Rekord: Erneuerbaren decken 58 Prozent des Stromverbrauchs

Von Dominik Hochwarth

Im ersten Halbjahr 2024 haben erneuerbare Energien rund 58 Prozent des Stromverbrauchs in Deutschland gedeckt – so viel wie nie zuvor. Dies geht aus vorläufigen Berechnungen des Zentrums für Sonnenenergie- und Wasserstoff-Forschung Baden-Württemberg (ZSW) und des Bundesverbands der Energie- und Wasserwirtschaft (BDEW) hervor. Dieser Anteil liegt fast sechs Prozentpunkte höher als im gleichen Zeitraum des Vorjahres.

erneuerbare Energien
Noch nie war der Anteil der eneuerbaren Energien am Stromverbrauch so hoch wie im ersten Halbjahr 2024

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Im gesamten Halbjahr über 50 Prozent Anteil

Erneuerbare Energien übertrafen im gesamten Halbjahr die Hälfte des monatlichen Stromverbrauchs. Seit April verzeichneten sie monatlich einen Anteil von 59 Prozent. Besonders Photovoltaikanlagen erzielten mit 37 Milliarden kWh eine deutlich höhere Stromproduktion als im Vorjahr. Diese Steigerung ist dem Rekordzubau im Jahr 2023 zu verdanken. Im Juni 2024 überschritten PV-Anlagen erstmals die Marke von 10 Milliarden kWh Stromproduktion innerhalb eines Monats.

Auch die Wasserkraft trug mit 12 Milliarden kWh Strom überdurchschnittlich zur Stromerzeugung bei. „Zum wiederholten Mal sehen wir einen Rekord beim Anteil erneuerbarer Energien am Stromverbrauch“, sagt Kerstin Andreae, Vorsitzende der BDEW-Hauptgeschäftsführung. „Dieser Erfolg ist das Ergebnis des beharrlichen Ausbaus von Windenergie und Photovoltaik in den letzten Jahren.“

Andreae betont jedoch, dass der Ausbau der erneuerbaren Energien Hand in Hand mit der Entwicklung entsprechender Infrastrukturen gehen muss. Der Ausbau und Umbau der Stromnetze sowie die Entwicklung von Speichern und innovativen Konzepten seien genauso wichtig. Grüner Strom sei nutzlos, wenn er nicht genutzt werden könne. Die Bundesregierung müsse verbleibende Hemmnisse beseitigen.

Sektorkopplung wichtiger Bestandteil des künftigen Energiesystems

Ein wichtiger Bestandteil des zukünftigen Energiesystems sei die Sektorkopplung, bei der Wasserstoff eine zentrale Rolle spiele. Die Bundesregierung solle sich in Brüssel für pragmatische Kriterien für grünen und klimaneutralen Wasserstoff einsetzen. Auch Planungs- und Genehmigungsverfahren müssten verbessert werden. Der Bau wasserstofffähiger Gaskraftwerke sei ebenfalls essenziell, da die Stromerzeugung aus Wind und Sonne nicht konstant ist. Gesicherte Leistung sei notwendig für Zeiten ohne Wind und Sonne.

Prof. Dr. Frithjof Staiß, geschäftsführender Vorstand des ZSW, ergänzt: „Dieser Rekord zeigt, dass eine nahezu 100% erneuerbare, treibhausgasneutrale Stromversorgung bis 2035 in Deutschland erreichbar ist. Dies bietet eine stabile Grundlage für die Industrie auf dem Weg zur klimaneutralen Produktion.“

Staiß betont auch, dass die Wertschöpfung bei der Produktion von Anlagen für erneuerbare Energien größtenteils außerhalb Deutschlands und Europas stattfindet. Deutschland müsse den am 16. März 2024 verabschiedeten Net Zero Industry Act der EU gezielt nutzen, um die Produktion von Schlüsseltechnologien wie Photovoltaik, Windenergie, Batterietechnologien und Stromnetzkomponenten in Deutschland anzusiedeln. Andernfalls würden die Lieferabhängigkeiten von außereuropäischen Ländern weiter steigen.

Bruttostromerzeugung im ersten Halbjahr

Im ersten Halbjahr 2024 betrug die Bruttostromerzeugung 252 Milliarden kWh, ein Rückgang von knapp fünf Prozent gegenüber dem Vorjahreszeitraum. Der Stromverbrauch lag bei rund 250 Milliarden kWh. Insgesamt wurden knapp 150 Milliarden kWh Strom aus erneuerbaren Quellen erzeugt. Dazu zählten knapp 62 Milliarden kWh aus Wind an Land, 37 Milliarden kWh aus Photovoltaik, 25 Milliarden kWh aus Biomasse, 14 Milliarden kWh aus Wind auf See und 12 Milliarden kWh aus Wasserkraft.

Aus konventionellen Energieträgern wurden 102 Milliarden kWh erzeugt. Im Vorjahreszeitraum waren es noch 120 Milliarden kWh. Kernenergie trug seit der Stilllegung der letzten Kernkraftwerksblöcke im April 2023 nicht mehr zur Stromerzeugung bei.

Der Anteil erneuerbarer Energien am Bruttostromverbrauch im ersten Halbjahr 2024 beträgt rund 58 Prozent. Diese Berechnung basiert auf europäischen Vorgaben und den Zieldefinitionen der Bundesregierung. Eine alternative Berechnungsmethode ist der Anteil erneuerbarer Energien an der Bruttostromerzeugung. Dieser Anteil beträgt im ersten Halbjahr 2024 etwa 60 Prozent.

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