Sicherungskasten planen und installieren: So geht’s sicher und normgerecht

Von Dominik Hochwarth

Ein Sicherungskasten ist das Herzstück jeder Elektroinstallation. Er verteilt die elektrische Energie, die vom Stromzähler erfasst wurde, auf verschiedene Stromkreise. Ob in Einfamilienhäusern oder Mehrfamilienhäusern – der Sicherungskasten sorgt für eine sichere und effiziente Energieverteilung. Um Fehler zu vermeiden, ist eine sorgfältige Planung unerlässlich. Dieser Beitrag erläutert die wichtigsten Schritte und Anforderungen.

Sicherungskasten
Erfahren Sie in diesem Ratgeber, auf was es bei Planung und Installation des Sicherungskastens ankommt

Das erwartet Sie in diesem Beitrag

Grundlagen des Sicherungskastens

Der Sicherungskasten, auch Verteilerkasten genannt, beherbergt alle relevanten Schutz- und Steuerungseinrichtungen eines Stromnetzes. Sein Hauptzweck besteht darin, elektrische Energie von der Hauptleitung auf verschiedene Stromkreise zu verteilen und diese vor Überlastung oder Kurzschlüssen zu schützen.

Hauptbestandteile eines Sicherungskastens

  • Leitungsschutzschalter (LS-Schalter): Schützen vor Überlastung und Kurzschlüssen.
  • Fehlerstromschutzschalter (FI-Schalter): Unterbrechen bei Fehlerströmen, z. B. bei defekten Geräten.
  • Überspannungsschutz: Verhindert Schäden durch Überspannungen, etwa bei Blitzeinschlägen.
  • Klingeltransformatoren und Zeitschaltuhren: Für Beleuchtungs- und Steuerungsaufgaben.

Die genaue Ausstattung hängt von den individuellen Anforderungen des Gebäudes und seiner Nutzung ab.

Bedarfsermittlung und Dimensionierung

1. Bedarfsermittlung

Der erste Schritt besteht darin, alle aktuellen und geplanten elektrischen Geräte zu erfassen. Diese Liste bildet die Grundlage für die Dimensionierung des Sicherungskastens und die Anzahl der Stromkreise.

2. Anzahl der Stromkreise bestimmen

  • Getrennte Stromkreise für Steckdosen und Beleuchtung: Erhöht die Sicherheit und verhindert Überlastungen.
  • Großverbraucher absichern: Geräte wie Elektroherde, Durchlauferhitzer oder Waschmaschinen benötigen jeweils eigene Leitungsschutzschalter.
  • FI-Schutzschalter: Gesetzlich vorgeschrieben für Steckdosen und Feuchträume. In Kinderzimmern und Badezimmern sollten separate FI-Schalter eingesetzt werden.

3. Platzreserven einplanen

Eine vorausschauende Planung berücksichtigt zukünftige Erweiterungen. Reservieren Sie zusätzliche Plätze im Sicherungskasten für:

  • Photovoltaik-Anlagen
  • Ladestationen für Elektrofahrzeuge
  • Smart-Home-Steuerungen

Der richtige Installationsort

Der Standort des Sicherungskastens muss gut zugänglich, sicher und praktisch sein. Beachten Sie dabei folgende Kriterien:

  1. Gute Erreichbarkeit: Der Sicherungskasten sollte im Hausanschlussraum, Flur oder einem leicht zugänglichen Raum installiert werden.
  2. Höhe: Die Mitte des Kastens sollte zwischen 1,10 m und 1,85 m über dem Boden liegen.
  3. Sicherheitsaspekte: Der Zugang darf keine Fluchtwege blockieren, und der Raum sollte gut beleuchtet sein.
  4. Geräuschkulisse: Vermeiden Sie die Platzierung an Wänden zu Schlaf- oder Kinderzimmern, da Geräusche von Relais störend wirken können.

Normen und Vorschriften für Sicherungskästen

Die Installation eines Sicherungskastens unterliegt strengen rechtlichen und technischen Vorgaben. Zu den wichtigsten Regelwerken gehören:

  • DIN 43880: Festlegung der Maße und Bauweisen von Sicherungskästen.
  • DIN VDE 0100: Vorschriften zur Sicherheit und Errichtung elektrischer Anlagen.
  • DIN 18015: Anforderungen an Elektroinstallationen in Wohngebäuden.

Spezielle Vorschriften für Haupt- und Unterverteilungen

  • Hauptverteilungen (NSHV): Verteilen die Energie von der Hauptleitung auf Unterverteilungen.
  • Unterverteilungen (NSUV): Verteilen die Energie innerhalb eines Gebäudes, z. B. pro Etage.
  • Gruppenverteilungen (NSGV): Absichern einzelner Stromkreise, z. B. in Wohnungen.

Ausstattung eines Sicherungskastens

Ein moderner Sicherungskasten enthält eine Vielzahl von Bauelementen, darunter:

  • FI-Schutzschalter: Schutz vor Fehlerströmen.
  • Leitungsschutzschalter: Verhindern Überlastungen und Kurzschlüsse.
  • Überspannungsschutz: Schutz vor Schäden durch Blitzeinschläge.
  • Klingel- und Beleuchtungstransformatoren: Für spezielle Anwendungen.
  • Stromstoßrelais und Zeitschaltuhren: Für die Steuerung von Licht- und Heizsystemen.

Kapazität und Platzbedarf

Die Größe des Sicherungskastens wird in Teilungseinheiten (TE) angegeben. Ein Kasten mit 4 × 12 TE hat beispielsweise Platz für 48 Module.

Installation: Schritt für Schritt

Die Installation eines Sicherungskastens erfordert präzises Arbeiten und Fachwissen. Hier eine Übersicht der wichtigsten Schritte:

  1. Vorbereitung des Einbauorts:
    • Bei Unterputz-Montage eine ausreichend große Nische vorsehen.
    • Platz für mögliche Erweiterungen einplanen.
  2. Montage des Sicherungskastens:
    • Sicherungskasten gemäß den Herstellerangaben an der Wand befestigen.
    • Mindestabstände und Höhen einhalten.
  3. Verdrahtung:
    • Leitungsschutzschalter und FI-Schutzschalter auf die Hutschienen montieren.
    • Stromleitungen korrekt anschließen (L1, L2, L3 sowie N und PE).
  4. Prüfung:
    • Nach Abschluss der Arbeiten eine fachgerechte Prüfung durch eine Elektrofachkraft durchführen lassen.

Häufige Fehler vermeiden

Einige Fehler bei der Planung und Installation können schwerwiegende Folgen haben. Dazu zählen:

  • Zu wenige Stromkreise: Überlastungen können die Folge sein.
  • Fehlender FI-Schutz: Erhöht das Risiko von Stromunfällen.
  • Ungenügende Reserveplätze: Erschweren zukünftige Erweiterungen.
  • Eigeninstallation durch Laien: Gefährlich und gesetzlich verboten.

Tipps für zukunftssichere Planung

Ein moderner Sicherungskasten sollte auch zukünftige Anforderungen erfüllen können. Hier einige Beispiele:

  • Smart Home: Kommunikationsmodule ermöglichen die Integration in ein intelligentes Gebäudesteuerungssystem.
  • Elektromobilität: Zusätzliche Stromkreise und Zählerplätze für Ladestationen.
  • Erneuerbare Energien: Anschlüsse für Photovoltaik- oder Windkraftanlagen.

Elektroarbeiten: Fachwissen erforderlich

Arbeiten an Elektroinstallationen sind gesetzlich reglementiert. Nach §13 der Niederspannungsanschlussverordnung dürfen nur Fachbetriebe Sicherungskästen installieren. Auch kleinere Arbeiten sollten unbedingt mit einem Elektriker abgestimmt werden.

Expertenhinweis:

„Elektrische Installationen erfordern höchste Präzision und Erfahrung. Schon kleine Fehler können lebensgefährlich sein. Arbeiten Sie niemals selbst am Stromnetz.“

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