Wir verbringen immer mehr Zeit in unserem Badezimmer – gleichzeitig steigt die Zahl der Menschen, die an Allergien leiden oder durch Schadstoffe in der Luft krank werden. Grund genug, einmal einen Blick darauf zu werfen, was wir alles für ein gesundes Badezimmer machen können. Wohlfühlen ohne Schadstoffe heißt die Devise.
Das erwartet Sie in diesem Beitrag
- Tipp #1: Dauerfeuchte Luft vermeiden
- Tipp #2: Feuchtigkeitsspitzen auf natürliche Weise verringern
- Tipp #3: Schadstoffbelastete Baustoffe vermeiden
- Tipp #4: Schadstoffarme Baustoffe verwenden
- Tipp #5: Bad putzen ohne Chemie
- Willkommen im gesunden Badezimmer
Tipp #1: Dauerfeuchte Luft vermeiden
Ob beim Duschen oder Baden – im Badezimmer gelangt jede Menge Feuchtigkeit in den Raum. Zusammen mit Wärme sind das ideale Bedingungen für das Entstehen von Schimmel. Diese wiederum lösen Allergien aus oder machen krank. Es ist daher dringend anzuraten, eine Schimmelbildung von vornherein zu verhindern. Das funktioniert am einfachsten, wenn Sie dauerfeuchte Luft vermeiden.
Das gilt insbesondere dann, wenn Sie in einem unzureichend gedämmten Altbau wohnen. Die feuchte Luft kann an kalten Außenwänden kondensieren und die Schimmelbildung beschleunigen. Anfällig sind zudem Kittfugen, die den Pilzen die benötigten Nährstoffe bieten. Auch Neubauten sind vor Schimmel nicht gefeit, hier ist die luftdicht abgesperrte Gebäudehülle in den meisten Fällen dafür verantwortlich.
Folgende Tipps sollten Sie beherzigen:
- Lüften Sie nach dem Duschen oder Baden (entweder manuell oder automatisch)
- Versiegeln Sie nicht das komplette Bad mit Fliesen oder wasserundurchlässigen Materialien
- Wischen Sie den Duschbereich nach dem Duschen trocken
- Erneuern Sie regelmäßig die Silikonfugen im Bad
- Planen Sie möglichst wenig Fugen ein – zum Beispiel durch großformatige Fliesen
- Stellen Sie bei schlecht gedämmten Wänden keine großen Möbel an Außenwände
Wie Sie sehen, ist es gar nicht so schwer, ein schimmelfreies Badezimmer zu erhalten. Haben die Schimmelsporen dennoch zugeschlagen, sollten Sie schnellstmöglich etwas dagegen unternehmen. Solange der Schimmel nur oberflächlich wirkt, lässt er sich noch recht easy entfernen. Ist er erst einmal tiefer in die Wand eingezogen, ist eine Beseitigung ungleich schwerer.
Tipp #2: Feuchtigkeitsspitzen auf natürliche Weise verringern
Lüften ist sicherlich das Mittel der Wahl, um Feuchtigkeit aus dem Badezimmer zu verbannen. Darüber hinaus bieten sich Maßnahmen an, die Feuchtigkeitsspitzen abzumildern. Das geht in erster Linie mit Baustoffen, die in der Lage sind, Feuchtigkeit aufzunehmen und sie erst dann wieder in den Raum zu entlassen, wenn die Raumluft wieder trockener ist.
Aus diesem Grund (neben der Optik) werden Badezimmer heutzutage nicht mehr komplett bis unter die Decke gefliest. Es reicht vollkommen aus, nur dort Fliesen einzuplanen, wo mit häufigem Spritzwasser zu rechnen ist. Das ist im Bereich der Dusche, über der Badewanne oder hinter dem Waschbecken.
Kalkputz oder Lehmputz sind ideal
Fliesen sind dort super, wo Spritzwasser auftritt, bei den übrigen Wänden bieten sich diffusionsoffene Baustoffe an. Insbesondere dem Putz kommt hier eine wichtige Bedeutung zu. Äußerst gesund und schadstofffrei sind zum Beispiel Kalkputz oder Lehmputz. Kalk hat noch einen weiteren Vorteil: Durch den hohen pH-Wert haben Schimmelsporen keine Chance, sie werden einfach abgetötet. Wird Kalkputz als Tadelakt ausgeführt, eignet er sich sogar für den Duschbereich, da er wasserbeständig ist.
Bedenken Sie: Es reicht nicht aus, wenn der Wandbaustoff und der Putz diffusionsoffen sind, die verwendete Farbe hingegen nicht. Der Wandanstrich sollte natürlich ebenfalls Feuchtigkeit aufnehmen können. Vermeiden Sie es daher möglichst, Ihr komplettes Badezimmer zum Beispiel mit Latexfarbe anzustreichen. Das gilt insbesondere dann, wenn die Lüftung nicht automatisch erfolgt.
Holz im Badezimmer
Holz ist ebenfalls ein gutes Material, um Feuchtigkeitsspitzen zu verringern. Und es darüber hinaus sehr gesund, ausgasende Schadstoffe sind hier keine zu befürchten. Zumindest wenn es sich um Massivholz handelt. Im direkten Spritzbereich sollten Sie das Material jedoch vermeiden, da es sich verziehen und aufquellen kann. Genau hinschauen sollten Sie bei Holzwerkstoffen, die meist von Klebern zusammengehalten werden. Diese wiederum können Schadstoffe enthalten.
Lackiertes Holz kann natürlich keine Feuchtigkeit aufnehmen und abgeben, dafür verzieht es sich auch nicht. Hier zählt alleine die Optik, auf das Raumklima hat es keinen positiven Einfluss. Das gilt für Badmöbel als auch für Holzfußböden. Bei einem geölten oder gewachsten Boden sieht es hingegen anders aus, der ist in der Regel diffusionsoffen. Hier sollte jedoch nicht über längere Zeit Wasser auf dem Boden stehenbleiben. Generell ist die Verwendung von Holz im Bad möglich, ein besonderes Augenmerk sollten Sie dann aber auf den konstruktiven Holzschutz legen.
Tipp #3: Schadstoffbelastete Baustoffe vermeiden
Schimmel entsteht in der Regel, weil bauliche Fehler gemacht wurden. Schadstoffe können Sie sich aber auch auf andere Weise ins Haus holen – zum Beispiel durch die verwendeten Baustoffe. Und da gibt es jede Menge Möglichkeiten in Wand, Boden oder Decke. Aber auch Armaturen oder Wasserleitungen können schadstoffbelastet sein.
Nicht immer gelangen die Schadstoffe direkt nach dem Einbau in den Raum, mitunter dauert es Monate oder Jahre, ehe sie sich bemerkbar machen. Sollten Sie den Verdacht haben, dass das bei Ihnen im Bad so ist, lohnt sich eine Untersuchung der Raumluft oder auch des Trinkwassers. Dann sind Sie auf der sicheren Seite und können gezielt Gegenmaßnahmen ergreifen.
Schadstoffe können in zahlreichen Baustoffen enthalten sein, hier nur einige Beispiele:
- Formaldehyd in Holzwerkstoffen
- Schwermetalle wie Blei in Wandfarben
- Flüchtige organische Verbindungen in Elastomer-Bodenbelägen
- Weichmacher in Dichtungsbahnen
- Biozide vor allem in Putzen mit Kunstharzanteil
- Blei in alten Wasserleitungen
- Asbest in Fliesenkleber (vor 1990)
Sie sehen, es gibt jede Menge Schadstoffe, die Ihnen die Freude an Ihrem neuen Badezimmer verhageln können. Schauen Sie daher ganz genau hin, was in Ihrem Bad verbaut werden soll oder was einmal dort verbaut wurde. Manche Baustoffe wie Bleirohre waren früher erlaubt, sind aber längst verboten.
Tipp #4: Schadstoffarme Baustoffe verwenden
Schadstoffarme Baustoffe sind häufig mit Labels wie dem „Blauen Engel“, das natureplus-Umweltzeichen oder dem Prüfzeichen „Gesünderes Bauen“ vom TÜV-Rheinland versehen. Es ist allerdings recht schwer, hier den Überblick zu behalten. So bedeutet „lösungsmittelfrei“ nicht gleich „schadstoffarm“ und als „ökologisch“ deklarierte Produkte können durchaus auch Allergien auslösen.
Da jeder Mensch anders auf Inhaltsstoffe von Bauprodukten reagiert, ist es sehr schwer, hier allgemeingültige Aussagen zu treffen. Manche Menschen reagieren sogar allergisch auf bestimmte Inhaltsstoffe im Holz. Und dann auch nur bei bestimmten Holzarten. Hier ist jeder selbst gefragt darauf zu achten, was im Badezimmer verbaut wird.
Diese Baustoffe sind relativ frei von Schadstoffen:
- Boden: Keramik- und Natursteinfliesen
- Putze: Kalk- und Lehmputze
- Farben: Lehmfarben, Kalkfarben, Silikatfarben
- Massive Baustoffe: Ziegel, KS-Stein, Porenbeton
- Trockenbau: Gipsbauplatten, Lehmbauplatten, Holzweichfaserplatten
- Dämmung: Holzfaser, Hanf, Zellulose, Schafwolle
Einen relativ guten Überblick über die verschiedenen Baustoffe und ihre Gesundheitsrisiken finden Sie auf der Webseite wecobis.de. Die Seite wird vom Bundesministerium des Innern, Bau und Heimat gemeinsam mit der Bayrischen Architektenkammer betrieben.
Und wie sieht es bei Badewanne, Toilette, Dusche der Waschtisch aus?
Bei Badkeramik ist es so ähnlich wie bei keramische Fliesen. Sie wird aus Materialien hergestellt, die frei von Schadstoffen sind. Das Gleiche gilt auch bei Badewannen oder Duschwannen aus Stahlemail. Diese eignen sich ebenfalls bestens für das gesunde Badezimmer.
Kommen wir zu den Armaturen. Insbesondere bei Billigarmaturen können sich Schwermetalle wie Blei oder Nickel aus Legierungen lösen. Unbedenkliche Alternativen sind zum Beispiel Waschtischarmaturen aus Messing oder Edelstahl. Zusätzliche Sicherheit geben zertifizierte Materialien.
Auf Nummer sicher gehen Sie, wenn Sie nach einem Urlaub oder längerer Abwesenheit den Wasserhahn erst etwas laufen lassen, ehe Sie das Wasser verwenden. Generell gilt zudem, dass Armaturen, die bereits länger in Gebrauch sind, besser vor Schwermetallausschwemmungen aufgrund von Ablagerungen geschützt sind.
Tipp #5: Bad putzen ohne Chemie
Wohngesunder Putz, schadstofffreier Bodenbelag und eine Badeinrichtung aus natürlichen Materialien tragen zum gesunden Badezimmer bei. Dieser Aufwand lohnt sich aber nicht, wenn Sie Ihrem Bad beim Putzen regelmäßig mit der Chemiekeule zu nahe kommen.
Wer gesundheitsbewusste handeln möchte, verzichtet beim Putzen des Bades auf Reinigungsmittel, die Tenside, Bleichmittel. Lösemittel oder Duftstoffe enthalten. Kurzum: Alles, was Allergien auslösen kann, sollte auf Ihrem persönlichen Index stehen.
Unbedenkliche Reinigungs- und Hausmittel sind:
- Haushaltessig und Zitronensäure für verkalkte Armaturen und Duschwände
- Biologischer Allzweckreiniger oder Grüne Seife für Fliesen und andere glatte Flächen
- Natron, Essig oder Pömpel, Rohrreinigungsspirale für verstopfte Abflüsse
- Soda, Essigessenz oder hochprozentiger Alkohol für Silikonfugen
Oft reicht bei leichten Verschmutzungen ganz einfach auch nur etwas warmes Wasser und ein Tuch aus Baumwolle. Es sind also gar keine zusätzlichen Reinigungsmittel notwendig.
Willkommen im gesunden Badezimmer
Sie haben nun einen groben Überblick darüber, auf was es im gesunden Badezimmer ankommt. Feuchtigkeit und Schimmel sind im Bad sehr häufig anzutreffen, mit geeigneten Maßnahmen lässt sich das jedoch eigentlich immer in Griff bekommen. Darüber hinaus lohnt immer ein Blick darauf, welche Baustoffe verbaut werden sollen oder die irgendwann verbaut wurden. Sowohl für Neubau als auch die Sanierung gibt es mittlerweile genügend gesunde Alternativen zu schadstoffbelasteten Bauprodukten. Und wenn es manchmal auch mühsam ist, sich damit zu beschäftigen, geht es am Ende immerhin um die eigene Gesundheit und die Ihrer Familie.