Fliesen im Badezimmer: welche soll ich nehmen?

Von Dominik Hochwarth

Auch wenn Bäder heutzutage in der Regel nicht mehr komplett gefliest werden, spielen Fliesen dennoch nach wie vor eine wichtige Rolle. Sie kommen zum Beispiel als Fußbodenbelag, in Duschen oder hinter Badewannen zum Einsatz – also überall dort, wo es häufiger einmal feucht wird. In diesem Ratgeber erfahren Sie alles, was Sie über die Auswahl der richtigen Fliesen für das Badezimmer wissen müssen.

Fliesen im Badezimmer
Großformatige Badfliesen liegen im Trend

Das erwartet Sie in diesem Beitrag

Die wichtigsten Auswahlkriterien für Fliesen im Bad

Bei der Auswahl von Badezimmerfliesen geht es nicht nur um Ästhetik. Hygiene und Sicherheit sind ebenso wichtig. Diese Aspekte können die Auswahl einschränken. Hier sind einige wichtige Kriterien, die bei der Auswahl von Badezimmerfliesen berücksichtigt werden sollten:

  • Wasserdurchlässigkeit: Sie gibt an, wie viel Wasser die Fliesenoberfläche durchdringen kann. Eine höhere Durchlässigkeit verringert die Rutschgefahr. Im Innenbereich werden in der Regel Materialien mit einer Durchlässigkeit von mehr als 10 Prozent bevorzugt.
  • Abriebfestigkeit: Je nach Einsatzort sind Fliesen unterschiedlichen Belastungen ausgesetzt. Um eine übermäßige Abnutzung zu vermeiden, werden sie in fünf Abriebgruppen eingeteilt. Für Bäder ist die Gruppe 2, die für geringe Beanspruchung steht, ideal.
  • Säurebeständigkeit: Fliesen sollten gegen übliche Haushaltsreiniger und Laugen beständig sein. Dazu gehören vor allem organische Säuren wie Essig-, Milch- und Zitronensäure.
  • Fugendicke: Die Fugendicke ist nach europäischen Normen festgelegt. Bei einer Fliesenbreite von 15 cm ist beispielsweise eine Mindestfugenbreite von 2 mm einzuhalten. Mörtel auf Zementbasis verhindert das Wachstum von Bakterien und Schimmelpilzen.
  • Schmutzabweisende Eigenschaften: Im Bad finden sich häufig glasierte Fliesen, die eine versiegelte Oberfläche haben. Sie sind leicht zu reinigen und verhindern das Anhaften von Schmutz. Für die tägliche Reinigung reichen meist milde Produkte mit einem pH-Wert zwischen 3 und 10 aus, zur Entfernung von Kalk sind jedoch säurehaltige Mittel erforderlich.

Achten Sie auf die richtige Rutschklasse bei Bodenfliesen

Für die Sicherheit auf Fliesen spielt die Rutschklasse eine zentrale Rolle. Sie gibt an, bei welchem Neigungswinkel eine barfuß gehende Person auf nassen Fliesen ausrutscht. Für öffentliche Bäder sind die Rutschklassen gesetzlich vorgeschrieben:

  • Gruppe A (Neigungswinkel 12°)
    Diese Klasse steht für die geringste Rutschgefahr und ist für Umkleideräume und Wege zum Schwimmbecken vorgesehen.
  • Gruppe B (Neigungswinkel 18°)
    Diese Klasse ist für den Beckenboden und Duschräume vorgesehen.
  • Gruppe C (Neigungswinkel 24°)
    Der Beckenrand und das Durchschreitebecken in Freibädern sollten mit Fliesen dieser Klasse ausgestattet werden.

Für den privaten Wohnbereich gibt es keine festen Anforderungen an die Rutschhemmung. Es wird jedoch empfohlen, rutschhemmende Fliesen in Bereichen wie Terrassen, privaten Schwimmbädern und Saunen zu verwenden, um die Sicherheit zu erhöhen. Aber auch im Badezimmer sind Fliesen zu empfehlen, die nicht so rutschig sind.

Badfliesen in verschiedenen Größen
Spielen Sie ruhig mit verschiedenen Fliesenformaten und -farben

Welche Arten von Keramikfliesen gibt es?

Wenn Sie an den Kauf von Fliesen denken, fallen Ihnen wahrscheinlich zuerst die klassischen Keramikfliesen ein. Aber wussten Sie, dass es drei verschiedene Arten von Keramikfliesen gibt? Diese sind: Steinzeugfliesen, Steingutfliesen und Feinsteinzeugfliesen. Alle drei werden aus einer Mischung aus Sand, Ton und Feldspat hergestellt, unterscheiden sich aber deutlich voneinander:

Steingutfliesen:
Diese Fliesen haben grobe Poren, wodurch sie viel Wasser aufnehmen können. Sie eignen sich daher nur für den Innenbereich und sind als Bodenfliesen im Badezimmer nicht ideal. Ein Vorteil ist jedoch, dass sie sich leicht zuschneiden lassen.

Steinzeugfliesen:
Aufgrund ihrer höheren Dichte nehmen diese Fliesen weniger Wasser auf. Ihre Robustheit und geringe Abnutzung machen sie zu einer guten Wahl für Badezimmerböden.

Feinsteinzeugfliesen:
Wie der Name schon sagt, sind diese Fliesen feinporig und nehmen daher wenig Wasser auf. Trotz ihrer Feinheit sind sie sehr widerstandsfähig und eignen sich auch für stark beanspruchte Böden.

Zusammenfassend lässt sich sagen, dass sowohl Steinzeug- als auch Feinsteinzeugfliesen vor allem wegen ihrer Abriebfestigkeit und geringen Wasseraufnahme für Badezimmerböden besonders zu empfehlen sind.

Glasiert oder unglasiert?

Bei der Herstellung von Fliesen gibt es neben der Art der Fliese auch Unterschiede in der Veredelung: Man unterscheidet hier zwischen glasierten und unglasierten Keramikfliesen.

  • Glasierte Keramikfliesen: Diese Fliesen erhalten während ihrer Herstellung eine zusätzliche Glasurschicht, die in die Oberfläche eingebrannt wird. Dies verleiht der Fliese eine höhere Widerstandsfähigkeit gegen Flecken und UV-Strahlung und macht sie leichter zu reinigen. Jedoch sollte man beachten, dass die Glasur bei starker Beanspruchung beschädigt werden kann. Daher eignen sie sich am besten als Wandfliesen im Badezimmer.
  • Unglasierte Keramikfliesen: Diese Fliesen sind robuster und widerstandsfähiger gegen Kratzer. Ihre hohe Härte prädestiniert sie für Bereiche mit hoher Belastung. Ein weiterer Vorteil ist ihre hohe Rutschfestigkeit.
fliesen badezimmer bereiche
Es müssen nicht über Fliesen sein: Definieren Sie verschiedene Bereiche im Bad

Natursteinfliesen als Alternative zu Keramikfliesen

Keramikfliesen sind eine beliebte Wahl für Badezimmer, aber bei weitem nicht die einzige. Natursteinfliesen aus Marmor, Granit, Kalkstein, Sandstein, Schiefer oder Basalt sind eine edle Alternative. Auch Sedimentgesteine wie Jurakalk oder Plattenkalk werden zunehmend als Fliesenmaterial verwendet.

Charakteristisch für Natursteinfliesen ist ihre einzigartige Maserung, die jede Fliese zu einem Unikat macht. Vor dem Verlegen im Bad müssen sie jedoch besonders behandelt werden.

Beispiel Marmorfliesen: Marmor reagiert empfindlich auf Säuren, Fette und Öle. Deshalb empfiehlt es sich, Marmorfliesen mit einem speziellen Fleckschutz zu imprägnieren. Diese Behandlung muss alle drei Monate wiederholt werden. Für die tägliche Pflege empfiehlt es sich, Marmoroberflächen nach Gebrauch feucht abzuwischen und anschließend mit einem Poliertuch zu trocknen.

Mit dem Digitaldruckverfahren naturgetreue Oberflächen realisieren

Wer die Optik von Naturstein liebt, aber nicht die Pflegeintensität, für den gibt es eine innovative Lösung: das Digitaldruckverfahren. Mit dieser Technik können herkömmliche Keramikfliesen mit bis zu fünf Farben in hoher Auflösung bedruckt werden.

Obwohl diese Technologie noch in den Kinderschuhen steckt, lassen sich damit bereits richtig tolle Designs realisieren, von Landschaftsbildern bis hin zu detailgetreuen Darstellungen historischer Orte. Besonders beeindruckend ist die Möglichkeit, andere Oberflächenstrukturen wie Holz oder Beton nachzuahmen. Das Ergebnis ist so überzeugend, dass es mit bloßem Auge kaum von der realen Oberfläche zu unterscheiden ist.

Welche Größe sollten Fliesen im Bad haben?

In letzter Zeit werden großformatige Fliesen im Badezimmer immer beliebter. Moderne Bodenfliesen mit einer Kantenlänge von bis zu einem Meter sind keine Seltenheit und vermitteln einen luxuriösen Eindruck.

Bei der Auswahl der Fliesen sollten die räumlichen Gegebenheiten des Badezimmers berücksichtigt werden. Große, helle Fliesen können ein kleines Bad optisch vergrößern. In schmalen Räumen können rechteckige Fliesen, z. B. im Format 30 x 60 cm, quer verlegt werden, um den Raum optisch zu vergrößern. Dieses längliche Format bietet eine erfrischende Abwechslung zu traditionellen Fliesen. Der gleiche Effekt lässt sich auch an den Wänden erzielen: Horizontal verlegte Fliesen im Format 30×60 cm können den Raum optisch strecken.

Spannende visuelle Effekte

Fliesen bieten auch die Möglichkeit, spannende visuelle Effekte zu erzielen, wie z.B. die optische Trennung oder Verbindung verschiedener Bereiche. In kombinierten Schlaf- und Badezimmern, auch „en suite“ genannt, können Fliesen dazu beitragen, einzelne Bereiche zu definieren oder fließende Übergänge zu schaffen. Lassen Sie Ihrer Kreativität freien Lauf und scheuen Sie sich nicht, auch in kleineren Bädern großformatige Fliesen einzusetzen.

Ein weiteres Highlight in der Badgestaltung sind Mosaikfliesen. Die kleinen Fliesen lassen sich zu eindrucksvollen Mustern und Designs kombinieren, die besonders auf großen Badezimmerböden zur Geltung kommen. Aber auch als Bordüre an der Wand oder als vertikaler Streifen vom Boden bis zur Decke setzen sie individuelle Akzente.

Natursteinfliesen im Badezimmer
Natursteinfliesen sind im Badezimmer immer eine schöne Option

Welche Fliesen in kleinen Bädern?

Das durchschnittliche deutsche Bad ist weniger als acht Quadratmeter groß. Bei besonders kleinen Räumen ist Kreativität gefragt, um ein Gefühl von Weite zu erzeugen. Ein wirkungsvoller Ansatz ist die Verwendung großformatiger Fliesen mit einer Kantenlänge von mindestens 30 cm.

Durch größere Fliesen entstehen weniger Fugen, die unser Auge oft unbewusst als Raumbegrenzung interpretiert. In der Fliesenindustrie hat sich ein regelrechter Wettbewerb um die größten Fliesen entwickelt.

Galten zu Beginn des Jahrtausends Fliesen mit einer Kantenlänge von 60 cm als besonders groß, stehen Designern und Innenarchitekten heute Formate von bis zu 3 Metern Breite zur Verfügung. Damit lassen sich Wände oft komplett fugenlos gestalten, was gerade in kleinen Bädern für ein angenehmes Raumgefühl sorgt.

Welche Fliesen in der Dusche?

Traditionelle Duschwannen sind in deutschen Bädern immer seltener zu finden. Der Trend der letzten Jahre geht eindeutig zu bodengleichen Duschen, die durch hochwertige Natursteinfliesen, aber auch keramischen Fliesen besonders zur Geltung kommen.

Entscheidend ist dabei weniger das Format der Fliesen als vielmehr ihre Trittsicherheit, die mindestens der Rutschklasse B entsprechen sollte.  Für eine optimale Trittsicherheit in der Dusche werden häufig Rutschhemmungsklassen von R 9 bis R 13 angegeben. Diese hohen Klassifizierungen sind jedoch für den Privathaushalt oft überdimensioniert, da sie sich auf die Trittsicherheit mit Arbeitsschuhen beziehen.

Neben der Sicherheit ist auch die Pflegeleichtigkeit der Fliesen wichtig. Es empfiehlt sich, Materialien zu wählen, auf denen Kalkablagerungen und Wasserflecken weniger sichtbar sind.

kleinformatige Fliesen im Bad
Mit kleinformatigen Fliesen lassen sich tolle Effekte im Bad erzielen

Welche Farbe sollen die Badfliesen haben?

Neben der Fliesengröße spielt auch die Fliesenfarbe eine große Rolle, wenn es um die Raumwirkung im Bad. Bei der Neugestaltung eines kleinen Bades sollte ein harmonischer Gesamteindruck angestrebt werden. Helle Farbtöne können helfen, den Raum optisch zu vergrößern.

Bei schmalen Bädern kann es vorteilhaft sein, eine Wand in der gleichen Farbe wie den Boden zu gestalten. Die gegenüberliegende Wand sollte in einem hellen Ton gehalten werden, ohne einen zu starken Kontrast zu bilden. So entsteht ein Gefühl von Weite. Dunkle Farben hingegen verleihen großen Bädern einen Hauch von Luxus und Eleganz.

Bei der Auswahl von Fliesen für große Flächen können Farbvariationen interessant sein, während sie in kleineren Bereichen unruhig wirken können. Für die Fugen zwischen den Fliesen empfiehlt es sich, einen sanften Grauton anstelle von Weiß zu wählen, da dieser weniger anfällig für sichtbare Verschmutzungen ist.

Ein weiterer Tipp: Prüfen Sie die Fliesenfarbe unter den tatsächlichen Lichtverhältnissen in Ihrem Badezimmer. Die Beleuchtung, sei es durch Sonnenlicht, Halogenlampen oder LED-Streifen, kann die Farbwirkung beeinflussen. Viele Fachgeschäfte bieten Musterfliesen an, so dass Sie die Wirkung direkt zu Hause testen können.

Welche Fliesen sollen es für Sie sein?

Badfliesen spielen eine entscheidende Rolle bei der Gestaltung und Funktionalität eines Badezimmers. Sie beeinflussen nicht nur die ästhetische Wirkung des Raumes, sondern auch seine Sicherheit und Pflegeleichtigkeit. Während helle, großformatige Fliesen kleine Bäder optisch vergrößern können, verleihen dunkle Farbtöne großen Räumen eine edle Note. Ebenso wichtig sind die Wahl der richtigen Rutschhemmung und die Berücksichtigung von Pflegeaspekten. Letztlich sollten bei der Auswahl der Fliesen sowohl der individuelle Geschmack als auch die praktischen Anforderungen des Bades berücksichtigt werden.

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