Wenn wir hier über die ältesten Städte Deutschlands schreiben, werden wir dem einen oder anderen auf den Schlips treten müssen. Denn ganz so einfach lässt sich keine eindeutige Rangliste erstellen, es gibt mehrere deutsche Städte, die mit diesem Titel werben. Der Grund ist ganz einfach – nicht immer lässt sich eindeutig belegen, wann eine Stadtgründung erfolgt ist oder ab wann eine Stadt als Stadt bezeichnet werden kann. Insbesondere bei römischen Stadtgründungen gibt es jedoch einige Kandidaten, die zu den ältesten deutschen Städten gezählt werden dürfen.
Das erwartet Sie in diesem Beitrag
- Die Definition von „Stadt“
- Stadt #1: Andernach – gegründet 12 v. Chr.
- Stadt #2: Augsburg – gegründet 15 v. Chr.
- Stadt #3: Bonn – gegründet 11 v. Chr.
- Stadt #4: Kempten – gegründet 15 v. Chr.
- Stadt #5: Koblenz – gegründet 9 v. Chr.
- Stadt #6: Köln – gegründet 19 v. Chr.
- Stadt #7: Mainz – gegründet 13/12 v. Chr.
- Stadt #8: Neuss – gegründet 16 v. Chr.
- Stadt #9: Speyer – gegründet 10 v. Chr.
- Stadt #10: Trier – gegründet 16 v. Chr.
- Stadt #11: Worms – gegründet 5000 v. Chr.
- Stadt #12: Xanten – gegründet 13/12 v. Chr.
Die Definition von „Stadt“
Bevor die Römer sich in Deutschland breitmachten, bestand das Land eher aus dörflich geprägten Regionen. Einige Ausnahmen wie zum Beispiel Worms, bestätigen diese Regel. Die Wormser beanspruchen für sich, bereits zuvor eine Stadt gewesen zu sein. Eine Stadt wird allgemein als eine größere zivile Siedlung definiert, die bestimmte Merkmale aufweist: Zentralisierung, klare Abgrenzung zum Umland, eigene Verwaltungs- und Versorgungssysteme, Wasserversorgung und eine zentrale Lage an wichtigen Verkehrswegen.
Bevor eine Siedlung als Stadt anerkannt wird, gibt es oft eine längere Besiedlungsphase. Es ist jedoch problematisch, die Definition einer Stadt nur auf formale Kriterien, wie die damalige Rechtslage oder die Verleihung des Stadtrechts, zu stützen. Solche Kriterien können von zeitlichen und regionalen Gegebenheiten beeinflusst sein und erschweren ein einheitliches Verständnis des Stadt-Begriffs. Wenn jedoch während der Römerzeit eine Siedlung den Status einer Colonia (Kolonie) erhielt, deutet dies heute stark darauf hin, dass sie den Charakter einer Stadt hatte, da sie damit die höchste Form des römischen Stadtrechts erlangte.
Nachfolgend nun 12 Städte, die zu den ältesten in Deutschland zählen. Die Sortierung erfolgt hierbei alphabetisch, um keine allzu großen Streitereien heraufzubeschwören.
Stadt #1: Andernach – gegründet 12 v. Chr.
Die Siedlungsgeschichte des Andernacher Gebiets erstreckt sich über rund 500.000 Jahre. Im Stadtteil Miesenheim (Fundort „Miesenheim I“) wurden Tierknochen und Steinwerkzeuge aus der Altsteinzeit entdeckt, die ebenfalls etwa 500.000 Jahre alt sind. Andernach wurde jedoch erst in der Römerzeit zur Stadt. Man nimmt an, dass sie im Jahr 12 v.Chr. gegründet wurde, damals noch unter dem Namen Antunnacum.
Obwohl Andernach mit seinen 30.000 Einwohnern nicht unbedingt als touristischer Anziehungspunkt gilt, hat die Stadt, die 45 Kilometer vor Bonn liegt, einige beeindruckende Sehenswürdigkeiten zu bieten, die ihre 2000-jährige Geschichte widerspiegeln. Ursprünglich als Porta Antunnacensis gegründet, entwickelte sich Andernach zu einer wichtigen Handelsmetropole.
Die mittelalterliche Marienkathedrale im Stadtzentrum markiert heute den Ort der antiken Siedlung. Bei Bauarbeiten im Jahr 2006 wurde in der Nähe des Gemeindezentrums ein römisches Badehaus entdeckt, das heute besichtigt werden kann. Bei einem Besuch in Andernach sollte man sich die Überreste der alten Stadtmauer, das Rheintor aus dem Jahr 1200 und den höchsten Kaltwasser-Geysir der Welt nicht entgehen lassen.
Stadt #2: Augsburg – gegründet 15 v. Chr.
Augsburg, im Jahr 15 v. Chr. vom römischen Kaiser Augustus als „Augusta Vindelicorum“ gegründet, feierte 1985 sein 2000-jähriges Bestehen. Innerhalb kurzer Zeit mauserte sich die Siedlung zu einem wichtigen urbanen Zentrum. Die heutige Maximilianstraße, ein Renaissance-Juwel, folgt dem Verlauf der antiken Via Claudia, die einst nach Verona führte und heute das Herzstück der Altstadt darstellt.
Im 13. Jahrhundert erlangte Augsburg den Status einer freien Reichsstadt. Eine Urkunde von 1316 bestätigte diese Privilegien und verlieh der Stadt umfassende Zoll-, Steuer- und Gerichtsrechte. Im 15. und 16. Jahrhundert avancierte Augsburg zu einem der führenden Handelszentren Europas. Hier traten die mächtigen Handelsfamilien Welser und Fugger auf den Plan, die über ein Jahrhundert zu den reichsten Dynastien weltweit zählten.
Der florierende Textilhandel spielte eine Schlüsselrolle in Augsburgs Wirtschaft. Die Fugger errichteten zwischen 1516 und 1523 die Fuggerei, die erste Sozialsiedlung der Welt, in der bis heute bedürftige Bürger wohnen. Kaiser Maximilian I. nutzte Augsburg als Bühne für seine Reichstage.
Das 16. und 17. Jahrhundert markiert Augsburgs Goldenes Zeitalter. Während dieser Epoche unterstützten die vermögenden Bankiers der Stadt den Kaiser finanziell. Augsburg wurde zu einem erstklassigen Kunstzentrum und erlangte durch seine vielfältigen Produkte, von Silberschmiedekunst über Drucke bis hin zu wissenschaftlichen Instrumenten, weltweite Anerkennung.
Architektonisch wurde die Stadt maßgeblich von Elias Holl (1573-1646) beeinflusst. Zahlreiche bedeutende Gebäude, darunter das Rathaus, die Stadtmetzgerei, das Rote Tor und das Zeughaus, gehen auf sein Konto. Aber auch der Künstler Adrien de Vries, bekannt für seine Brunnen, prägte das Stadtbild nachhaltig.
Stadt #3: Bonn – gegründet 11 v. Chr.
Am Venusberg, nahe Bonn, entdeckte man die Überreste einer Siedlung, die über 6.000 Jahre alt ist und somit zu den ältesten Ansiedlungen Deutschlands gehört. Die eigentliche Stadtentwicklung von Bonn begann jedoch im Jahr 51 v. Chr., als das Rheinland dem römischen Imperium beitrat. Die erste schriftliche Erwähnung der Stadt stammt aus dem Jahr 11 v. Chr. durch den römischen Autor Floras.
Die Geschichte Bonns war nicht immer friedlich: 274 zerstörten die Franken die Stadt, fielen 355 erneut ein und erst 508 integrierte König Chlodwig das Rheinland in das fränkische Reich. Im Jahr 925 wurde es ein Teil des neu gegründeten Deutschen Reichs. Ab 1597 diente Bonn als offizielle Residenz der Kölner Kurfürsten, obwohl sie die Stadt bereits seit Jahrhunderten bewohnten. Im neunjährigen Krieg wurde Bonn belagert und 1689 auf Anordnung des Kurfürsten Friedrichs schwer beschädigt.
1803 endeten das Heilige Römische Reich und das Kurfürstentum Köln. 1815 wurde Bonn zur Kreisstadt der preußischen Rheinprovinz unter König Wilhelm III. Das 19. Jahrhundert brachte technischen Fortschritt: 1844 eröffnete die Eisenbahnlinie Köln-Bonn, 1884 das erste Telefonnetz und 1893 die erste Dampfstraßenbahn. Im Ersten Weltkrieg litt Bonn unter Bombenangriffen, bei denen 26 Menschen starben. Nach dem Krieg war Bonn zunächst Teil der britischen und dann der französischen Besatzungszone.
1949 wurde ein bedeutendes Jahr für Bonn: Am 10. Mai wurde die Stadt zur Hauptstadt der neu gegründeten Bundesrepublik Deutschland. Am 23. Mai verkündete Konrad Adenauer das Grundgesetz, und im August desselben Jahres wurde er zum ersten Bundeskanzler gewählt, während Theodor Heuss als erster Bundespräsident ins Amt kam. 1968 wurde das Bonn Center am Kanzlerplatz erbaut, um Politiker und Staatsgäste zu beherbergen. Seit der deutschen Wiedervereinigung ist Berlin jedoch wieder die Hauptstadt des Landes.
Stadt #4: Kempten – gegründet 15 v. Chr.
Die historischen Wurzeln Kemptens reichen bis in die Zeit der römischen Expansion ins Alpenvorland um 15 v. Chr. zurück. Der griechische Geograf Strabon erwähnte in seinem vierten Buch der Erdbeschreibung, verfasst vor 18 n. Chr., die keltische Siedlung Kambodounon. Obwohl archäologische Beweise für eine größere vorrömische Siedlung fehlen, ist die Existenz der Stadt Cambodunum seit der römischen Eroberung durch Drusus und Tiberius gesichert. Im ersten und zweiten Jahrhundert war Cambodunum wahrscheinlich die Hauptstadt der Provinz Rätien, bevor Augsburg diese Rolle im späteren 2. Jahrhundert übernahm.
Kemptens Blütezeit lag im 1. und 2. Jahrhundert. Im 3. Jahrhundert wurde es durch den Donau-Iller-Rhein-Limes zur römischen Grenzstadt. Eine spätrömische Kastellsiedlung, Cambidanum genannt, entstand im Bereich des heutigen Burghalde-Hügels und erstreckte sich bis zur heutigen St.-Mang-Kirche. Hier war eine Abteilung der 3. Italischen Legion stationiert.
Nach dem römischen Zeitalter sind die Anfänge Kemptens im frühen Mittelalter weniger dokumentiert. Im ersten Jahrhundert n. Chr. kamen die St. Galler Mönche Magnus und Theodor nach Kempten. Theodor gründete neben einer Marienkirche auch eine Klosterzelle, die später zum ersten Kloster im Allgäu wurde. Dieses Kloster entwickelte sich zum Stift Kempten, das im Laufe der Zeit an Macht und Einfluss gewann.
Ein weiteres bedeutendes Ereignis: 771 heiratete König Karl der Große Herzogstochter Hildegard, die familiäre Bindungen nach Kempten hatte. Ab 773 wurde sie eine großzügige Unterstützerin des Klosters und somit auch der Stadt Kempten.
Stadt #5: Koblenz – gegründet 9 v. Chr.
Koblenz, eine der ältesten Städte Deutschlands, hat eine reiche und facettenreiche Geschichte, die in der Steinzeit beginnt. Im Jahr 9 v. Chr. errichteten die Römer hier eine befestigte Siedlung namens Confluentes, die zur Sicherung der Rheinstraße diente. Auch das Kastell Niederberg wurde in dieser Zeit erbaut, um Limes und die erste Brücke über Rhein und Mosel zu schützen.
Im 5. Jahrhundert übernahmen die Franken die Kontrolle über Koblenz und gründeten einen Königshof. Ein bedeutendes historisches Ereignis fand 842 in der Kastorkirche statt, als die Enkel Karls des Großen Verhandlungen führten, die zur Teilung des Fränkischen Reichs im Vertrag von Verdun 843 führten.
Unter der Herrschaft der Erzbischöfe und Kurfürsten von Trier erlebte Koblenz eine Blütezeit, in der viele kulturelle Denkmäler, darunter Schlösser, Kirchen und Festungen, entstanden. Die Festung Ehrenbreitstein, ursprünglich im Jahr 1020 als Burg erbaut, war ein solches Juwel und galt als sicherste Burg des Kurstaates.
Während des Dreißigjährigen Krieges verlegte Kurfürst Philipp Christoph von Sötern seinen Amtssitz nach Koblenz ins Schloss Philippsburg. Später, 1786, zog Kurfürst Clemens Wenzeslaus von Sachsen in das Kurfürstliche Schloss von Koblenz, bis die Stadt 1794 von den französischen Revolutionstruppen eingenommen wurde.
Nach dem Wiener Kongress von 1814/15 wurde Koblenz Teil des Königreichs Preußen und wurde zum Sitz des Oberpräsidiums der Provinz Großherzogtum Niederrhein und später zur Hauptstadt der Rheinprovinz. Die Festung Koblenz wurde zu einer der mächtigsten Europas ausgebaut, und im 19. Jahrhundert entstanden weitere architektonische Meisterwerke wie das Schloss Stolzenfels.
Stadt #6: Köln – gegründet 19 v. Chr.
Köln blickt auf eine beeindruckende Geschichte von fast 2000 Jahren zurück. Gegründet im Jahr 19 v. Chr. als „Colonia Claudia Ara Agrippinensium“, erhielt die Stadt römisches Recht und wurde in der Frankenzeit als Köln bekannt. Ihre strategische Lage am Rhein ermöglichte die Kontrolle von Handelswegen von Norditalien bis England, wodurch Köln im Frühmittelalter zu einer bedeutenden Handelsmetropole aufstieg. Die Erzbischöfe prägten das Bild des „Heiligen Köln“ und machten es zur Hauptstadt ihres Erzstiftes. Als Zeichen ihrer Macht ließen sie die halbkreisförmige Stadtmauer und den beeindruckenden gotischen Dom errichten.
Im 15. Jahrhundert befreite sich Köln von der erzbischöflichen Herrschaft und wurde als Freie Reichsstadt zu einem Zentrum bürgerlicher Kultur und Kunst, wie die Kölner Malerschule bezeugt. Nach dem Dreißigjährigen Krieg verlangsamte sich jedoch das städtische Wachstum. Erst mit der Eingliederung in das Königreich Preußen 1815 und der anschließenden Industrialisierung erlebte Köln einen erneuten Aufschwung.
1880 wurde der Kölner Dom, wahrscheinlich das bekannteste Wahrzeichen der Stadt, als Nationaldenkmal der Deutschen Reichseinheit fertiggestellt. Nach den Zerstörungen im Zweiten Weltkrieg wurde Köln über Jahrzehnte hinweg wieder aufgebaut, wodurch das charakteristische Stadtbild am Rhein schrittweise zurückgewonnen wurde. Heutzutage zählt Köln, eine der vier größten Städte Deutschlands, vor allem als Event-Stadt mit dem Karneval als Hauptattraktion für Touristen.
Stadt #7: Mainz – gegründet 13/12 v. Chr.
Die Geschichte von Mainz ist tief verwurzelt und reicht zurück bis zu den Kelten. Doch den entscheidenden Wendepunkt markierten die Römer, die im Zuge ihrer Expansionsbestrebungen bis an die Elbe im Jahr 13/12 v. Chr. durch den Feldherrn Drusus ein Militärlager für 12.000 Soldaten gründeten. Schnell wuchs daraus „Mogontiacum“, eine florierende römische Stadt, benannt nach dem keltischen Gott Mogon, in der zeitweise bis zu 50.000 Menschen lebten.
Der Übergang von der römischen zur fränkischen Ära und vom Altertum zum Mittelalter war fließend. In Mainz bestand eine romanisierte Kultur fort, während die Franken sich auf die Gründung ländlicher Gemeinden konzentrierten. Trotz einiger Zerstörungen überstanden viele römische Bauwerke die Völkerwanderungszeit. Das Christentum bildete eine Brücke zwischen den Zeitaltern, besonders am Rhein.
Nach der Anerkennung des Christentums im römischen Reich unter Konstantin im 4. Jahrhundert etablierte sich in Mainz eine christliche Gemeinschaft und wurde zum Bischofssitz. Der Missionserzbischof Bonifatius, Bischof von Mainz von 746 bis zu seinem Märtyrertod 754, gab wichtige Impulse für die religiöse und politische Entwicklung der Region.
Im Jahr 2000 ehrte Mainz den 600. Geburtstag von Johannes Gutenberg, der um 1400 in der Stadt geboren wurde. Seine bahnbrechende Erfindung des Buchdrucks revolutionierte die Welt. Das 19. Jahrhundert in Mainz war geprägt von relativer Ruhe, der Entstehung der Mainzer Fastnacht ab 1837 und einer Bau- und Bevölkerungsexplosion während der Gründerzeit. 1908 erlangte Mainz den Status einer Großstadt.
Stadt #8: Neuss – gegründet 16 v. Chr.
Die Stadt Neuss, eine der drei ältesten Siedlungen Deutschlands neben Augsburg und Trier, blickt auf eine beeindruckende Geschichte zurück, die bis in die Zeit des Kaisers Augustus reicht. Archäologische Funde, insbesondere rote Tonware, datieren die ersten römischen Lager an der Erftmündung auf das Jahr 16 v. Chr. Neun aufeinanderfolgende Legionslager und ein Annexlager, begleitet von einem Lagerdorf für Handwerker und Händler, bildeten den römischen Militärbezirk Novaesium. Der Name leitet sich möglicherweise vom lateinischen „novio“ (neu) ab und könnte „Neulager“ bedeuten.
Ein beeindruckendes Relikt aus dieser Zeit ist die Kybele-Kultstätte aus dem 4. Jahrhundert im heutigen Gnadental. Obwohl Neuss nicht den Rang einer Provinzhauptstadt wie Trier, Mainz oder Köln hatte, zählte es neben Orten wie Xanten, Bonn und Koblenz zu den bedeutendsten römischen Lagern und Kastellen. Die Zivilsiedlung, die bereits im 1. Jahrhundert n. Chr. entstand, überdauerte die Römerzeit.
In der fränkischen Epoche profitierte Neuss von seiner strategischen Lage an einem Hafen, einer Fähre und als Knotenpunkt wichtiger Fernstraßen. Trotz Überfällen der Normannen in den Jahren 863 und 881 wuchs die Stadt weiter und fiel im 10. Jahrhundert an die Kölner Kirche.
Das späte Mittelalter markierte eine wirtschaftliche Hochphase für Neuss, getrieben durch den Fernhandel von Produkten wie Wolle, Leinen, Bier, Honigkuchen und Leder. Hauptabnehmer waren Hansestädte, Regionen in Niedersachsen, Westfalen, Mittel- und Süddeutschland sowie Holland.
Die französische Besatzung ab 1794 brachte nicht nur neue Herrscher und Steuern, sondern auch ein effizientes Verwaltungssystem und das französische Recht. 1815 wurde Neuss Teil des Königreichs Preußen und erlebte administrative Umstrukturierungen. Während dieser Zeit zählte Neuss etwa 6.333 Einwohner. Heute ist die Stadt Heimat für rund 150.000 Menschen.
Stadt #9: Speyer – gegründet 10 v. Chr.
Die historischen Wurzeln der Stadt Speyer reichen bis ins Jahr 10 v. Chr. zurück, als hier ein Römerlager entstand. Der Name „Spira“, der Vorläufer des heutigen Namens „Speyer“, wurde erstmals im Jahr 614 dokumentiert. Die Stadt erlangte insbesondere durch ihre Reichstage und den beeindruckenden Kaiserdom an Bedeutung.
Im Herzen des fränkischen Königs- und Kaisergeschlechts der Salier gelegen, wurde in Speyer der berühmte Kaiser- und Mariendom im romanischen Stil errichtet. Dieser Dom, die weltweit größte erhaltene romanische Kirche, wurde 1981 zum UNESCO-Weltkulturerbe ernannt.
Während des Mittelalters etablierte sich Speyer als freie Reichsstadt und zählte zu den wichtigsten Städten des Heiligen Römischen Reiches Deutscher Nation. Hier fanden über 50 Hof- und Reichtage statt, darunter 1529 der Reichstag der Protestation, der den protestantischen Christen weltweit ihren Namen gab. Von 1527 bis 1689 beherbergte die Stadt zudem das Reichskammergericht.
Die Stadt erlebte 1689 während des pfälzischen Erbfolgekrieges massive Zerstörungen, wurde jedoch im Barockstil wieder aufgebaut. Von 1816 bis 1945 diente Speyer als Verwaltungssitz der bayrischen Pfalz, wodurch prächtige Regierungs- und Verwaltungsgebäude entstanden, die das Stadtbild bis heute prägen. Da Speyer im Zweiten Weltkrieg von Zerstörungen verschont blieb, sind die historischen und sorgfältig restaurierten Gebäude aus Barock und Historismus weiterhin dominante Elemente der malerischen Innenstadt. Zeugnisse des Mittelalters, wie der Dom, der Innenstadtgrundriss, alte Weinkeller und das mächtige Altpörtel-Stadttor, ergänzen das reiche kulturelle Erbe Speyers.
Stadt #10: Trier – gegründet 16 v. Chr.
Im Zuge der Gallischen Kriege besiegten die Römer den Keltenstamm und gründeten im Jahr 16 v. Chr. die Stadt „Augusta Treverorum“ zu Ehren des damaligen Kaisers Augustus. Diese Stadt entwickelte sich rasch zur Hauptstadt der Provinz Gallia Belgica und wurde mit einem Wehrsystem ausgestattet, um sich vor feindlichen Germanen zu schützen.
Doch Trier war nicht nur eine Militärbasis. Archäologische Funde belegen, dass die Stadt auch ein bedeutendes Handelszentrum war. Über den Fluss Mosel wurden sowohl Truppen als auch Waren transportiert. Besonders der Weinbau brachte den Römern in dieser Region Wohlstand.
Die religiöse Bedeutung Triers wuchs ebenfalls, da es bereits in der Römerzeit ein Zentrum der Christianisierung und ein Bischofssitz wurde. Obwohl die Stadt im Jahr 275 durch die Alemannen weitgehend zerstört wurde, ließ sie der römische Kaiser Konstantin, der von 306 bis 337 regierte, wieder aufbauen. Aus seiner Zeit stammen viele beeindruckende Bauten, von denen einige bis heute erhalten sind.
Ein Beispiel für den römischen Luxus ist das weitläufige Gelände der Kaiserthermen. Obwohl von diesem prächtigen Bad nur noch Ruinen übrig sind, vermitteln die erhaltenen Mauerreste einen Eindruck von dem Komfort, den die Römer durch ein ausgefeiltes Heißluftsystem genossen. Weitere beeindruckende Zeugnisse römischer Architektur sind die berühmte Porta Nigra, die Römerbrücke über die Mosel und die imposante Basilika, die heute als evangelische Kirche dient.
Zwischen 367 und 392 n. Chr. war Trier mit über 80.000 Einwohnern die größte Stadt nördlich der Alpen und das Zentrum des weströmischen Reiches. Doch mit dem Rückzug der Römer während der Völkerwanderung und dem Vordringen der Germanen begann auch für Trier ein Niedergang. Dies zeigt sich insbesondere daran, dass die Stadt im frühen Mittelalter nur noch halb so groß war wie in ihrer römischen Blütezeit.
Stadt #11: Worms – gegründet 5000 v. Chr.
Die Stadt Worms blickt auf eine beeindruckende Geschichte zurück, die bis etwa 5000 v. Chr. reicht, wie archäologische Funde belegen. Strategisch günstig am Rhein zwischen den Mündungen des Eisbachs und der Pfrimm gelegen, diente Worms als wichtiger Verkehrsknotenpunkt.
Der älteste bekannte Name für die Stadt, „Borbetomagus“ oder „Borbitumagus“, stammt aus keltischer Zeit. Die keltische Siedlung, die den Grundstein für die spätere römische Stadt legte, befand sich nördlich der Pfrimm. Ab der augusteischen Zeit (27 v. – 14 n. Chr.) wurde Worms Teil des Römischen Reiches. Hier entstand vermutlich ein römisches Kastell, und die Stadt wurde als Civitas Vangionum bezeichnet, benannt nach dem ansässigen Stamm.
Während der Völkerwanderung diente Worms als Hauptstadt des Burgunderreiches, wie das Nibelungenlied aus dem 13. Jahrhundert berichtet. Im frühen Mittelalter wurde Worms zum Bischofssitz. Unter Bischof Burchard um das Jahr 1000 erlebte die Stadt eine Blütezeit mit dem Bau von Befestigungsanlagen, Stiften, Kirchen und Kapellen.
In der Stauferzeit war Worms ein zentraler Stützpunkt des Reiches. Das aufstrebende Bürgertum und die bedeutende jüdische Gemeinde prägten das städtische Leben. Im 13. Jahrhundert erlangte Worms den Status einer Freien Reichsstadt, den es bis 1797 behielt. Die Wormser Reichstage von 1495 und 1521, insbesondere die Anhörung Luthers 1521, unterstrichen die Bedeutung der Stadt.
Nach einer wirtschaftlich stabilen Phase bis 1600 erlebte Worms im 17. Jahrhundert einen Niedergang. 1689 wurde die Stadt durch die Franzosen fast vollständig zerstört und erholte sich fast zwei Jahrhunderte lang nicht von diesem Schlag.
Die französische Herrschaft von 1797 bis 1814 brachte tiefgreifende Veränderungen für Worms. Mit dem Ende des Bistums und der Reichsfreiheit verlor die Stadt ihre traditionellen Lebensgrundlagen. Erst in der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts, als Worms zum Großherzogtum Hessen gehörte, führte die Industrialisierung, insbesondere in der Lederindustrie, zu einem wirtschaftlichen Aufschwung.
Stadt #12: Xanten – gegründet 13/12 v. Chr.
Die Stadt Xanten, deren Name an vergangene Zeiten und antike Dramen erinnert, blickt auf eine beeindruckende 2000-jährige Geschichte zurück. Ihre Ursprünge liegen in einem römischen Legionslager aus dem Jahr 13/12 v. Chr., das sich im Laufe der Zeit zu einer blühenden Siedlung namens Colonia Ulpia Traiana entwickelte. Noch heute zeugen zahlreiche archäologische Funde und Ruinen von der lebhaften Präsenz der Römer in dieser Region.
Im Jahr 105 n. Chr. verlieh Kaiser Traianus der Siedlung offizielle Stadtrechte. Später, im Jahr 1228, erkannte der Kölner Erzbischof Heinrich von Molenark auch dem Marktort Xanten diese Rechte zu. Sein Nachfolger, Friedrich von Hochstaden, initiierte den Bau der gotischen Stiftskirche St. Viktor, die im 16. Jahrhundert fertiggestellt wurde. Ende des 14. Jahrhunderts wurde Xanten durch eine Stadtmauer geschützt, von der heute noch bedeutende Teile wie das Klever Tor und der Meerturm erhalten sind.
Xantens Bedeutung erstreckt sich jedoch nicht nur auf historische Fakten. Die Stadt ist auch tief in der Nibelungensage verwurzelt. Laut Legende wurde hier der legendäre Held Siegfried geboren, gerade als die Römerkolonie Ulpia Traiana in Verfall geriet. Siegfried stieg zum König von Xanten auf und regierte das mythische Königreich Niederland.