Warum Wärmepumpen in Deutschland so teuer sind

Von Dominik Hochwarth

Wärmepumpen sind effizient, klimafreundlich – und teuer. So teuer, dass viele Hausbesitzer trotz Förderung zögern. Während in Großbritannien eine moderne Luft-Wasser-Wärmepumpe inklusive Installation rund 14.000 Euro kostet, zahlen Sie in Deutschland fast das Doppelte.

Warum? Die Antwort liegt in einer Kombination aus Bürokratie, Fachkräftemangel, hohen Löhnen und – paradox – einer Förderung, die den Markt eher bremst als belebt.

Montage Wärmepumpe
Die Montagekosten für eine Wärmepumpe sind in Deutschland besonders hoch

Das erwartet Sie in diesem Beitrag

Die Technik ist günstig – die Umsetzung nicht

Die Wärmepumpe selbst ist nicht der Preistreiber. Gerätepreise sind international vergleichbar:

  • Luft-Wasser-Wärmepumpen: 8.000–16.000 Euro
  • Sole-Wasser- oder Wasser-Wasser-Systeme: 9.000–15.000 Euro

Der eigentliche Unterschied entsteht beim Einbau. Planung, Anpassung, Genehmigungen und Installation machen den Löwenanteil aus. Eine Wärmepumpe funktioniert nur so gut, wie sie ins Gebäude integriert wird – das bedeutet: Heizkreislauf anpassen, neue Leitungen verlegen, Speicher einbauen, alte Heizkörper ersetzen.

Im Neubau lässt sich das einfach planen, im Altbau beginnt oft eine kleine Baustelle. Für Demontage, Fundamentarbeiten, hydraulischen Abgleich und Inbetriebnahme fallen schnell 10.000 bis 15.000 Euro an. Hinzu kommen:

  • Pufferspeicher: 500–3.000 Euro
  • Hydraulischer Abgleich: 650–1.500 Euro
  • Neue Heizkörper: bis zu 1.300 Euro pro Stück

So summiert sich die Investition leicht auf 30.000 Euro oder mehr – bevor überhaupt über Förderung gesprochen wird.

Genehmigungen, Auflagen und Bürokratie

Wer besonders effizient heizen möchte, nutzt Erdwärme oder Grundwasser. Doch Tiefenbohrungen kosten – je nach Bodenbeschaffenheit – 6.000 bis 19.000 Euro. Dazu kommen Genehmigungen nach Wasser- und teilweise Bergrecht, Abstandsregeln zu Trinkwasserschutzgebieten und die Dokumentationspflichten.

Selbst Luft-Wasser-Wärmepumpen sind nicht völlig genehmigungsfrei. Schallschutzauflagen nach dem Gebäudeenergiegesetz (GEG) machen zusätzliche Einhausungen nötig – ein oft übersehener Kostentreiber.

Das GEG schreibt zudem Effizienz- und Nachweispflichten vor: Heizlastberechnung, Schallschutznachweis und Dokumentation kosten zusammen 500 bis 1.500 Euro.

Auch die EU-weite F-Gase-Verordnung verteuert den Einbau. Seit 2025 dürfen viele Geräte nur noch mit natürlichen Kältemitteln wie Propan (R290) betrieben werden. Das ist klimafreundlich, erfordert aber geschultes Personal und spezielle Werkzeuge – ebenfalls teuer.

Arbeitskosten und Fachkräftemangel als Preistreiber

Deutsche Installateure zählen zu den am besten bezahlten in Europa. 2024 lagen die durchschnittlichen Arbeitskosten im Baugewerbe bei 43,40 Euro pro Stunde – etwa 30 % über dem EU-Durchschnitt von rund 33 Euro.

Zum Vergleich:

  • Frankreich: ca. 43,70 Euro
  • Niederlande: rund 45 Euro
  • Großbritannien: etwa 31 Euro

Deutschland liegt damit am oberen Ende, aber nicht an der Spitze. Dennoch summieren sich die Kosten bei mehrtägigen Installationen spürbar. Hinzu kommt der Fachkräftemangel: Wärmepumpen erfordern spezielles Know-how, viele Betriebe sind ausgebucht – wer hohe Nachfrage hat, kann höhere Preise durchsetzen.

Im Jahr 2024 wurden in Deutschland rund 350.000 Wärmepumpen installiert. Die Bundesregierung will diese Zahl bis 2028 fast verdoppeln. Doch der Markt stößt an Kapazitätsgrenzen. Solange die Nachfrage das Angebot übersteigt, bleiben die Preise hoch.

Warum die Förderung Preise hochhält

Der Staat unterstützt Wärmepumpen über die Bundesförderung für effiziente Gebäude (BEG) mit bis zu 70 % Zuschuss – maximal 21.000 Euro. Das klingt großzügig, wirkt aber marktverzerrend.

Viele Anbieter kalkulieren die Förderung bereits in ihre Preise ein. Wenn Kund*innen wissen, dass sie 30 bis 70 % zurückbekommen, achten sie weniger auf den Endpreis. Handwerksbetriebe wiederum wissen, dass diese Preise akzeptiert werden.

Ökonom*innen nennen das „Subsidy Padding“ – das Aufpolstern der Preise durch Subventionen. Der Effekt ist bekannt: Als die E-Auto-Prämie auslief, sanken Listenpreise kurzzeitig – nur um nach neuen Zuschüssen wieder zu steigen. Die Förderung hilft also dem Einzelnen, hält aber das Preisniveau insgesamt hoch.

Der „Deutschland-Aufschlag“ im Vergleich

Eine installierte 8-kW-Wärmepumpe kostet:

  • Deutschland: rund 28.000 Euro
  • Großbritannien: etwa 14.000 Euro
  • Frankreich: 18.000–20.000 Euro

Selbst unter Berücksichtigung höherer Löhne bleibt ein deutlicher „Deutschland-Aufschlag“. Der Hauptgrund: In Deutschland wird jede Anlage individuell geplant, berechnet und dokumentiert.

In anderen Ländern arbeiten Monteure mit standardisierten Installationspaketen – schneller, günstiger und ohne endlose Nachweise. Hierzulande gilt dagegen: kein Nachweis ohne Berechnung, keine Berechnung ohne Fachplaner.

Wirtschaftlichkeit und Wahrnehmung

Trotz hoher Einstiegskosten lohnt sich die Wärmepumpe langfristig oft. Entscheidend ist die Gesamtkostenbetrachtung über 20 Jahre (TCO).

Ein Beispiel:
Ein Einfamilienhaus mit 20.000 kWh Heizbedarf benötigt bei einer Jahresarbeitszahl (JAZ) von 4 etwa 5.000 kWh Strom. Bei einem Strompreis von 36 ct/kWh ergeben sich 1.800 Euro Heizkosten im Jahr.
Zum Vergleich: Eine Gasheizung verursacht bei 12 ct/kWh etwa 2.670 Euro – rund 900 Euro mehr.

Über 20 Jahre summieren sich die Einsparungen auf mehr als 40.000 Euro – trotz hoher Anschaffungskosten.

Allerdings entstehen Wartungskosten von rund 150–300 Euro pro Jahr. Diese sind zwar geringer als bei Öl- oder Gasheizungen, sollten aber in die Gesamtrechnung einfließen.

Psychologisch bleibt die Einstiegshürde groß: 30.000 Euro wirken abschreckend, auch wenn sie sich langfristig rechnen. Förderungen lindern diesen Effekt, beseitigen ihn aber nicht. Leasing- oder Kreditmodelle könnten helfen, die Kosten über Jahre zu verteilen – ohne den Markt zu verzerren.

Wie Wärmepumpen günstiger werden könnten

Drei Hebel könnten den „Deutschland-Aufschlag“ deutlich reduzieren:

  1. Weniger Bürokratie:
    Vereinfachte Genehmigungen und standardisierte Verfahren – besonders bei Erdsonden – würden Zeit und Kosten sparen.
  2. Mehr Standardisierung:
    Vorgefertigte Installationspakete nach britischem Vorbild könnten den Aufwand im Handwerk senken.
  3. Cleverere Förderung:
    Statt fixer Zuschüsse sollten höhere Förderungen an niedrigere Bruttopreise gekoppelt werden. Das würde echten Wettbewerb fördern, statt Preise zu stabilisieren.

Langfristig könnten so die Planungs- und Komplexitätskosten sinken – und Wärmepumpen in Deutschland endlich das werden, was sie technisch längst sind: eine effiziente, wirtschaftliche Lösung für klimafreundliches Heizen.

Über den Autor

Schreibe einen Kommentar