Mannheim lockt mit Umzugsprämie für kleinere Wohnungen

Von Dominik Hochwarth

Not macht erfinderisch: Die Stadt Mannheim hat eine Lösung vorgestellt, um den angespannten Wohnungsmarkt zu entlasten. Ab dem nächsten Jahr bietet die Stadt eine Prämie von bis zu 5.000 Euro für Bewohner, die in eine kleinere Wohnung umziehen. Diese Maßnahme soll Familien und Senioren gleichermaßen unterstützen.

Mannheim
Die Stadt Mannheim braucht mehr Wohnungen als sie bauen kann. Durch finanzielle Anreize sollen insbesondere ältere Menschen dazu gebracht werden, in kleinere Wohnungen umzuziehen.

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Idee hinter der Prämie

Die Idee hinter der Prämie ist simpel, aber effektiv. Viele ältere Paare leben in Wohnungen, die nach dem Auszug der Kinder zu groß geworden sind. Gleichzeitig suchen wachsende Familien dringend nach größerem Wohnraum. Durch die Umzugsprämie möchte die Stadt Mannheim einen Anreiz schaffen, damit diese großen Wohnungen frei werden und an Familien weitergegeben werden können.

„Wir wollen, dass Familien eine passende Wohnung finden und in Mannheim bleiben können“, erklärt Ralf Eisenhauer, der Bürgermeister für Stadtentwicklung. Andere Städte in Baden-Württemberg verfolgen ähnliche Strategien, um den Druck auf den Wohnungsmarkt zu reduzieren.

Wohnraummangel im Südwesten

Laut dem Statistischen Landesamt wurden im vergangenen Jahr in Südwestdeutschland 37.247 Wohnungen fertiggestellt. Doch eine Studie des Instituts der Deutschen Wirtschaft in Köln zeigt, dass der Bedarf bei etwa 53.100 Wohnungen jährlich liegt. Das bedeutet, es fehlen fast 16.000 Wohnungen pro Jahr.

Udo Casper vom Deutschen Mieterbund Baden-Württemberg betont die Dringlichkeit, den vorhandenen Wohnraum effizient und gerecht zu nutzen. „Die Schere zwischen Wohnungsangebot und Wohnungsnachfrage öffnet sich immer weiter und treibt die Mietpreise in die Höhe“, warnt Casper. Da der Neubau von Wohnungen nicht ausreichend ist, müssen bestehende Wohnungen besser genutzt werden. Dazu gehört auch, leerstehende Wohnungen und Zweckentfremdung zu bekämpfen.

Mannheim wächst stetig

Mannheim hat derzeit etwa 325.000 Einwohner und wächst jährlich um rund 1.400 Personen. Bis 2040 benötigt die Stadt knapp 15.000 neue Wohneinheiten, doch nur drei Viertel davon können durch bereits geplante Neubauprojekte gedeckt werden. Der Anteil der Haushalte mit Familien wird steigen, ebenso wie der Bedarf an größeren Wohnungen. Gleichzeitig wächst die Zahl der Senioren, die oft viel Wohnraum pro Person beanspruchen.

Beispiel Lörrach und andere Städte

Auch andere Städte wie Lörrach haben ähnliche Programme. In Lörrach, nahe der Schweizer Grenze, werden Umzüge in kleinere Wohnungen seit 1990 gefördert, aktuell mit bis zu 2.500 Euro. Doch die Zahl der ausgezahlten Prämien ist rückläufig. Thomas Nostadt von der Wohnbau Lörrach betont, dass die Prämie alleine nicht ausreicht, um den Wohnungsmarkt merklich zu entlasten.

In Marbach am Neckar wurde eine ähnliche Prämie 2019 eingeführt und bereits 2020 wieder abgeschafft, da die Nachfrage sehr gering war. Auch Stuttgart hatte eine Umzugsprämie, die wegen mangelnder Nachfrage wieder eingestellt wurde.

Freiburg und Heidelberg setzen auf Wohnungstausch

Freiburg zahlt seit 2021 eine Umzugskostenpauschale von 2.000 Euro, wenn zwei Parteien über die städtische Wohnungstauschbörse ihre Wohnungen tauschen. Bisher wurde diese Prämie zwölfmal ausgezahlt. Heidelberg plant eine ähnliche Initiative mit einer Online-Tauschbörse und einem Programm, das Ende des Jahres vorgestellt werden soll.

Für Mannheim stehen bis Ende 2028 rund 140.000 Euro für die Umzugsprämie zur Verfügung. Die Resonanz in der Bevölkerung ist positiv, besonders ältere Menschen zeigen Interesse. Viele haben sich bereits beraten lassen. (mit Material der dpa)

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