Balkonkraftwerk: Lohnt sich eine Mini-Solaranlage?

Von Dominik Hochwarth

Die Energiepreise steigen rasant, Gas droht knapp zu werden. Viele Leute sind daher aktuell auf der Suche nach günstigen Alternative. Kann ein Balkonkraftwerk eine solche sein? Wie viel Strom kann ich mit solch einer kleinen Solaranlage für das Balkongeländer erzeugen? Wie nimmt man eine solche Anlage in Betrieb? Braucht es dafür eine Genehmigung? Was kosten Balkonkraftwerke? Hier kommen die Antworten.

Balkonkraftwerk
Strom erzeugen mit einem Balkonkraftwerk

Das erwartet Sie in diesem Beitrag

Was bedeutet Balkonkraftwerk?

Der Begriff „Kraftwerk“ hört sich zunächst einmal nach etwas Gewaltigem an, aber keine Panik. In der Praxis handelt es sich um Mini-Solaranlagen, die an der Balkonbrüstung montiert wird. Aber nicht nur dort können die Solarpaneele befestigt werden, eine Befestigung ist eigentlich überall möglich, wo die Sonne hinscheint, also auch im Garten oder an einer Wand.

Balkonkraftwerke werden unter allerlei anderen Namen vertrieben – so zum Beispiel als Mini-PV-Anlage, Balkon-PV, Stecker-Solaranlage, Mini-Solaranlage oder steckbare PV-Anlage. Das PV steht in allen Fällen für Photovoltaik. Kurz gesagt geht es darum, dass Solarstrom produziert wird, der vom Gerät in die heimische Steckdose fließt und dort verbraucht werden kann.

Welche Faktoren beeinflussen die Rentabilität?

Ob sich ein Balkonkraftwerk für Sie lohnt, hängt insbesondere von den örtlichen Begebenheiten ab. Sie sollten sich vor der Anschaffung einer Mini-PV folgende Fragen beantworten:

  • Wie viel Platz steht zur Verfügung?
  • In welche Richtung geht der Balkon?
  • Wie viele Sonnenstunden sind in der Region zu erwarten?
  • Wann ist die Hauptnutzungszeit des Solarstroms?
  • Gibt es störende Elemente wie Schatten, starke Staubentwicklung oder Pollenflug?

Wie groß darf ein Balkonkraftwerk sein?

Die Obergrenze von Balkonkraftwerken mit bis zu zwei Solarmodulen liegt bei 600 Watt, damit sie genehmigungsfrei bleiben. Wieviel Strom damit pro Jahr erzeugt werden kann, hängt von der Sonneneinstrahlung ab. In Süddeutschland können Sie damit rechnen, dass Sie pro Wattzahl der Nennleistung des Solarmoduls eine Jahresleistung von etwa 1 Kilowattstunde (kWh) erzielen. Im Norden liegen die Werte um rund zehn Prozent niedriger.

Mit den genannten Zahlen produzieren Sie in Süddeutschland rund 600 kWh Strom pro Jahr. Zum Vergleich: Ein 4-Personenhaushalt hat durchschnittlich einen jährlichen Stromverbrauch von etwa 4.000 kWh. Sie können also damit rechnen, dass Sie etwa 15 Prozent Ihres benötigten Stromes selbst erzeugen können. Wohnen weniger als 4 Personen im Haushalt, erhöht sich der Anteil, bei mehr Personen sinkt der Anteil.

Denn die 600 Watt Höchstgrenze für genehmigungsfreie Balkonkraftwerke gilt pro Wohnung und nicht für Anzahl der Personen pro Wohnung. Es kann also nicht jeder Hausbewohner ein eigenes Balkonkraftwerk montieren. Wenn Sie Strom oberhalb der 600 Watt-Grenze produzieren wollen, ist das zwar möglich, die Anlage muss dann aber zwingend von einem Elektriker abgenommen und gegebenenfalls angepasst werden.

Balkon Solaranlage
Balkonkraftwerke mit einer Gesamtleistung bis 600 Watt benötigen keine Genehmigung

Wieviel Geld kann ich sparen, lohnt sich eine Anschaffung?

Wieviel Geld Sie mit der Anschaffung eines Balkonkraftwerks sparen können, steht und fällt mit dem aktuellen Strompreis. Im September 2022 lag er bei 42 Cent pro kWh. Nimmt man die 600 kWh Strom, die eine 600-Watt-Anlage pro produziert, kommen wir auf eine jährliche Ersparnis von rund 250 Euro.

Ein Balkonkraftwerk kostet etwa ab 1.000 Euro aufwärts – Sie haben Ihre Investitionskosten bestenfalls bereits nach vier Jahren wieder drin. Unter günstigen Vorrausetzungen, andere Berechnungen gehen von fünf bis acht Jahre aus. Bei einer angenommenen Nutzungsdauer von 25 Jahren lohnt sich eine Investition in eine Mini-Solaranlage jedoch definitiv.

Sie sollten jedoch auf Qualität achten, minderwertige Anlagen haben sicherlich keine so hohe Lebenserwartung. Immerhin tun Sie so oder so etwas für die Umwelt, wenn Sie einen Teil Ihres Strom mit Hilfe der Sonnenenergie erzeugen.

Wie sieht es mit der Genehmigung und der Inbetriebnahme aus?

Die gute Nachricht vorweg – für ein Balkonkraftwerk mit einer Maximalleistung bis 600 Watt benötigen Sie keine Genehmigung. Die Anlage muss jedoch angemeldet werden, sonst droht ein Bußgeld. Die Anmeldung umfasst drei Schritte:

  • Anmeldung beim Netzbetreiber vor Ort: Diese Anmeldung ist kostenlos und muss vor der Inbetriebnahme erfolgen
  • Zählerprüfung: Es ist ein Stromzähler notwendig, der nicht rückwärtsläuft, gegebenenfalls muss der Netzbetreiber den richtigen einbauen, das kostet einmalig zwischen 25 und 75 Euro
  • Registrierung bei der Bundesnetzagentur: Das Balkonkraftwerk muss im sogenannten Marktstammdatenregister registriert werden. Das geht online hier.

Balkonkraftwerke werden meist als Gesamtpaket angeboten, es ist also alles dabei, was Sie für den Betrieb benötigen. Die Inbetriebnahme ist relativ unkompliziert und kann auch ohne großartige Vorkenntnisse erfolgen. Die Montageschritte sehen in der Regel so aus:

  1. Halterung der Solarmodule am gewünschten Ort montieren
  2. Solarmodule befestigen und Wechselrichter anbringen
  3. Balkonkraftwerk mit der Hausstromanlage verbinden

Gibt es auf dem Balkon eine Außensteckdose, ist der dritte Schritt einfach zu bewerkstelligen, fehlt diese, müssen Sie Kabel nach drinnen verlegen. Ein Stolperstein kann auch die optimale Ausrichtung des Solarpanels darstellen.

Die Einspeisung des Stroms aus einem Balkonkraftwerk kann ganz einfach mit einem gewöhnlichen Schuko-Stecker in die Steckdose erfolgen. Es ist jedoch zu empfehlen entweder eine feste Verkabelung zu nutzen oder eine sogenannte Wieland-Steckdose. Diese kann jedoch nur vom Elektriker montiert werden, es fallen dafür Kosten zwischen 250 bis 275 Euro an (Dose &  Montage).

Dürfen Mieter einfach ein Balkonkraftwerk montieren?

Wer als Mieter selbst Strom mit einem Balkonkraftwerk montieren möchte, sollte sich vorher seinen Mietvertrag ganz genau anschauen. Nicht alles ist einfach so erlaubt. In der Regel kann der Vermieter verbieten, dass das Mini-Kraftwerk dauerhaft am Balkongehälter montiert wird.

Anders sieht es aus, wenn die Photovoltaikmodule einfach auf dem Balkon aufgestellt werden, also nicht fest installiert werden. Das kann der Vermieter nicht verbieten. Wohnen Sie in einem Mehrfamilienhaus, müssen Sie beachten, dass es Gemeinschaftsflächen gibt, wie zum Beispiel das Dach. Hier dürfen Sie nicht ohne Rücksprache eine Mini-PV montieren.

Vor- und Nachteile im Überblick

Sie haben nun ganz viele Informationen über Balkonkraftwerke eingetrichtert bekommen. Sie kennen jetzt sicher einige Vorteile und auch Nachteile. Dennoch wollen wir an dieser Stelle diese noch einmal kompakt zusammenfassen, denn das eine oder andere haben Sie vielleicht bereits vergessen:

Werden Sie zum eigenen Stromproduzenten

Wir haben Ihnen in diesem Beitrag die wichtigsten Informationen zu Balkonkraftwerken zusammengestellt. Sie wissen nun, was sie etwa kosten, wie hoch die Stromersparnis ist und wann sie sich amortisieren. Die Inbetriebnahme ist recht einfach und in vielen Fällen ohne Elektriker möglich. Eine Genehmigung benötigen Sie keine, Sie müssen die Anlage jedoch registrieren lassen. Das alles sollte doch machbar sein? Sie tun sich und Ihrem Portemonnaie etwas Gutes.

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Video: Wie man es nicht macht – Balkonkraftwerk

In diesem Video erfahren einiges über die Fehler, die bei der Montage eines Balkonkraftwerks gemacht werden können.

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Letzte Aktualisierung am 25.03.2024 / Affiliate Links / Bilder von der Amazon Product Advertising API

1 Gedanke zu „Balkonkraftwerk: Lohnt sich eine Mini-Solaranlage?“

  1. Schöner Beitrag! Wenn der Balkon nicht grad nordseitig angebracht ist, und das sind sie praktisch nie, lohnt sich ein Solargeländer meistens. Eine gewisse Kostenersparnis ist immer drin.

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