Wer ein Haus baut oder eine Immobilie saniert, kommt um Baustrom nicht herum. Ohne ihn läuft auf der Baustelle nichts: Maschinen, Beleuchtung und Werkzeuge brauchen Energie. Doch wie beantragt man Baustrom? Welche Kosten fallen an? Und worauf sollten Bauherren achten? In diesem Artikel erhalten Sie alle wichtigen Informationen.

Das erwartet Sie in diesem Beitrag
- Was ist Baustrom?
- Wo und wie beantragt man Baustrom?
- Wie wird Baustrom angeschlossen?
- Kosten für Baustrom
Was ist Baustrom?
Baustrom bezeichnet die temporäre Stromversorgung einer Baustelle, solange noch kein regulärer Hausanschluss existiert. Ohne diese provisorische Energiequelle könnten viele Arbeiten nicht durchgeführt werden. Die Stromversorgung erfolgt über einen Baustromverteiler, der speziell für den Einsatz auf Baustellen konzipiert ist.
Ein Baustromverteiler ist ein robuster Stromkasten mit mehreren Steckdosen für 230-Volt- und 400-Volt-Anschlüsse. Während 230-Volt-Steckdosen für gewöhnliche elektrische Werkzeuge wie Bohrmaschinen oder Sägen genutzt werden, versorgen 400-Volt-Anschlüsse leistungsstarke Geräte wie Betonmischer oder Baukräne mit Energie. Baustromverteiler sind so konstruiert, dass sie den rauen Bedingungen auf Baustellen standhalten. Sie verfügen über Sicherungen und FI-Schutzschalter, die einen zuverlässigen Betrieb und den Schutz der Arbeitenden gewährleisten.
Baustrom wird jedoch nicht nur auf Baustellen benötigt. Auch bei temporären Veranstaltungen wie Volksfesten, Märkten oder Open-Air-Konzerten kommt diese Stromversorgung zum Einsatz. Ebenso profitieren temporäre Einrichtungen wie mobile Büros oder Baucontainer von einer Baustromlösung, solange noch keine reguläre Stromanbindung vorhanden ist.
Wo und wie beantragt man Baustrom?
Baustrom sollte so früh wie möglich beantragt werden, idealerweise direkt nach Erhalt der Baugenehmigung. Die Bereitstellung kann mehrere Wochen in Anspruch nehmen, insbesondere in Zeiten hoher Nachfrage.
Zuständige Stellen
Je nach Region ist für die Beantragung entweder der örtliche Netzbetreiber oder die Stadtwerke zuständig. In einigen Gebieten können Bauherren den Antrag selbst stellen, häufig übernimmt jedoch der beauftragte Elektroinstallateur diesen Schritt. Dies hat den Vorteil, dass ein Fachmann direkt die technischen Anforderungen und Gegebenheiten berücksichtigt.
Ablauf der Beantragung
- Ermittlung des Netzbetreibers: Über das örtliche Bauamt oder die Stadtwerke können Sie in Erfahrung bringen, welcher Netzbetreiber für Ihre Baustelle zuständig ist.
- Kontaktaufnahme mit dem Elektroinstallateur: Dieser klärt, welche technischen Anforderungen erfüllt sein müssen und welche Anschlussoptionen in Ihrer Region zur Verfügung stehen.
- Zusammenstellung der erforderlichen Unterlagen:
- Name und Anschrift des Anschlussnehmers
- Adresse oder genaue Lage der Baustelle (ggf. mit Flurstücknummer)
- Art der Nutzung (Wohnhaus, Gewerbe, temporäre Veranstaltung)
- Lageplan mit Einzeichnung des gewünschten Anschlussortes
- Geplante Leistung in kW (wird vom Elektroinstallateur ermittelt)
- Einreichen des Antrags: Der Antrag wird beim Netzbetreiber oder den Stadtwerken gestellt. In einigen Fällen übernimmt der Elektroinstallateur auch diesen Schritt für Sie.
- Prüfung durch den Netzbetreiber: Der Anbieter prüft die Anschlussmöglichkeiten und legt fest, wie der Baustrom bereitgestellt wird. Falls umfangreiche Baumaßnahmen nötig sind (z. B. eine neue Anschlusssäule), kann dies die Wartezeit verlängern.
- Terminvereinbarung für den Anschluss: Nach der Genehmigung wird ein Termin für den Anschluss festgelegt. Ein Mitarbeiter des Netzbetreibers installiert den Baustromzähler und nimmt die Stromversorgung in Betrieb.
- Bereitstellung des Baustromverteilers: Der Elektroinstallateur stellt den Baustromverteiler auf und sorgt für die korrekte Absicherung.
Wartezeiten und Bearbeitungsdauer
Die Dauer von der Antragstellung bis zur Bereitstellung des Baustroms variiert stark. In der Regel sollten Sie mindestens drei bis sechs Wochen einplanen. In Spitzenzeiten, insbesondere während der Hochbauphase im Frühjahr und Sommer, kann es noch länger dauern. Verzögerungen entstehen oft, wenn zusätzliche Infrastrukturmaßnahmen wie der Bau eines neuen Anschlusspunktes erforderlich sind.
Was passiert nach der Genehmigung?
Sobald der Antrag genehmigt wurde, setzt der Netzbetreiber einen Termin für die Installation des Baustromanschlusses fest. Der Elektroinstallateur sorgt dafür, dass alle benötigten Komponenten wie Verteilerkasten und Sicherungen einsatzbereit sind. Nach dem Anschluss erfolgt eine technische Überprüfung, um sicherzustellen, dass alle Vorschriften eingehalten werden.
Wichtig: Nach Abschluss der Bauarbeiten muss der Baustromanschluss wieder abgemeldet werden. Dies geschieht ebenfalls über den Netzbetreiber oder das Elektroinstallationsunternehmen. Andernfalls könnten unnötige Mietkosten für den Baustromverteiler anfallen.
Wie wird Baustrom angeschlossen?
Der Aufwand für den Baustromanschluss hängt von den Gegebenheiten vor Ort ab. Grundsätzlich gibt es zwei Hauptszenarien:
1. Stromkasten oder Trafostation in der Nähe
Befindet sich eine bestehende Stromquelle wie ein Kabelverteilerschrank oder eine Trafostation in unmittelbarer Nähe der Baustelle, ist der Anschluss vergleichsweise einfach. Der Elektroinstallateur installiert einen Baustromverteiler, der über ein Kabel direkt mit dem vorhandenen Netzanschluss verbunden wird. Der Netzbetreiber übernimmt die offizielle Inbetriebnahme, indem er den Baustromzähler installiert und die Stromversorgung freigibt. Diese Variante ist in der Regel die schnellste und kostengünstigste.
2. Kein Stromanschluss in der Nähe
Befindet sich kein geeigneter Netzanschluss in der Nähe der Baustelle, muss eine zusätzliche Anschlusssäule errichtet werden. Dies kann notwendig sein, wenn die Baustelle abgelegen liegt oder keine ausreichende Netzkapazität verfügbar ist. In diesem Fall sind zusätzliche Tiefbauarbeiten erforderlich:
- Ein geeignetes Stromkabel muss bis zur Baustelle verlegt werden.
- Falls kein bestehendes Kabel vorhanden ist, muss der Netzbetreiber eine neue Leitung aus dem öffentlichen Netz bereitstellen.
- Eventuell ist eine Kabelbrücke notwendig, falls die Leitung Straßen oder Wege überquert.
Diese Variante kann mit erheblichen zusätzlichen Kosten und einer längeren Vorlaufzeit verbunden sein. Daher sollten Bauherren frühzeitig prüfen, welche Anschlussmöglichkeit zur Verfügung steht.
Anschluss und Inbetriebnahme
Unabhängig von der Anschlussvariante läuft die Inbetriebnahme nach folgendem Schema ab:
- Installation des Baustromverteilers: Der Elektroinstallateur stellt den Baustromkasten auf und verbindet ihn mit dem Netzanschluss.
- Sicherstellung der Schutzmaßnahmen: Ein korrekt installierter Baustromverteiler verfügt über:
- Mehrere Sicherungen zur Überlastprävention
- FI-Schutzschalter für erhöhte Sicherheit
- Eine separate Erdung, um elektrische Unfälle zu vermeiden
- Netzbetreiber schaltet den Strom frei: Ein Techniker des Netzbetreibers installiert den Baustromzähler, misst die Spannung und gibt die Baustromversorgung frei.
- Nutzung durch die Baustelle: Sobald der Baustromverteiler aktiv ist, können elektrische Geräte und Maschinen angeschlossen werden.
Wichtig: Die gesamte Anlage muss den geltenden Normen entsprechen (DIN VDE und TAB). Ein zugelassener Elektroinstallateur gewährleistet die Einhaltung dieser Vorschriften.
Kosten für Baustrom
Die Kosten für Baustrom setzen sich aus mehreren Komponenten zusammen und können stark variieren. Einflussfaktoren sind unter anderem die Bauzeit, der Stromverbrauch, die örtlichen Gegebenheiten und die gewählte Anschlussart. Nachfolgend eine detaillierte Übersicht der einzelnen Kostenpunkte:
1. Anschlussgebühr
Der Netzbetreiber berechnet eine einmalige Gebühr für den Baustromanschluss. Diese Kosten hängen von der Entfernung zum nächsten Netzanschlusspunkt ab. Befindet sich bereits eine geeignete Trafostation oder ein Kabelverteilerschrank in der Nähe, sind die Kosten niedriger. Muss hingegen eine neue Anschlusssäule errichtet oder ein zusätzliches Kabel verlegt werden, steigen die Gebühren erheblich.
2. Miete für Baustromkasten und Zähler
Ein Baustromkasten mit Zähler kann entweder gemietet oder gekauft werden. Die meisten Bauherren entscheiden sich für die Miete, da der Baustromkasten nach Abschluss der Bauphase nicht mehr benötigt wird. Die Mietkosten liegen je nach Anbieter und Ausstattung zwischen 50 und 150 Euro pro Monat. Der Baustromzähler wird zusätzlich vom Netzbetreiber bereitgestellt und ebenfalls monatlich berechnet.
3. Installation und Verlegung
Die Installation und das Verlegen der Baustromkabel übernimmt der Elektroinstallateur. Die Kosten hierfür variieren je nach Entfernung zum Netzanschlusspunkt und den baulichen Gegebenheiten. Auch der Arbeitsaufwand spielt eine Rolle: Muss das Kabel beispielsweise unter einer Straße oder einem Gehweg verlegt werden, kann dies zusätzliche Kosten verursachen.
4. Stromverbrauchskosten
Die Stromkosten für Baustrom liegen meist höher als für regulären Haushaltsstrom. Dies liegt daran, dass viele Netzbetreiber Baustromtarife mit höheren Grundpreisen und Arbeitspreisen anbieten. Die Kosten pro Kilowattstunde (kWh) bewegen sich in der Regel zwischen 25 und 50 Cent. Bei einem durchschnittlichen Einfamilienhausbau werden während der Bauphase oft 5.000 bis 10.000 kWh benötigt. Je nach Verbrauch kann dies Stromkosten von 1.500 bis 5.000 Euro verursachen.
5. Kosten für den Abbau des Baustroms
Nach Abschluss der Bauarbeiten muss der Baustromanschluss wieder abgebaut werden. Dies geschieht durch den Netzbetreiber oder den beauftragten Elektroinstallateur. Für den Abbau können zusätzliche Gebühren anfallen. Einige Anbieter berechnen eine Pauschale für den Rückbau, während andere eine stundengenaue Abrechnung vornehmen.
6. Zusätzliche Kosten
Je nach Bauvorhaben können weitere Kosten anfallen:
- Genehmigungsgebühren: Falls Straßen oder öffentliche Wege gequert werden müssen, kann eine behördliche Genehmigung erforderlich sein.
- Kabelbrücken: Falls das Baustromkabel über eine Straße geführt wird, sind spezielle Schutzmaßnahmen nötig.
- Sicherungssysteme: Falls eine erhöhte Stromaufnahme nötig ist, müssen zusätzliche Sicherungen oder Verteilerkästen installiert werden.
Gesamtkosten
Je nach Bauzeit, Anschlussart und Verbrauch können sich die Gesamtkosten für Baustrom auf mehrere Tausend Euro belaufen. Eine grobe Orientierung bietet folgende Beispielrechnung für ein durchschnittliches Einfamilienhaus:
Kostenpunkt | Preisbereich (€) |
Anschlussgebühr | 500 – 2.000 |
Miete Baustromkasten/Zähler | 50 – 150 pro Monat |
Installation und Verlegung | 500 – 2.500 |
Stromverbrauch (6 Monate, 8.000 kWh) | 2.000 – 4.000 |
Abbau des Baustroms | 100 – 500 |
Gesamtkosten | 3.000 – 9.000 |
Ein Preisvergleich der Anbieter lohnt sich, um unnötige Kosten zu vermeiden. Ebenso sollten Bauherren den Baustrom so früh wie möglich abmelden, sobald der reguläre Hausanschluss verfügbar ist.
Tipps zum Baustrom
Abschließend möchten wir ihnen noch einige grundsätzliche Tipps zum Thema Baustrom mit auf den Weg geben:
1. Frühzeitig beantragen
Der Antrag auf Baustrom sollte direkt nach Erhalt der Baugenehmigung gestellt werden. Netzbetreiber und Stadtwerke haben oft lange Bearbeitungszeiten, insbesondere in Zeiten hoher Bauaktivität. Eine zu späte Antragstellung kann dazu führen, dass die Baustelle nicht rechtzeitig mit Strom versorgt wird, was zu Verzögerungen und zusätzlichen Kosten führt. Idealerweise sollte die Planung gemeinsam mit dem Elektroinstallateur erfolgen, da dieser den Anschluss und die benötigte Leistung realistisch einschätzen kann.
2. Kosten und Anbieter vergleichen
Die Stromtarife für Baustrom liegen oft über denen von regulärem Haushaltsstrom. Netzbetreiber bieten meist Standardtarife an, die nicht unbedingt die günstigsten sind. Daher lohnt sich ein Vergleich verschiedener Anbieter. Da der Netzbetreiber nicht zwingend auch der Stromlieferant sein muss, können Bauherren den Baustromtarif frei wählen. Ein Wechsel zu einem günstigeren Anbieter kann die Stromkosten erheblich senken.
3. Baustrom nur so lange wie nötig nutzen
Sobald das Gebäude über einen regulären Hausanschluss verfügt, sollte der Baustrom abgemeldet werden. Baustrom ist teurer als Haushaltsstrom, und die monatliche Miete für den Baustromkasten kann sich schnell summieren. Sobald der Hausanschluss verfügbar ist, sollten alle Bauarbeiten über diesen erfolgen. Eine frühzeitige Umstellung spart Kosten und reduziert den Verwaltungsaufwand.
4. Leistungsbedarf realistisch einschätzen
Ein zu niedrig geplanter Baustromanschluss kann zu Problemen führen, wenn mehrere Geräte gleichzeitig betrieben werden müssen. Werden beispielsweise große Maschinen wie Kräne oder Betonmischer eingesetzt, ist eine ausreichend dimensionierte Stromversorgung unerlässlich. Zu schwache Anschlüsse führen zu häufigen Stromausfällen und damit zu Bauverzögerungen. Der Elektroinstallateur kann den voraussichtlichen Bedarf berechnen und eine passende Lösung vorschlagen.
5. Energieeffizienz auf der Baustelle beachten
Um die Stromkosten möglichst niedrig zu halten, sollten Bauherren und Baufirmen auf energieeffiziente Geräte setzen. Beispielsweise können LED-Baustrahler anstelle von Halogenstrahlern genutzt werden. Zudem sollten Maschinen nicht unnötig lange laufen, wenn sie nicht gebraucht werden. Durch eine effiziente Nutzung des Baustroms lassen sich unnötige Kosten vermeiden.
6. Baustromanlage regelmäßig überprüfen
Da Baustellen oft rauen Bedingungen ausgesetzt sind, sollten die Baustromverteiler regelmäßig kontrolliert werden. Beschädigte Kabel oder defekte Steckdosen stellen ein Sicherheitsrisiko dar und können zu Stromausfällen führen. Der Elektroinstallateur sollte daher in regelmäßigen Abständen eine Sicherheitsüberprüfung der gesamten Anlage vornehmen.
7. Auf eine fachgerechte Installation achten
Baustromkästen müssen nach den geltenden Sicherheitsnormen (DIN VDE und TAB) installiert werden. Eine unsachgemäße Installation kann nicht nur gefährlich sein, sondern auch dazu führen, dass der Netzbetreiber den Anschluss verweigert oder die Baustelle zeitweise ohne Strom bleibt. Bauherren sollten daher ausschließlich zertifizierte Elektrofachkräfte mit der Installation und Wartung beauftragen.