftschlüssig verankerte Ringankerbewehrung betoniert.

Vor- und Nachteile der einzelnen Betondeckenbauweisen

Ortbetondecken sind multifunktioniell und besitzen eine sehr gute Schalldämmung. In die Decke eingebaute Elemente wie Lüftungskanäle oder Steigrohre können einfach „herumkippen“. Die Verlegung der ältesten Betondecken ist jedoch zeitaufwendig, die Decken sind außerdem nicht gedämmt und der Materialaufwand hoch. Andere Bauarbeiten können während des Aushärtens nur unter erschwerten Bedingungen ausgeführt werden. So lassen sich die nächsten Etagen erst mauern, wenn der Beton hart genug ist.

Filigrandecken können schneller als Ortbetondecken verlegt werden, da ein Teil der Decke vorgefertigt und geliefert werden kann. Dies sorgt neben Kosteneinsparungen auch für eine leichtere Planung des Bauzeitrahmens. Wichtig ist, die Decke während des Montageprozesses richtig abzustützen, was ein sehr gutes Fachwissen erfordert. Im Vergleich zu Ortbetondecken sind die Kosteneinsparungen bei Arbeitszeit und Material relativ gering.

Durch den Hohlblock hat die Hohlbetonplatte gute statische Eigenschaften und ein geringes Gewicht. Der Hohlraum des Betonteils kann zudem mit Dämmstoffen verfüllt werden, um die Energiebilanz des Gebäudes zu verbessern. Einer der Nachteile ist der hohe Aufwand, der für die Organisation eines gebohrten Hohlblockbaus betrieben werden muss. Die Kosten für den Aufwand können also die finanziellen Einsparungen wieder schmälern.

Kosten für Montage und Material

Die Kosten für die verschiedenen Arten von Betondecken unterscheiden sich teilweise doch etwas. Neben den reinen Kosten für das Material sind noch die Herstellungskosten sowie die Kosten für Montage zu berücksichtigen. Grob geschätzt können Sie mit folgenden Preisen pro Kubikmeter rechnen:

  • Ortbetondecke: Materialkosten 120 € + Montagekosten 50 € = Gesamtkosten 170 € / m³
  • Filigrandecke: Materialkosten 90 € + Montagekosten 60 € = Gesamtkosten 150 € / m³
  • Hohlsteindecke: Materialkosten 40 € + Montagekosten 100 € = Gesamtkosten 140 € / m³
  • Spannbetondecke: Materialkosten 80 € + Montagekosten 50 € = Gesamtkosten 130 € / m³

Welche Betondecke ist die richtige für mich?

Sie kennen nun verschiedene Arten von Betondecken, kennen ihre Vor- oder Nachteile. Manche sind besonders tragfähig, andere lassen sich besonder gut dämmen. Dann gibt es welche, die lange brauchen, bis sie trocken sind und weitergebaut werden kann, während es bei anderen Betondecken schneller geht.

Entscheiden Sie am besten selbst, welches Material und welche Deckenart am besten zu Ihnen und Ihrem Bauvorhaben passt. Die Kosten sowie der Aufwand unterscheiden sich in den einzelnen Arten sehr stark voneinander. Wägen Sie die Vorteile und Nachteile gegenüber den Kosten und dem Aufwand für Ihre Decke ab und entscheiden Sie sich im Anschluss für die Option, welche am besten zu Ihnen passt.

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