Dichtschlämme richtig verwenden – der große Ratgeber

Von Dominik Hochwarth

Wer ein Haus baut oder saniert, kommt an dem Thema Abdichtung kaum vorbei. Feuchtigkeit ist einer der größten Feinde von Bauwerken. Sie kriecht in Wände, lässt Putz abblättern und kann sogar die Statik gefährden. Genau hier setzt die Dichtschlämme an.

Dichtschlämme auftragen
Dichtschlämme auftragen

Das erwartet Sie in diesem Beitrag

Grundlagen

Es handelt sich dabei um eine Mischung aus Zement, Sand und Kunststoff-Zusätzen. Sie wird angerührt und dann wie ein dicker Anstrich aufgetragen. Das Material dichtet Flächen ab, bleibt dabei aber diffusionsoffen – Feuchtigkeit kann also in Form von Dampf entweichen. Das verhindert Schimmel und sorgt für ein gesundes Raumklima.

Normen und Regelwerke

Für eine fachgerechte Ausführung sind insbesondere folgende Normen wichtig:

  • DIN 18533: Abdichtung von erdberührten Bauteilen
  • DIN 18534: Abdichtung von Innenräumen
  • DIN 18535: Abdichtung von Behältern und Becken

Ist Dichtschlämme wasserdicht?

Ja, Dichtschlämme ist wasserdicht gegen flüssiges Wasser. Tropfen oder stauendes Wasser haben keine Chance, in die Wand oder den Boden einzudringen.
Allerdings ist sie diffusionsoffen. Das bedeutet: Wasserdampf kann durch die Schicht nach außen entweichen.

Genau das unterscheidet sie von einem Bitumenanstrich, der absolut dicht ist. Für Hausbesitzer ist dieser Unterschied entscheidend: Mit Dichtschlämme verhindern Sie Schäden durch Feuchtigkeit, ohne das Mauerwerk komplett „abzuriegeln“.

Ist Bitumenanstrich oder Dichtschlämme besser geeignet?

Die Antwort hängt vom Einsatz ab:

  • Bitumen: sehr elastisch, absolut wasserundurchlässig, aber nicht diffusionsoffen. Eignet sich gut für Kelleraußenwände.
  • Dichtschlämme: diffusionsoffen, leicht aufzutragen, auch für Innenräume geeignet. Ideal für Bäder, Balkone, Sockel.

Oft ergänzen sich beide Materialien. So kann etwa auf eine Dichtschlämme zusätzlich eine Bitumenschicht aufgebracht werden.

Varianten von Dichtschlämme

Schauen wir uns nun die verschiedenen Varianten von Dichtschlämme an. Neben mineralischer Dichtschlämme sind zum Beispiel noch flexible Dichtschlämme oder 2K-Dichtschlämme erhältlich.

Was ist eine mineralische Dichtschlämme?

Mineralische Dichtschlämme besteht aus Zement, Sand und mineralischen Zusatzstoffen. Sie wird meist als Pulver verkauft und mit Wasser angerührt.

Vorteile: robust, diffusionsoffen, leicht zu verarbeiten
Nachteile: weniger flexibel, Risse im Untergrund können nicht überbrückt werden

Sie ist ideal für Kellerinnenwände, Zementestrich oder Putzflächen.

Was ist eine flexible Dichtschlämme?

Flexible Dichtschlämme enthält Kunststoffe, die sie dehnbar machen. Damit kann sie kleine Risse im Untergrund überbrücken.

Typische Einsatzbereiche: Sockelbereiche, Balkone, Terrassen, erdberührte Bauteile, Flächen, die später verfliest werden.
Flexible Produkte sind heute Standard im Außenbereich. Marken wie Remmers Multi-Baudicht oder PCI Seccoral sind hier weit verbreitet.

Was ist 2K-Dichtschlämme?

„2K“ bedeutet zweikomponentig. Sie besteht aus einem Pulver (Zement, Sand) und einer flüssigen Komponente (Kunststoffdispersion). Erst beim Mischen entsteht die fertige Masse.

Vorteile: sehr flexibel, hohe Haftung, wasserdicht und frostbeständig.
2K-Produkte sind ideal für hoch beanspruchte Flächen, etwa Terrassen oder Kelleraußenwände.

Dichtschlämme außen verwenden

Gerade im Außenbereich zeigt Dichtschlämme ihre Stärken. Hier sind Bauteile ständig wechselnden Belastungen ausgesetzt: Regen, Spritzwasser, Frost und manchmal auch Tausalze. Ohne Schutz dringt Feuchtigkeit ins Mauerwerk ein, es entstehen Abplatzungen und Risse.

Typische Einsatzorte im Außenbereich

  • Sockelzone: Der Bereich direkt über der Erde wird bei Regen stark mit Spritzwasser belastet. Flexible Dichtschlämme ist hier die beste Wahl, weil sie Risse überbrücken kann und frostbeständig ist. Um den Sockel kümmern wir uns gleich noch ausführlicher.
  • Kelleraußenwände: Sie liegen im Erdreich und haben ständig Kontakt zu Feuchtigkeit. Häufig wird hier eine Kombination aus Dichtschlämme und Bitumen eingesetzt. Erst eine Schicht Dichtschlämme, danach eine Bitumendickbeschichtung – so bleibt das Mauerwerk sicher trocken.
  • Balkon und Terrasse: Bevor Fliesen oder Platten verlegt werden, empfiehlt sich eine Abdichtung mit Dichtschlämme. Sie verhindert, dass Wasser in den Estrich sickert und bei Frost Schäden verursacht.

Worauf Sie achten sollten

  • Der Untergrund muss tragfähig und sauber sein. Alte Farbe oder loser Putz müssen entfernt werden.
  • Im Sockelbereich ist eine Hohlkehle zwischen Wand und Boden Pflicht. Sie verhindert, dass Wasser in die Kante eindringen kann.
  • Schützen Sie die frische Dichtschlämme mindestens vier Tage lang vor Frost, direkter Sonne und Regen.
  • Bei starken Belastungen ist eine Kombination mit Bitumen sinnvoll. Dichtschlämme sorgt für die diffusionsoffene Abdichtung, Bitumen für zusätzlichen Schutz.

Geeignete Produkte für außen

Für den Außenbereich setzen viele Profis auf flexible oder zweikomponentige Varianten. Bewährte Produkte sind etwa PCI Seccoral 2K Rapid, Remmers MB 2K oder Sopro DSF 623. Sie verbinden hohe Flexibilität mit langer Haltbarkeit.

Welche Dichtschlämme für Sockel?

Der Sockelbereich eines Gebäudes gilt als einer der am stärksten beanspruchten Abschnitte der Gebäudehülle. Er liegt im Übergang zwischen Erdreich und aufgehender Wand und ist dadurch besonderen Belastungen ausgesetzt:

  • Spritzwasser: Bei Regen prasseln Tropfen vom Boden gegen den Sockel. Über Jahre hinweg kann diese ständige Feuchtigkeit ins Mauerwerk ziehen.
  • Frost-Tau-Wechsel: Im Winter dringt Feuchtigkeit in kleinste Poren ein. Friert das Wasser, dehnt es sich aus und sprengt Material ab.
  • Salzbelastung: Auftausalze vom Gehweg oder natürliche Salze aus dem Boden wirken zusätzlich zerstörend, weil sie hygroskopisch sind – sie ziehen Wasser an und verstärken so den Feuchteeintrag.

Genau hier zeigt sich die Stärke einer flexiblen, kunststoffmodifizierten Dichtschlämme (flexible Dichtschlämme oder 2K-Produkte).

Warum keine starre Dichtschlämme am Sockel?

Starre, rein mineralische Schlämmen haben zwar eine gute Abdichtungswirkung, sind aber spröde. Sobald sich das Mauerwerk durch Temperaturwechsel oder minimale Bewegungen setzt, entstehen Mikrorisse. Diese reichen aus, damit Feuchtigkeit eindringen kann.

Vorteile flexibler Sockelabdichtung

  • Rissüberbrückend: Kleine Bewegungen und feine Risse im Untergrund werden ausgeglichen.
  • Frostbeständig: Auch bei starken Temperaturwechseln bleibt die Abdichtung stabil.
  • Hohe Haftung: Flexible Produkte haften gut auf mineralischen Untergründen, selbst wenn diese leicht uneben sind.
  • Kombinierbar: Sie können später mit Bitumenbahnen oder Putzsystemen überarbeitet werden.

Geeignete Produkte

  • PCI Seccoral 2K Rapid: Zweikomponentige, flexible Schlämme mit schneller Aushärtung. Ideal, wenn zügig weitergearbeitet werden muss.
  • Remmers MB 2K: Multifunktionale 2K-Dichtschlämme, die sowohl als Abdichtung als auch als Kleber für Perimeterdämmung geeignet ist.
  • Sopro DSF 423: Flexible Schlämme für den Sockel, besonders für Sanierungen interessant.

Verarbeitungstipps für den Sockel

  1. Untergrund vorbereiten: Lockeren Putz abschlagen, gründlich reinigen und ggf. ausbessern.
  2. Hohlkehle einarbeiten: Im Übergang Boden/Wand eine Mörtelhohlkehle ziehen, damit die Schlämme nicht in spitzen Winkeln aufreißt.
  3. Mehrlagig arbeiten: Mindestens zwei, besser drei Lagen auftragen – je 1–2 mm Schichtdicke.
  4. Spritzwasserschutz: Den Sockelbereich später mit einem geeigneten Sockelputz oder einer Schutzschicht versehen, um mechanische Belastungen abzufangen.
  5. Salzbelastung beachten: Bei stark salzbelastetem Mauerwerk kann eine zusätzliche Sanierputzschicht sinnvoll sein.

Was ist die beste Dichtschlämme?

Die „beste“ Dichtschlämme gibt es nicht – es kommt auf den Einsatzzweck an.

  • Für Sockel und Außenbereiche eignen sich flexible Produkte, etwa PCI Seccoral oder Remmers Multi-Baudicht.
  • Für Innenbereiche ohne große Rissgefahr reicht eine starre mineralische Dichtschlämme wie Sopro DSF 423.
  • Für Kellerabdichtungen oder hoch beanspruchte Flächen sind 2K-Produkte oft besser, da sie robuster und flexibler sind.

Tipp: Orientieren Sie sich an den Herstellerangaben. Gute Marken sind PCI, Remmers, Sopro, Knauf oder Weber.

Einsatzgebiete: Wann braucht man Dichtschlämme?

Kurz gesagt: Immer dann, wenn Feuchtigkeit ins Spiel kommt.

Beispiele:

  • Feuchte Kellerwand nach einem Starkregen
  • Spritzwasser am Sockel nach jedem Regenfall
  • Badezimmerwand hinter einer Dusche
  • Balkon, bei dem Wasser durch die Fugen in die Platte sickert

Ohne Abdichtung riskieren Sie Schäden an Putz, Fliesen und Mauerwerk.

Wann sollte man Dichtschlämme auftragen?

Dichtschlämme ist sinnvoll, wenn Flächen dauerhaft mit Wasser oder Feuchtigkeit in Berührung kommen. Typische Situationen:

  • Neubau: Abdichtung von Kelleraußenwänden, Fundamenten oder Sockeln
  • Sanierung: nachträgliche Abdichtung feuchter Wände
  • Innen: im Bad hinter Dusche und Badewanne
  • Außen: Balkon, Terrasse, Spritzwasserzonen

Kann Dichtschlämme unter oder über Putz verwendet werden?

Beides ist möglich – aber nicht bei jedem Produkt.

  • Unter Putz: Häufig bei Sockeln. Wichtig ist eine Grundierung, damit der Putz haftet.
  • Über Putz: Nur bei stabilen Putzen, die nicht bröseln. Sonst muss der alte Putz entfernt werden.

Manche Hersteller geben an, dass eine „Nass-in-Nass“-Verarbeitung notwendig ist: Putz und Schlämme müssen also in einem Arbeitsgang verbunden werden.

Welcher Untergrund für Dichtschlämme?

Dichtschlämme haftet auf vielen Untergründen: Beton, Mauerwerk, Zementputz, Kalk-Zementputz, Estrich, Naturstein, alte Fliesen.
Wichtig ist, dass der Untergrund tragfähig, sauber und frei von losen Teilen ist.

Was kommt nach einer Dichtschlämme?

Nach dem Auftrag müssen Sie warten, bis die Dichtschlämme vollständig ausgehärtet ist. Je nach Produkt dauert das mehrere Tage.
Danach können Sie Fliesen kleben, Putz auftragen (je nach Herstellerangabe) oder eine Bitumenschicht aufbringen (im Außenbereich üblich).

Wichtig: Die Schicht muss vor Regen, Sonne und Frost geschützt werden, bis sie durchgetrocknet ist.

Dichtschlämme richtig verarbeiten

Die Theorie über Dichtschlämme haben Sie nun intus. Kommen wir nun zur Praxis und schauen uns an, wie Sie Dichtschlämme richtig verarbeiten.

Untergrund vorbereiten

Eine fachgerechte Vorbereitung ist entscheidend:

  • Untergrund muss tragfähig, sauber und frei von losen Teilen sein.
  • Staub, Öl, Farbe oder Ausblühungen unbedingt entfernen.
  • Saugende Untergründe mit Wasser vornässen, nicht aber „nass in nass“ arbeiten.
  • Bei Bedarf Grundierung oder Haftbrücke auftragen.

Verarbeitungshinweise

  • Anrühren: Pulver mit Wasser (bzw. Flüssigkomponente bei 2K-Produkten) nach Herstellerangaben mischen. Nur so viel Material anrühren, wie Sie innerhalb der Topfzeit verarbeiten können.
  • Umgebung: Optimal sind Temperaturen zwischen +5 und +25 °C. Vermeiden Sie direkte Sonneneinstrahlung, Frost oder starken Wind.
  • Schutz: Tragen Sie Handschuhe, Schutzbrille und achten Sie auf gute Belüftung beim Anmischen.
  • Auftrag: Mit Bürste, Glätter oder Rolle in mindestens zwei Schichten aufbringen. Schichtdicke pro Auftrag: 1–2 mm, insgesamt 3–5 mm.
  • Details: Übergänge von Boden zu Wand mit einer Hohlkehle ausrunden, um Schwachstellen zu vermeiden.

Welche Dicke sollte Dichtschlämme haben?

Die Dicke ist ein kritischer Punkt. Zu dünn – und die Abdichtung wird nicht dicht. Zu dick – und es kann zu Abplatzungen kommen.

Faustregel:

  • pro Schicht 1–2 mm
  • insgesamt 3–5 mm

Häufige Fehler vermeiden

  • Nur eine Schicht auftragen
  • Zu dünne oder ungleichmäßige Schichtdicke
  • Verarbeitung bei Frost, Regen oder direkter Sonne
  • Auf ungeeigneten Untergründen wie Gips arbeiten
  • Zu früh überarbeiten (z. B. Putz oder Fliesen aufbringen, bevor die Schlämme vollständig abgebunden ist)

Eigenschaften & Haltbarkeit

Welche Nachteile haben Dichtschlämmen und wie lange halten sie dicht. Wir schauen uns das nun genauer an.

Wie lange hält Dichtschlämme dicht?

Die Haltbarkeit hängt stark von der Verarbeitung ab. Wird sie korrekt aufgetragen, hält sie mehrere Jahrzehnte. Viele Hersteller geben eine Lebensdauer von 20 bis 30 Jahren an.

Doch Vorsicht: Fehler beim Auftragen können die Lebensdauer drastisch verkürzen. Risse im Untergrund, unsaubere Flächen oder zu dünn aufgetragene Schichten führen oft dazu, dass schon nach wenigen Jahren wieder Feuchtigkeit ins Mauerwerk gelangt.

Welche Nachteile hat Dichtschlämme?

So praktisch sie ist, Dichtschlämme hat auch Grenzen:

  • Sie ist nicht so elastisch wie Bitumen. Bei größeren Bewegungen im Bauwerk können Risse entstehen.
  • Sie braucht Zeit zum Aushärten und muss dabei vor Sonne, Frost und Regen geschützt werden.
  • Der Auftrag ist aufwendig. Mindestens zwei Schichten sind Pflicht.
  • Unter Umständen haftet späterer Putz nicht gut. Manche Hersteller schreiben deshalb spezielle Vorspritzmörtel vor.

Trotzdem überwiegen die Vorteile, vor allem die Diffusionsoffenheit.

Wie hoch sind die Kosten für Dichtschlämme pro Quadratmeter?

Die Kosten variieren je nach Produkt und Schichtdicke.

  • Materialkosten: ca. 3–8 €/m²
  • Mit Arbeitszeit (Handwerker*innen): 15–30 €/m²

Beispiele:

  • Ein 25-kg-Sack PCI Seccoral reicht für ca. 12–15 m² und kostet rund 40–50 €.
  • Remmers 2K-Dichtschlämme liegt etwas höher, ist dafür aber flexibler und haltbarer.

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5 Gedanken zu „Dichtschlämme richtig verwenden – der große Ratgeber“

  1. Ich habe in meinem Schuppen einen gepflasterten Boden. Bei Regenwetter dringt von unten her Wasser ein. Kann man diesen Boden mit der sogenannten Schlemme abdichten?

    Antworten
    • Hmm, eigentlich ist die Dichschlämme nicht für so etwas vorgesehen. Möglicherweise kann es funktionieren, aber 100 Prozent versprechen kann ich nichts

      Antworten

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