Trittschalldämmung richtig wählen: Dicke & Material – der klare Leitfaden

Von Dominik Hochwarth

Sie sehen Dielen, Planken oder Fliesen. Was Sie nicht sehen, wirkt am stärksten: die Unterlage. Sie entscheidet, wie leise Sie wohnen, wie gut die Wärme von unten ankommt und wie lange die Klick-Verbindungen halten. Eine Unterlage ist kein Extra. Sie ist das „Fundament“ zwischen Bodenbelag und Untergrund.

Ein Satz aus der Praxis bringt es auf den Punkt: „Wer schon einmal in einem Mehrfamilienhaus unter einer Wohnung mit stöckelnden Damen gewohnt hat weiß, wie wichtig eine Trittschalldämmung ist.“ So nüchtern kann Wahrheit klingen.

Trittschalldämmung
Trittschalldämmung unter Laminat

Das erwartet Sie in diesem Beitrag

Was Trittschall eigentlich ist – und was nicht

Schall ist nicht gleich Schall. Es gibt Luftschall und Körperschall. Luftschall ist das Gespräch im Flur. Den dämmen Sie mit Wänden oder Türen, nicht mit einer Unterlage. Trittschall ist Körperschall. Er entsteht, wenn Schritte, Stuhlrollen oder Waschmaschinen Vibrationen in den Boden schicken. Diese Schwingungen wandern durch Decken und Wände. Genau hier hilft die Unterlage.

Dazu kommt der Gehschall. Das ist das Geräusch, das Sie im selben Raum hören, wenn Sie über Laminat oder Parkett laufen. Unterlagen können beides verbessern: weniger Lärm nach unten, weniger „Klappern“ im Raum.

Dicke oder Material – was zählt wirklich?

Die verbreitete Faustformel „dicker ist besser“ führt oft in die Irre. Dicke allein sagt wenig. Entscheidend ist das Material und wie fest und elastisch es reagiert. Zwei Beispiele zeigen den Unterschied:

  • Eine dünne, schwere Schwerschaum-Unterlage (oft Polyurethan mit Mineralien) kann Schall sehr gut dämpfen, Wärme gut leiten und die Klick-Fugen zuverlässig stützen – trotz geringer Dicke.
  • Eine dicke Holzfaserplatte isoliert Wärme prima, ist aber oft nichts für eine Fußbodenheizung. Außerdem ist die Gehschall-Dämpfung je nach Produkt nur mittel.

Merken Sie sich: Schauen Sie nicht zuerst auf Millimeter. Schauen Sie zuerst auf Belag, Nutzung und – falls vorhanden – die Fußbodenheizung. Danach wählen Sie Material und Dicke.

Die wichtigsten Materialien – kurz erklärt

Schwerschaum (PUM, „Polyurethan mit Mineralien“): Dünn, schwer, formstabil. Sehr gute Schalldämpfung sowohl nach unten als auch im Raum. Geringer Wärmewiderstand. Ideal über einer Fußbodenheizung. Es gibt Varianten speziell für Vinyl/LVT mit rutschhemmender Oberfläche. Preislich eher im oberen Bereich, dafür klare Leistung.

XPS (extrudierter Polystyrol-Hartschaum): Leicht, unkompliziert zu verlegen. Als Platten, Rollen oder „Akkordeon“-Faltenware erhältlich. Dämmt Trittschall solide und kann kleine Unebenheiten ausgleichen. Isoliert Wärme stärker. Über Heizung nur in dünnen Ausführungen und mit Blick auf den Wärmewiderstand.

PE-HD und PE-Schaum: Es gibt dichte, druckstabile Varianten (PE-HD) mit ordentlichen Werten. Dünn und kostengünstig. Bei sehr weichen, dünnen Schäumen fehlt oft die Langzeit-Stabilität. Achten Sie auf die technischen Angaben, nicht nur auf den Preis.

Holzfaserplatten: Natürliches Material, gute Wärmespeicherung, feuchtigkeitsregulierend. Dämmt Trittschall ordentlich. Gehschall-Dämpfung kann je nach Produkt variieren. Über Heizung nur eingeschränkt geeignet, weil der Wärmewiderstand höher liegt.

Kork: Nachwachsend und recycelbar. Dämpft Schall gut und fühlt sich angenehm warm an. Über Heizung kann der Wärmewiderstand zu hoch sein. Bei Vinyl/LVT fehlen oft die sehr hohen Druckfestigkeiten, die Klick-Fugen brauchen. Zu Laminat und Parkett passt Kork häufig gut – solange die Werte stimmen.

Mineral- oder Steinwolle (unter Estrich): Unter Nass- oder Trockenestrichen arbeiten mineralische Dämmstoffe zuverlässig. Der Estrich „schwimmt“ auf der Dämmschicht. Das entkoppelt und dämpft. Wichtig: vollflächig verlegen und mit Randdämmstreifen arbeiten. Später nachbessern ist hier schwierig.

Wellpappe: Günstig, aber keine gute Unterlage für dauerhafte Böden. Zu wenig druckfest. Gut als Malerschutz, nicht als Trittschalldämmung.

Welche Dicke für welchen Boden?

Dicke hängt vom Belag ab. Und davon, wie der Boden verlegt wird.

Vinyl/LVT (Klick): Vinyl ist dünn und eher elastisch. Die Klick-Verbindung ist fein gefräst und empfindlich gegen Punktlasten. Wählen Sie eine dünne Unterlage, meist 0,8–1,5 mm. Wichtig ist eine hohe Druckfestigkeit (für Laien: die Unterlage darf unter Last nicht „müde“ werden). Achten Sie auf Produkte mit rutschhemmender Oberseite. Das stabilisiert die Verriegelung. Mit Heizung darunter gilt: Wärmewiderstand möglichst klein halten.

Laminat (schwimmend): Laminat ist hart. Eine Unterlage mit 2–3 mm ist üblich. Sie sollte Schritte spürbar dämpfen und die Fugen schützen. In stark genutzten Räumen – Flur, Büro mit Stuhlrollen, Kinderzimmer – lohnt sich eine festere Qualität. Kleine Unebenheiten kann eine etwas dickere XPS-Platte ausgleichen. Große Wellen bitte nicht „wegpolstern“. Da hilft nur spachteln.

Parkett (Klick): Mehrschichtparkett ist ebenfalls ein harter Belag. 2–3 mm Unterlagen funktionieren gut. Wenn Sie eine Heizung im Boden haben, wählen Sie eine Unterlage mit sehr niedrigem Wärmewiderstand. Schwerschaum ist dafür oft eine gute Wahl.

Unter Fliesen: Wenn der Estrich schwimmend liegt, ist unter Fliesen meist keine zusätzliche Trittschalldämmung nötig. Auf Holzuntergründen oder im Altbau wird oft eine Entkopplungsmatte genutzt. Die schützt vor Rissen und Spannungen. Sie kann Nebenbei-Effekte beim Schallschutz haben, ersetzt aber nicht die Planung unter dem Estrich.

Bei Heizung im Boden gilt: Der Wärmewiderstand des gesamten Bodenaufbaus zählt. Also Oberbelag plus Unterlage. Als Richtwert vieler Hersteller hat sich eine Obergrenze von 0,15 m²K/W etabliert. Je niedriger Sie bleiben, desto schneller wird es warm. Und desto effizienter arbeitet die Heizung.

Ein Beispiel hilft beim Rechnen: Hat Ihr Laminat etwa 0,08 m²K/W, sollte die Unterlage unter 0,07 m²K/W liegen. Dann bleiben Sie insgesamt unter 0,15 m²K/W. Viele Schwerschaum-Unterlagen liegen bei 0,006–0,01 m²K/W. Das ist sehr niedrig. Holzfaser liegt oft höher. Prüfen Sie stets die Produktangaben.

Wichtig ist auch die Sicherheit: Unterlagen über Heizung dürfen sich bei Wärme nicht verformen, keine Dämpfe abgeben und nicht leicht entflammbar sein. Seriöse Produkte weisen das aus.

Unebene Böden: wie viel darf die Unterlage ausgleichen?

Unterlagen sind keine Spachtelmasse. Sie gleichen kleine Abweichungen aus. Als grobe Richtschnur:

  • 1–1,5 mm Unterlage glättet ca. 0,5–1 mm Unebenheit.
  • 2–3 mm Unterlage glättet ca. 1–2 mm.
  • 5–10 mm Unterlage glättet ca. 3–4 mm.

Mehr geht selten sauber. Ist der Boden wellig, hilft nur Nivelliermasse. Halten Sie die Ebenheit ein, sonst knarzt es später. Oder die Klick-Fugen öffnen sich.

Die wichtigsten Technik-Kürzel – einmal in einfach

  • Druckfestigkeit (CS): Wie robust ist die Unterlage unter Last? Schutz für Klick-Fugen. Für Laminat reicht schon ein niedriger Wert. In stark genutzten Räumen darf es mehr sein. Vinyl/LVT braucht hohe Werte, weil die Verriegelung dünn ist.
  • Dauerlast (CC): Wie verhält sich die Unterlage über Jahre unter schweren Möbeln? Je besser, desto weniger „setzt“ sich etwas.
  • Dynamische Last (DL): Wie gut steckt die Unterlage viele, viele Schritt- oder Stuhlrollen-Impulse weg?
  • Wärmewiderstand (R): Wie sehr bremst die Unterlage die Wärme. Bei Heizung im Boden soll R klein sein.
  • Trittschall (IS) / Gehschall (RWS): IS misst, wie viel leiser es im Raum darunter wird (dB). RWS beschreibt, wie „leise“ sich der Boden im Raum selbst anfühlt. Ein Satz, der hilft: „Die Geräuschreduzierung von 10 dB entspricht für das menschliche Ohr einer Dämpfung von 50 %.“

Sie müssen die Kürzel nicht auswendig lernen. Aber Sie sollten sie auf dem Datenblatt wiederfinden. Fehlen diese Angaben, lassen Sie das Produkt lieber liegen.

Dampfbremsfolie: kleiner Aufwand, große Wirkung

Holz und Laminat mögen keine Feuchtigkeit. Liegt darunter Zementestrich, gehört eine Dampfbremsfolie unter die Unterlage. Viele Unterlagen gibt es „2-in-1“ oder „3-in-1“ – mit integrierter Folie und Klebestreifen. Das macht es einfacher. Achten Sie auf saubere Überlappung (20–30 cm) und dicht verklebte Stöße. Führen Sie die Folie an den Wänden ein paar Zentimeter hoch. Erst Sockelleisten schneiden später bündig ab.

So wählen Sie ohne Umwege – in 6 Fragen

  1. Welcher Belag? Vinyl/LVT, Laminat, Parkett, Fliese?
  2. Wie verlegen Sie? Schwimmend oder verklebt?
  3. Heizung im Boden? Falls ja, R der Kombination (Belag + Unterlage) sehr niedrig halten. Als Faustzahl vieler Hersteller gilt ≤ 0,15 m²K/W.
  4. Wie wird der Raum genutzt? Kinderzimmer, Flur, Büro mit Stuhlrollen? Dann auf höhere CS/DL achten.
  5. Untergrund eben und trocken? Wenn nicht, zuerst spachteln. Unterlagen sind kein Zauberteppich.
  6. Was steht auf dem Datenblatt? Suchen Sie CS, CC, DL, R, IS, RWS – verständlich ausgewiesen.

Typische Fehler – und wie Sie sie vermeiden

„Ich nehme die dickste Unterlage, dann passt alles.“
Leider nein. Zu dick kann Klick-Fugen überlasten, vor allem bei Vinyl/LVT. Zu dick bremst oft die Heizung. Und zu dick „schluckt“ Unebenheiten nicht besser, wenn die Unterlage weich ist.

„PE-Schaum ist billig, also top.“
Es gibt gute, dichte Produkte. Es gibt aber auch sehr leichte Schäume, die unter Dauerlast nachgeben. Schauen Sie auf die Prüfwerte, nicht nur auf den Preis.

„Kork ist Natur, also immer richtig.“
Kork kann toll sein. Aber über Heizung oft zu warmdämmend. Und für dünnes Vinyl fehlt häufig die extreme Druckfestigkeit. Prüfen, nicht raten.

„Spachteln spare ich mir, die Unterlage richtet das.“
Unterlagen glätten nur Kleinigkeiten. Wellig bleibt wellig. Besser vorab nivellieren.

„Dampfbremse? Brauche ich nicht.“
Doch. Restfeuchte kann Böden ruinieren. Entweder integrierte Lösung wählen oder Folie getrennt verlegen.

Schritt für Schritt verlegen – so gelingt’s sauber

Bringen Sie Raum und Material auf Temperatur. 18–23 °C sind gut. Der Untergrund muss eben, trocken, sauber sein. Erst Folie (falls nötig), sauber überlappend und dicht verkleben. Dann die Unterlage, plan ohne Falten, Stoß an Stoß. Bei Unterlagen mit rutschhemmender Seite zeigt die Beschichtung nach oben. Danach verlegen Sie den Belag. Arbeiten Sie zügig, aber ohne Hektik. Schneiden Sie Randstücke sauber, lassen Sie Dehnungsfugen. Sockelleisten schließen am Ende die Folie bündig ab.

Praxisfälle – drei schnelle Entscheidungen

Wohnzimmer, Heizestrich, Klick-Vinyl (5 mm): Dünne LVT-Unterlage 0,8–1,5 mm, rutschhemmend oben, hohe Druckfestigkeit. Wärmewiderstand sehr niedrig. So bleibt die Verriegelung stabil, und die Heizung arbeitet flink.

Kinderzimmer, Laminat 8–10 mm, keine Heizung: Unterlage 2–3 mm. Achten Sie auf stabile Werte für Stuhlrollen und Springen. Wer kleine Unebenheiten hat, kann mit XPS-Platten etwas ausgleichen – aber nur im zulässigen Rahmen.

Flur, Klick-Parkett, Heizestrich: Unterlage 2–3 mm mit sehr niedrigem R. Schwerschaum ist oft eine sichere Bank. Hohe Laufbelastung? Dann auf solide CS/DL achten.

Einkauf mit kühlem Kopf – Ihr Mini-Check

  • Passen Belag und Unterlage zusammen (Vinyl/LVT braucht hohe Druckfestigkeit)?
  • Heizung im Boden? Dann bleibt die Summe aus Belag + Unterlage unter dem gängigen Richtwert (0,15 m²K/W).
  • Finden Sie CS, CC, DL, IS, RWS, R klar auf dem Produkt?
  • Ist der Untergrund bereit (eben, trocken, sauber)?
  • Brauchen Sie eine Dampfbremsfolie – separat oder integriert?

Fazit

Der leiseste Boden ist der, den Sie selten bemerken. Das gelingt, wenn Sie die Unterlage nicht nach Millimetern, sondern nach Einsatz wählen. Vinyl/LVT bekommt dünne, sehr druckfeste Unterlagen. Laminat und Parkett fahren mit 2–3 mm gut. Mit Heizung zählt ein niedriger Wärmewiderstand. Unterlagen glätten kleine Unebenheiten, ersetzen aber keine Nivellierung. Achten Sie auf klare Produktangaben. Dann läuft Ihr Boden ruhig – und lange.

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