Passivhäuser – Definition, Anforderungen, Nachteile

Von Dominik Hochwarth

Ob Öl, Gas oder Strom – der Einkauf von Energie wird von Jahr zu Jahr teurer. Da ist der Wunsch nach Häusern, die einen besonders geringen Energiebedarf besitzen, natürlich besonders groß. Als Lösung bieten sich Passivhäuser an, die komplett darauf abgestimmt sind, möglichst wenig Energie zu benötigen.

Passivhaus
Modernes Passivhaus

Das erwartet Sie in diesem Beitrag

Das Passivhaus und was man darüber wissen sollte

Das „Passiv“ in ihrer Bezeichnung bedeutet in diesem Zusammenhang, dass die Häuser den Großteil ihrer Energie aus passiven Quellen beziehen. Passive Energiequellen sind zum Beispiel die Sonne oder die Abwärme von Menschen und Maschinen.

Steht das Haus erst einmal, braucht man für die Bereitstellung der Energie also nicht mehr so viel bezahlen wie bei einem herkömmlichen Haus. Dafür muss das Passivhaus aber auch besser gedämmt sein und braucht zum Beispiel besondere Passivhausfenster.

Auf eine herkömmliche Heizung kann verzichtet werden

Eine klassische Gebäudeheizung fehlt beim Passivhaus meist völlig. Was neben den passiven Energiequellen benötigt wird, kommt zum Beispiel von einer thermischen Solaranlage, einer Wärmepumpe oder einer Pelletheizung.

Anstatt der Heizung besitzen Passivhäuser häufig sogenannte Kompaktgeräte, die kontrollierte Wohnraumlüftung, Elektrozusatzheizung, Wärmepumpe und Warmwasserbereitung in sich vereinen. Es steckt also auch ganz schön viel Technik in einem Passivhaus.

Heizwärmebedarf und Primärenergiebedarf

Damit es sich Passivhaus nennen darf, muss der Heizwärmebedarf des Hauses unter 15 kWh/(m²a) liegen. Der Primärenergiebedarf darf zudem 120 kWh/(m²a) nicht übersteigen. Ohne eine exzellente Dämmung, die alle Umfassungsflächen des Gebäudes betrifft, sind solche Werte nicht zu erreichen.

Es müssen neben dem Dach also auch die Wände und insbesondere der Keller und die Fundamente gedämmt werden. Auch die bereits erwähnten Wärmeschutzfenster dürfen nicht fehlen. Deren U-Wert sollte bei unter 0,8 W/(m²K) liegen.

Dies wird durch besonders schmale, zusätzlich gedämmte Rahmen und Dreifachverglasung erreicht. Rollladenkästen als berüchtigte Wärmebrücke sind Tabu, stattdessen kommen zwischen die Scheiben eingebaute Jalousien zum Einsatz.

U-Wert beim Passivhaus

Der U-Wert von Passivhaus-Außenwänden liegt bei höchstens 0,13 W/(m²K). Solch ein Wert ist in der Regel nur durch eine zusätzliche Dämmschicht zu erreichen. Außer man hat nichts gegen eine 83 Zentimeter dicke Wand aus Porenbeton.

Wird Mineralwolle oder Polystyrol verwendet, liegt die Dämmschichtdicke bei etwa 30 cm, mit PUR-Hartschaumplatten lassen sich jedoch auch geringere Dämmdicken realisieren. Der ein oder andere Hochleistungsdämmstoff ist mittlerweile ebenfalls auf dem Markt erhältlich, mit dem sich die Dämmstärke verringern lässt. Bei einem modernen Vakuumdämmstoff reichen zum Beispiel sechs Zentimeter aus.

Wärmebrücken vermeiden

Neben der Dämmung ist zudem wichtig, dass die Dämmlagen an den Anschlüssen der Bauteile lückenlos ineinander überführt werden, um Wärmebrücken zu vermeiden. Es sollte zudem vermieden werden, die zu dämmende Fläche zu durchbrechen.

Nicht immer lässt sich das vermeiden, dann ist zumindest der Wärmedurchgangswiderstand möglichst hoch zu halten. Hohe Wärmedurchgangswiderstände haben zum Beispiel Holz oder Porenbeton – zumindest im Vergleich zu Beton oder KS-Steinen.

Eine elektronische Lüftungsanlage muss sein

Ohne eine mechanische Lüftungsanlage ist kein Passivhaus denkbar. Da dort alles luftdicht verpackt ist, käme es sonst innerhalb kürzester Zeit zu Schimmelbefall. Mit der althergebrachten Fensterlüftung kommt man beim Passivhaus nämlich nicht weit.

Mit einer kontrollierten Wohnraumlüftung wird die komplette Luft im Gebäude innerhalb von ein bis vier Stunden einmal komplett ausgetauscht.

Die frische Luft gelangt bei einer solchen Anlage über die Schlaf- und Wohnräume ins Haus, um dann über Überstromöffnungen ins restliche Haus zu gelangen. In Küche, Bad und WC verlässt die Luft dann wieder das Gebäude.

So funktioniert die kontrollierte Wohnraumlüftung

Es ist allerdings nicht so, dass kalte Frischluft zu- und warme Abluft abgeführt wird. Die Wärme wird zuvor mit einem Gegenstromwärmeübertrager aus der Abluft zurückgewonnen und der Zuluft zugeführt.

Dabei dürfen sich Zu- und Abluft natürlich nicht vermischen, schließlich soll im Haus immer frische Luft vorhanden sein. Mit der 20 Grad warmen Abluft lässt sich zum Beispiel Null Grad kalte Außenluft auf 16 Grad erwärmen.

Es braucht also nicht mehr viel zusätzliche Energie, um die ursprüngliche Temperatur wieder zu erreichen. Es gibt sogar Geräte mit Rotationswärmeübertrager, bei denen ein Teil der Raumfeuchtigkeit übertragen wird. Das Raumklima dankt es den Bewohnern. Es bleibt hier jedoch wieder nur die Hoffnung, dass die Technik nicht versagt.

Nachteile eines Passivhauses

Aus ökologischer Sicht bietet ein Passivhaus jede Menge Vorteile, doch auch die Nachteile sollen nicht verschwiegen werden. Da ist zunächst einmal der Preis zu nennen, der etwa 20 Prozent über dem eines von der Größe und Ausstattung vergleichbaren Hauses liegt.

Die dickere Dämmung sowie die Besonderheiten bei der Lüftung lassen den Preis der Passivhäuser nach oben schnellen. Allerdings lassen sich bis zu 90 Prozent der Heizkosten jeden Monat einsparen. Auf Dauer wird der Geldbeutel also dafür entschädigt, dass er erst einmal bluten musste.

Luftdichte Gebäudehüllen bergen hohes Schimmelpotenzial

Ein weiterer Nachteil ist sicherlich in der luftdichten Gebäudehülle zu suchen, da besteht immer die Gefahr, dass sich Schimmel ausbreitet, da die Feuchtigkeit nicht entweichen kann. Mit der Lüftungsanlage soll das unterbunden werden, aber nicht immer funktioniert die Technik so, wie es sein soll.

Da muss nur einmal der Strom ausfallen und schon ist es vorbei mit der Lüftung. Es gibt aber mittlerweile Passivhäuser, die ohne solch eine Maschine auskommen und die mit einem diffusionsoffenen Aufbau der Dämmschicht werben. Wer sich für ein Passivhaus interessiert, sollte sich den Anbieter ganz genau anschauen.

Schnelles Aufheizen als Nachteil

Da so gut wie keine Wärme entweichen kann, heizt sich ein Passivhaus relativ schnell auf. Das kann manchmal von Vorteil sein, ist mitunter aber wirklich nervig. Das gilt insbesondere im Sommer oder wenn sich viele Menschen im Haus aufhalten. Alleine durch unsere Körperwärme können wir ein Passivhaus an seine Grenzen in Sachen Lüftung bringen. Wer will schon eine Party in einer Sauna?

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