In Deutschland herrscht derzeit an allen Ecken und Enden Materialmangel. Die Folge: Aufgrund des Mangels an Baustoffen schnellen die Baupreise in die Höhe. Baumaterialien wie Holz, Stahl, Dämmstoffe sind derzeit auf den Weltmärkten extrem knapp, was zu den außergewöhnlichen Preissteigerungen führt.

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So liegen die Kosten für Zimmer- und Holzbauarbeiten in Deutschland um knapp 30 % über dem Vorjahresniveau. Die Preise für Rohbauarbeiten bei Wohnhäusern, bei denen Stahl beziehungsweise Stahlbeton und Holz benötigt werden verteuerten sich um gut 7 % gegenüber dem Vorjahr. Betonarbeiten verteuerten sich um 7 % und Dachdecker und Klempnerarbeiten um rund 8 % gegenüber dem Niveau des Vorjahres.
Die Preissteigerungen wirken sich auch unmittelbar auf die Immobilienpreise insbesondere bei Neubauten aus, die somit weiterhin steigen werden. Trotz der gestiegenen Preise: Bei Immobilien Makler Kassel findet man noch erschwingliche Immobilien in der Region.
Was sind die Ursachen für die Preisexplosionen?
Eigentlich hat die Baubranche derzeit volle Auftragsbücher. So manch ein Handwerker müsste eigentlich rund um die Uhr arbeiten, um alle Aufträge bewältigen zu können und das würde immer noch nicht reichen. Jedoch stehen die Betriebe im Bauhandwerk derzeit vor einem riesigen Dilemma. Es gibt weit und breit kaum Baumaterialien. Die Lager sind leer und die Produktion kommt nicht hinterher. Von Bauverlängerungen um die sechs Monate ist vielfach die Rede.
Der Mangel an Baustoffen ist jedoch kein rein deutsches Problem. Baumaterialien wie Holz oder Styrol sind derzeit in vielen Ländern ein sehr knappes Gut. Die Ursachen sind vielfältig. Da wäre zum einen Corona. Die Pandemie hatte dafür gesorgt, dass die Industrien weltweit ausgebremst wurden. Der Schiffs- und Frachtverkehr wurde teils monatelang unterbrochen. Die Störungen in den Lieferketten haben zu allmählich leeren Lagern geführt. Parallel ist Mitte 2020 die Wirtschaft in vielen Ländern wieder angesprungen.
Vor allem in den USA und China werden mit der wieder angesprungenen Konjunktur Unmengen an Baustoffen benötigt. Ein weiterer Grund für die Knappheit bei Baumaterialien war auch der festgefahrene Tanke Evergreen im Suez-Kanal, der für einen riesigen Stau auf dem Transportweg sorgte, der sich nur langsam wieder abbauen konnte.
Hinzu kommen der großflächige Ausfall fast aller Raffinerien in Texas nach dem Wintersturm, der Brand des BASF-Chemiewerkes in Ludwigshafen und Störungen in einem der größten Styrol- und Propylenoxid Werk weltweit in den Niederlanden. Die Havarien haben dazu geführt, dass viele Grundstoffe und Vorprodukte für Baumaterialien lange Zeit nicht ausreichend geliefert werden konnten.
Anfälligkeit der Weltwirtschaft wird offen sichtbar
Betrachtet man allein das Styrol, das für Dämmstoffe beziehungsweise Dämmplatten, Leitungen und Rohre oder auch in Eimern, Autoteilen oder für Joghurtbecher benötigt wird. Für die Produktion wird Erdöl benötigt. Fallen großflächig Raffinerien und zusätzlich auch noch eins der weltweit größten Produktionsstätten über einen gewissen Zeitraum aus, fallen die Lieferketten aus und es kommen gleich mehrere Branchen praktisch zum Erliegen, da in den meisten Fällen aus Kostengründen keine Lagerhaltung betrieben wird.
Die unmittelbare Folge sind dann Preiserhöhungen. Geliefert wird zuerst an den, der am meisten auf den Tisch legen kann. Die Gesetze der Marktwirtschaft, also steigende Preise bei sinkendem Angebot, konnten am Beispiel Styrol besonders gut beobachtet werden. Auch beim Holz wirkte sich der Ausfall der Lieferketten besonders stark aus.
Vor allem in China kam es zu einem Investitionsstau, der jetzt abgebaut wird, aber auch in den USA stieg die Nachfrage kräftig an. Die Bereitschaft höhere Preise zu zahlen war dadurch gegeben, was die holzverarbeitende Industrie dazu bewegte ihre Lagerbestände zuerst in diese Länder abzuverkaufen, ohne darüber nachzudenken, dass dadurch die Bauindustrie hierzulande ausgebremst wird.