Amphitheater üben bis in die heutige Zeit eine besondere Faszination auf ihre Besucher aus. Sie gehören wohl zu den spektakulärsten Bauwerken, die uns die alten Römer hinterlassen haben. Einige von ihnen haben die vergangenen 2.000 Jahre erstaunlich gut überstanden. Im folgenden Ratgeber werden die 10 größten und berühmtesten Amphitheater aus dem antiken Rom vorgestellt.
Das erwartet Sie in diesem Beitrag
- Amphitheater #1: Colosseum, Rom
- Amphitheater #2: El Djem, Tunesien
- Amphitheater #3: Capua, Italien
- Amphitheater #4: Verona, Italien
- Amphitheater #5: Pula, Kroatien
- Amphitheater #6: Pompeji, Italien
- Amphitheater #7: Merida, Spanien
- Amphitheater #8: Carnuntum, Österreich
- Amphitheater #9: Nimes, Frankreich
- Amphitheater #10: Tarragona, Spanien
Amphitheater #1: Colosseum, Rom
Das Colosseum in Rom wurde zwischen den Jahren 72 und 80 nach Christi errichtet. Baubeginn des flavischen Amphitheaters war unter der Herrschaft von Kaiser Vespasian.Es ist das größte je gebaute Amphitheater der Welt mit einem Umfang von 527 Metern. Es wurde ellipsenförmig konzipiert. Für die etwa 50.000 Zuschauer standen fünf Ebenen zur Verfügung. Senatoren und im Rang hochstehende Personen nahmen auf den vorderen Sitzen Platz. Rangniedere und Frauen wurden Plätze im oberen Sektor oder Stehplätze zugeteilt.
Das Colosseum verfügte über 80 Eingänge und 110 Trinkbrunnen. Es war Veranstaltungsort von Gladiatorenkämpfen, grausamen Tierjagden und „Seeschlachten“. Für die nachgestellten Schlachten wurde die Arena mit Wasser gefüllt. Unter dem Theater befindet sich ein gut ausgebautes Kellersystem. Die Keller boten den Aufenthaltsort für Gladiatoren und Sklaven. Außerdem waren dort Tierkäfige und Waffen untergebracht. Im Laufe der Jahrhunderte wurde das Theater durch Natureinflüsse und Plünderungen zumindest teilweise zerstört, gleichwohl sind noch große Teile von ihm zu besichtigen. Seit 2007 gehört das Colosseum zu den sieben neuen Weltwundern. Jährlich schauen sich etwa sieben Millionen Besucher die Arena an. Für einen Rundgang müssen Sie ca. eine Stunde Zeit einplanen.
Amphitheater #2: El Djem, Tunesien
Auch in Nordafrika waren die Römer unterwegs, in der antiken Stadt Thysdrus bauten sie das Amphitheater, dessen Überreste heute in der kleinen Stadt El Djem (so der neue Name) zu besichtigen ist. Es ist das besterhaltene Amphitheater im nordafrikanischen Raum und nach dem von Karthago auch das zweitgrößte, insgesamt ist es das drittgrößte römische Amphitheater der Welt. Errichtet wurde es ab dem Jahre 238 nach Christi, wobei es dem Coloseum von Rom nachempfunden ist. Dabei verzichteten die Römer komplett auf Fundamente. Das freistehende, ovale Bauwerk war einst 148 Meter lang und 122 Meter breit.
Da es bereits acht Jahre nach Baubeginn teilweise wieder zerstört wurde, konnte diese Arena nie vollendet werden. Sie wurde in drei Ebenen errichtet, 35.000 Personen fanden hier Platz. Gladiatorenkämpfe haben in diesem Theater nie stattgefunden. In den Kellergewölben befanden sich Zellen für Gefangene und Löwengruben. Nachdem die Arena Anfang der 70er Jahre des 20. Jahrhunderts restauriert wurde, gehört sie seit dem Jahre 1979 zum UNESCO-Weltkulturerbe.
Amphitheater #3: Capua, Italien
Das Amphitheater-Capua gehört zu der antiken römischen Stadt Capua und befindet sich in Santa Marie Capua Vetere. Es ist das zweitgrößte seiner Art, was die Abmessungen anging und gleichzeitig das älteste in der römischen Geschichte. 60.000 Zuschauer fanden hier auf vier Ebenen Platz. Seine Breite beträgt 139 Meter, die Hauptachse misst 170 Meter. Gegen Ende des 9. Jahrhunderts wurde das Theater, zusammen mit dem antiken Capua zerstört. Teile des Baus fielen Plünderungen zum Opfer. Erhalten gebliebene Mauer- und Steinreste wurden für den Bau des Doms und zur Pflasterung der Straßen genutzt. Vollendes verschwunden ist es allerdings nicht.
In den bis heute gut erhaltenen unterirdischen Gängen fanden die Gladiatoren einen Aufenthaltsort. Außerdem dienten sie zur Unterbringung der Tiere, die für die Wettkämpfe bestimmt waren.
Nahe bei dem Theater befand sich der Sitz der ersten Gladiatorenschule. Im Gladiatorenmuseum werden heute Dekorationen und Figuren präsentiert, die einst das Theater schmückten.
Der berühmte Gladiator Spartacus führte im Jahre 73 vor Christi von hier aus den Aufstand gegen die Römer an.
Amphitheater #4: Verona, Italien
Die Arena di Verona wurde im Jahr 30 nach Christi außerhalb der Stadtmauern erbaut. Heute pulsiert das Leben der historischen Altstadt von Verona an ihr vorbei. Sie ist das drittgrößte erhaltene Amphitheater. Sie besitzt 45 Stufenränge, 22.000 Zuschauer finden hier Platz. Die mächtigen und beeindruckenden Steinstufen wurden aus Veroneser Marmor hergestellt. Unter dem Bühnenbereich befinden sich Galerien und Durchgänge, die für den Theaterbetrieb notwenig sind.
Erbaut wurde die Arena für Gladiatorenkämpfe und Tierkämpfe. Im Mittelalter fanden dort Turniere und Wettspiele statt. In den Zeiten der Inquisition diente sie als Hinrichtungsstätte. Erst seit 1913 finden in der Arena regelmäßig Opernaufführungen und Konzerte statt. Damals wurde die Arena anlässlich des 100. Geburtstages von Giuseppe Verdi mit der Aufführung seiner Oper „Aida“ wiedereröffnet.
Amphitheater #5: Pula, Kroatien
Das Pula-Amphitheater ist das sechstgrößte in der Antike. Es wurde im 1. Jahrhundert zur Regentschaftszeit von Kaiser Vespasian erbaut. Diesem Bau war bereits ein früherer Arenabau aus Holz vorausgegangen. Erst Jahrzehnte später kam es zum Neubau aus Stein. Die Fassade der Arena bestand aus weißem Kalkstein, der bis in die heutige Zeit fast vollständig erhalten geblieben ist.
Eine Besonderheit dieses Theaters stellen die vier turmartigen Anbauten dar. In ihnen befanden sich Treppenhäuser, durch die das Publikum in die obere Galerie gelangen konnte.
Die Sitzplätze wurden nach dem gesellschaftlichen Rang der Besucher aufgeteilt. Der Eintritt war kostenlos. 20.000 Menschen konnten sich die jeweiligen Spektakel ansehen. In der Arena fanden Gladiatorenkämpfe, Tierjagden und Wasserschlachten ( naumachien) statt. Im Mittelalter wurde sie für Ritterturniere und Märkte genutzt. Unterhalb des Theaters befanden sich Tierkäfige. Heute ist an diesem Ort eine Ausstellung zur Geschichte des Öl- und Weinanbaus der Region zu finden. Außerdem können Sie sich zu verschiedenen Arten von Amphoren und über die antiken Handelsbeziehungen Istriens informieren.
Amphitheater #6: Pompeji, Italien
Das Amphitheater-Pompji wurde im Jahre 70 vor Christi errichtet. Es verfügte über vier Ränge und war 105 x 140 Meter groß. 15.000 Zuschauer hatten Platz. Gladiatorenkämpfe, Tierjagden und Seeschlachten haben hier stattgefunden. Die Tribünen waren nach Männern und Frauen getrennt. Bei starker Sonneneinstrahlung wurde ein Baldachin über die Arena gespannt. Über diesen Komfort verfügten die meistens Arenen in dieser Zeit. Im Jahre 59 nach Christi wurden für den Zeitraum von zehn Jahren sämtliche Kampfvorstellungen verboten, da es vorher zu heftigen Auseinandersetzungen im Publikum gekommen war.
Während dieser Zeit, im Jahre 63, erlebte die Gegend ein heftiges Erdbeben. Eine starke Beschädigung des Theaters war die Folge. Der Ausbruch des Vesuvs im Jahre 79 nach Christi begrub nicht nur die Städte Pompeji und Herculaneum, er bedeutete auch das Ende dieses Amphitheaters. Erst im 18. Jahrhundert wurde damit begonnen, diese Stätte teilweise wieder auszugraben. Heute werden Besuchern Konzertveranstaltungen aller Art im ehemaligen Theater präsentiert.
Amphitheater #7: Merida, Spanien
Das im heutigen Spanien gelegene Amphitheater von Merida wurde im Jahre 8 vor Christi errichtet. Es umfasste drei Ebenen und bot Platz für ca. 15.000 Zuschauer. Diese wurden, entsprechend ihrem gesellschaftlichen Stand, in der Arena platziert. Das Publikum gelangte durch drei große Pforten in den Innenbereich. Wie die meisten Theater, die in dieser Zeit entstanden sind, besitzt diese Arena die Form einer Ellipse. Das Bauwerk lag in der römischen Kolonie Emerita Auguste.
In der Mitte des Theaters befand sich ein kreuzförmiger Graben. Er war mit Holz und Sand bedeckt. In ihm waren die Tiere bis zu ihrem Einsatz in den Kämpfen untergebracht. Nach seiner Blütezeit verfiel auch dieses Theater. Die Bewohner aus der umliegenden Gegend bauten Steine aus dem Gemäuer ab, um ihre eigenen Wohnhäuser aufzubauen. 6.000 Zuschauer finden heute im Theater Platz. Nach einigen Restaurationen werden heute Kulturfestivals, auch im klassischen Bereich, angeboten.
Amphitheater #8: Carnuntum, Österreich
Das Carnuntum-Amphitheater wurde während des 2. Jahrhunderts nach Christi aus Stein gebaut. 8.000 Zuschauer konnten die Gladiatorenkämpfe und andere Darbietungen verfolgen. Vor diesem Bau existierte bereits eine Holzkonstruktion der Arena, die im 1. Jahrhundert erschaffen wurde.
Dieses Theater war ein Teil der Militätstadt Carnuntum des Legionslagers Carnuntum. Aus diesem Grund wurde die Arena auch als Exerzierplatz für die Soldaten und für Reiterübungen genutzt. In der angrenzenden Lagerstadt wohnten die Soldaten mit ihren Familien. An diesem Ort waren Werkstätten und Händlerhäuser für die Bewohner vorhanden.
Auch eine Thermenanlage und ein Tempelbezirk standen den Menschen zur Verfügung. Die Militärstadt breitete sich über 120 Hektar aus. Heute sind nur noch Reste des Theaters übrig geblieben. Die Zivilstadt verfügte über ein eigenes Amphitheater. Es lag außerhalb der Stadtmauern und grenzte an das römische Stadtviertel an. Dieses Theater wurde gegen Ende des 2. Jahrhunderts errichtet. 13.000 Zuschauer verfolgten hier die für diese Zeit üblichen Spektakel. Auf dem ehemaligen Gelände der Stadt Carnuntum befinden sich heute die niederösterreichischen Gemeinden Petronell-Carnuntum und Bad Deutsch Altenburg.
Amphitheater #9: Nimes, Frankreich
Das Amphithetaer-Nimes liegt im Zentrum der Stadt Nimes. Erbaut wurde es in den Jahren 90 bis 120. In seiner Konstruktion ist es dem römischen Colosseum nachempfunden worden. Die Arena konnte 25.000 Zuschauer aufnehmen und war in vier Ebenen aufgeteilt. In den vorderen Sitzreihen waren die Namen der Platzinhaber jeweils eingraviert. Der Platzanspruch für diese Personen war so stets garantiert. 60 Arkaden zierten die Arena, die eine Länge von 133 Metern und eine Breite von 101 Metern besaß.
In der Spätantike bot die Ringmauer der Arena einen Schutz für die dorthin geflohene Bevölkerung.
1786 wurde mit der ersten großen Rekonstruktion des Theaters begonnen. Bis 1853 war es gelungen, dem Gebäude seine Außenansicht vollständig zurückzugeben. Ab dem Jahre 1863 wurden dort Stierkämpfe veranstaltet, die bis heute die Feria in Nimes begleiten. Die Arena von Nimes ist eine der besten erhaltenen ihrer Art.
Amphitheater #10: Tarragona, Spanien
Die Arena von Tarragona liegt direkt am Mittelmeer und wurde während des 2. Jahrhunderts gebaut. Sie hat die Form einer Ellipse und ist 133 x 102 Meter groß. Sie bot Platz für 14.000 Zuschauer. Ein Teil der Sitzreihen wurde aus dem Felsen ausgegraben. Sie war Schauplatz von Gladiatorenkämpfen, Tierjagden und Hinrichtungen. So wurde während der Zeit der Christenverfolgungen Bischof Fructuosus zusammen mit seinen Diakonen in dieser Arena durch den Feuertod hingerichtet.
Zwischen dem 6. und 7. Jahrhundert wurde an der Stelle zum Gedenken an diesen Heiligen eine Kirche errichtet. Im 12. Jahrhundert entstand dort eine neue Kirche. Im 16. Jahrhundert bauten Mönche neben dieser Kirche ein Kloster, das bis zum Ende des 18. Jahrhunderts genutzt wurde. Das Amphithetaer-Tarragona ist Teil des „Archäologischen Zentrums“ von Taracco und steht somit seit 2000 als UNESCO-Weltkulturerbe unter Schutz.