Hauswand beschmiert? Graffiti entfernen leichtgemacht

Von Dominik Hochwarth

Illegale Graffitis an Hauswänden sind für viele Eigentümer mehr als nur ein Ärgernis. Neben rechtlichen Fragen geht es auch um die richtige Methode zur Entfernung und den Schutz vor neuen Schmierereien. Dieser Beitrag erklärt, wie Sie Graffitis auf verschiedenen Untergründen effektiv beseitigen, welche Mittel Sie vermeiden sollten und warum schnelles Handeln sich lohnt.

Graffiti entfernen
Überstreichen ist eine Möglichkeit, unliebsame Graffiti zu entfernen

Das erwartet Sie in diesem Beitrag

Kunst oder Vandalismus? Graffitis an Gebäuden

Graffitis spalten die Meinungen. Für manche gelten sie als Ausdruck urbaner Kreativität, für andere als Sachbeschädigung. Laut dem Strafgesetzbuch (§ 303 Abs. 2 StGB) handelt es sich um eine Straftat, wenn das äußere Erscheinungsbild einer fremden Sache unerlaubt und dauerhaft verändert wird.

Laut Statista wurden 2024 allein in Deutschland über 94.000 Fälle von Sachbeschädigung durch Graffiti gemeldet. Gerade private Hauswände, Garagentore oder Zäune sind häufig betroffen. Wer das bemerkt, sollte sofort handeln. Denn frische Farbe lässt sich deutlich leichter entfernen als eingetrocknete.

Was tun im Ernstfall? Erste Schritte nach der Entdeckung

Wenn Sie ein Graffiti an Ihrer Hauswand entdecken, dokumentieren Sie es zunächst mit Fotos. „Der erste Schritt für Eigentümer besteht darin, die Schmierereien sorgfältig zu dokumentieren, um im Anschluss Schadensersatzansprüche geltend machen zu können“, erklärt Stephen Paul, Sprecher des Immobilienverbands Deutschland (IVD).

Die Entfernungskosten tragen zunächst die Eigentümer, können aber unter Umständen vom Verursachenden eingefordert werden. Einige Kommunen unterstützen Betroffene auch mit kostenlosen Reinigungsdiensten oder Förderprogrammen. Sprechen Sie im Zweifel mit Ihrer Stadtverwaltung.

Methode 1: Graffiti mit Hausmitteln entfernen

Bei kleinen, frischen Tags können Hausmittel manchmal schon ausreichen:

  • Deo-Spray: Aufgesprüht und direkt abgewischt, kann es frische Farben anlösen – aber nur auf glatten Flächen wie Metall.
  • Allzweckreiniger: Leicht eingetrocknete Graffitis lassen sich manchmal mit einem starken Haushaltsreiniger lösen.
  • Orangenölreiniger: Eine umweltfreundlichere Lösung, die auf Türen, Fenstern oder Metall gute Wirkung zeigt.

Beachten Sie: Diese Methoden helfen nur bei kleinen Flächen und frischer Farbe. Bei porösen Untergründen oder hartnäckigen Farben stoßen sie schnell an ihre Grenzen.

Methode 2: Chemische Graffiti-Entferner

Im Baumarkt oder online finden Sie spezielle Reiniger, meist als Gel, Spray oder Flüssigkeit. Sie lösen die Farbschicht durch ihre Inhaltsstoffe – häufig starke Lösungsmittel. Nach einer kurzen Einwirkzeit lässt sich das Graffiti mit Wasser und einer Bürste entfernen.

Ein wichtiger Punkt: Chemische Reiniger dürfen nicht ins Grundwasser gelangen. Achten Sie bei der Anwendung auf geeigneten Schutz – Handschuhe, Atemmaske und Schutzbrille sind Pflicht. Zudem sollten die Mittel nie bei unter 10 °C verwendet werden – bei kälteren Temperaturen ist ihre Wirkung eingeschränkt.

Methode 3: Überstreichen mit Grundierung

Gerade bei grobem oder stark saugendem Putz kann ein Überstreichen sinnvoll sein. Voraussetzung: Sie verwenden vorher eine Grundierung, damit die Sprühfarbe nicht durch den frischen Anstrich „durchblutet“. Farbtonabweichungen lassen sich mit einem Farbmessgerät vermeiden.

Aber Achtung: Bei Naturstein oder Klinker ist Überstreichen meist keine Option – hier wären die Flecken nach kurzer Zeit wieder sichtbar.

Methode 4: Mechanische Verfahren

Wenn Hausmittel nicht ausreichen, kommen oft mechanische Verfahren zum Einsatz. Dazu gehören:

  • Hochdruckreiniger mit Heißwasser
    Gerade auf Beton oder Ziegel ist ein Hochdruckreiniger mit heißem Wasser (bis zu 80 °C) sehr effektiv. Wichtig ist der richtige Druck: Zu stark kann die Fassade beschädigt werden, zu schwach wirkt es nicht.
  • Partikelstrahlverfahren (z. B. mit Glas, Kalk oder Nussschalen)
    Dieses Verfahren trägt mit feinen Partikeln die oberste Schicht der Wand ab. Es eignet sich besonders für empfindliche Oberflächen wie Naturstein.
  • Trockeneisstrahlen
    Mit −79 °C kaltem CO₂-Pellets lassen sich Graffitis von empfindlichen Untergründen wie Metall, Glas oder Fliesen entfernen – ganz ohne Chemie. Die Farbe versprödet und platzt ab. Es entstehen dabei kaum Rückstände. Wichtig ist, frisches Trockeneis zu verwenden.
  • Abschleifen
    Für Holz oder unempfindliche Flächen kann ein Exzenterschleifer helfen. Achten Sie auf gleichmäßigen Druck, damit die Oberfläche nicht uneben wird.

Methode 5: Graffiti entfernen mit dem Laser

Noch relativ neu, aber effektiv – vor allem bei empfindlichen und historischen Oberflächen: Mit Laserstrahlen wird die Farbe punktuell erhitzt und zersetzt, ohne die darunterliegende Substanz zu beschädigen. Diese Methode ist teuer, aber besonders schonend.

Graffiti
Ist das Kunst oder kann das weg?

Graffiti entfernen je nach Untergrund: Worauf Sie achten müssen

Nicht jede Wand ist gleich – und das gilt besonders dann, wenn es um die Entfernung von Graffiti geht. Denn der Erfolg hängt maßgeblich vom Material des Untergrunds ab. Glatte Flächen lassen sich meist einfacher reinigen. Poröse oder empfindliche Materialien dagegen nehmen Farbe schnell auf und sind schwieriger zu behandeln. Die Wahl der richtigen Methode ist deshalb entscheidend.

Putz, Ziegel und Beton

Diese Untergründe sind in vielen Wohnhäusern Standard. Vor allem bei Putz und offenporigem Beton dringt die Farbe tief ein. Hier hilft oft nur der Einsatz von Hochdruckreinigern in Kombination mit chemischen Reinigungsmitteln. Bei stark saugenden Flächen kann die Farbe jedoch tief eindringen und Schatten hinterlassen. Eine Vorbehandlung mit einem temporären Graffitischutz macht spätere Reinigungen einfacher.

Tipp: Verwenden Sie bei empfindlichem Altputz besser ein Niederdruckstrahlverfahren, um die Oberfläche nicht zu beschädigen.

Naturstein

Natursteine wie Sandstein oder Granit sind besonders anfällig für dauerhafte Farbschatten. Sie sind offenporig und saugen Flüssigkeiten stark auf. Aggressive Chemikalien sind hier fehl am Platz. Stattdessen empfiehlt sich ein schonendes Partikelstrahlverfahren mit einem weichen Strahlmittel wie Walnussschalenmehl oder Kreide.

In denkmalgeschützten Gebäuden sollten Sie grundsätzlich Rücksprache mit dem Denkmalamt halten, bevor Sie zur Tat schreiten.

Metall

Metallflächen wie Garagentore oder Fensterrahmen sind meist lackiert oder beschichtet. Sie lassen sich mit geeigneten Lösungsmitteln oder Orangenöl-Reinigern gut behandeln. Ist die Oberfläche glatt, haftet die Farbe weniger stark – sie kann oft sogar mit Tüchern und milden Reinigern entfernt werden.

Vorsicht: Vermeiden Sie stark abrasive Verfahren wie Schleifen oder Strahlen, um den Korrosionsschutz nicht zu beschädigen.

Glas und Fliesen

Diese glatten Materialien lassen sich gut reinigen – vor allem mit Trockeneisstrahlen. Da es keine chemischen Rückstände hinterlässt und die Oberfläche nicht beschädigt, ist es die ideale Methode für empfindliche Glasflächen, Keramikfliesen oder emaillierte Oberflächen. Auch spezielle Reinigungstücher können helfen, wenn das Graffiti frisch ist.

Holz

Holz ist ein sehr sensibler Untergrund. Die Fasern saugen Farbe schnell auf, besonders wenn das Holz unbehandelt oder verwittert ist. Chemische Reiniger können Flecken hinterlassen oder das Holz austrocknen. In solchen Fällen hilft oft nur vorsichtiges Abschleifen – etwa mit einem Schwingschleifer. Eine Alternative ist die Behandlung mit mildem Sandstrahl, allerdings nur bei grobem Holz wie Gartenzaunlatten oder Schuppenwänden.

Hinweis: Lackiertes Holz ist weniger anfällig – hier funktionieren auch chemische Entferner besser.

Kunststoff

Kunststoffoberflächen wie Briefkästen, Fensterrahmen oder Kunststoffverkleidungen sind relativ unempfindlich. Hier lassen sich viele Graffitis mit Orangenöl oder Lösungsmitteln entfernen. Wichtig ist, vorher zu testen, ob das Reinigungsmittel den Kunststoff nicht angreift oder verfärbt.

Die verschiedenen Untergründe auf einen Blick

UntergrundTypische ProblemeEmpfohlene Methode
Putz / Beton / ZiegelPorös, saugt Farbe stark aufHeißwasser-Hochdruckreiniger mit Graffitientferner, ggf. temporärer Schutzanstrich
Naturstein (z. B. Sandstein)Sehr saugfähig, empfindlich gegen ChemikalienPartikelstrahlverfahren mit weichem Strahlmittel (z. B. Walnussschale)
Metall (z. B. Garagentor)Korrosionsgefahr bei Beschädigung der OberflächeOrangenreiniger oder spezieller Graffitientferner, keine abrasiven Methoden
Glas / FliesenKratzer durch mechanische Reinigung möglichTrockeneisstrahlen oder Reinigungstücher
Holz (unbehandelt)Farbe zieht tief ein, Gefahr von FleckenVorsichtig schleifen oder mildes Sandstrahlen, Schutzanstrich sinnvoll
Holz (lackiert)Lack kann durch Lösungsmittel beschädigt werdenGraffitientferner auf Verträglichkeit prüfen, evtl. Orangenöl
KunststoffVerfärbung durch ungeeignete Reiniger möglichMilder Reiniger, vorher an unauffälliger Stelle testen

Graffiti professionell entfernen lassen

Nicht jedes Graffiti lässt sich selbst entfernen. Vor allem bei denkmalgeschützten Fassaden oder großflächigen Schmierereien sollten Sie Fachleute beauftragen. Die Profis kennen die geeigneten Verfahren, verfügen über die nötigen Geräte und achten auf umweltgerechte Entsorgung.

Sie analysieren den Untergrund, testen die passenden Methoden auf kleinen Flächen und führen die Reinigung effizient und schonend durch.

Was kostet die Entfernung von Graffiti?

Die Kosten für die Graffitientfernung hängen stark von mehreren Faktoren ab. Dazu zählen vor allem:

  • Größe der verschmutzten Fläche
  • Art und Intensität der verwendeten Farbe
  • Beschaffenheit des Untergrunds
  • gewählte Reinigungsmethode
  • Zugänglichkeit der betroffenen Fläche

Richtwerte für private Eigentümer:innen

Als grobe Orientierung lassen sich folgende Preise ansetzen:

  • Kleine Graffitis (bis 1 m²):
    Je nach Methode und Aufwand ab 50 bis 150 €
  • Mittlere Flächen (1–5 m²):
    Etwa 150 bis 500 €, abhängig von der Oberflächenart und dem Reinigungsverfahren
  • Große oder schwer erreichbare Flächen:
    Hier können schnell 500 bis über 1.000 € anfallen – besonders bei empfindlichen oder denkmalgeschützten Fassaden

Wenn ein professionelles Unternehmen beauftragt wird, berechnen viele Dienstleister Pauschalpreise pro Quadratmeter, meist im Bereich von 20 bis 60 € / m². Hinzu kommen oft Anfahrtspauschalen, Zuschläge für stark verschmutzte Flächen oder komplizierte Standorte (z. B. Fassaden in großer Höhe).

Zusatzkosten: Schutzanstriche

Wer seine Fassade dauerhaft vor neuen Schmierereien schützen will, kann in einen Graffitischutz investieren:

  • Temporäre Schutzschichten (Opferschicht):
    Etwa 15 bis 25 € / Liter, reicht für 4–6 m² je nach Saugverhalten des Untergrunds
  • Permanente Schutzsysteme:
    Deutlich teurer, oft ab 30 € / m², dafür aber mehrere Jahre haltbar

Ein einmaliger Schutzanstrich lohnt sich vor allem dann, wenn Ihr Gebäude regelmäßig betroffen ist oder in einer bekannten Problemzone liegt

So schützen Sie Ihre Fassade dauerhaft

Vorbeugender Graffitischutz kann künftigen Ärger ersparen. Dabei wird eine Schutzschicht aufgetragen, die verhindert, dass die Farbe tief in den Untergrund eindringt. Zwei Systeme haben sich etabliert:

  • Temporärer Schutz (Opferschicht)
    Diese Schicht wird bei der Graffitientfernung mit abgewaschen. Sie besteht meist aus natürlichen Wachsen oder Acrylaten. Nach jeder Reinigung muss die Schicht erneuert werden.
  • Permanentschutz
    Hier entsteht ein widerstandsfähiger Film, der bis zu zehn Jahre hält. Er schützt nicht nur vor Graffiti, sondern auch vor anderen Umwelteinflüssen. Nachteil: Die Fassade kann weniger gut „atmen“, was bei feuchten Wänden problematisch ist.

Umwelt und Sicherheit nicht vergessen

Ob Sie chemische Mittel verwenden, schleifen oder mit Hochdruck reinigen – achten Sie auf Ihre Sicherheit. Tragen Sie:

  • Gummihandschuhe
  • Schutzanzug oder alte Kleidung
  • Gesichtsschutz (Maske und Brille)

Essen, Trinken oder Rauchen sind während der Arbeit tabu. Auch die Umwelt darf nicht leiden: Verwenden Sie Auffangwannen oder fragen Sie bei der Kommune nach, wie Sie das Schmutzwasser korrekt entsorgen.

Rechtliche Aspekte

Illegale Graffiti sind Sachbeschädigungen. Dokumentieren Sie deshalb den Schaden und zeigen Sie ihn bei der Polizei an. In vielen Städten besteht die Pflicht, Graffiti zeitnah zu entfernen – sonst drohen Bußgelder.

Übrigens: Die Entfernungskosten können unter bestimmten Voraussetzungen auf Mieter umgelegt werden – etwa wenn der Mietvertrag eine regelmäßige Gebäudereinigung vorsieht.

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