Kann ich mit meiner Fußbodenheizung auch kühlen?

Von Dominik Hochwarth

Im Sommer angenehm temperierte Räume – ganz ohne Klimaanlage? Für viele klingt das nach einem Luxus, der nur mit teuren Geräten möglich ist. Doch wenn Sie bereits eine Fußbodenheizung besitzen oder beim Neubau darüber nachdenken, haben Sie einen Vorteil: In vielen Fällen lässt sich damit nicht nur heizen, sondern auch kühlen.

Fußbodenheizung
Moderne Fußbodenheizung im Rohbau: Mit der richtigen Wärmepumpe lässt sich das System nicht nur zum Heizen, sondern auch zum Kühlen nutzen.

Das erwartet Sie in diesem Beitrag

Mit der richtigen Wärmepumpe können Sie das vorhandene Rohrsystem im Boden doppelt nutzen – im Winter für wohlige Wärme, im Sommer zur sanften Abkühlung. Das spart Platz, Strom und Geräte.

In diesem Beitrag zeigen wir Ihnen,

  • wie das Kühlen mit der Fußbodenheizung funktioniert,
  • wann sich der Einbau oder die Nachrüstung lohnt,
  • worauf Sie achten müssen – und
  • ob das Ganze im Alltag wirklich spürbar ist.

Wie funktioniert das Kühlen mit der Fußbodenheizung?

Die Idee ist einfach: Statt warmem Wasser fließt im Sommer kühles Wasser durch die Rohre. Das entzieht dem Raum Wärme – ganz ohne Luftzug oder Ventilator. Im Prinzip funktioniert die Fußbodenheizung dann wie eine Flächenkühlung.

Das geht aber nur, wenn das System für diesen Zweck ausgelegt ist. Entscheidend ist die Kombination mit einer sogenannten reversiblen Wärmepumpe. Diese kann nicht nur heizen, sondern auch kühlen – und das in zwei Varianten:

  • Passive Kühlung: besonders energiesparend, aber mit begrenzter Leistung.
  • Aktive Kühlung: effektiver, aber mit höherem Stromverbrauch.

Wir erklären weiter unten, was diese Begriffe genau bedeuten – und welche Lösung zu Ihrem Haus passt.

Ist meine Fußbodenheizung dafür geeignet?

Wenn Sie eine Warmwasser-Fußbodenheizung besitzen (also kein elektrisches System), stehen die Chancen gut. Noch besser ist es, wenn Ihre Wärmepumpe reversibel arbeitet. Das ist heute bei vielen neuen Geräten der Fall – aber nicht bei allen.

Sie können Ihre Heizung von einem Fachbetrieb prüfen lassen. Oft genügt eine kleine Umrüstung mit ein paar zusätzlichen Bauteilen – wie einem Wärmetauscher, einem Vier-Wege-Ventil oder einer Taupunktüberwachung. Letztere ist wichtig, um Feuchtigkeit und Schimmel zu vermeiden.

💡 Tipp: Wenn Sie ohnehin modernisieren oder ein neues Heizsystem einbauen, lohnt es sich, gleich auf ein Modell zu setzen, das auch kühlen kann. Das verursacht kaum Mehrkosten – bietet aber doppelten Nutzen.

Was bedeutet eigentlich passive und aktive Kühlung?

Wenn Sie mit der Fußbodenheizung kühlen möchten, haben Sie zwei Möglichkeiten: passiv oder aktiv. Beide Varianten funktionieren mit einer Wärmepumpe – aber auf unterschiedliche Weise.

Passive Kühlung – die stille und sparsame Lösung

Bei der passiven Kühlung nutzt das System den Temperaturunterschied zwischen Ihrem Haus und dem Erdreich. In der Tiefe herrschen das ganze Jahr über etwa 10 °C. Diese natürliche Kühle wird genutzt, um das Wasser in Ihrer Fußbodenheizung zu kühlen.

Das Besondere: Die Wärmepumpe bleibt dabei weitgehend ausgeschaltet. Nur die Umwälzpumpe arbeitet – der Stromverbrauch ist also sehr niedrig. Allerdings ist die Kühlwirkung auch begrenzt. Meist sinkt die Raumtemperatur nur um 2 bis 3 °C. Das reicht in vielen Fällen schon aus, damit es sich wieder angenehm anfühlt – vor allem in gut gedämmten Häusern.

Aktive Kühlung – wenn es richtig heiß wird

Bei der aktiven Kühlung läuft der Kreislauf Ihrer Wärmepumpe einfach rückwärts: Statt Wärme ins Haus zu bringen, wird sie aus den Räumen abgezogen und ins Erdreich oder nach draußen abgegeben. Dabei arbeitet der Verdichter, also das „Herzstück“ der Wärmepumpe, aktiv mit – wie bei einem Kühlschrank.

Das bringt deutlich mehr Kühlleistung. Sie können die Raumtemperatur damit gezielt auf 20 bis 22 °C senken – auch wenn draußen über 30 °C herrschen. Dafür verbraucht die Anlage mehr Strom als bei der passiven Variante. Die Betriebskosten bleiben aber unter denen einer klassischen Klimaanlage – besonders, wenn Sie Ökostrom oder eine eigene Solaranlage nutzen.

Was ist mit Kondenswasser? Muss ich mir Sorgen machen?

Ein Thema, das viele unterschätzen: Feuchtigkeit im Boden. Denn wenn die Vorlauftemperatur des Wassers zu niedrig ist, kann sich auf dem Boden oder im Estrich Kondenswasser bilden – ähnlich wie bei einem kalten Glas im Sommer. Das kann langfristig zu Schimmel oder Bauschäden führen.

Deshalb ist eine sogenannte Taupunktüberwachung wichtig. Sie misst Temperatur und Luftfeuchtigkeit im Raum. Sobald die Gefahr besteht, dass sich Feuchtigkeit niederschlägt, regelt das System automatisch nach – zum Beispiel durch Anheben der Wassertemperatur.

💡 Gut zu wissen: Moderne Wärmepumpen bringen diese Funktion oft schon mit. Wenn Sie nachrüsten, sollte Ihr Heizungsfachbetrieb darauf achten, dass die Steuerung auch den Taupunkt überwacht.

Wie stark kann die Fußbodenheizung wirklich kühlen?

Viele fragen sich: „Reicht das überhaupt aus an heißen Tagen?“ Die Antwort: Kommt drauf an.

Wenn Sie passiv kühlen, sinkt die Raumtemperatur um etwa 2 bis 3 °C. Das kann schon einen großen Unterschied machen – gerade in der Nacht oder bei gut isolierten Gebäuden. Wer mehr braucht, entscheidet sich besser für die aktive Kühlung. Damit sind auch bei Hitze Außentemperaturen von 20 bis 22 °C im Raum möglich.

Ein Vorteil gegenüber der Klimaanlage: Die Luft trocknet nicht aus. Es entsteht kein Luftzug. Und das Ganze läuft fast lautlos.

Lässt sich die Kühlfunktion nachrüsten?

Wenn Sie schon eine Warmwasser-Fußbodenheizung haben, stehen die Chancen gut: In vielen Fällen lässt sich das System nachträglich zum Kühlen erweitern. Vor allem, wenn eine Wärmepumpe vorhanden ist – oder ohnehin bald ersetzt werden muss.

Das brauchen Sie für die Nachrüstung

Eine passive Kühlung lässt sich vergleichsweise einfach nachrüsten. Dazu benötigen Sie:

  • eine Sole/Wasser- oder Wasser/Wasser-Wärmepumpe,
  • einen Wärmetauscher,
  • einige Hydraulik-Komponenten,
  • und eine Taupunktüberwachung.

Die aktive Kühlung ist etwas aufwendiger. Hier muss die Wärmepumpe reversibel sein, also in beide Richtungen arbeiten können. Außerdem braucht es:

  • ein Vier-Wege-Ventil,
  • ein zweites Expansionsventil,
  • sowie eine geeignete Steuerungseinheit.

💡 Tipp: Lassen Sie sich von einem Heizungsfachbetrieb beraten. Oft lässt sich anhand der Seriennummer klären, ob Ihre Wärmepumpe für den Kühlbetrieb geeignet ist – oder was nachgerüstet werden muss.

Und wenn ich noch keine Fußbodenheizung habe?

Auch das ist kein Hindernis. Mittlerweile gibt es Flächenheizsysteme, die sich speziell für die Nachrüstung eignen. Sie haben eine sehr geringe Aufbauhöhe und können direkt auf Estrich, Fliesen oder Dielen verlegt werden – ganz ohne Stemmarbeiten oder neue Heizkörper.

Diese Systeme funktionieren besonders gut in:

  • Dachwohnungen,
  • Altbauten mit moderner Dämmung,
  • Ferienhäusern,
  • oder überall dort, wo klassisches Heizen und Kühlen über Radiatoren nicht ideal ist.

Im Neubau lässt sich die Kühlfunktion gleich von Anfang an mit einplanen. Das verursacht nur geringe Mehrkosten – bietet aber einen echten Komfortgewinn für die heißen Monate.

Was kostet das Ganze?

Die genauen Kosten hängen vom Zustand Ihres bestehenden Systems ab. Einige Anhaltspunkte:

  • Nachrüstung der Kühlfunktion bei bestehender Wärmepumpe: ab ca. 1.500 bis 3.000 Euro
  • Einbau eines neuen Wärmepumpensystems mit Kühloption: ab ca. 15.000 Euro (inkl. Fußbodenheizung)
  • Nachrüstbare Dünnschichtsysteme (für Altbau): ca. 70 bis 100 Euro/m² inkl. Material

Hinzu kommen Installationskosten und ggf. eine neue Regelungseinheit. Die Betriebskosten sind bei der passiven Kühlung sehr gering – bei aktiver Kühlung immer noch günstiger als bei Split-Klimaanlagen, vor allem bei Nutzung von Ökostrom.

💡 Fördermöglichkeiten: Im Rahmen der Bundesförderung für effiziente Gebäude (BEG) können Sie für den Einbau einer Wärmepumpe finanzielle Unterstützung beantragen – auch bei Sanierung.

Lohnt sich das Kühlen mit der Fußbodenheizung?

Wenn Sie bereits eine Fußbodenheizung besitzen oder den Neubau planen, lohnt es sich, die Kühlfunktion mitzudenken. Das System bringt viele Vorteile mit:

  • Es nutzt vorhandene Technik.
  • Es arbeitet nahezu geräuschlos und ohne Zugluft.
  • Es spart Platz und Strom im Vergleich zur klassischen Klimaanlage.
  • Es lässt sich oft nachrüsten – mit überschaubarem Aufwand.
  • Es verbessert spürbar den Wohnkomfort in heißen Sommern.

Allerdings sollten Sie realistisch bleiben: Die Kühlleistung ist nicht unbegrenzt. Vor allem die passive Variante senkt die Temperatur nur moderat. Die aktive Kühlung bietet mehr Leistung, verbraucht aber mehr Strom. Wichtig ist eine gute Planung und Abstimmung mit einem Fachbetrieb.

Checkliste: Ist mein Haus für die Kühlung mit der Fußbodenheizung geeignet?

✅ Sie haben eine Warmwasser-Fußbodenheizung (keine elektrische).
✅ Ihre Wärmepumpe ist reversibel – oder soll durch eine neue ersetzt werden.
✅ Ihre Räume sind gut gedämmt – das verbessert die Wirkung.
✅ Sie möchten eine leise, platzsparende Lösung ohne Luftzug.
✅ Sie denken über nachhaltige Technik nach – z. B. in Kombination mit Solarstrom.
✅ Sie wollen keine Klimaanlage mit Kältemittel, Außengerät oder Lüftungsschlitzen.

Wenn Sie die meisten dieser Punkte mit „Ja“ beantworten, kann sich das Kühlen über die Fußbodenheizung für Sie lohnen.

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