Haus bauen als Allergiker – das ist zu beachten

Von Dominik Hochwarth

Tränende Augen, tropfende Nase oder Atembeschwerden – immer mehr Menschen leiden unter Allergien. Wenn man wissenschaftlichen Untersuchungen glauben kann, ist jeder vierte Erwachsene und jedes dritte Kind von einer Allergie betroffen. Da ist es nur logisch, dass beim Hausbau verstärkt darauf geachtet wird, dass die neue Bleibe allergikergerecht ist. Hier erfahren, auf was Sie bei einem Allergikerhaus alles achten müssen.

Allergiker Haus

Das erwartet Sie in diesem Beitrag

Auf welche Stoffe reagieren wir allergisch?

Viele wissen wahrscheinlich nicht einmal, dass sie auf einen bestimmten Stoff besonders reagieren. Es ist auch mitunter schwer zu begreifen, gegen was man alles allergisch sein kann. Pollen, Hausstaub, Schimmel, Tierhaare oder Chemikalien – diese Auslöser einer Allergie kennt jeder. Dass aber auch eine Türschwelle aus dem falschen Holz oder eine Möbelpolitur mit natürlichen Inhaltsstoffen Grund für eine tropfende Nase oder mehr sein können, dürfte nicht jeder wissen.

So vielfältig wie die Ursachen sind die Auswirkungen auf die Menschen. Was dem Einen nichts ausmacht, ist für jemand Anderen der blanke Horror und umgekehrt. Im Freien kann man sich vor „reizenden“ Stoffen nur sehr schwer schützen. Mehr Zeit verbringt man aber eh innerhalb der eigenen vier Wände. Deshalb sollte man dafür sorgen, dass man sich zumindest dort einigermaßen beschwerdefrei aufhalten kann. 

Was ist das perfekte Allergikerhaus?

Gleich zu Beginn die schlechte Nachricht: Es gibt nicht das eine perfekte Haus für Allergiker. Jedes Haus muss individuell auf seine Bewohner abgestimmt werden. Viele Allergiker besitzen einen Allergiker-Pass, in dem alle Stoffe aufgeführt sind, auf die sie reagieren. Anhand dieses Passes ist es möglich, das Gebäude den individuellen Bedürfnissen anzupassen.

Neben dem gesundheitlichen Aspekt spielen beim Bau eines Hauses noch andere Dinge eine Rolle. So sollten beim Bau beispielsweise umweltfreundliche Produkte verwendet und die Energieeinsparverordnung eingehalten, besser noch, deutlich unterboten werden. Wichtig ist auch die Machbarkeit, es reicht nicht, wenn es theoretisch geht, aber praktisch nicht umsetzbar ist.

Kontrollierte Wohnraumlüftung ein Muss für Pollenallergiker

Wenn ein Haus für Allergiker geeignet sein soll, ist eine kontrollierte Wohnraumlüftung fast schon ein Muss. Be- und Entlüftungsanlagen sorgen nicht nur für frische Luft, sondern sind auch sehr gut bei einer Pollenallergie geeignet.

Während bei Fensterlüftung die Pollen ungehindert ins Haus gelangen, wird dies bei Lüftungsanlagen durch spezielle Filter verhindert. Weiterhin wird die Weiterverbreitung von Pollen und Staub durch einen abgeschlossenen Windfang erheblich verringert.

Bei einer schweren Pollenallergie kann beim Eingang eine Schleuse mit Pollendusche eingebaut werden. Dort wird die Kleidung getauscht und ein weiterer Polleneintrag verhindert.

Mehr über die kontrollierte Wohnraumlüftung

Was tun bei einer Hausstauballergie?

Weit verbreitet ist auch die Hausstauballergie. Verursacher sind die Exkremente der Hausstaub-Milben, die beim Austrocknen in kleine Teilchen zerfallen. Die Milben ernähren sich von menschlichen Haut- und Haar-Schuppen und kommen in jeder Wohnung vor.

Eine optimale Vermehrung findet bei einer relativen Luftfeuchtigkeit von über 70 Prozent und einer Temperatur von etwa 25 Grad statt. Besonders wohl fühlen sich Milben in Matratzen, Polstermöbeln, Teppichen und Teppichböden.

Allergiker Holzhaus
Auch im Holzhaus lauern Gefahren für Allergiker

Allergiker sollten daher möglichst auf Teppichböden verzichten und Holz- oder Laminatböden vorziehen. Wer dennoch einen Teppichboden haben möchte, sollte ihn regelmäßig mit Anti-Milben-Mitteln reinigen und darauf achten, dass er mit dem TÜV-Prüfzeichen „Für Allergiker geeignet“ ausgezeichnet ist.

Für weniger Staubaufwirbelungen sorgt ein Zentralstaubsauger. Darüber gibt es hier bei bauredakteur.de einen eigenen Ratgeber. Staubsaugeranlagen – alles über Zentralstaubsauger. Heizkörper sollten leicht zu reinigen, das heißt beispielsweise, kippbar sein. So kommen Sie mit dem Staubwedel auch in die hintersten Ritzen.

Schimmel vermeiden – das gilt nicht nur für Allergiker

Auch Schimmelpilze können Auslöser von Allergien oder Krankheiten sein. Schimmelpilze benötigen Feuchtigkeit und organisches Material. Zuviel Feuchtigkeit wird beispielsweise durch die mechanische Wohnraumlüftung verhindert.

Wer keine automatische Lüftungsanlage besitzt, muss regelmäßig Lüften. Dadurch wird die feuchte Raumluft durch trockene Außenluft getauscht.

Hat sich der Schimmel erst einmal eingenistet, ist deren Beseitigung nicht ganz so einfach. Bei schwerem Befall ist eventuell sogar der Austausch kompletter Bauteile notwendig.

Hier zwei Ratgeber zu diesem Thema:
Mehr über Schimmel im Bad
Schimmel entfernen am Rollladenkasten

Naturprodukte als Auslöser von Allergien

Auch viele Naturprodukte enthalten Inhaltsstoffe, die Auslöser für allergische Erkrankungen sein können. Das Harz von frischem Nadelholz besitzt beispielsweise Inhaltsstoffe, denen teilweise eine starke sensibilisierende Wirkung zugeschrieben wird. Diese Stoffe findet man auch in Lösemitteln von Naturfarben und Terpentinölen.

Auch in Laminat, Fertigparkett oder OSB-Platten können allergieauslösende Stoffe enthalten sein. Auch diese stammen aus den Harzen von Nadelbäumen. In Innenraumnähe sollten daher harzarme Hölzer zum Einsatz kommen. Laubbäume sind beispielsweise weniger harzhaltig als Nadelbäume.

Einige Anhaltspunkte bei der Wahl des richtigen Holzes: Im warmen Süden wachsen harzhaltigere Bäume als im kühlen Norden. Auch der Zeitpunkt des Holzschlags und die Länge der Lagerung haben einen Einfluss auf den Harzgehalt des Holzes.

Mehr über natürliche Dämmstoffe

Genau auf die Inhaltsstoffe achten

Wenn Sie die Baumaterialien kaufen, sollten Sie ganz genau auf die Inhaltsstoffe achten. Selbst natürliche Stoffe können allergische Reaktionen verursachen – wie zum Beispiel Zitronenschalenöle oder Leinöle in Mitteln zur Holzbehandlung.

Bei den nicht natürlichen Stoffen ist doppelt Vorsicht angesagt. Vermeiden Sie – wo es geht – auf den Einsatz von chemisch behandelten Baumaterialien. Bei Holz ist es zum Beispiel nur selten notwendig, dieses zu behandeln – zumal in Innenräumen. Draußen sieht es etwas anders aus.

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