Glasfaseranschluss bekommen: So klappt’s Schritt für Schritt

Von Dominik Hochwarth

In vielen Haushalten läuft das Internet noch über alte Kupferleitungen. DSL funktioniert zwar – aber mit steigenden Anforderungen in Homeoffice, Streaming oder Cloud-Anwendungen stoßen diese Leitungen an ihre Grenzen. Wer langfristig zuverlässig, schnell und stabil surfen möchte, kommt an einem Glasfaseranschluss kaum vorbei.

Doch wie genau kommt Glasfaser ins Haus? Was ist der Unterschied zwischen FTTC, FTTB und FTTH? Und wer ist eigentlich wofür verantwortlich – Mieter, Vermieter oder die Stadt? Dieser Leitfaden gibt Antworten.

Glasfaseranschluss
Ein Glasfaseranschluss macht Ihr Zuhause fit für die digitale Zukunft. Der Beitrag erklärt, wie Sie als Eigentümer oder Mieter zu schnellem Internet kommen

Das erwartet Sie in diesem Beitrag

Warum ein Glasfaseranschluss sinnvoll ist

Ein Glasfaseranschluss überträgt Daten mit Lichtgeschwindigkeit. Im Gegensatz zu Kupferkabeln bleibt die Geschwindigkeit auch über längere Distanzen stabil. Gleichzeitig sind Glasfaserkabel weniger störanfällig und verbrauchen weniger Strom.

Das bringt Vorteile:

  • höhere Datenraten, z. B. für gleichzeitiges Streaming, Arbeiten und Spielen
  • bessere Upload-Geschwindigkeit, etwa für Videokonferenzen
  • geringere Latenzzeiten bei Onlineanwendungen
  • langfristig stabile Verbindung ohne Einbrüche

Hinzu kommt: Ein Glasfaseranschluss steigert oft auch den Wert der Immobilie. Gerade bei Neubauten gehört er heute zur Standardausstattung.

Wie läuft der Glasfaser-Ausbau ab?

Der Weg zum Glasfaseranschluss folgt in der Regel fünf Schritten:

  1. Nachfragebündelung: Anbieter sammeln Interessensbekundungen in einem Gebiet. Nur wenn genügend Haushalte mitmachen (oft 30 bis 40 %), wird ausgebaut.
  2. Entscheidung: Bei ausreichendem Interesse fällt die Entscheidung zum Ausbau.
  3. Tiefbau: Glasfaserkabel werden in Straßen und bis an Gebäude verlegt.
  4. Installation: Die Technik im Gebäude wird angeschlossen, z. B. der Hausübergabepunkt (HÜP).
  5. Schaltung: Der Anschluss wird aktiviert – Sie können das neue Netz nutzen.

Anschlussarten: FTTC, FTTB oder FTTH?

Glasfaser ist nicht gleich Glasfaser. Entscheidend ist, wie weit die Leitung ins Gebäude reicht:

  • FTTC (Fiber to the Curb): Die Leitung endet am Verteilerkasten an der Straße. Der Rest wird per Kupfer überbrückt – das bremst.
  • FTTB (Fiber to the Building): Die Glasfaser geht bis in den Keller. In die Wohnungen führt meist ein Kupferkabel.
  • FTTH (Fiber to the Home): Die Glasfaser reicht direkt in Ihre Wohnung. Nur das gilt als „echter“ Glasfaseranschluss – mit maximaler Leistung.

Fragen Sie bei Angeboten genau nach, welcher Anschluss tatsächlich angeboten wird. Begriffe wie „Kabel-Glasfaser“ oder „Gigabit-Anschluss“ deuten oft auf Hybridlösungen hin.

Anschlussart Abkürzung Leitungsweg Typische Geschwindigkeit Vorteil Nachteil
Glasfaser bis zum Verteiler FTTC bis zum Straßenkasten, Rest Kupfer ca. 50–250 Mbit/s Günstig in der Nachrüstung Leistungsbremse durch Kupferleitung
Glasfaser bis ins Gebäude FTTB bis in den Keller, Rest über Hausnetz bis 1 Gbit/s (abhängig vom Hausnetz) Gute Performance ohne vollständige Umrüstung Wird durch vorhandene Verkabelung ausgebremst
Glasfaser bis in die Wohnung FTTH durchgängig Glasfaser bis zum Router bis 1 Gbit/s oder mehr Zukunftssicher, volle Leistung Höherer Aufwand und teurer

Wer kümmert sich um was?

  • Eigentümer müssen den Ausbau auf ihrem Grundstück erlauben und ggf. vorbereiten – etwa durch Leerrohre oder Bohrungen.
  • Mieter sprechen mit der Vermietung. Ohne Zustimmung darf keine Leitung ins Gebäude gelegt werden – außer in bestimmten Fällen bei Netzen mit sehr hoher Kapazität.
  • Wohnungseigentümergemeinschaften müssen zustimmen. Nach dem Wohnungseigentumsgesetz dürfen sie den Anschluss an ein Glasfasernetz nicht grundsätzlich verweigern.

Was kostet der Anschluss?

Die Kosten hängen davon ab, ob Sie den Anschluss mit oder ohne Tarifvertrag abschließen:

  • Nur Anschlussvertrag: Hier zahlen Sie die Erschließung separat – häufig 500 bis 1000 €.
  • Kombi-Vertrag mit Internet-Tarif: Oft wird der Bau des Anschlusses übernommen, wenn Sie einen Vertrag mit einer Mindestlaufzeit (meist 24 Monate) unterschreiben.

Achten Sie darauf, ob ein Anbieter aktuell aktiv in Ihrer Region ausbaut. Später nachzurüsten ist oft teurer.

Vertragswahl: Welcher Tarif passt?

Wählen Sie einen Tarif, der zu Ihrem Nutzungsverhalten passt:

  • Wenignutzer:innen (z. B. Rentner:innen): 50–100 Mbit/s reichen meist aus.
  • Familien mit mehreren Geräten und Streaming: 100–400 Mbit/s sinnvoll.
  • Sehr datenintensive Nutzung (z. B. Cloud-Arbeitsplatz): ab 500 Mbit/s.

Tipp: Beginnen Sie mit einem kleineren Tarif. Höherstufungen sind meist unkompliziert möglich – ein Downgrade dagegen oft erst nach Vertragsende.

Wer verlegt das Glasfaser im Haus?

Bis zum Hausübergabepunkt (HÜP) im Keller verlegt meist das Telekommunikationsunternehmen die Leitung. Danach unterscheidet man:

  • Einfamilienhäuser: Die Anbieter übernehmen oft auch die Inhouse-Verkabelung – bis zu einer Länge von 20 Metern.
  • Mehrfamilienhäuser: Die Eigentümer:innen (bzw. Baugesellschaft) sind für die Verlegung bis in die Wohnungen zuständig. Die Kosten können auf die Mieter:innen umgelegt werden – bis zu 5 € monatlich über maximal 9 Jahre.

Was muss vor der Installation vorbereitet sein?

Damit die Technik installiert werden kann, sollten folgende Punkte vorab geklärt sein:

  • Gibt es Leerrohre oder Kabelschächte?
  • Müssen Bohrungen gemacht werden?
  • Liegt ein Stromanschluss für den NT/Router in der Nähe?
  • Sind alle Räume zugänglich?

Bei Mehrfamilienhäusern muss die Hausverwaltung informiert und der Zugang zu allen Wohnungen koordiniert werden.

Checkliste: Das sollten Sie vor dem Glasfaseranschluss klären

  • 📍 Prüfen Sie die Glasfaser-Verfügbarkeit in Ihrer Region
  • 🏠 Stimmen Sie sich mit Miteigentümer:innen oder Vermieter:in ab
  • 📄 Vermeiden Sie doppelte Verträge – vergleichen Sie Anbieter
  • 🛠️ Klären Sie: Wer übernimmt die Inhouse-Verkabelung?
  • 🔌 Gibt es Leerrohre, Kabelkanäle oder Stromanschlüsse am gewünschten Router-Standort?
  • 🚪 Räume Sie Keller und Technikräume für den Einbau frei
  • 📸 Dokumentieren Sie etwaige Bauschäden bei der Verlegung sorgfältig

Häufige Fragen (FAQ)

Kann ich den Anbieter frei wählen?
Jein. Je nach Ausbaugebiet kann es sein, dass nur ein Anbieter exklusiv aktiv ist. Später öffnen manche Anbieter ihr Netz für andere – das nennt sich „Open Access“.

Was passiert bei Schäden während der Bauarbeiten?
Ihr Vertragspartner – das Telekommunikationsunternehmen – haftet in der Regel für Schäden durch die beauftragten Firmen.

Kann ich Glasfaser nachträglich legen lassen?
Ja, das ist möglich – aber meist teurer als beim flächendeckenden Ausbau. Daher lohnt es sich, frühzeitig mitzumachen.

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