Die waren die größten deutschen Städte im Mittelalter

Von Dominik Hochwarth

Während es anderswo auf der Welt bereits Städte mit einigen hunderttausend Einwohnern gab, wie zum Beispiel Peking, Hampi, Konstantinopel oder Paris, ging es im Jahr 1500 in Deutschland noch recht beschaulich zu. Die größten deutschen Städte hatte damals allenfalls einige zehntausend Einwohner. Bei den hier in diesem Beitrag genannten Einwohnerzahlen handelt es sich jedoch um Schätzungen, genauere Aufzeichnungen gab es zur damaligen Zeit noch nicht. Einige der hier vorgestellten Städte gehören zudem heutzutage nicht mehr zum deutschen Staatsgebiet, haben jedoch eine längere deutsche Geschichte.

Nürnberg Altstadt
Nürnberg ist sicherlich eine der besterhaltenen mittelalterlichen Städte in Deutschland

Das erwartet Sie in diesem Beitrag

Prag im Mittelalter – 70.000 Einwohner

Prag, die heutige Hauptstadt der Tschechischen Republik, hat eine lange Geschichte, die weit über ihre Zugehörigkeit zu Deutschland hinausreicht. Seit ihrer Gründung vor tausend Jahren hat sich die Stadt von einer Siedlung, die sich von der Prager Burg im Norden bis zur Festung Vyšehrad im Süden erstreckte, zu einem modernen europäischen Land entwickelt.

Die wichtigsten Festungen Prags, die Prager Burg und der Vyšehrad, wurden Ende des 9. bzw. im 10. Jahrhundert errichtet, während der Bau der Kathedrale, eines der herausragenden Merkmale der Prager Burg, 1344 begann und erst im 20. Prag war Sitz der böhmischen Herzöge und Könige und wurde 973 Bischofssitz. Die Stadt war ein wichtiger Handelsplatz in Europa.

Karlsbrücke Prag
Blick von der Karlsbrücke auf die Altstadt von Prag

Unter der Herrschaft Karls IV. (1346-1378) erlebte Prag seine Blütezeit, wurde zur Reichshauptstadt und war damals nach Rom und Konstantinopel die drittgrößte Stadt Europas. Karl IV. förderte den Ausbau der Stadt, darunter die Gründung der Karlsuniversität 1347, der ältesten Universität Mitteleuropas, und den Bau des Veitsdoms. Die Karlsbrücke verband die Stadtteile und stärkte die Infrastruktur.

Das 14. Jahrhundert war aber auch von Unruhen geprägt, darunter eine Hungersnot in den 1360er Jahren und antisemitische Pogrome im Jahr 1389, die fast die gesamte jüdische Bevölkerung Prags auslöschten. Der erste Aufstand fand 1393 statt, gefolgt von den Hussitenkriegen, die durch den Tod von Jan Hus und den aufkommenden tschechischen Nationalismus und Protestantismus ausgelöst wurden und in der Schlacht auf dem Vítkov-Berg 1420 gipfelten.

In den folgenden Jahrhunderten entwickelte sich Prag zu einer bedeutenden Handelsstadt und es entstanden beeindruckende gotische Bauwerke wie der Vladislav-Saal auf der Prager Burg.

Köln im Mittelalter – 45.000 Einwohner

Köln, im Mittelalter Coellen oder Coelln am Rhein und lateinisch Colonia Agrippina genannt, war bis ins späte Mittelalter die flächen- und bevölkerungsmäßig größte Stadt nördlich der Alpen. Als eine der bedeutendsten Städte Europas erlangte sie durch Privilegien wie das Stapel- und Münzrecht große Bedeutung. Die mittelalterliche Geschichte Kölns lässt sich in drei große Epochen unterteilen: das frühmittelalterliche fränkische Köln (5. bis 10. Jahrhundert), das kurfürstliche Köln (10. bis Ende des 13. Jahrhunderts) und Köln als freie Reichsstadt (ab 1288 bis in die frühe Neuzeit 1794). Das Mittelalter endete hier erst mit der französischen Besetzung 1794.

koeln st severin tor stadttor mittelalter
Das St. Severin Tor ist ein mittelalterlisches Stadttor in Köln

Bevölkerungsmäßig war Köln mit 20.000 bis 30.000 Einwohnern um 1180 und etwa 40.000 Einwohnern zu Beginn des 13. Die Stadt war ein zentraler Knotenpunkt für Handel, Kunst, Kirche und Bildung, bekannt als Handelsmetropole, Kunstzentrum, Sitz des Erzbischofs, freie Reichsstadt und Wallfahrtsort. In der Renaissance war Köln mit 45.000 Einwohnern die größte Stadt des Heiligen Römischen Reiches.

Kölns historische Bedeutung wird auch durch sein kulturelles Erbe unterstrichen, darunter das älteste Stadtsiegel Europas, das erste Rathaus und die erste bürgerliche Universität Deutschlands, gegründet 1388. Besonders hervorzuheben sind die 12 romanischen Kirchen, der Gürzenich, das Rathaus und das Overstolzenhaus, die zusammen mit dem gotischen Dom, dessen Grundstein 1248 gelegt wurde, das Stadtbild prägen. Köln war auch führend in der Archivierung seiner Geschichte; ab 1130 wurden wichtige Urkunden in Schreinen gesammelt, was 1322 zur systematischen Archivierung führte.

Nürnberg im Mittelalter – 38.000 Einwohner

Am 16. Juli 1050 war die Freilassung der Leibeigenen Sigena in Nürnberg nicht nur ein wichtiges Ereignis, sondern auch die erste schriftliche Erwähnung der Stadt. Dieses Datum wird heute als Gründungstag Nürnbergs gefeiert. Im Spätmittelalter erlangte Nürnberg eine zentrale Bedeutung im Reich: Nach der Goldenen Bulle von 1356 musste jeder neu gekrönte deutsche König hier seinen ersten Reichstag abhalten. Zudem wurden von 1424 bis 1796 die Reichsinsignien in der Stadt aufbewahrt.

Nürnbergs wirtschaftliche und kulturelle Blütezeit lag im späten 15. und frühen 16. Jahrhundert, getragen von führenden Handels- und Kaufmannsfamilien. Die Stadt beherbergte weltberühmte Künstler wie Albrecht Dürer, Adam Kraft und Veit Stoß, Humanisten wie Willibald Pirckheimer und Wissenschaftler wie den Astronomen Johannes Regiomontanus.

Nürnberger Burg
Blick auf die Nürnberger Burg und einige Fachwerkhäuser aus dem Mittelalter

Ein bedeutendes Ereignis war die Verleihung der Aufbewahrungsrechte für die Reichskleinodien durch König Sigismund am 29. September 1423, die von da an bis zum Ende des 18. Der 1452 vollendete Ausbau der Stadtmauer vergrößerte das Stadtgebiet erheblich. Die Lorenzkirche, deren Grundstein 1439 gelegt wurde, zeugt von der Blütezeit Nürnbergs, deren Vollendung sich allerdings bis 1519 hinzog.

Der Niedergang Nürnbergs begann 1632, als der bis 1635 andauernde Stellungskrieg zwischen Wallensteins katholischer Partei und den Schweden schwere Verwüstungen im Umland anrichtete und die Stadt schwächte.

Augsburg im Mittelalter – 30.000 Einwohner

Augsburg, in römischer Zeit gegründet, stieg im Hoch- und Spätmittelalter zu einer bedeutenden Stadt des Heiligen Römischen Reiches auf. Zwischen 1300 und 1500 entwickelte sich die schwäbische Reichsstadt zu einem zentralen Handelsknotenpunkt Mitteleuropas und zu einem führenden Textilzentrum, dessen bekanntester Vertreter, die Familie Fugger, im 16. Jahrhundert durch den Handel mit Barchent, durch Bergbau und Bankgeschäfte zu einem der mächtigsten Handelshäuser der Welt aufstieg.

Die wirtschaftliche Blüte seit dem späten 15. Jahrhundert mündete in eine kulturelle Blütezeit, in der Augsburg als eine der ersten Städte Mitteleuropas die Renaissance aus Italien aufgriff. Ein Beispiel dafür ist die ab 1512 erbaute Fuggerkapelle in St. Anna, der erste Renaissancebau nördlich der Alpen. Der Einfluss des frühneuzeitlichen Humanismus zeigte sich in der Aufwertung der römisch-antiken Wurzeln der Stadt und in ambitionierten Bauprojekten wie der 1521 von Jakob Fugger gegründeten Fuggerei, einer der ältesten Sozialsiedlungen.

Fuggerei Augsburg
Die Fuggerei wird nach wie vor von sozialschwachen Augsburgern bewohnt

Auch politisch wurde die Bedeutung Augsburgs durch die Reichstage zwischen 1500 und 1582 gestärkt, die die Stadt zu einem wichtigen Ort der Reformation machten. Die Lutherstiege in St. Anna dient heute als zentraler Erinnerungsort an diese Zeit.

In der Folgezeit entwickelte sich Augsburg zu einem Zentrum des Schmiede- und Kunsthandwerks, der Fassadenmalerei, des Buchdrucks und der Wassertechnik in Süddeutschland. Die wirtschaftliche Schwäche um 1600 wurde teilweise durch ein repräsentatives Stadtbauprogramm und öffentliche Kunstwerke ausgeglichen, wobei Bauten des Stadtbaumeisters Elias Holl, wie das Rathaus mit dem Goldenen Saal, das Stadtbild bis heute prägen.

Der Dreißigjährige Krieg (1618-1648) bedeutete für Augsburg eine Zäsur. Nach dem Ende der Ära der Handelshäuser und Reichstage entwickelte sich die Stadt zu einer barocken Kunstmetropole, deren Kunsthandwerk weiterhin überregional geschätzt und durch europaweit agierende Agenten vertrieben wurde.

Danzig im Mittelalter – 30.000 Einwohner

Danzig, erstmals in der Lebensbeschreibung des Heiligen Adalbert erwähnt, wurde 997 auf der Missionsreise des Bischofs zu den Prußen durchquert. Zu dieser Zeit war das Fischerdorf „Gyddanyzc“ zeitweise im Besitz des polnischen Herzogs Bolesław Chrobry. Erst 1116 gelang es den polnischen Herrschern, das Gebiet dauerhaft zu erobern und zu christianisieren. Anfang des 13. Jahrhunderts erlangte Pommerellen unter polnischen Herzögen seine Unabhängigkeit.

Die Gründung der Stadt nach deutschem Recht erfolgte vermutlich um 1224, sicher aber um 1263. Nach dem Aussterben der lokalen Herzogslinie wechselte Danzig mehrfach den Besitzer. Ein Rückeroberungsversuch des Herzogs Władysław Łokietek mit Hilfe des Deutschen Ordens scheiterte 1308; die Ordensritter nahmen die Stadt gewaltsam ein, töteten viele Einwohner und zerstörten Burg und Stadt.

Danzig Altstadt
Blick auf die gut erhaltene Danziger Altstadt

Um 1340 begann der Deutsche Orden in Danzig eine neue Burg zu errichten und förderte die Entwicklung der Rechtstadt, die 1342 das Kulmer Recht erhielt. Die alte Stadt entwickelte sich zur Altstadt, in der vor allem Handwerker wohnten. Der Versuch des Ordens, der 1380 gegründeten Neustadt Konkurrenz zu machen, blieb erfolglos. Danzig spielte eine aktive Rolle in der Hanse, entsandte 1361 erstmals einen Vertreter zu einer Hanseversammlung und nahm regelmäßig an Hansetagen und Hansekriegen teil.

Nach der Niederlage des Deutschen Ordens 1410 kam Danzig kurzzeitig unter polnische Herrschaft, kehrte aber nach dem Rückzug der polnischen Truppen wieder unter Ordensherrschaft zurück. 1440 trat Danzig dem Preußischen Bund gegen den Orden bei und huldigte 1454 erneut dem polnischen König. Nach dem Dreizehnjährigen Krieg bestätigte der Frieden von Thorn 1466 die Zugehörigkeit Danzigs zu Polen.

Jahrhunderts litt Danzig unter den polnisch-schwedischen Konflikten, die den Handel auf der Weichsel beeinträchtigten. Polnische Pläne, eine königliche Flotte in Danzig zu stationieren, scheiterten lange Zeit.

Magdeburg im Mittelalter – 30.000 Einwohner

Magdeburg wurde erstmals 805 im Diedenhofer Kapitular Karls des Großen als Magadoburg erwähnt und diente unter Kaiser Otto I. dem Großen als Kaiserpfalz. Otto I. gründete 968 das Erzbistum Magdeburg, das nach der Synode von Ravenna 967 zum Erzbistum erhoben wurde. Der erste Erzbischof, Adalbert von Magdeburg, wurde später als Apostel der Slawen heiliggesprochen.

Die Kirchenprovinz umfasste die Bistümer Brandenburg, Havelberg, Meißen (bis 1399), Merseburg, Posen (bis um 1000), Zeitz-Naumburg und ab 1420 Lebus. Kaiser Otto der Große starb 973 und wurde im Magdeburger Dom an der Seite seiner ersten Frau Editha beigesetzt. Otto III. fügte 995 Schlesien dem Bistum Meißen hinzu und unterstellte es dem Erzbistum Magdeburg.

Stadtmauer Magdeburg
Teil der mittelalterlichen Stadtmauer und die Petrikirche in Magdeburg

Im Mittelalter war Magdeburg ein wichtiger Handelsknotenpunkt mit zahlreichen wichtigen Fernverbindungen, darunter die Magdeburg-Brandenburgische Heerstraße als Hauptverbindung nach Osten und die Lüneburger Heerstraße, die Magdeburg mit den Städten im Norden verband. Obwohl der genaue Zeitpunkt unklar ist, wird angenommen, dass Magdeburg der Hanse Ende des 13. Die Stadt war im 13. Jahrhundert für ihre führende Bronzegießerkunst bekannt.

Um 1430 kam es zu militärischen Auseinandersetzungen zwischen der Stadt und dem Erzbischof, die teilweise durch das Konzil von Basel beigelegt wurden. 1493 verbannte der judenfeindliche Erzbischof Ernst II. von Sachsen alle Juden aus dem Erzstift und verlegte 1503 seine Residenz nach Halle.

Lübeck im Mittelalter – 25.000 Einwohner

Lübeck, die einzige Stadt Schleswig-Holsteins mit internationaler historischer Bedeutung, spielte im Mittelalter als Zentrum der Hanse und durch das weit verbreitete Lübische Recht eine bedeutende Rolle. Von dieser Blütezeit zeugt die seit 1987 von der UNESCO als Weltkulturerbe anerkannte Altstadt mit ihren fünf Kirchen, darunter die Marienkirche, ein Meisterwerk norddeutscher Backsteinarchitektur, das als Vorbild für viele Kirchen im Ostseeraum diente.

Holstentor Lübeck
Das mittelalterliche Holstenstor ist sicherlich das bekannteste Wahrzeichen von Lübeck

Die Gründung Lübecks erfolgte nach der Eroberung Wagriens durch die Holsten auf der Grundlage einer bereits bestehenden deutschen Kaufmannssiedlung. Im Jahre 1143 erhielt Lübeck durch Graf Adolf II. das Stadtrecht. Der Name „Lubeke“ ersetzte den des zerstörten slawischen Handelsplatzes Liubice. Unter Heinrich dem Löwen, der Lübeck 1159 nach einem Brand wieder aufbauen ließ und den Bischofssitz nach Lübeck verlegte, entwickelte sich die Stadt trotz zweier Stadtbrände im 12. und 13. Jahrhundert rasch zu einer mittelalterlichen Großstadt.

Ab dem 13. Jahrhundert avancierte Lübeck dank seiner ausgedehnten Handelsnetze und seiner politischen Unabhängigkeit zum Führungszentrum der Hanse, einer mächtigen Handelsgemeinschaft, die ihre Privilegien in Nordeuropa gemeinsam verteidigte. Die 1161 gegründete Hanse sicherte sich Handelsprivilegien in mehreren Ländern und etablierte ein System gegenseitiger Vorteile, das bis ins 15. Jahrhundert Bestand hatte. Mit dem Niedergang der Hanse im 16. Jahrhundert verlor Lübeck allmählich an Bedeutung.

Breslau im Mittelalter – 25.000 Einwohner

Mit der Gründung des Bistums Breslau im Jahr 1000 wurde die Stadt dem polnischen Piastenreich einverleibt. Ab 1138 stand Breslau unter der Herrschaft der schlesischen Piasten, einer Linie des Herzogtums. Im 12. Jahrhundert führte die Förderung durch Peter Wlast zu bedeutenden Neugründungen von Kirchen und Klöstern wie Maria auf dem Sande, St. Adalbert und St. Vincenz auf der Elbing/Ołbin.

Unter Bischof Walther von Malonne, der aus der Gegend von Lüttich stammte, wurden wallonische Siedler nach Breslau geholt. 1158 begann der Bau einer neuen dreischiffigen Kathedrale nach dem Vorbild der Kathedrale von Lyon, die einen hölzernen Vorgängerbau ersetzte.

Altes Rathaus Breslau
Das Alte Rathaus von Breslau mit gotischer Fassade

Nach dem Einfall der Mongolen 1241 erlebte die Stadtentwicklung Breslaus einen Aufschwung. Um den zentralen Marktplatz, den Ring, entstand ein neues, regelmäßiges Straßennetz. Die Stadt zog Siedler und Mönche aus Westeuropa an, vor allem aus Mittel- und Süddeutschland. 1261 erhielt Breslau das Magdeburger Stadtrecht, was zusammen mit der strategisch günstigen Lage an der Oder und den Handelswegen Bernsteinstraße und Hohe Straße die Entwicklung zu einem bedeutenden Handelszentrum begünstigte.

Breslau zeichnete sich durch ein starkes Patriziat und einen einflussreichen Stadtrat aus, was der Stadt eine wichtige Rolle im Schlesischen Fürstentag und in der Hanse sicherte. Seit 1335 stand die Stadt unter böhmischer Lehnsherrschaft und erlebte im 14. und 15. Jahrhundert eine Phase wirtschaftlicher und kultureller Blüte. Ein Versuch im 17. Jahrhundert, den Status einer freien Reichsstadt zu erlangen, scheiterte jedoch. In der zweiten Hälfte des 18. Jahrhunderts wurde Breslau Residenzstadt der preußischen Könige.

Regensburg im Mittelalter – 22.000 Einwohner

Nach dem Abzug der Römer verfiel die römische Zivilisation und es folgte eine Zeit mit wenigen historischen Zeugnissen, die als „dunkle Jahrhunderte“ bekannt sind. In dieser Zeit wurde Regensburg, das 350 Jahre lang in den Quellen unerwähnt blieb, von germanischen Einwanderern und verbliebenen Römern besiedelt, deren genaue Identität jedoch unklar ist. Im 6. Jahrhundert taucht erstmals der Stamm der Bajuwaren auf, die Regensburg aufgrund der erhaltenen römischen Befestigungsanlagen als strategischen Stützpunkt und später als Hauptstadt Bayerns nutzten. Um 555 wird Garibald aus dem Geschlecht der Agilolfinger als erster Herzog von Bayern erwähnt.

Parallel dazu entwickelten sich kirchliche Strukturen. Bereits in spätrömischer Zeit präsent, vermischte sich das Christentum während der Völkerwanderung mit heidnischen Glaubensrichtungen. Nach den „dunklen Jahrhunderten“ kamen christliche Missionare nach Regensburg, um das Christentum zu festigen, darunter die später heiliggesprochenen Rupert, Emmeram und Erhard. Im Jahr 739 wurde das Bistum Regensburg gegründet, 788 wurde der Dom St. Peter erstmals erwähnt.

Regensburg Steinbrücke
Mittelalterliche Steinbrücke mit Blick auf die Regensburger Altstadt

Mit Karl dem Großen, der 788 den bayerischen Herzog Tassilo III. absetzte, kam Regensburg unter fränkische Herrschaft. Karl nutzte die Stadt als Königs- und Kaiserpfalz und besuchte sie dreimal. Im Laufe der Zeit teilte sich das Reich in ein west- und ein ostfränkisches Reich, mit Regensburg als bevorzugter Residenzstadt.

Im 10. Jahrhundert erstarkte die Stellung des bayerischen Herzogs wieder, Herzog, Bischof und König/Kaiser konkurrierten um die Kontrolle Regensburgs, was zu langwierigen Auseinandersetzungen führte. In dieser Zeit wurde die Stadt durch den Bau einer neuen Stadtmauer erweitert.

Unter Heinrich II., der zeitweise Herzog, König und Kaiser in Personalunion war, erreichte Regensburg im 11. Neben der politischen Bedeutung trugen die Herrschaft Heinrichs und die Reformen Bischof Wolfgangs, die die Gelehrsamkeit in kirchlichen Kreisen förderten, zu einem kulturellen Aufschwung bei. Das Kloster St. Emmeram wurde zu einem Zentrum geistlicher und wissenschaftlicher Leistungen.

Wien im Mittelalter – 20.000 Einwohner

Nach dem Ende der römischen Herrschaft war Wien zunächst eine kleine, unbedeutende Siedlung. Erst nach dem Jahr 1000 begann seine Bedeutung zu wachsen, und im 11. Jahrhundert entwickelte es sich zu einem bedeutenden Handelszentrum. Bis zum 13. Jahrhundert hatte Wien eine Größe erreicht, die im Wesentlichen bis ins 19. 1221 erhielt die Stadt ihr erstes Stadtrecht. Unter Leopold VI. wurde das Alte Rathaus in der Wipplingerstraße errichtet, in dem 24 Ratsherren und ein herzoglicher Richter tätig waren. Aus dieser Zeit stammt auch das erste Wiener Stadtsiegel.

Wien Rathaus und Fiaker
Im Hintergrund das Wiener Rathaus, im Vordergrund einer der berühmten Fiaker

Die Stadt erfuhr in dieser Zeit bedeutende Veränderungen: Die Burg und der Stephansdom lagen noch außerhalb der Stadtgrenzen, die aufgrund des zunehmenden Handels und der Verfünffachung der Stadt durch neue Mauern gesichert wurden. Die alte römische Stadtmauer wurde dafür abgerissen. Nach dem Tod des letzten Babenbergers Friedrich 1246 fiel das Land an den deutschen Kaiser. 1276 eroberte König Rudolf von Habsburg Wien und machte es zur Hauptstadt Österreichs, womit die fast 650-jährige Herrschaft der Habsburger begann.

Die Bevölkerung des mittelalterlichen Wien war bunt gemischt: Adelige, Bürger, Geistliche, Musiker, Handwerker und Studenten. Das gesellschaftliche Leben war geprägt vom Ständesystem mit klaren Abgrenzungen zwischen den sozialen Schichten. Besonders hervorgehoben waren Geistliche, Juden, Adel und Hof, die von Steuern befreit waren und nicht der städtischen Gerichtsbarkeit unterlagen. Auch die Universitätsangehörigen genossen einen besonderen Status. Daneben lebten in Wien zahlreiche sogenannte Inwohner ohne eigenen Haushalt, darunter fürstliche Bedienstete sowie Knechte und Mägde.

Straßburg im Mittelalter – 20.000 Einwohner

Im Jahr 12 v. Chr. gründeten die Römer auf der Altstadtinsel, die zuvor von Kelten bewohnt war, das Militärlager Argentoratum. Es entwickelte sich schnell zu einem Kastell und wurde später von den Alemannen übernommen, von denen vermutlich der heutige Name Straßburg stammt. Der Name „Strateburgum“ (Burg an der Straße) findet sich bei dem Geschichtsschreiber Gregor von Tours (538-594).

Nach dem Sieg des Merowingerkönigs Chlodwig über die Alemannen wurde die Stadt Teil des entstehenden Frankenreichs und schon früh Bischofssitz. Mit dem Zerfall des Frankenreiches und nach Streitigkeiten unter den Nachkommen Karls des Großen kam Straßburg 843 zunächst zum Mittelreich Lothars I. und 870 durch den Vertrag von Meersen zum Ostfränkischen Reich, dem späteren Heiligen Römischen Reich.

Straßburg La petit France
Das Viertel „La petit France“ in Straßburg war im Mittelalter Heimat der Gerber

Die Bischöfe beherrschten die Stadt, bis sie 1262 nach Kämpfen die Herrschaft an den Adel abtreten mussten. Der Kaiser verlieh Straßburg daraufhin das Privileg einer freien Reichsstadt, was der Stadt eine weitgehende Autonomie verschaffte. Der Handel, insbesondere das ausschließliche Schifffahrtsrecht auf dem Rhein zwischen Basel und Mainz sowie das Stapelrecht, das die Kaufleute verpflichtete, ihre Waren in Straßburg zu verzollen und anzubieten, begründeten den Reichtum der Stadt.

Der Bau einer hölzernen Rheinbrücke 1388 förderte den Handel zusätzlich. Im 14. Jahrhundert übernahmen die in Zünften organisierten Handwerksmeister die Stadtverwaltung und verdrängten den Adel. Mit den „Schwörbriefen“ erhielt die Stadt eine Verfassung, die bis zur Französischen Revolution Bestand hatte. Die kulturelle Blüte begann im 14. Jahrhundert mit Straßburg als Zentrum der Mystik und setzte sich mit der Reformation fort; 1529 wurde das katholische Münster protestantisch.

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