Der Neoklassizismus ist ein Architekturstil, der sich Ende des 18. Jahrhunderts als Reaktion auf das üppige Rokoko und den Barock entwickelte. Dieser Baustil, der durch die Rückkehr zu den klaren Linien und formalen Strukturen der antiken griechischen und römischen Architektur gekennzeichnet ist, erlebte seine Blütezeit während der Aufklärung, einer Epoche, die durch die Wertschätzung von Vernunft, Symmetrie und Harmonie gekennzeichnet war.
Charakteristisch für den Neoklassizismus sind große, schlichte Flächen mit wenig Ornamenten, eine strenge Symmetrie in der Konstruktion und die Verwendung klassischer Elemente wie Säulen, Pilaster, Frontone und Dreiecksgiebel. Die verwendeten Materialien sind oft edel und dauerhaft, wie Marmor und polierter Stein, was zur majestätischen Wirkung der Bauten beiträgt.
In der Architektur manifestierte sich der Neoklassizismus häufig in öffentlichen Gebäuden wie Museen, Gerichts- und Regierungsgebäuden, die Stabilität, Ordnung und Ewigkeit suggerieren sollten. Ein prominentes Beispiel ist das Panthéon in Paris, das ursprünglich als Kirche geplant und später in eine nationale Gedenkstätte umgewandelt wurde. Repräsentativ sind auch die Entwürfe von Karl Friedrich Schinkel in Deutschland, insbesondere das Alte Museum in Berlin.
Der Stil verbreitete sich rasch in Europa und Amerika, angeregt durch die archäologischen Entdeckungen der Zeit und die wachsende Bildung der Mittelschicht, die in der Architektur einen Ausdruck ihrer kulturellen Ambitionen suchte. In den Vereinigten Staaten wurde der Neoklassizismus häufig für die Gestaltung von Regierungsgebäuden verwendet, darunter das Kapitol in Washington.
Der Neoklassizismus ist nach wie vor ein einflussreicher Architekturstil, der häufig als Symbol für Bildung, Kultur und demokratische Ideale gilt. Mit seinen klaren Linien und seiner edlen Einfachheit ist er ein dauerhafter Ausdruck klassischer Schönheit und Funktionalität.