Hochwasserschaden am Haus: So handeln Sie richtig

Von Dominik Hochwarth

Wenn das Wasser weicht, werden die Schäden am Haus erst wirklich sichtbar. Was Betroffene von Hochwasser und Starkregenereignissen jetzt tun sollten, damit es keinen Ärger mit der Versicherung gibt, erfahren Sie in diesem Ratgeber. Gehen wir es an und schauen uns die Hochwasserschäden an.

Hochwasser
Erst wenn das Hochwasser vorbei ist, werden die vollen Schäden sichtbar

Inhaltsverzeichnis

1. Sicherheit geht vor

Der Regen lässt nach, das Entsetzen bleibt. Erst nach und nach wird das Ausmaß der Katastrophe sichtbar. Was ist zu tun, damit nach dem Unglück nicht auch noch Ärger mit dem Versicherer droht? Hier gilt zunächst ein Dreiklang aus Sichern, Dokumentieren und Informieren.

1.1. Personensicherheit

Das oberste Gebot der Stunde heißt Sicherheit. Bringen Sie sich und Ihre Angehörigen, Freunde und Nachbarn in Sicherheit und folgen Sie den Anweisungen der Hilfstruppen und Behörden. Überflutete Gebiete bergen viele Gefahren: Das Wasser kann tief und schnell fließend sein, es können Stromleitungen beschädigt sein und strukturelle Schäden an Gebäuden auftreten. Auch im Haus ist Vorsicht geboten: Der überflutete Keller kann schnell zur Falle werden oder unter Strom stehen. Wenn gefahrlos möglich, können Sie erste Maßnahmen zur Vermeidung weiterer Schäden ergreifen.

1.2. Schutz vor weiteren Schäden

Wenn das Wasser zurückgegangen ist und es sicher ist, können Sie beginnen, Maßnahmen zu ergreifen, um weitere Schäden zu vermeiden. Dazu gehört das Abschalten der Stromversorgung, das Entfernen von Wasser und Schlamm aus dem Haus und das Trocknen von feuchten Bereichen. Schnell zu handeln ist wichtig, um Schimmelbildung zu verhindern und die strukturelle Integrität des Hauses zu bewahren.

2. Dokumentation der Schäden

Von zentraler Bedeutung ist die umfassende Dokumentation aller Schäden. Dies ist entscheidend, um später Ansprüche bei der Versicherung geltend machen zu können.

2.1. Fotodokumentation

Dokumentieren Sie alle Schäden. Machen Sie mit Digitalkamera oder Smartphone aussagekräftige Fotos, bevor Sie weitere Maßnahmen einleiten oder mit den Aufräumarbeiten beginnen. Holen Sie zur Not auch Zeugen hinzu. Die Fotos sollten sowohl die Gesamtsituation als auch Detailaufnahmen der Schäden umfassen.

2.2. Schadenserfassung

Erstellen Sie eine Liste aller beschädigten Gegenstände und Bereiche im Haus. Notieren Sie sich dabei auch den Zustand und den geschätzten Wert der Gegenstände vor dem Hochwasser. Dies hilft Ihnen und Ihrer Versicherung, den Schaden genauer zu bewerten.

Hochwasserschaden Garage
Wichtig ist, die Hochwasserschäden genau zu informieren

3. Informieren Sie Ihre Versicherer

Sobald Sie die Schäden dokumentiert haben, informieren Sie umgehend Ihre Versicherer. Besprechen Sie mit diesen die nächsten Schritte und stellen Sie sicher, dass Sie alle erforderlichen Informationen bereitstellen.

3.1. Kontaktaufnahme mit der Versicherung

Informieren Sie zeitnah Ihre Versicherer und besprechen mit diesen vielleicht bereits die nächsten Schritte. Die meisten Versicherer bieten hierfür Schadens-Hotlines an. Halten Sie Ihre Versicherungsnummern und die Schadenliste bereit, wenn Sie den Kontakt aufnehmen.

3.2. Welche Versicherung ist zuständig?

Je nach Schaden sind hier verschiedene Versicherer Ihre Ansprechpartner:

  • Elementarschadenversicherung: Schäden im, am und rund ums Haus sind im Rahmen der sogenannten Elementarschadenversicherung in der Wohngebäudeversicherung mitversichert. Prüfen Sie anhand Ihrer Unterlagen, ob Sie eine Elementarschadenversicherung abgeschlossen haben (oder fragen Sie bei der Versicherung nach), denn diese gehört nicht automatisch zur Wohngebäude- oder Hausratversicherung.
  • Hausratversicherung: Die Hausratversicherung ersetzt Ihr „bewegliches“ Hab und Gut, also beispielsweise Möbel und andere Einrichtungsgegenstände und Hausrat. Überschwemmungsschäden am Hausrat sind nur versichert, wenn auch hier der Zusatzbaustein Elementarschadenversicherung zur Hausratversicherung mit abgeschlossen wurde.
  • KFZ-Versicherung: Schäden am Auto durch Überschwemmung sind in der Regel in der KFZ-Versicherung mitversichert, hierzu muss aber mindestens Teilkaskoschutz bestehen.
  • Reiseversicherung: Auch in der Reiserücktritt- und Reiseabbruchversicherung sind oft größere Schäden am Eigentum durch Elementarereignisse mitversichert. Können Sie nun den Sommerurlaub nicht wie geplant antreten – weil der Keller unter Wasser steht oder das Auto Opfer der Fluten wurde -, setzen Sie sich umgehend mit dem Reiseanbieter und Ihrem Reiseversicherer zwecks Stornierung der Reise in Verbindung. So bleiben Sie nicht auch noch auf den Stornokosten sitzen.

4. Vorsicht vor unseriöser Geschäftemacherei

In Zeiten von Katastrophen versuchen immer wieder unseriöse Anbieter, aus dem Leid der Betroffenen Profit zu schlagen. Seien Sie daher wachsam.

4.1. Miet- und Kaufgeräte

Viele, die von Hochwasser betroffen sind, sind darauf angewiesen, Geräte wie Pumpen oder Bautrocknungsgeräte zu leihen oder zu kaufen. Hier setzt leider sehr schnell unseriöse Geschäftemacherei ein: Online-Shops, die Geräte gegen Vorauszahlung anbieten, aber nie liefern, beispielsweise. Wie Sie solche Fake-Shops erkennen können, haben wir in einem eigenen Artikel zusammengefasst.

4.2. Seriöse Spendenorganisationen

Wer den Opfern des Hochwassers helfen möchte, spendet mitunter Geld. Leider sind auch da mitunter unseriöse Spenden-Organisationen unterwegs. Wie Sie die seriösen erkennen, haben wir in einem weiteren Beitrag zusammengestellt.

Hochwasserschaden Auto
Hochwasserschäden am Auto sollten Sie Ihrem Versicherer melden

5. Wichtige Sofortmaßnahmen nach der Flut

5.1. Schadensminimierung

Ihnen obliegt eine Pflicht zur Minimierung des Schadens. Prüfen Sie, welche Maßnahmen Sie einleiten können, um den Schaden so klein wie möglich zu halten. Beispiel: Bei nur wenig Wasser im Keller sollten Sie sofort nach der Dokumentation mit dem Abschöpfen und Trockenlegen beginnen.

5.2. Wiederherstellung und Reinigung

Beginnen Sie so schnell wie möglich mit der Reinigung und Trocknung Ihres Hauses, um Schimmelbildung zu verhindern und weitere Schäden zu minimieren. Verwenden Sie dabei geeignete Schutzkleidung und Atemschutzmasken, um sich vor gesundheitsschädlichen Stoffen zu schützen.

5.3. Fachgerechte Hilfe

Für größere Schäden und zur umfassenden Trocknung und Sanierung sollten Sie Fachleute hinzuziehen. Professionelle Sanierungsunternehmen verfügen über die notwendige Ausrüstung und das Know-how, um Ihr Haus sicher und effektiv wiederherzustellen.

6. Langfristige Maßnahmen und Prävention

6.1. Klimaanpassung

Der Verbraucherzentrale Bundesverband (vzbv) fordert mehr Präsenz für das zunehmend wichtige Thema der Klimaanpassung auf der politischen Agenda. Wohngebäude müssten durch bauliche Maßnahmen besser an Wetterextreme angepasst sein. „Klimaanpassung bedeutet aber auch, dass sich Verbraucher

verstärkt gegen Klimarisiken absichern müssen – bezahlbar und verlässlich“, so vzbv-Vorständin Ramona Pop.

6.2. Bauliche Vorsorge

Um zukünftige Hochwasserschäden zu vermeiden, sollten Hausbesitzer bauliche Maßnahmen in Erwägung ziehen. Dazu gehören erhöhte Sockel für Häuser, wasserdichte Fenster und Türen sowie die Installation von Rückstauklappen in Abwassersystemen.

6.3. Versicherungsprüfung

Überprüfen Sie regelmäßig Ihre Versicherungen und stellen Sie sicher, dass Sie ausreichend gegen Elementarschäden versichert sind. Eine umfassende Absicherung kann Ihnen im Falle eines erneuten Hochwassers viel Ärger ersparen.

7. Psychologische Unterstützung

Die Bewältigung von Hochwasserschäden kann eine erhebliche emotionale Belastung darstellen. Zögern Sie nicht, psychologische Unterstützung in Anspruch zu nehmen, um diese schwierige Zeit zu bewältigen. Viele Gemeinden und Hilfsorganisationen bieten entsprechende Dienste an.

8. Gemeinsame Bewältigung der Krise

Hochwasserkatastrophen betreffen oft ganze Gemeinden. Die gemeinsame Bewältigung der Krise und gegenseitige Unterstützung können helfen, die Auswirkungen zu mindern und die Gemeinschaft zu stärken.

8.1. Nachbarschaftshilfe

Organisieren Sie sich in Ihrer Nachbarschaft und helfen Sie einander bei Aufräum- und Sanierungsarbeiten. Gemeinsame Anstrengungen können nicht nur praktische Hilfe bieten, sondern auch den Zusammenhalt stärken.

8.2. Freiwilligenarbeit

Viele Hilfsorganisationen suchen nach Freiwilligen, die bei der Bewältigung von Hochwasserkatastrophen helfen. Ihr Einsatz kann einen großen Unterschied machen und betroffenen Familien Unterstützung und Hoffnung geben.

So schaffen Sie die Herausforderung

Hochwasserschäden am Haus sind eine enorme Herausforderung, aber mit den richtigen Schritten können Sie die Situation bewältigen und langfristigen Ärger vermeiden. Denken Sie daran, die Sicherheit an erste Stelle zu setzen, alle Schäden gründlich zu dokumentieren und unverzüglich Ihre Versicherer zu informieren. Bleiben Sie wachsam gegenüber unseriösen Angeboten und nutzen Sie die Unterstützung von Fachleuten und der Gemeinschaft, um Ihr Zuhause wiederherzustellen und zukünftige Schäden zu verhindern. Mit einer soliden Vorbereitung und einem gut durchdachten Notfallplan sind Sie besser gewappnet, um den Herausforderungen von Hochwasser und Starkregen zu begegnen.

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