Starkregen: Ursachen, Folgen und Schutzmaßnahmen

Von Dominik Hochwarth

Erst steht Lanzarote unter Wasser, wenige Tage später werden Teile von Italien überflutet. Mitte April 2025 zeigt deutlich, was uns künftig häufiger blühen wird. Starkregenereignisse nehmen zu. Innerhalb kurzer Zeit fallen dabei große Regenmengen – oft mit verheerenden Folgen: Überflutete Straßen, vollgelaufene Keller, zerstörte Infrastruktur.

Der Klimawandel gilt als ein Verstärker solcher Wetterextreme. Doch was genau ist Starkregen? Wie kann man sich schützen? Und welche Rolle spielt die Versicherung? Dieser Beitrag gibt fundierte Antworten auf die wichtigsten Fragen rund um Starkregen.

Starkregen
Starkregenereignisse werden immer häufiger und heftiger – mit schlimmen Folgen für die Umwelt

Inhaltsverzeichnis

Was ist Starkregen und wie entsteht er?

Starkregen ist ein meteorologisches Extremereignis, bei dem innerhalb kurzer Zeit sehr große Mengen Niederschlag fallen. Die genaue Definition richtet sich nach den Kriterien des Deutschen Wetterdienstes (DWD): Von Starkregen spricht man bei mehr als 15 bis 25 Litern pro Quadratmeter innerhalb einer Stunde oder mehr als 20 bis 35 Litern innerhalb von sechs Stunden. Besonders intensiver Starkregen, wie er bei Unwettern auftritt, kann deutlich darüber liegen und lokal zu extremen Überschwemmungen führen.

Entstehen kann Starkregen durch verschiedene meteorologische Prozesse. In Mitteleuropa häufig verantwortlich sind sogenannte konvektive Wetterlagen. Dabei steigt warme, feuchte Luft schnell in die Atmosphäre auf, kondensiert dort und bildet hochreichende Quellwolken, sogenannte Cumulonimbus-Wolken. Diese Gewitterwolken können sich unter bestimmten Bedingungen kaum vom Fleck bewegen – etwa wenn sie in einer stationären Wetterlage gefangen sind. In solchen Situationen regnet es über einem kleinen Gebiet stundenlang heftig.

Intensität und Häufigkeit nehmen seit Jahrzehnten zu

Eine wichtige Rolle spielt die zunehmende Aufheizung der Atmosphäre durch den Klimawandel. Warme Luft kann mehr Wasserdampf aufnehmen – etwa sieben Prozent mehr pro Grad Celsius Erwärmung. Das bedeutet: Je wärmer die Luft, desto mehr Wasser steht für potenzielle Starkregenereignisse zur Verfügung. Gleichzeitig sorgt eine instabilere Atmosphäre für heftigere konvektive Entwicklungen. Studien zeigen, dass die Intensität und Häufigkeit von Starkregen in Europa seit Jahrzehnten zunehmen.

Auch das sogenannte urbane Mikroklima kann lokal Starkregen fördern: In dicht bebauten Innenstädten mit hoher Versiegelung und Wärmeabstrahlung entstehen sogenannte „Wärmekammern“, die die Konvektion anregen und Regenzellen verstärken können.

Folgen von Starkregen

Starkregen kann weitreichende und vielschichtige Auswirkungen auf Mensch, Umwelt und Infrastruktur haben. Durch die Plötzlichkeit und Intensität der Niederschläge kommt es zu Situationen, in denen die Kanalisation überlastet wird und Regenwasser nicht mehr abfließen kann. Die unmittelbaren Folgen sind:

  • Überschwemmungen von Straßen, Unterführungen und Tunneln: Besonders betroffen sind Senken, Unterführungen und schlecht entwässerte Straßenzüge, die innerhalb weniger Minuten unpassierbar werden können.
  • Wassereinbruch in Häuser und Keller: Regenwasser dringt über Fenster, Lichtschächte oder durch das Abwassersystem ins Haus ein. Ohne Schutzvorkehrungen wie Rückstauklappen können Keller und Wohnräume volllaufen.
  • Schäden an der Bausubstanz: Feuchtigkeit führt zu Schimmelbildung, Aufquellen von Baumaterialien und langfristigen Beeinträchtigungen der Statik. Auch Heiz- und Stromanlagen in Kellerräumen können irreparabel beschädigt werden.
  • Verkehrsbehinderungen und Stromausfälle: Überflutete Straßen und Bahngleise legen Verkehrssysteme lahm. Kurzschlüsse und überschwemmte Trafostationen können zu Stromausfällen führen.
  • Erosion, Hangrutschungen und Bodenschäden: Aufgeweichte Hänge können abrutschen, überschäumte Flüsse Flussufer abtragen und landwirtschaftliche Flächen unbrauchbar machen.
  • Gesundheitliche Gefahren: Überschwemmtes Wasser kann mit Schadstoffen, Abwasser oder Öl kontaminiert sein. Das Betreten solcher Bereiche kann zu Infektionen oder Verletzungen führen.

Ein besonders eindrückliches Beispiel für die verheerenden Folgen von Starkregen war die Flutkatastrophe im Ahrtal im Juli 2021. Innerhalb von 24 Stunden fielen teils mehr als 150 Liter Regen pro Quadratmeter. Ganze Orte wurden zerstört, über 180 Menschen kamen ums Leben, tausende Häuser wurden unbewohnbar. Die Katastrophe gilt als eine der schwersten Naturkatastrophen der Nachkriegsgeschichte in Deutschland – ausgelöst durch extreme Starkregenfälle, die in ihrer Häufigkeit und Intensität lange als undenkbar galten.

Schutzmaßnahmen gegen Starkregen

Um die Auswirkungen von Starkregen zu begrenzen, sind gezielte bauliche, technische und planerische Schutzmaßnahmen erforderlich – sowohl für Privathaushalte als auch für Kommunen.

Für Hausbesitzer:

  • Einbau von Rückstauklappen: Sie verhindern, dass bei Überlastung des Abwassersystems Wasser in das Haus zurückgedrückt wird. Besonders wichtig für tieferliegende Räume wie Keller und Souterrains.
  • Abdichtung von Kellerfenstern und Lichtschächten: Mit druckwasserdichten Abdeckungen oder Abweisblechen kann das Eindringen von Wasser verhindert werden. Auch Aufkantungen und Drainagen sind hilfreich.
  • Hochwasserschutzsysteme: Mobile oder fest installierte Schotts, Sandsäcke oder aufblasbare Dichtsysteme helfen, Wasser von Eingängen fernzuhalten.
  • Regenwassermanagement auf dem eigenen Grundstück: Zisternen, Versickerungsmulden oder Retentionsdächer entlasten die Kanalisation und fangen Niederschläge auf.
  • Räumliche Vorsorge: Keine Lagerung wertvoller oder empfindlicher Gegenstände im Keller oder in bodennahen Bereichen. Elektrische Anlagen möglichst hoch montieren.

Für Kommunen:

  • Entsiegelung und Versickerung: Gründächer, Pflaster mit offenen Fugen oder begrünte Parkplätze reduzieren den Oberflächenabfluss und fördern die Regenwasserversickerung.
  • Rückhaltebecken und Regenrüchalteanlagen: Sie puffern Spitzenabflüsse und geben das Wasser kontrolliert an Gewässer oder Kanalisation ab.
  • Regenwasserbewirtschaftung nach dem Schwammstadt-Prinzip: Ziel ist es, Regenwasser dort aufzunehmen, wo es fällt, zu speichern und zeitverzögert abzugeben. Das reduziert die Belastung der Kanalisation und erhöht die Resilienz gegen Extremwetter.
  • Kanalnetzmodernisierung: Anpassen der Rohrquerschnitte, Einsatz von intelligenten Steuerungssystemen zur Flussregelung.
  • Stadtplanung mit Starkregengefahrenkarten: Neubaugebiete und kritische Infrastruktur sollten nicht in ausgewiesene Starkregengefährdungszonen gelegt werden.
Häufige Fragen zu Starkregen
Wo gab es zuletzt Starkregen in Deutschland? Starkregen tritt in Deutschland regional unterschiedlich auf. Besonders betroffen waren in den vergangenen Jahren das Ahrtal, Teile Bayerns, Nordrhein-Westfalen und Baden-Württemberg.
Tritt Starkregen überall auf? Grundsätzlich kann Starkregen überall vorkommen. Besonders gefährdet sind jedoch Regionen mit Hanglage, versiegelte Stadtgebiete und Orte nahe kleiner Flüsse.
Ist Starkregen ein Elementarschaden? Ja. Zu den Elementarschäden zählen u. a. Überschwemmung durch Starkregen, Hochwasser, Erdrutsch und Schneedruck.
Wann zahlt die Versicherung bei Starkregen? Nur eine Elementarschadenversicherung übernimmt Schäden durch Starkregen. Eine reine Wohngebäude- oder Hausratversicherung reicht hier nicht aus.
Was tun bei Starkregen? Wertgegenstände in Sicherheit bringen, Strom abschalten, Fenster und Türen abdichten und Warnmeldungen beachten. Wichtig ist auch, sich selbst nicht in Gefahr zu bringen.

Klimawandel und die Zukunft des Starkregens

Der Klimawandel ist eine der zentralen Ursachen für die Zunahme von Extremwetterereignissen wie Starkregen. Mit jeder Erwärmung der Atmosphäre um ein Grad Celsius steigt die Wasserdampfaufnahmefähigkeit der Luft um rund sieben Prozent. Das bedeutet: In einer wärmeren Atmosphäre steht mehr Feuchtigkeit zur Verfügung, die sich in Form von intensiven Regenfällen entladen kann. Diese Entwicklungen führen dazu, dass Starkregenereignisse nicht nur häufiger, sondern auch intensiver und schwerer vorherzusagen werden.

Studien des Weltklimarats (IPCC) und nationaler Wetterdienste zeigen, dass Extremniederschläge in Mitteleuropa bereits zugenommen haben und in Zukunft weiter zunehmen werden. Besonders betroffen sind Regionen mit stark versiegelten Flächen, wie es in vielen urbanen Zentren der Fall ist. In diesen Gebieten kann Regenwasser kaum versickern, was das Überschwemmungsrisiko drastisch erhöht.

Tiefdrucksysteme und Jetstream ändern sich

Der Klimawandel verändert zudem atmosphärische Strömungsmuster: So verharren Tiefdrucksysteme länger über bestimmten Regionen, was lokal zu Starkregenserien führt. Auch der Jetstream, der früher als Wettermotor fungierte, verlangsamt sich durch die geringere Temperaturdifferenz zwischen Arktis und äquatornahen Gebieten. Die Folge sind stationäre Wetterlagen – ein Nährboden für Starkregen.

Gleichzeitig ist die Anpassungsfähigkeit vieler Siedlungsräume begrenzt. Kanalisationen sind oft nur für sogenannte Jahrhundertregen ausgelegt. Wenn sich die Extremwerte häufen, geraten selbst moderne Entwässerungssysteme an ihre Grenzen.

Strategien der Klimaanpassung

Um dem entgegenzuwirken, müssen langfristige Strategien der Klimaanpassung greifen:

  • Grüne Infrastruktur: Begrünte Fassaden und Dächer, Regenwassergärten oder Retentionsflächen helfen, Wasser zu speichern und zu verzögern.
  • Moderne Stadtplanung: Neue Baugebiete sollten mit Starkregengefahrenkarten geplant und überflutungsgefährdete Areale gemieden werden.
  • Multi-Use-Flächen: Parks, Parkplätze oder Spielplätze, die im Ernstfall gezielt überflutet werden können, dienen als temporäre Wasserpuffer.
  • Sensibilisierung und Frühwarnsysteme: Öffentliche Aufklärung und digitale Warnsysteme helfen, die Bevölkerung rechtzeitig zu informieren und Schutzmaßnahmen einzuleiten.

Die Herausforderung besteht darin, die Resilienz von Städten und Gemeinden systematisch zu erhöhen – durch ganzheitliche Konzepte, interdisziplinäre Zusammenarbeit und die konsequente Umsetzung innovativer Lösungen.

Versicherungsschutz bei Starkregen

Nur eine sogenannte Elementarschadenversicherung deckt Schäden durch Starkregen ab. Diese ist nicht automatisch in der Wohngebäude- oder Hausratversicherung enthalten, sondern muss separat abgeschlossen werden. Versichert sind in der Regel Schäden durch:

  • Überschwemmung infolge von Starkregen
  • Rückstau aus dem Abwassersystem
  • Erdrutsch und Erdsenkung

Wichtig: Für den Versicherungsschutz gelten oft Fristen und Voraussetzungen, z. B. Rückstauklappen oder Nachrüstpflichten.

Verhalten im Ernstfall

Wenn eine Starkregenlage absehbar ist oder bereits akute Warnungen ausgegeben wurden, kommt es auf schnelles, besonnenes und gut vorbereitetes Handeln an. Folgende Verhaltensweisen können helfen, sich selbst und andere zu schützen und Sachschäden zu minimieren:

  • Wetterwarnungen ernst nehmen: Nutzen Sie offizielle Warn-Apps wie „NINA“, „Katwarn“ oder „DWD WarnWetter“, um frühzeitig über drohenden Starkregen informiert zu sein. Auch lokale Radiosender oder Internetdienste bieten aktuelle Informationen.
  • Gefährdete Bereiche meiden: Halten Sie sich von Unterführungen, Kellern, Tiefgaragen, Flussufern und Senken fern. Diese können sich rasch mit Wasser füllen und stellen ein hohes Risiko dar.
  • Fahrzeuge rechtzeitig umparken: Autos sollten aus tief gelegenen Bereichen wie Parkhäusern, Tiefgaragen oder Straßensenken entfernt werden. Überschwemmte Fahrzeuge können schwere Schäden nehmen oder abgeschwemmt werden.
  • Strom und Gas abstellen: Bei drohendem Wassereintritt sollten Sie die Stromzufuhr über den Sicherungskasten unterbrechen und gegebenenfalls auch die Gaszufuhr abdrehen. Dies verhindert Kurzschlüsse, Brände oder Explosionen.
  • Wertgegenstände in Sicherheit bringen: Lagern Sie wichtige Dokumente, Elektrogeräte und wertvolle Gegenstände rechtzeitig in höher gelegene Räume oder sichere Behälter.
  • Nachbarn und Hilfebedürftige informieren: Warnen Sie ältere Menschen, Familienmitglieder oder Nachbarn mit eingeschränkter Mobilität. Hilfeleistung ist besonders wichtig in dicht besiedelten Wohngegenden.
  • Kellerräume meiden: Wenn Wasser bereits in Kellerräume eingedrungen ist, darf dieser Bereich nicht mehr betreten werden. Es besteht akute Lebensgefahr durch Stromschläge, insbesondere bei unter Wasser stehenden Steckdosen oder Elektrogeräten.
  • Notrufnummern bereithalten: Halten Sie Telefonnummern von Feuerwehr (112), Polizei (110) und lokalen Versorgungsbetrieben griffbereit.
  • Evakuierungsanweisungen folgen: Befolgen Sie die Anweisungen der Einsatzkräfte unbedingt. Im Zweifelsfall lieber früher als zu spät in Sicherheit bringen.
  • Nach dem Regen vorsichtig sein: Auch nach dem Starkregen besteht Gefahr: Rutschige Flächen, Stromausfälle, Verunreinigungen und instabile Bauwerke stellen Risiken dar. Bewegen Sie sich nur mit Vorsicht im betroffenen Gebiet.

Ein gut vorbereiteter Notfallplan, gepackte Notfalltaschen mit Dokumenten, Medikamenten und Taschenlampen sowie Kenntnisse über sichere Fluchtwege können im Ernstfall über Leben und Tod entscheiden.

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