Sperrholz – Eigenschaften, Unterschiede und Einsatzgebiete im Überblick

Von Dominik Hochwarth

In Europa werden jährlich rund vier Millionen Kubikmeter Sperrholz produziert. Das zeigt: Dieser Werkstoff spielt eine zentrale Rolle im modernen Holzbau. Ob als robuste Beplankung, elegante Möbelplatte oder tragende Konstruktion – Sperrholz überzeugt durch seine Vielseitigkeit. Doch worin liegen die Unterschiede zwischen den Sperrholzarten? Welche Eigenschaften zeichnen sie aus? Und was sollten Sie bei der Auswahl beachten?

Verschiedene Sperrholzplatten
Verschiedene Sperrholzplatten

Um die Sperrholzplatten widerstandsfähiger gegen das Verziehen bei Feuchteeinwirkung zu machen, werden die einzelnen Schichten um 90 Grad gedreht zueinander angeordnet. Im Vergleich zu anderen Holzwerkstoffen wie Spanplatten, besitzt Sperrholz wesentlich höhere Elastizitätsmodule und Festigkeiten. Auf dem Bau werden Sperrholzplatten daher häufig für tragende oder aussteifende Beplankungen von Wänden verwendet. Auch als Dachschalungen kommen Sperrholzplatten zum Einsatz. Nicht jede Platte ist für jedes Einsatzgebiet geeignet, es gibt welche für draußen und welche für drinnen.

Das erwartet Sie in diesem Beitrag

Was ist Sperrholz?

Sperrholz ist ein sogenannter Lagenwerkstoff. Das bedeutet: Es besteht aus mehreren dünnen Holzlagen – sogenannten Furnieren oder Holzstäben –, die unter hohem Druck miteinander verleimt werden. Eine typische Sperrholzplatte hat mindestens drei Lagen. Um die Formstabilität zu verbessern, werden die Schichten um 90 Grad zueinander verdreht. Dieses Prinzip sorgt dafür, dass sich die Platte bei wechselnder Feuchtigkeit kaum verzieht. Diese kreuzweise Verleimung verleiht Sperrholz seine außergewöhnliche Stabilität.

Vorteile von Sperrholz

✔ Hohe Biege- und Zugfestigkeit
✔ Gute Dimensionsstabilität
✔ Geringes Gewicht bei hoher Tragfähigkeit
✔ Leicht zu verarbeiten
✔ Vielfältige Einsatzmöglichkeiten im Innen- und Außenbereich

Unterschiede zwischen Sperrholzarten

Je nach Aufbau und Material unterscheidet man mehrere Arten von Sperrholz. Die wichtigsten stellen wir Ihnen im Folgenden vor.

Furniersperrholz

Furniersperrholz ist die bekannteste Form. Hierbei werden mehrere Lagen von Schälfurnieren kreuzweise verleimt. Häufig kommen Holzarten wie Birke, Fichte, Buche oder Pappel zum Einsatz. Das Ergebnis: eine robuste, tragfähige und gleichzeitig formstabile Platte.

Furniersperrholz wird in verschiedenen Bereichen genutzt:

  • Als Baufurniersperrholz für tragende Konstruktionen
  • Als Betonschalungsplatte im Rohbau
  • Im Innenausbau sowie Möbelbau für dekorative Oberflächen

Ein Sonderfall ist das Film-Faced Plywood, auch Schalungsplatte genannt: Es handelt sich um Furniersperrholz mit kunstharzbeschichteter Oberfläche, ideal für den Einsatz im Betonbau.

Stabsperrholz und Stäbchensperrholz

Diese beiden Arten setzen auf ein Innenleben aus massiven Holzstäben:

  • Stabsperrholz enthält mittig verleimte Vollholzstäbe mit einer Breite von etwa 24–30 mm.
  • Stäbchensperrholz hingegen verwendet schmalere Holzstäbchen (5–8 mm), die dicht aneinandergereiht sind.

Beide Varianten erhalten außen eine oder mehrere Lagen Furnierholz. Besonders hochwertig ist die sogenannte Tischlerplatte – ein veredeltes Stabsperrholz mit zusätzlichem Deckfurnier. Diese Platten sind besonders glatt und formstabil.

Typische Anwendungsbereiche:

  • Möbelbau mit Sichtflächen
  • Innenausbau
  • Türblätter
  • Verpackungen und Kisten

Formverleimtes Sperrholz

Sperrholz lässt sich auch in gekrümmten Formen verarbeiten. Dabei wird zwischen zwei Varianten unterschieden:

  • Sperrholzformteile: Furniere werden kreuzweise oder sternförmig verklebt – ideal für komplexe, dreidimensionale Bauteile (z. B. Stuhlformen).
  • Schichtholzformteile: Alle Furnierlagen verlaufen in Faserrichtung – für einfache Krümmungen wie Tischzargen oder Stuhlgestelle.

Formverleimtes Sperrholz wird häufig im hochwertigen Möbel- und Objektbereich eingesetzt.

Zusammengesetztes Sperrholz

Hierbei handelt es sich um Platten mit zusätzlichen Materialschichten – etwa aus Schaumstoff, MDF oder Spanplatte. Diese Sonderformen kommen bei Spezialanwendungen zum Einsatz, etwa im Fahrzeugbau, bei Isolierplatten oder akustischen Verkleidungen.

Eigenschaften von Sperrholz

Sperrholz bietet im Vergleich zu anderen Holzwerkstoffen wie Span- oder MDF-Platten einige technische Vorteile:

  • Höheres Elastizitätsmodul: Die Platten biegen sich weniger durch – wichtig bei tragenden Bauteilen.
  • Geringere Feuchteverformung: Durch den kreuzweisen Aufbau bleibt Sperrholz bei Feuchtigkeit formstabiler.
  • Gute Schraub- und Nagelbarkeit: Auch Randbereiche bieten guten Halt.
  • Hohe Festigkeit bei geringem Gewicht: Ideal für den Leichtbau.

Zudem lässt sich Sperrholz gut sägen, fräsen, schleifen und beschichten.

Innen oder außen? Die richtige Sperrholzplatte auswählen

Nicht jedes Sperrholz ist für jede Umgebung geeignet. Achten Sie daher auf die Verleimung und Holzart:

  • Innenbereich: Platten mit AW 100-Verleimung (nicht wetterfest) eignen sich für trockene Räume.
  • Außenbereich: Für Fassaden, Dachschalungen oder Gartenbau sind wetterfeste Platten erforderlich (z. B. mit BFU 100-Verleimung nach DIN EN 314-2, Klasse 3).
  • Betonbau: Schalungsplatten mit phenolharzbeschichteter Oberfläche bieten hohe Widerstandsfähigkeit gegen Feuchte und Druck.

Auch die Holzart spielt eine Rolle: Birke und Buche sind besonders fest, Pappel ist leichter, aber auch weicher.

Sperrholz im Bauwesen: Typische Anwendungen

Sperrholz hat sich auf dem Bau längst etabliert – vor allem dank seiner Kombination aus Leichtigkeit und Belastbarkeit:

  • Beplankung von Wänden, Decken und Böden
  • Dachschalungen
  • Trennwände und Möbel im Trockenbau
  • Verpackung und Transportbehälter
  • Betonschalungen

Nicht zuletzt spielt Sperrholz auch im ökologischen Bauen eine Rolle – etwa bei Holzhäusern, Tiny Houses oder nachhaltigem Innenausbau.

Fazit: Sperrholz ist nicht gleich Sperrholz

Wer Sperrholz gezielt einsetzt, spart nicht nur Gewicht und Geld, sondern profitiert auch von einer hohen technischen Leistungsfähigkeit. Entscheidend ist, die richtige Plattenart für den jeweiligen Zweck zu wählen – ob Furniersperrholz, Tischlerplatte oder geformtes Sperrholz. Wer auf geprüfte Qualität achtet (z. B. CE-Kennzeichnung oder DIN-Norm), kann den vielseitigen Werkstoff im Hausbau, Innenausbau oder Möbelbereich effizient einsetzen.

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2 Gedanken zu „Sperrholz – Eigenschaften, Unterschiede und Einsatzgebiete im Überblick“

  1. Ich habe bei einigen Bauprojekten Formteile aus Schaumstoff verwendet. Mein Kollege meinte, dass vieles auch mit Holz umgesetzt werden kann. Letztlich entscheidet aber der Verwendungszweck über das Material und ich bin so, wie es gelaufen ist ganz glücklich. Es wird ja auch immer gefragt, ob Sperrholz oder Spanplatte besser ist, so gilt auch hier wieder die Antwort, dass es auf den Zweck ankommt.

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