Gibt es bald neben Solar- auch Windzäune?

Von Dominik Hochwarth

Vor einigen Tagen haben wir über Solarzäune geschrieben, die bereits weiter verbreitet sind. Nun soll Windkraft den Gartenzaun erobern. Ein polnisches Start-up war vor einigen Jahren Vorreiter in Sachen Windzaun, nun zieht ein amerikanisches Unternehmen nach. Wir stellen Ihnen die beiden Anbieter vor.

Windzaun
Das amerikanische Start-up Airiva entwickelt einen Windzaun, der sich quasi überall aufstellen lässt. Foto: Joe Doucet

Das erwartet Sie in diesem Beitrag

Windzaun aus Polen

Das polnische Start-up Panel Wiatrowy hat vor einigen Jahren ein einzigartiges System zur Stromerzeugung aus Windenergie entwickelt. Dieses panelförmige System kann als Sichtschutz, Zaun oder freistehend genutzt werden und unterscheidet sich deutlich von den üblichen großen Windrädern. Es soll die flächendeckende Nutzung von Windenergie auch in urbanen Gebieten ermöglichen.

Die Anlage besteht aus nebeneinander stehenden, vertikalen Windturbinen, die in einem flachen Element verbaut sind und wie ein Zaunelement aussehen. Diese Bauweise ist nicht neu und wird eher mit Solarmodulen in Verbindung gebracht, doch Panel Wiatrowy nutzt sie zur Windenergiegewinnung.

Leistung auch bei schwachem Wind

Die Innovation von Panel Wiatrowy liegt nicht nur im Design, sondern auch in der Effizienz. Laut Hersteller ist die Anlage besonders leistungsfähig bei geringen Windgeschwindigkeiten, was sie ideal für den Einsatz in Europa macht.

Ein zehn Meter langer Gartenzaun aus diesen Windpaneelen kann ein Kilowatt Leistung erzeugen. Ein 1.000 Quadratmeter großes Grundstück könnte somit genug Zaunfläche bieten, um 40 Kilowatt zu generieren. Bei zehn Stunden ausreichendem Wind pro Tag würden rechnerisch 400 Kilowattstunden Strom produziert.

Hier geht es zur Website von Panel Wiatrowy

Windenergiezaun aus den USA

Der in New York ansässige Designer Joe Doucet möchte mit einem innovativen Windenergiezaun die Welt umweltfreundlicher machen. Zusammen mit Jeff Stone, der als CEO fungiert, gründete er das Unternehmen Airiva zur Vermarktung des Projekts. Der ästhetisch ansprechende und nahezu lautlose Zaun ist 4,30 Meter lang und 2,10 Meter hoch, ideal für den Einsatz in bebauten Gebieten.

Die Entwickler betonen, dass jedes Modul des Zauns jährlich bis zu 2.200 Kilowattstunden erzeugen kann, was der Hälfte des Verbrauchs einer Durchschnittsfamilie in Mitteleuropa entspricht. Fünf dieser Zäune würden den Energiebedarf einer US-Durchschnittsfamilie decken. Die Turbinen funktionieren unabhängig von der Windrichtung, ohne die Notwendigkeit, wie große Anlagen in den Wind gedreht zu werden.

Herstellung aus recyceltem Material

Joe Doucet und sein Team haben sich dazu verpflichtet, ihre vertikal laufenden Windgeneratoren aus recyceltem Material herzustellen. Nach der Untersuchung von 16 Prototypen und der Auswahl von drei für Windkanaltests haben sie die effektivste Turbine für den Markt in modularer Form vorbereitet. Jeder Zaun besteht aus acht Turbinen und ist für den Einsatz in Hotels, Gewerbegebieten und Flughäfen konzipiert, wo er herkömmliche Zäune ersetzen soll. Eine Pufferbatterie optimiert die Leistung des Zauns.

Obwohl die Effektivität des Zauns geringer ist als die großer Windenergieanlagen, hat er den Vorteil kurzer Übertragungswege: Der erzeugte Strom wird direkt vor Ort verbraucht und nicht ins öffentliche Netz eingespeist. Dies betonen die Entwickler als einen wesentlichen Vorteil. Der Windzaun von Airiva wird Ende 2024 von ausgewählten Nutzern getestet und soll ab 2025 allgemein erhältlich sein.

Hier geht es zur Website von Aivira

Lohnt sich ein Windzaun?

Die Rentabilität von Windzäunen hängt stark von den örtlichen Gegebenheiten ab. Zwar können sie auch bei geringem Wind ausreichend Energie produzieren, lohnen sich aber nur an Standorten mit beständigem Wind. Für einen Gartenzaun, der sich als Windzaun rechnet, müssen die Anschaffungskosten und die Rentabilität wettbewerbsfähig sein. Dazu müssen die Windpanels erst noch massentauglich werden.

Windenergie ist ein zentraler Bestandteil eines grünen Energiemixes, der zunehmend genutzt wird, um die Abhängigkeit von fossilen Brennstoffen zu verringern. Derzeit konzentriert sich die Nutzung fast ausschließlich auf Großanlagen, die wie bestehende Strukturen dezentral produzieren und daher große Übertragungsnetze benötigen, um die Energie zu den Verbrauchern zu bringen.

Im Gegensatz dazu haben sich Solaranlagen dezentral durchgesetzt und finden sich nicht nur auf Dächern von Privathäusern, sondern auch zunehmend auf Balkonen. Die sogenannte kleine Windenergie ist bisher nur sporadisch vertreten. Das soll der Energiezaun nun ändern und eine neue Ära der dezentralen Windenergienutzung einläuten.

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