Durch hohe Temperaturen wurde die Fahrbahn der A40 am Niederrhein teilweise beschädigt. Zwischen den Anschlussstellen Wankum und Wachtendonk ist deswegen in Fahrtrichtung Duisburg eine von zwei Spuren gesperrt, wie ein Sprecher der Autobahn GmbH am 14. Juni 2025 mitteilte. Wir schauen uns an, wie ein solcher Blow-up genau passiert und was sich dagegen unternehmen lässt.

Das erwartet Sie in diesem Beitrag
- Was ist ein Blow-up?
- Warum platzt die Fahrbahn?
- Gefährdete Strecken: Wo ist besondere Vorsicht geboten?
- Warum Asphalt nicht betroffen ist
- Was wird dagegen unternommen?
- Was Sie als Verkehrsteilnehmer*in tun können
- Wer haftet bei Schäden oder Unfällen?
- Neue Materialien im Test: Gibt es Alternativen?
Was ist ein Blow-up?
Steigt das Thermometer über 30 °C, steigt auch das Risiko auf bestimmten Autobahnen. Gemeint sind nicht etwa Staus, sondern sogenannte „Blow-ups“. Dabei handelt es sich um plötzliche Aufbrüche oder Aufwölbungen der Fahrbahn. Besonders gefährlich ist dieses Phänomen auf älteren Betonabschnitten – etwa für Motorradfahrende, die durch die unvorhersehbaren Unebenheiten das Gleichgewicht verlieren können.
Betroffen sind nicht alle Straßen, sondern hauptsächlich ältere Autobahnen mit dünnerer Betondecke. Asphaltfahrbahnen sind hingegen nicht gefährdet. Der Begriff „Blow-up“ stammt aus dem Englischen und bedeutet sinngemäß „Aufsprengung“. Und genau das passiert auch: Die Betonplatten reißen, heben sich an oder knicken plötzlich aus – eine massive Gefahr im fließenden Verkehr.
Warum platzt die Fahrbahn?
Das physikalische Prinzip dahinter ist einfach, aber folgenschwer: Beton dehnt sich bei Hitze aus. In modernen Fahrbahnen wird dieser Effekt durch ausreichend breite Fugen und eine dicke Betonlage ausgeglichen. Bei älteren Bauweisen – besonders bei Platten mit nur etwa 20 bis 24 cm Dicke – reicht dieser Spielraum nicht immer aus.
Die Oberseite der Platte erwärmt sich tagsüber deutlich stärker als die kühler bleibende Unterseite. Das führt zu ungleichmäßigen Dehnungen und damit zu Spannungen im Material. Wenn die inneren Druckkräfte eine kritische Grenze überschreiten, bricht die Platte – oder wölbt sich gefährlich auf. Besonders häufig geschieht dies an Fugen, alten Reparaturstellen oder schlecht verdichteten Platten.
Was ist ein Blow-up?
Ein plötzlicher Hitzeschaden, bei dem sich Betonplatten aufwölben oder aufplatzen.
Wo tritt es auf?
Nur bei älteren Betonfahrbahnen, meist auf Autobahnen, besonders in Süddeutschland.
Wer ist besonders gefährdet?
Motorradfahrende, Fahrzeuge mit geringer Bodenfreiheit.
Wie kann ich mich schützen?
Geschwindigkeit reduzieren, Abstand halten, Verkehrsfunk beachten.
Wer haftet?
In der Regel die Vollkaskoversicherung. Behörden nur bei nachgewiesener Fahrlässigkeit.
Gefährdete Strecken: Wo ist besondere Vorsicht geboten?
In Deutschland bestehen rund 30 % der Autobahnen aus Beton. Viele davon wurden in den 1980er- und 1990er-Jahren errichtet. Besonders betroffen sind Autobahnabschnitte im Süden, etwa in Bayern, wo hohe Temperaturen im Sommer keine Seltenheit sind.
Die Autobahngesellschaft Südbayern hat auf besonders gefährdeten Streckenabschnitten bereits reagiert: Auf Teilen der A3, A92 und A93 gelten im Sommer spezielle Tempolimits – für Pkw 120 km/h, für Motorräder sogar nur 80 km/h. Grund sind Betondecken, die das Ende ihrer geplanten Nutzungsdauer überschritten haben.
Warum Asphalt nicht betroffen ist
Im Gegensatz zu Beton ist Asphalt ein flexibler, thermoplastischer Baustoff. Bei Hitze wird er weicher, verformt sich, bildet aber keine plötzlichen Aufbrüche. Allerdings entstehen mit der Zeit Spurrillen – vor allem bei hoher Lkw-Belastung. Diese können bei Regen gefährlich werden, wenn sich Wasser sammelt und Aquaplaning droht.

Was wird dagegen unternommen?
Die Behörden setzen verschiedene Maßnahmen ein, um die Gefahr durch Blow-ups zu verringern:
- Verstärkte Kontrollen: Bei Hitze werden gefährdete Abschnitte mehrmals täglich kontrolliert.
- Tempolimits: Reduzierte Geschwindigkeiten senken das Unfallrisiko bei plötzlichen Schäden.
- Querliegende Asphaltstreifen: Diese sollen die Spannungen im Beton reduzieren.
- Fugensanierungen: Gut gepflegte Fugen verringern das Risiko von Druckspannungen.
- Erneuerungen: Alte Betonplatten werden nach und nach durch neue Konstruktionen ersetzt.
Ein vollständiger Schutz ist jedoch nicht möglich. Denn Blow-ups entstehen spontan – ohne klare Vorwarnung.
Was Sie als Verkehrsteilnehmer*in tun können
Wenn Sie an heißen Tagen unterwegs sind und wissen, dass die Strecke aus Beton besteht, sollten Sie aufmerksam fahren. Besonders in Risikogebieten gilt:
- Fahren Sie mit reduzierter Geschwindigkeit, wenn Warnhinweise bestehen.
- Halten Sie ausreichend Abstand zum vorausfahrenden Fahrzeug.
- Seien Sie besonders vorsichtig auf alten Autobahnabschnitten oder bei sichtbaren Reparaturstellen.
- Melden Sie auffällige Fahrbahnschäden unverzüglich bei Polizei oder Autobahnmeisterei.
Für Motorradfahrende gilt besondere Vorsicht – sie sind durch plötzlich auftretende Aufwölbungen besonders gefährdet.
Wer haftet bei Schäden oder Unfällen?
Grundsätzlich müssen die zuständigen Behörden bei Hitze besonders wachsam sein. Sie sind verpflichtet, Straßenabschnitte regelmäßig zu kontrollieren und bei Bedarf Warnschilder aufzustellen oder Fahrspuren zu sperren. Passiert dennoch ein Unfall, haften sie nur dann, wenn ihnen ein Versäumnis nachgewiesen werden kann. Das ist oft schwierig.
Für Schäden am eigenen Fahrzeug greift in der Regel die Vollkaskoversicherung. Eine Teilkasko deckt solche Schäden meist nicht ab.
Neue Materialien im Test: Gibt es Alternativen?
Der Klimawandel stellt die Straßenbauämter vor neue Herausforderungen. In Hessen etwa wird bereits mit alternativen Belägen experimentiert. „Klimaphalt“ heißt ein neuartiger Straßenbelag, der eine helle Oberfläche mit einem speziellen Schichtenaufbau kombiniert. Die Deckschicht reflektiert Sonnenstrahlen, während tiefere Lagen Feuchtigkeit speichern und verdunsten – das sorgt für Kühlung.
Auch geothermische Konzepte sind in der Erprobung: An der Universität Kassel werden Asphaltflächen mit eingebauten Rohrsystemen untersucht. Kaltes Wasser in den Rohren senkt im Sommer die Oberflächentemperatur und verhindert so die extreme Aufheizung.