Schornsteinabdeckung: Notwendig oder reine Zierde?

Von Dominik Hochwarth

Lässt man die Blicke über die Dächer schweifen, so fällt auf, dass einige Häuser eine Schornsteinabdeckung besitzen, die meisten Häuser jedoch nicht. Sind diejenigen Hausbesitzer ohne Haube auf dem Schornstein nun einfach leichtsinnig? Finden die Hausbesitzer mit Schornsteinabdeckung so eine Mütze einfach nur schick? Oder ist die Schornsteinabdeckung unbedingt notwendig? Wir haben beim Bundesverband des Schornsteinfegerhandwerks nachgefragt.

Schornsteinabdeckung
Eine Schornsteinabdeckung ist manchmal sinnvoll, wird aber häufig auch nicht benötigt

Das sagen die Hersteller über Schornsteinabdeckungen

Die Hersteller von Schornsteinabdeckungen argumentieren damit, dass der Schornstein wie kein anderer Gebäudeteil von allen Seiten und zu jeder Zeit den zerstörenden Einflüssen von Wind und Wetter ausgesetzt sei. Wenn es dann in den Schornstein regne, sei der Versottung und damit der Zerstörung des Schornsteins Tür und Tor geöffnet.

Hinzu komme, dass die Abgastemperaturen im Schornstein durch die modernen Heizanlagen immer niedriger würden. Dadurch könnten die Schornsteine nicht mehr abtrocknen, was durch das Wasser von oben natürlich noch verstärkt werde. Eine Schornsteinabdeckung würde die Lebensdauer eines Schornsteins daher um viele Jahre erhöhen.

Das sagt der Schornsteinfegerverband?

Es lässt sich nicht pauschal sagen, ob eine Schornsteinabdeckung notwendig ist oder nicht, so der Bundesverband des Schornsteinfegerhandwerks. Ob eine Abdeckung benötigt werde, hänge von verschiedenen Faktoren ab, wie Material des Schornsteins oder der Lage des Schornsteins im Gelände, ferner von der Feuerungsanlage sowie von den klimatischen Verhältnissen.

Eine Schornsteinabdeckung ist laut Verband dort sinnvoll, wo ungünstige Zugverhältnisse herrschen und der Einfall von Fallwinden die Zugverhältnisse beeinflussen oder sehr große Niederschlagsmengen in große Querschnitte einfallen und damit den Keller unter Wasser setzen können.

Entbehrlich seien die Abdeckungen, wenn es allein darum gehe, die Lebensdauer des Schornsteins von 80 auf 120 Jahre zu erhöhen. Der Verband empfiehlt daher, erst den Bezirksschornsteinfeger zu fragen, ob überhaupt eine Schornsteinabdeckung benötigt wird. Nicht umsonst wird sie unter den Schornsteinfegern auch als „Wohlstandshaube“ bezeichnet.

Welches Material ist erlaubt?

Wie bereits angeklungen, gibt es keine echte Regulierung für die Abdeckung der Schornsteinmündung. Gleichwohl bezüglich ihrer Machart und auf das verwendete Material. Es ist nicht alles erlaubt. Die Schornsteinabdeckung sollte außerdem aufklapp- oder abnehmbar sein, damit der Kaminkehrer den Schornstein reinigen und warten kann.

Was das Material angeht, darf sich dieses nicht bei Hitzeentwicklung verformen und muss feuerfest sein. Holz und Kunststoff scheiden daher schon einmal aus. Besonders beliebt sind Abdeckungen aus Edelstahl oder auch Kupfer, denn die Materialien sind nicht nur schön anzusehen, sondern auch sehr langlebig und wetterbeständig. Abdeckungen aus Kupfer sollte man nicht einbauen, wenn es verzinkte Regenrinnen gibt – Wasser, das mit Kupfer in Kontakt gekommen ist, kann bei verzinkten Rinnen die Korrosion beschleunigen.

Schornsteinabdeckung Ziegel
Schornsteinabdeckung aus Dachziegeln

Schornsteinabdeckungen aus Beton sind ebenfalls denkbar. Diese brauchen Sie in der Regel nicht selbst betonieren, denn es gibt sie bereits fertig im Fachhandel. Mitunter sind damit aber auch Kaminabdeckplatten aus Beton gemeint. Diese haben keine Haube, sondern sind einfach nur der obere Abschluss des Kamins. Die oben offenen Platten gibt es für ein- oder zweizügige Schornsteine.

Auch eine Abdeckung mit Dachziegeln oder Keramik wird mitunter gemacht. Diese Art der Schornsteinabdeckung passt sich besonders unauffällig dem Dach an, insbesondere wenn die gleichen Ziegel verwendet werden.

Wann ist eine Schornsteinabdeckung sinnvoll?

Eigentlich haben wir bereits erläutert, wann eine Schornsteinabdeckung sinnvoll ist und wann nicht. Wir wollen es dennoch noch einmal kurz zusammenfassen:

  • Wenn es viel regnet oder schneit, kann eine Schornsteinhaube, die sich wieder entfernen lässt, eine sinnvolle Investition sein.
  • Haben Sie in Ihrer Region häufig mit Fallwinden zu kämpfen, kann eine Kaminabdeckung ebenfalls sinnvoll sein, denn die Winde können das Zugverhalten des Schornsteins stark verändern und Auswirkungen auf den Brennvorgang haben.
  • Dohlen und andere Vögel nisten gerne in Schornsteinen, Abdeckungen können dies verändern.
  • Spezielle Abdeckungen, die Zugverstärker, verstärken den Zug im Schornstein und lassen Abgasen schneller abziehen. Das kann mitunter hilfreich sein.

Welche Arten von Schornsteinabdeckung gibt es?

Prinzipiell lassen sich drei Arten von Schornsteinabdeckungen unterscheiden:

  1. Wenn Sie Ihren Schornstein vor Regen oder Schnee schützen wollen, eignen sich Regenhauben, Meidinger Scheiben oder Napoleonhauben.
  2. Wollen Sie verhindern, dass Vögel im Schornstein nisten, helfen sogenannte Dohlenschutzgitter. Durch das engmaschige Gitter wird verhindert, dass die Tiere sich im Kamin einnisten.
  3. Mit einem Zugverstärker lässt sich das Abzugsverhalten des Schornsteins verbessern. Zu nennen sind in diesem Zusammenhang Turbowent und Rotowent. Diese sind drehbar und produzieren durch ihre Form einen Aufwind, der die Abgase förmlich aus dem Schornstein saugt. Darüber hinaus schützen sie auch vor Regen und Schnee.

Napoleonhauben sind mit ihrer geschwungenen Form ein besonderer Blickfang, wenn es einem gefällt. Wer es einfacher mag, für den ist Meidinger Scheibe eine bessere Wahl. Dabei handelt es sich um eine waagerechte Scheibe, die am Kamin befestugt wird. Sie können sich aber auch für einen Regenhut entscheiden, dieser hat ein gewölbtes oder spitzes Dach.

Schornsteinabdeckung: ja oder nein?
Schornsteinabdeckung: ja oder nein? Sprechen Sie mit Ihrem Schornsteinfeger über dieses Thema

Wie sieht es mit dem Preis aus?

Wie geschrieben, gibt es die verschiedensten Varianten von Schornsteinabdeckungen. Die Preise für die Kaminhauben variieren dementsprechend. Ganz einfach Hauben sind bereits für 50 Euro erhältlich. Wer eine geschwungene Napoleon-Haube oder eine eleganten Meidinger Scheibe haben möchte, muss mit Kosten von 150 bis 250 Euro rechnen. Windhauben können auch bis 400 Euro kosten.

Zu den reinen Materialkosten kommen noch die Handwerkerkosten, wenn Sie die Schornsteinabdeckung nicht selbst montieren. Bei Arbeiten auf dem Dach sollten Sie jedoch stets eine Absturzsicherung einplanen, sonst kann es im schlimmsten Fall tödlich enden, wenn Sie abstürzen. Auf Nummer sicher gehen Sie, wenn Sie einen Dachdecker beauftragen. Es empfiehlt sich im Vorfeld einen Kostenvoranschlag einzuholen.

Was kann gegen einen Schornsteinabdeckung sprechen?

Nicht immer sind Schornsteinabdeckungen sinnvoll, wir haben bereits einiges darüber geschrieben. Mitunter kann solch eine Abdeckung zum Beispiel den Zug des Schornsteins verschlechtern. Außerdem verhindert die Haube, dass die Abgase nach oben abziehen. Bei ungünstigen Windverhältnissen kann es passieren, dass der Rauch zum Nachbarn geweht wird und diese sich belästigt fühlen. Generell ist es zu empfehlen, das Okay des Schornsteinfegers einzuholen. Dieser kann Ihnen ganz genau sagen, ob sich für Sie eine Schornsteinabdeckung lohnt oder ob sie entbehrlich ist. In vielen Fällen können Sie sicherlich darauf verzichten.

Wer mit einer Wärmepumpe und somit mit Strom heizt, dem stellt sich dieses Problem erst gar nicht mehr. Da kein Öl, Holz oder Gas verbrannt wird, braucht es auch keinen Schornstein. Oft reicht auch nur ein Edelstahlrohr, wenn mit einer modernen Gasheizung mit Brennwerttechnik geheizt wird. Aber auch die Rohre haben mitunter eine Haube. Dort spricht der Fachmann allerdings von Düsenaufsatz. Er verstärkt den Zug des Schornsteins. Generell wird es in der Zukunft immer weniger Schornsteine und somit noch weniger Schornsteinhauben geben. Noch sind sie jedoch auf vielen Altbauten zu finden.

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