Selbstversorgung: Gemüse, Obst und Kräuter erfolgreich anbauen

Von Dominik Hochwarth

Immer mehr Menschen entdecken die Selbstversorgung als Möglichkeit, gesunde Lebensmittel anzubauen und unabhängiger zu werden. Ob aus gesundheitlichen, finanziellen oder ökologischen Gründen – der eigene Garten bietet viele Vorteile. Frisches Obst, knackiges Gemüse und aromatische Kräuter lassen sich mit etwas Planung und Pflege erfolgreich selbst anbauen. Dieser Artikel erklärt, wie das gelingt, welche Pflanzen sich besonders eignen und was bei der Pflege beachtet werden muss.

Gemüsekorb
Wer selbst Gemüse anbaut, weiß genau, was er bekommt

Das erwartet Sie in diesem Beitrag

Grundlagen der Selbstversorgung

Bevor wir uns konkret mit den geeigneten Pflanzen für die Selbstversorgung, der Pflanzpflege und der richtigen Lagerung beschäftigen, möchte wir mit den Grundlagen beginnen.

Platzbedarf: Garten oder Balkon?

Nicht jeder hat einen großen Garten. Doch auch auf kleinem Raum ist Selbstversorgung möglich. Ein Garten mit etwa 100 m² reicht aus, um eine vierköpfige Familie mit frischem Gemüse zu versorgen. Wer noch Obst anbauen möchte, sollte zusätzliche Fläche einplanen. Ein größerer Garten von 300 bis 500 m² ermöglicht eine noch größere Unabhängigkeit und den Anbau von lagerfähigem Gemüse wie Kartoffeln, Zwiebeln oder Kürbis.

Wer keinen Garten besitzt, kann dennoch selbst Pflanzen anbauen. Balkone bieten oft genug Platz für kleine Hochbeete, vertikale Pflanzsysteme oder Kübelpflanzen. Besonders gut geeignet sind Tomaten, Paprika oder Kräuter. Wer nur wenig Platz hat, kann sogar auf der Fensterbank Gemüse wie Kresse oder Schnittlauch kultivieren. Mit Hängeampeln oder Pflanzregalen lässt sich die verfügbare Fläche optimal ausnutzen.

Bodenqualität und Standortwahl

Der Boden ist das Fundament für gesunde Pflanzen. Ein einfacher Bodentest zeigt, ob der Gartenboden eher sandig, lehmig oder humusreich ist. Jede Bodenart hat ihre Vor- und Nachteile:

  • Sandige Böden sind locker, erwärmen sich schnell und sind gut durchlüftet. Sie trocknen jedoch rasch aus und benötigen häufige Bewässerung und Düngung.
  • Lehmige Böden speichern Wasser und Nährstoffe besser, neigen aber zu Verdichtungen. Das Umgraben im Herbst und das Einmischen von Sand oder Kompost verbessert die Bodenstruktur.
  • Humusreiche Böden sind optimal für die meisten Pflanzen. Sie sind nährstoffreich, speichern Wasser gut und bieten Mikroorganismen ideale Bedingungen.

Die Standortwahl ist ebenso wichtig. Viele Gemüsearten benötigen mindestens sechs Stunden Sonnenlicht pro Tag. Ein windgeschützter Standort verhindert, dass Pflanzen austrocknen oder umknicken. Für schattigere Bereiche eignen sich schattentolerante Pflanzen wie Spinat, Feldsalat oder Mangold.

Wichtige Werkzeuge und Ausstattung

Für die Gartenarbeit sind einige grundlegende Werkzeuge erforderlich. Wer von Anfang an auf hochwertige Geräte setzt, hat länger Freude an ihnen:

  • Spaten und Grabegabel: Zum Umgraben und Auflockern des Bodens.
  • Hacke und Handgrubber: Zum Entfernen von Unkraut und Auflockern der Erde zwischen den Pflanzen.
  • Gießkanne oder Gartenschlauch: Eine gleichmäßige Wasserversorgung ist essenziell für gesunde Pflanzen.
  • Schubkarre: Erleichtert den Transport von Erde, Mulch oder Kompost.
  • Gartenschere und Messer: Zum Ernten, Schneiden und Pflegen der Pflanzen.
  • Handschuhe: Schützen die Hände vor Schmutz und Verletzungen.

Wer auf dem Balkon gärtnert, braucht passende Pflanzgefäße mit Ablauflöchern, um Staunässe zu vermeiden. Außerdem sind Rankhilfen für Tomaten oder Bohnen nützlich. Eine kleine Gießkanne mit feinem Brausekopf sorgt für eine schonende Bewässerung.

Gartenwerkzeug zur Pflege der Beete
Für die Pflege der Beete braucht es das geeignete Gartenwerkzeug

Geeignete Pflanzen für die Selbstversorgung

Sie wissen nun, auf was es grundsätzlich bei der Selbstversorgung ankommt, wie wichtig die Standortwahl ist und welche Werkzeuge sie haben sollten. Schauen wir uns an, welche Pflanzen sich am besten eigen.

Gemüse

Viele Gemüsesorten sind für den Eigenanbau geeignet. Besonders beliebt sind:

  • Tomaten: Brauchen viel Sonne, einen nährstoffreichen Boden und regelmäßige Bewässerung. Sie sollten gestützt werden, um ein Abknicken der Triebe zu vermeiden.
  • Kartoffeln: Lassen sich einfach in einem Beet oder sogar in Säcken anbauen. Sie brauchen lockeren, humusreichen Boden und müssen regelmäßig angehäufelt werden.
  • Möhren: Benötigen tief gelockerten, steinfreien Boden, damit sie gerade wachsen. Sie sind pflegeleicht, sollten aber regelmäßig ausgedünnt werden.
  • Salat: Wächst schnell und kann mehrmals im Jahr geerntet werden. Besonders Pflücksalate eignen sich für eine kontinuierliche Ernte.
  • Zucchini: Sehr ertragreich, benötigt viel Platz und regelmäßige Wasserzufuhr.
  • Bohnen: Kletternde Sorten brauchen eine Rankhilfe, während Buschbohnen wenig Platz benötigen. Sie binden Stickstoff im Boden und sind daher eine gute Wahl für Mischkulturen.

Obst

Obstbäume und Sträucher liefern über Jahre hinweg Ernteerträge. Wer wenig Platz hat, kann auf Säulenobst oder Zwergsorten zurückgreifen.

  • Erdbeeren: Wachsen gut im Beet oder in Hängeampeln. Sie benötigen sonnige Standorte und humusreichen Boden.
  • Apfelbäume: Es gibt verschiedene Sorten für große und kleine Gärten. Säulenäpfel benötigen wenig Platz und sind ideal für Balkone oder kleine Gärten.
  • Beerensträucher: Himbeeren, Johannisbeeren und Brombeeren sind pflegeleicht, mehrjährig und liefern zuverlässig Erträge.
  • Pfirsiche und Aprikosen: Eignen sich für warme Regionen oder können im Kübel auf der Terrasse gezogen werden.

Kräuter

Kräuter sind pflegeleicht und brauchen wenig Platz. Sie können im Beet, Topf oder auf der Fensterbank wachsen.

  • Basilikum: Wächst gut in Töpfen und passt hervorragend zu Tomaten. Es benötigt viel Wärme und Feuchtigkeit.
  • Petersilie: Zweijährig, winterhart und vielseitig einsetzbar. Sie bevorzugt halbschattige Standorte.
  • Thymian: Widerstandsfähig und aromatisch. Er liebt sonnige, trockene Standorte.
  • Rosmarin: Immergrün und frostempfindlich, eignet sich gut für Kübelkultur.
  • Minze: Schnellwachsend und ausdauernd, sollte wegen ihrer starken Ausbreitung am besten in Töpfen gehalten werden.

Schnell wachsende und pflegeleichte Sorten

Für Anfänger eignen sich robuste und schnell wachsende Pflanzen:

  • Radieschen: Bereits nach vier Wochen erntereif, ideal für kleine Gärten und Balkone.
  • Zucchini: Produziert große Mengen, solange sie regelmäßig geerntet wird.
  • Mangold: Mehrjährig nutzbar, erträgt auch kühlere Temperaturen.
  • Spinat: Kann früh im Jahr gesät werden und wächst sehr schnell.
  • Kresse: Perfekt für die Fensterbank, da sie innerhalb weniger Tage wächst.

Mit diesen Pflanzen kann die Selbstversorgung auch für Anfänger gelingen. Wer geschickt kombiniert, kann über viele Monate hinweg frische Lebensmittel aus dem eigenen Garten oder vom Balkon ernten.

Tomaten pflanzen
Tomaten pflanzen Sie am besten im Mai und Juni

Planung und Anbaukalender

Nach den Grundlagen und den Pflanzen geht es nun um die Planung und den Anbaukalender. Welches Obst, welches Gemüse müssen zu welcher Jahreszeit gepflanzt und ausgesät werden, damit sie reichen Ertrag bringen?

Aussaat- und Pflanzzeiten

Der richtige Zeitpunkt für die Aussaat und Pflanzung ist entscheidend für eine reiche Ernte. Einige Pflanzen keimen bereits bei kühlen Temperaturen, während andere erst nach den letzten Frösten ins Freiland dürfen. Hier ein Überblick:

  • März bis April: Radieschen, Spinat, Möhren, Salat und Erbsen können direkt ins Beet gesät werden.
  • Mai bis Juni: Tomaten, Paprika, Gurken und Zucchini dürfen nach den Eisheiligen ins Freiland.
  • Juli bis August: Späte Aussaaten wie Feldsalat, Mangold oder Kohlrabi sind möglich.
  • September bis Oktober: Wintergemüse wie Grünkohl oder Lauch kann gepflanzt werden.

Fruchtfolge und Mischkultur

Damit der Boden nicht auslaugt und Krankheiten vermieden werden, sollten Pflanzen jährlich den Standort wechseln. Eine bewährte Fruchtfolge ist:

  1. Starkzehrer (z. B. Tomaten, Kohl, Kürbis)
  2. Mittelzehrer (z. B. Möhren, Zwiebeln, Salat)
  3. Schwachzehrer (z. B. Kräuter, Radieschen, Bohnen)

Mischkultur ist ebenfalls hilfreich: Pflanzen, die sich gegenseitig unterstützen, sollten zusammen angebaut werden. Gute Kombinationen sind:

  • Tomaten mit Basilikum (fördert das Wachstum und hält Schädlinge fern)
  • Karotten mit Zwiebeln (abwehrend gegen Schädlinge)
  • Kohl mit Dill (schützt gegen Schädlinge)

Hochbeete und Gewächshäuser

Hochbeete erleichtern die Gartenarbeit und verlängern die Anbausaison. Sie erwärmen sich schneller und ermöglichen eine dichtere Bepflanzung. Besonders Kräuter, Salate und Wurzelgemüse gedeihen hier gut.

Ein Gewächshaus schützt wärmeliebende Pflanzen wie Tomaten, Paprika und Gurken vor Witterungseinflüssen. Im Winter können hier frostempfindliche Pflanzen überleben, und mit Frühbeeten lässt sich die Erntezeit verlängern.

Äpfel ernten
Haben Äpfel die richtige Farbe und lassen sich leicht vom Baum lösen, sind sie Erntereif

Ernte und Lagerung

Haben Sie über das Jahr alles richtig gemacht, werden Sie reichlich Obst und Gemüse ernten können. Wahrscheinlich mehr, als sie sofort essen können. Erfahren Sie daher nicht nur alles über die richtige Erntezeit. Hier kommen außerdem noch Tipps zur Haltbarmachung und Vorratshaltung.

Richtige Erntezeit

Die richtige Erntezeit ist entscheidend für Geschmack und Nährstoffgehalt. Bei vielen Gemüse- und Obstsorten gibt es den optimalen Erntezeitpunkt:

  • Zucchini: Sollten jung geerntet werden, wenn sie etwa 15–20 cm lang sind. Größere Exemplare verlieren an Geschmack und werden wässrig.
  • Möhren: Können je nach Sorte früher oder später geerntet werden. Frühkarotten schmecken besonders zart, während Herbstkarotten lange gelagert werden können.
  • Tomaten: Erst ernten, wenn sie vollständig ausgereift sind. Unreife Tomaten können jedoch nachreifen, wenn sie in Zeitungspapier eingewickelt werden.
  • Äpfel und Birnen: Sind reif, wenn sie sich leicht vom Baum lösen lassen. Bei Äpfeln hilft der „Dreh-Test“ – wenn sich der Apfel leicht um den Stiel dreht, ist er erntereif.
  • Blattsalate: Können über einen längeren Zeitraum geerntet werden, indem nur äußere Blätter abgeschnitten werden.

Haltbarmachung

Nicht alles kann sofort verzehrt werden – deshalb gibt es verschiedene Methoden, um Obst und Gemüse haltbar zu machen:

  • Einkochen: Obst und Gemüse können in Gläsern eingekocht werden. Besonders gut eignen sich Tomaten, Bohnen, Marmeladen oder Kompott.
  • Einfrieren: Gemüse wie Erbsen, Möhren, Brokkoli oder Kräuter lassen sich gut einfrieren. Vorheriges Blanchieren erhält die Farbe und den Geschmack.
  • Fermentieren: Eine alte Konservierungsmethode, die besonders gut für Kohl (Sauerkraut), Gurken oder Karotten geeignet ist. Die Milchsäuregärung sorgt für lange Haltbarkeit.
  • Trocknen: Kräuter wie Basilikum, Oregano oder Thymian können durch Trocknen haltbar gemacht werden. Auch Apfelringe oder Tomaten lassen sich trocknen.

Vorratshaltung

Um die Ernte über Monate hinweg zu nutzen, sollte sie richtig gelagert werden:

  • Kartoffeln: Kühl, dunkel und luftig lagern, um Keimung zu verhindern.
  • Äpfel: Separat von anderem Obst lagern, da sie das Reifegas Ethylen abgeben und andere Früchte schneller reifen lassen.
  • Zwiebeln und Knoblauch: Trocken und luftig aufbewahren, idealerweise in Netzen oder Holzkisten.
  • Wurzelgemüse (Möhren, Rote Bete): In feuchtem Sand eingeschlagen lagern, um Austrocknung zu verhindern.
  • Eingekochtes Gemüse und Obst: An einem dunklen, kühlen Ort lagern. Richtig eingemachte Lebensmittel halten oft mehrere Jahre.

Mit diesen Methoden lässt sich die eigene Ernte optimal nutzen und über die kalte Jahreszeit hinweg genießen.

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