Akustikdecken – Aufbau und Materialien

Von Dominik Hochwarth

Der erste Eindruck zählt – was auf Menschen zutrifft, gilt für Räume gleichermaßen. Und so wie beim Gegenüber nicht nur das optische Erscheinungsbild, sondern auch andere Dinge wie die Stimme zur Beurteilung hinzugezogen werden, lässt sich das Gleiche auch über einen Raum sagen. Hier geht es zum Beispiel nicht nur um die Farbe der Tapeten oder die Einrichtung mit Möbeln, sondern auch um den Klang der Stimme im Raum. Dieser lässt sich durch Akustikdecken positiv beeinflussen.

Akustikdecke
Typische Akustikdecke mit gelochter Oberfläche

Das erwartet Sie in diesem Beitrag

Etwas Physik muss sein

Physikalisch betrachtet lässt sich mit einer Akustikdecke die Schallabsorption verbessern. Zu Beginn daher ein kleiner physikalischer Exkurs in Sachen Akustik. Die beschreibt die Lehre vom Schall uns seinen Wirkungen, wobei zwischen Raum- und Bauakustik unterschieden wird.

Während sich die Bauakustik mit der Schallübertragung zwischen zwei Räumen beschäftigt, geht es bei der Raumakustik um die akustischen Eigenschaften eines Raumes, wenn sich die Schallquelle im Raum befindet.

Der Nachhall sorgt häufig für einen schlechten Klang im Raum

Akustikdecken beeinflussen demnach die Raumakustik, da sie die Schallwellen so brechen und absorbieren, dass die Nachhallzeit vermindert wird. Hallt ein Geräusch lange nach, wird der Redner schlechter verstanden, was eine höhere Aufmerksamkeit der Zuhörerschaft erfordert, diese aber schneller ermüden lässt.

Wenn die Schüler im Klassenzimmer schnell müde werden, liegt also nicht nur an der mangelnden Begeisterungsfähigkeit des Lehrers, sondern mitunter auch am Nachhall.

Akustikdecke Schule
Foto: Rigips

Mit einer Akustikdecke wird der Lehrer besser verstanden – zumindest klangtechnisch betrachtet. Auch im Konzertsaal ist es wichtig, dass die Geräusche nicht vom Nachhall überlagert werden. Das ist nicht nur im Sinne von Mozart oder Beethoven (wobei dieser es am Ende eh nicht mehr gehört hätte), sondern lässt auch Konzertbesucher die Töne klar verstehen. So finden sich dort häufig Akustikdecken – wie auch in Konferenzräumen oder Büros. Also überall dort, wo etwas gut verstanden werden soll.

Mit Möbeln die Nachhallzeit in den Räumen verringern

Das Problem mit dem Nachhall ist insbesondere dort vorhanden, wo große Räume auf wenig Möbel treffen. Wer schon einmal eine leere Wohnung betreten hat, wird wissen, was ich meine. Die Stimme klingt einfach ganz anders und dumpfer.

Hier wird der Schall munter zwischen den Wänden hin- und hergeworfen, also nirgendwo absorbiert. Ist der Wohnraum erst einmal möbliert, legt sich das Problem in der Regel, so dass hier meist keine Akustikdecken notwendig sind.

Akustikdecke Universität
Foto: Rigips

Noch einmal zurück zur Nachhallzeit – sie drückt in Zahlen aus, wie lange ein Ton im Raum noch zu hören ist. Geht die Nachhallzeit gegen Null, nähern wir uns immer mehr einem schalltoten Raum. Zu sehr darf der Schall daher auch nicht absorbiert werden.

Eine Ausnahme bildet das Tonstudio, in dem die Schallreflektion so gut es geht unterbunden wird. Im Normalfall wollen wir jedoch hören, was gesagt wird, die Nachhallzeit sollte daher zwar kurz, aber nicht zu kurz werden.

Die Kunst, alle Raumfrequenzen unter einen Hut zu bringen

Es ist daher nicht damit getan, irgendeine x-beliebige Akustikdecke anzuschrauben, vielmehr ist eine sorgfältige Steuerung der Nachhallzeit notwendig. Ein Raumakustiker weiß ganz genau, an welchen Schrauben er drehen muss, um die verschiedenen Frequenzen alle unter einen Hut zu bekommen.

Diese müssen möglichst gleichmäßig reduziert werden, was äußerst anspruchsvoll ist und daher eher in die Hände eines Experten als eines Selbermachers gehört.

Lochanordnung Akustikdecke
Foto: Rigips

Gesteuert wird die Nachhallzeit durch Löcher und Schlitze verschiedener Größe und Anordnung in den Akustikdecken. Grundsätzlich sinkt die Nachhallzeit mit steigendem Lochanteil, wobei es immer noch einen Unterschied zwischen hohen und tiefen Frequenzen gibt.

Viele kleine Löcher absorbieren zum Beispiel hohe Frequenzen besser als wenige große Löcher. Zudem wird die Absorption durch die Anordnung der Löcher beeinflusst, Sie sehen, das alles ist recht kompliziert.

Wer sich etwas näher mit Nachhallzeiten und raumakustischen Planungen geschäftigen möchte, der sollte sich unbedingt den Raumakustik-Rechner von Rigips anschauen.

Auch mit Akustikdecken ist eine individuelle Raumgestaltung möglich

Noch komplizierter wird es dadurch, dass auch der Abstand der Akustikdecke zur Rohdecke Einfluss auf die Schallabsorption hat. Ist der Abstand groß, werden die tiefen Frequenzen besser absorbiert.

Nicht immer kann wegen der Raumhöhe eine große Abhängehöhe realisiert werden, hier kann eine Dämmung zum Beispiel mit Mineralwolle Wunder wirken. Dadurch erhöht sich die Absorption doch deutlich und etwas für die Wärmedämmung wird ebenfalls getan, aber das ist hier nur nebensächlich.

Bei Akustikdecken handelt es sich häufig um Gipsplatten, die auf der Rückseite mit einem Akustikvlies beschichtet sind.

Wenn besondere Anforderungen an Hygiene oder Brandschutz gestellt werden, kommen jedoch noch viele andere Materialien zum Einsatz. So gibt es zum Beispiel Waben- und Lamellendecken aus sichtbaren Metallkonstruktionen. Auf individuelle Raumgestaltung muss dank verschiedener Designs, Farben und Oberflächenstrukturen jedenfalls nicht verzichtet werden.

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