London ist nicht nur Hauptstadt des Vereinigten Königreichs, sondern auch eine der dichtesten Fußballregionen Europas. Kaum eine andere Metropole beherbergt so viele traditionsreiche Vereine – und so viele unverwechselbare Stadien. Von hochmodernen Arenen bis zu jahrzehntealten Bauwerken mit unverwechselbarem Charme: Wer Fußball liebt und sich für Architektur interessiert, findet in London eine Vielzahl faszinierender Orte.
Im Folgenden nehmen wir Sie mit auf eine bauliche und atmosphärische Reise durch zehn Fußballstadien – jedes mit eigener Geschichte, eigener Bauweise und eigenem Charakter.

Das erwartet Sie in diesem Beitrag
- Wembley-Stadion – das neue Herz des britischen Sports
- Emirates Stadium – Highbury war gestern
- Stamford Bridge – mehr als nur Chelsea
- Tottenham Hotspur Stadium – eine Arena der nächsten Generation
- London Stadium – vom Olympiapark zum Premier-League-Heim
- Gtech Community Stadium – kompakt und durchdacht
- Selhurst Park – klassisch, kantig, laut
- Craven Cottage – am Fluss, mit Charme
- The Den – das andere Südlondon
- The Valley – das Stadion mit Talblick
- Lage der Stadien innerhalb von London
Wembley-Stadion – das neue Herz des britischen Sports
Kaum ein Ort steht so sinnbildlich für englischen Fußball wie das Wembley-Stadion. Die erste Version – das Empire Stadium – wurde 1923 erbaut und war bis zu seinem Abriss 2002 eine nationale Institution. Legendär ist das umstrittene „Wembley-Tor“ aus dem WM-Finale 1966. Auch außerhalb des Sports wurde hier Geschichte geschrieben, etwa beim Live-Aid-Konzert 1985.
Das heutige Stadion wurde 2007 eröffnet. Besonders markant: der 133 Meter hohe Stahlbogen, der als größtes freitragendes Dachtragwerk der Welt gilt. Diese Konstruktion ersetzt klassische Stützpfeiler und lässt das Stadion wie einen offenen Tempel wirken. Mit 90.000 Plätzen ist Wembley heute das größte Stadion im Vereinigten Königreich – Heimstätte der Nationalmannschaft und Austragungsort unzähliger Finalspiele und Konzerte.

Baugeschichte: Das ursprüngliche Wembley – das „Empire Stadium“ – wurde in nur 300 Tagen für die British Empire Exhibition 1923 errichtet. Architektonisch geprägt war es durch die berühmten Zwillingstürme. Es wurde 2003 abgerissen. Das neue Wembley-Stadion entstand zwischen 2002 und 2007 auf dem gleichen Gelände. Bauherr war die FA, das Design stammt von Foster + Partners und Populous. Markant: der 133 Meter hohe Stahlbogen als statisches und optisches Zentrum.
Emirates Stadium – Highbury war gestern
Der FC Arsenal hat 2006 mit dem Emirates Stadium sein neues Zuhause bezogen – eine hochmoderne Arena im Norden Londons mit Platz für rund 60.000 Zuschauer*innen. Das vorherige Stadion „Highbury“ galt als charmant, aber in die Jahre gekommen. Der Neubau verbindet modernen Komfort mit Erinnerung an die eigene Geschichte.
Architektonisch setzt das Stadion auf einen ovalen Grundriss mit vier umlaufenden Tribünen. Besonders auffällig sind die großflächigen Glasfassaden und das transluzente Dach, das Tageslicht durchlässt, aber Schutz bietet. Ein Rundgang durch das Stadionmuseum zeigt, wie eng hier Geschichte und Gegenwart verwoben sind – auch für Menschen, die nicht zum Spieltag kommen.

Baugeschichte: Da das alte Highbury-Stadion zu klein wurde, entschied sich der FC Arsenal Ende der 1990er für einen Neubau. Baubeginn war 2004, die Eröffnung erfolgte im Juli 2006. Das Stadion wurde auf einem ehemaligen Industriegelände in Ashburton Grove errichtet. Die Baukosten lagen bei rund 430 Millionen Pfund. Entworfen wurde es von HOK Sport (heute Populous). Der Entwurf verbindet Funktionalität mit einer geschwungenen Dachform und großzügigen Glasflächen.
Stamford Bridge – mehr als nur Chelsea
„The Bridge“ ist eines der ältesten Fußballstadien Englands. Seit 1905 trägt Chelsea hier seine Heimspiele aus. Trotz zahlreicher Umbauten blieb der Standort erhalten – mitten in Fulham, mit enger Bebauung und wenig Platz zur Erweiterung. Genau das macht den Reiz aus.
Die Tribünen stehen dicht am Spielfeld. Der sogenannte Shed End – traditioneller Stehbereich – ist längst Sitzplatztribüne, doch die Erinnerung lebt. Die Bausubstanz wirkt auf den ersten Blick unscheinbar, offenbart bei genauerem Blick aber viele bauliche Details, die aus mehreren Bauphasen stammen. Der Mix aus Beton, Stahl und historischen Eingängen gibt der Stamford Bridge ihr eigenes Gesicht.

Baugeschichte: Stamford Bridge wurde 1877 ursprünglich als Leichtathletikstadion errichtet. Erst 1905 zog Chelsea FC ein. Die Tribünen wurden im Laufe des 20. Jahrhunderts mehrfach umgebaut. Zwischen 1990 und 2001 folgte eine umfassende Modernisierung im laufenden Betrieb. Historische Teile wie das Shed End blieben erhalten. Das Stadion ist heute eine Mischung aus Alt und Neu, stark geprägt durch die begrenzte Fläche mitten im Wohngebiet.
Tottenham Hotspur Stadium – eine Arena der nächsten Generation
Erst 2019 eingeweiht, ist das Tottenham Hotspur Stadium ein Musterbeispiel moderner Stadionarchitektur. Es ersetzt das alte „White Hart Lane“ am gleichen Ort. Die Arena bietet Platz für 62.850 Fans – und gehört zu den modernsten der Welt.
Das Stadion verfügt über ein einziehbares Spielfeld. Der darunterliegende Bereich wird für Football-Spiele genutzt. Auch ein eigenes Mikro-Brauhaus ist integriert. Die Südtribüne wurde bewusst steil konzipiert und erinnert an berühmte „Fankurven“ wie den „Kop“ in Liverpool – akustisch deutlich spürbar. Die Dachkonstruktion mit umlaufender LED-Beleuchtung wirkt filigran, hält aber auch stürmischem Wetter stand.

Baugeschichte: Das Stadion wurde auf dem Gelände des alten „White Hart Lane“ errichtet. Ab 2016 erfolgte der Rückbau des alten Stadions, parallel begann der Neubau. Die Eröffnung fand im April 2019 statt. Das Design stammt von Populous. Der Bau kostete über 1 Milliarde Pfund. Besonders ist das zweigeteilte Spielfeld: Das Hauptfeld ist verschiebbar, darunter liegt ein Kunstrasen für NFL-Spiele. Die steile Südtribüne mit 17.500 Plätzen ist eine der größten einrangigen Tribünen Europas.
London Stadium – vom Olympiapark zum Premier-League-Heim
Ursprünglich für die Olympischen Spiele 2012 gebaut, war das London Stadium ein reines Leichtathletikstadion. Heute trägt West Ham United hier seine Heimspiele aus. Die Anpassung an die neue Nutzung erforderte umfassende Umbauten – vor allem, um die Distanz zwischen Spielfeld und Tribünen zu verringern.
Ein Highlight ist das teilweise verschiebbare Unterrangsystem. So können Tribünen bei Bedarf näher ans Spielfeld gerückt werden. Trotz der ursprünglichen Funktion wirkt die Arena heute wie ein typisches Fußballstadion. Die hohe Kapazität – über 60.000 Plätze – und die offene Dachkonstruktion schaffen ein helles, freundliches Raumgefühl.

Baugeschichte: Das Stadion wurde für die Olympischen Sommerspiele 2012 gebaut. Ursprünglich war es als Leichtathletikstadion mit temporären Oberrängen geplant. Nach den Spielen wurde es in mehreren Phasen umgebaut, um den Anforderungen eines Fußballstadions zu entsprechen. Seit 2016 ist West Ham United Mieter. Die Tribünen im Unterrang sind verschiebbar, um die Spielfeldnähe zu verbessern. Architekten des Umbaus: Populous.
Gtech Community Stadium – kompakt und durchdacht
Brentford ist einer der kleineren Vereine Londons, doch das neue Stadion am Lionel Road bringt großes Selbstbewusstsein mit. Seit 2020 ersetzt es das frühere Griffin Park Stadium. Mit rund 17.000 Plätzen ist es eher kompakt, aber baulich durchdacht.
Die Sitzreihen ziehen sich bis nahe ans Spielfeld, was für ein intensives Zuschauererlebnis sorgt. Das Stadion ist in eine enge Wohnumgebung eingebettet – mit Rücksicht auf die Nachbarschaft wurden Dachform und Höhe abgestuft konzipiert. Die nachhaltige Planung war Teil des Projekts, ebenso wie eine kombinierte Nutzung mit dem Rugby-Club London Irish.

Baugeschichte: Der Verein Brentford FC verließ 2020 nach über 100 Jahren den alten Griffin Park. Das neue Stadion an der Lionel Road wurde 2017 bis 2020 auf einem ehemaligen Güterbahnhof errichtet. Bauherr war EcoWorld London, Entwurf und Planung übernahm das Büro AFL Architects. Mit nur 17.250 Plätzen ist es klein, aber modern. Es wird auch von Rugby-Clubs genutzt. Die Fassaden passen sich bewusst der dichten Bebauung an.
Selhurst Park – klassisch, kantig, laut
Wer Stadien mit Geschichte sucht, ist bei Crystal Palace richtig. Selhurst Park im Süden Londons ist seit 1924 Heimstätte des Vereins – und hat sich seinen ursprünglichen Charakter bewahrt. Die Haupttribüne stammt teilweise noch aus den 1920er-Jahren.
Das Stadion besteht aus vier weitgehend unabhängigen Tribünen – mit Ecken, Kanten und Stahlträgern, die man in modernen Arenen vergeblich sucht. Die Fans sind bekannt für ihre lautstarke Unterstützung. Hier erleben Sie Fußball, wie er früher war – unmittelbar, eng, unverstellt.

Baugeschichte: Selhurst Park wurde 1924 eröffnet. Die Haupttribüne stammt teilweise noch aus dieser Zeit. Viele andere Tribünen wurden in den 1960er bis 1990er Jahren modernisiert, etwa der Arthur Wait Stand (1969) oder der Holmesdale Stand (1995). Das Stadion ist eng ins Wohngebiet eingebettet. Ein geplanter Ausbau stockt seit Jahren. Crystal Palace möchte die Kapazität erhöhen und Teile des Stadions neu gestalten, darunter eine neue Haupttribüne.
Craven Cottage – am Fluss, mit Charme
Fulham FC spielt im Craven Cottage, einem Stadion, das so nah an der Themse liegt, dass man bei Flut fast das Wasser rauschen hört. Die Haupttribüne stammt aus dem Jahr 1905 und steht unter Denkmalschutz. Ihre viktorianische Architektur mit Backstein, Holzbänken und Erkern macht sie zum Blickfang.
Das Stadion hat eine Kapazität von rund 25.000 Plätzen. Der Charakter ist familiär, ruhig, fast schon nostalgisch. Viele Fans schätzen diese Atmosphäre als Kontrast zu den „lauten“ Stadien der Konkurrenz. Craven Cottage bleibt einer der traditionsreichsten Orte im englischen Fußball.

Baugeschichte: Das Stadion am Themseufer besteht seit 1896. Die Haupttribüne wurde 1905 von Architekt Archibald Leitch entworfen und steht heute unter Denkmalschutz. Craven Cottage ist eines der letzten Stadien mit „klassischer“ Architektur – rote Ziegel, Stahlträger, asymmetrische Formen. In den letzten Jahren wurde der Riverside Stand modernisiert und erweitert, wobei man die alte Formensprache mit neuen Materialien kombiniert hat.
The Den – das andere Südlondon
Millwall ist ein Verein mit klarer Identität. Das Stadion „The Den“ wurde 1993 neu gebaut – auf einem alten Industriegelände. Der Neubau war notwendig, weil das alte Stadion baulich nicht mehr den Anforderungen entsprach.
Heute passen rund 20.000 Zuschauer ins Stadion. Die Tribünen stehen steil und eng beieinander. Die Fans gelten als besonders leidenschaftlich. Wer hier ein Spiel erlebt, spürt schnell, wie stark Architektur und Atmosphäre ineinandergreifen. Auch ohne viel Glas oder LED bleibt The Den ein intensiver Ort.

Baugeschichte: Das heutige Stadion „The Den“ wurde 1993 eröffnet. Es löste das alte Stadion gleichen Namens ab, das nur wenige hundert Meter entfernt lag und nicht mehr den Sicherheitsstandards entsprach. Der Neubau war eines der ersten Stadien in England, das nach den Empfehlungen des Taylor-Reports (nach der Hillsborough-Katastrophe) vollständig als Sitzplatzstadion konzipiert wurde. Es bietet Platz für 20.146 Zuschauer*innen und zeichnet sich durch seine kompakte Bauweise aus.
The Valley – das Stadion mit Talblick
The Valley, die Heimat von Charlton Athletic, liegt eingebettet in einem natürlichen Talkessel im Südosten Londons. Bereits 1919 wurde das Stadion eröffnet – auf einem ehemaligen Kiesgrubengelände. Der Standort erklärt auch den Namen: „The Valley“ bedeutet schlicht „das Tal“.
In den Anfangsjahren mussten die Fans teils über Hügelpfade zum Stadion gelangen. Die heutige Anlage bietet Platz für rund 27.000 Zuschauer und wurde mehrfach modernisiert – vor allem in den 1990er-Jahren. Dennoch hat sich das Stadion eine bodenständige Ausstrahlung bewahrt, die eng mit dem Arbeitermilieu des Stadtteils verknüpft ist.

Baugeschichte: The Valley wurde 1919 auf dem Gelände einer ehemaligen Kiesgrube errichtet.Die große Südtribüne – ein Wahrzeichen des Stadions – war bis in die 1950er-Jahre eine der größten Stehplatztribünen Englands. Es folgten weitere Modernisierungen und die Umwandlung in ein reines Sitzplatzstadion mit heute rund 27.000 Plätzen.
Lage der Stadien innerhalb von London
Hier sehen Sie eine interaktive Karte mit den wichtigsten Fußballstadien Londons. Entdecken Sie, wo sich Wembley, Stamford Bridge und Co. befinden.