Welche Heizung passt zu mir? Der große Systemvergleich 2026

Von Dominik Hochwarth

Im Jahr 2018 habe ich an dieser Stelle noch gefragt, ob es eine Ölheizung oder doch eine Wärmepumpe sein soll. Heute, im Jahr 2026, stellt sich die Frage anders. Die „Wärmewende“ ist in vollem Gange, das Gebäudeenergiegesetz (GEG) setzt die Leitplanken, und der CO2-Preis macht fossiles Heizen zunehmend unwirtschaftlich. Dieser Artikel bringt Sie auf den aktuellen Stand der Technik und Gesetzgebung.

Monteur richtet neue Heizung ein
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Das Wichtigste in Kürze

  • Die 65%-Regel: Jede neu eingebaute Heizung muss in der Regel zu mindestens 65 % mit erneuerbaren Energien betrieben werden (sofern die kommunale Wärmeplanung vor Ort abgeschlossen ist).
  • Der Standard: Die Wärmepumpe hat sich als das dominierende Heizsystem für Einfamilienhäuser etabliert – auch im Altbau.
  • Fossiles Aus: Neue reine Öl- oder Gasheizungen sind oft nicht mehr genehmigungsfähig oder wirtschaftlich extrem riskant (steigender CO2-Preis).
  • Fördermittel: Der Staat unterstützt den Heizungstausch massiv, insbesondere beim Wechsel auf Wärmepumpen oder den Anschluss an Wärmenetze.
  • Planungssicherheit: Werfen Sie einen Blick in die kommunale Wärmeplanung Ihrer Gemeinde, bevor Sie entscheiden.

Das erwartet Sie in diesem Beitrag

Wie ist die Ausgangssituation?

Eine neue Heizung ist heute eine Entscheidung für die nächsten 20 Jahre. Neben den technischen Fragen von 2018 sind heute regulatorische Fragen entscheidend:

  • Kommunale Wärmeplanung: Gibt es in Ihrer Straße einen Plan für Fernwärme oder ein klimaneutrales Gasnetz (eher selten)?
  • Dämmstandard & Heizkörper: Ist das Haus „Niedertemperatur-ready“? (Oft reichen schon größere Heizkörper, eine Fußbodenheizung ist keine Zwangsvoraussetzung mehr für Wärmepumpen).
  • Photovoltaik: Haben Sie bereits eine PV-Anlage oder planen Sie eine? Eigenstrom macht die Wärmepumpe unschlagbar günstig.
  • Platz: Ist Platz für einen Pufferspeicher und (bei Luftwärmepumpen) für das Außengerät vorhanden?

1. Der neue Standard: Die Wärmepumpe

Was 2018 noch als Nischenlösung für gut gedämmte Neubauten galt, ist 2026 der Standard. Die Technik hat massive Sprünge gemacht.

  • Funktionsweise: Das Prinzip „Kühlschrank umgekehrt“ bleibt gleich. Aus 1 Teil Strom werden 3 bis 5 Teile Wärme gemacht.
  • Update 2026: Moderne Wärmepumpen arbeiten oft mit dem natürlichen Kältemittel Propan (R290). Sie erreichen Vorlauftemperaturen von bis zu 70 Grad. Das bedeutet: Sie funktionieren auch in den meisten unsanierten Altbauten mit klassischen Heizkörpern. Das alte Mantra „Wärmepumpe geht nur mit Fußbodenheizung“ ist technisch widerlegt.
  • Kritischer Blick: Die Effizienz sinkt im tiefsten Winter bei schlecht gedämmten Häusern. Die Stromkosten sind der entscheidende Faktor. Aber: Durch spezielle Wärmepumpenstromtarife und eigene PV-Anlagen lassen sich diese Kosten gut deckeln.
  • Fazit: Die erste Wahl für fast alle Einfamilienhäuser.

2. Fernwärme & Nahwärmenetze

Hier liegt die große Hoffnung für dicht besiedelte Gebiete und Innenstädte.

  • Das Prinzip: Die Wärme kommt fertig per Rohr ins Haus. Keine Wartung, kein Kessel, kein Schornstein.
  • Update 2026: Durch die kommunale Wärmeplanung werden viele Gebiete neu erschlossen. Die Fernwärme muss zunehmend „grün“ werden (Großwärmepumpen, Geothermie, Abwärme).
  • Kritischer Blick: Sie begeben sich in ein Monopol. Sie können den Anbieter nicht wechseln. Die Preistransparenz ist oft ein Kritikpunkt. Zudem sind die Anschlusskosten je nach Region hoch, werden aber oft gefördert.
  • Fazit: Wenn verfügbar, oft die bequemste Lösung und die beste Option, um die 65%-Regel ohne eigene Technik zu erfüllen.

3. Hybridheizungen (Die Brückentechnologie)

Hybridheizungen kombinieren meist eine Gasbrennwerttherme mit einer kleineren Wärmepumpe.

  • Funktionsweise: Die Wärmepumpe übernimmt 80-90% der Jahresarbeit (Frühling, Sommer, Herbst). Der Gaskessel springt nur an eiskalten Tagen ein.
  • Vorteile: Sie erfüllen die gesetzlichen Vorgaben (65% Erneuerbare) und bieten Sicherheit in sehr schlecht gedämmten Häusern.
  • Kritischer Blick: Sie zahlen für zwei Systeme (Wartung, Schornsteinfeger, Grundgebühr Gaszähler + Strom). Das macht diese Lösung langfristig oft teurer als eine reine, etwas größer dimensionierte Wärmepumpe. Zudem bleiben Sie vom Gaspreis abhängig.
  • Fazit: Eine sinnvolle Lösung für schwer sanierbare Mehrfamilienhäuser, im Einfamilienhaus oft technisch nicht mehr nötig.

4. Biomasse: Holzpellets und Scheitholz

2018 noch als ökologisches Allheilmittel gefeiert, wird Holz heute kritischer gesehen.

  • Holzpellets: Automatische Befeuerung, hoher Lagerbedarf.
  • Update 2026: Die Anforderungen an Feinstaubfilter sind strenger geworden. Zudem wird die Ressource Holz knapper. Der Fokus liegt darauf, Holz stofflich zu nutzen (Bauholz) statt es zu verbrennen.
  • Kritischer Blick: Feinstaubbelastung in Wohngebieten ist ein Problem. Pellets sind im Preis volatil. Fördermittel gibt es oft nur noch in Kombination mit Solarthermie oder Wärmepumpen, um den Holzeinsatz zu reduzieren.
  • Fazit: Eine Nischenlösung für denkmalgeschützte Häuser oder sehr große, alte Gebäude, die sich mit Wärmepumpen schwer tun. Kein Massenmarkt mehr.

5. Das Auslaufmodell: Gas- und Ölheizungen

Hier hat sich seit 2018 am meisten geändert.

  • Situation 2026: Eine reine Öl- oder Gasheizung einzubauen, ist in Gebieten mit Wärmeplan praktisch nicht mehr erlaubt (wegen der 65%-Regel). Es gibt Ausnahmen und Übergangsfristen, aber das Risiko ist enorm.
  • Der Kosten-Hammer: Der CO2-Preis auf fossile Brennstoffe steigt jährlich. Was heute in der Anschaffung günstig wirkt („Gasheizung für 10.000 €“), wird über die Betriebskosten zur Kostenfalle.
  • „H2-Ready“: Viele Gasheizungen werden als „bereit für Wasserstoff“ verkauft. Experten warnen: Grüner Wasserstoff wird auf absehbare Zeit zu teuer und knapp für private Heizungskeller sein (er wird in der Industrie gebraucht). Verlassen Sie sich nicht darauf, dass jemals Wasserstoff durch Ihre Gasleitung fließt.

6. Solarthermie & Photovoltaik

  • Solarthermie (Warmwasser): Verliert an Bedeutung. Warum? Weil Photovoltaik (PV) flexibler ist.
  • Der Trend: Statt Röhren für warmes Wasser aufs Dach zu legen (die im Sommer Wärme produzieren, die man nicht braucht), legt man heute PV-Module. Der Strom betreibt die Wärmepumpe (die daraus Wärme macht) oder das E-Auto oder den Haushalt.
  • Fazit: Solarthermie nur noch im Bestand. Im Neubau/Sanierung fast immer PV + Wärmepumpe.

Die Kosten im Vergleich (Prognose 2026)

Achtung: Die Preise sind stark abhängig von der aktuellen Marktlage und der Handwerkerverfügbarkeit. Die hohen Investitionskosten werden jedoch durch staatliche Förderung (oft 30% bis 70%) abgefedert.

HeizsystemInvestitionskosten (vor Förderung)Betriebskosten-TendenzZukunftssicherheit
Wärmepumpe (Luft)20.000 – 30.000 €Mittel (abhängig vom Strompreis/PV)Hoch
Wärmepumpe (Erdreich)30.000 – 45.000 €Niedrig (sehr effizient)Sehr hoch
Fernwärme (Anschluss)8.000 – 15.000 €Mittel bis Hoch (Anbieterabhängig)Hoch
Pelletheizung25.000 – 35.000 €Mittel (Pelletpreise schwanken)Mittel (Feinstaub/Regulierung)
Gas-Hybrid (WP + Gas)25.000 – 35.000 €Hoch (doppelte Grundgebühren, CO2-Preis)Mittel
Reine GasheizungKaum noch zulässigExtrem Hoch (steigender CO2-Preis)Niedrig

Spezialfall Altbau: Welche Heizung funktioniert im Bestand?

Das größte Missverständnis hält sich hartnäckig: „Eine Wärmepumpe funktioniert nur im supergedämmten Neubau mit Fußbodenheizung.“ Das ist im Jahr 2026 technisch widerlegt.

Die Realität im Altbau sieht heute so aus:

  • Der „Heizkörper-Trick“: Oft reicht die vorhandene Fläche der alten Rippenheizkörper nicht aus, um den Raum mit niedrigen Temperaturen warm zu bekommen. Die Lösung ist jedoch meist nicht das Aufreißen des Bodens für eine Fußbodenheizung, sondern der Tausch der Heizkörper. Moderne Niedertemperatur-Heizkörper (oder Gebläsekonvektoren) passen an die alten Anschlüsse, sind aber leistungsfähiger.
  • Hochtemperatur-Wärmepumpen: Moderne Geräte (oft mit dem Kältemittel Propan/R290) erreichen Vorlauftemperaturen von bis zu 70 Grad. Damit bekommen sie fast jedes Haus warm. Die Frage ist nicht ob es warm wird, sondern wie effizient (stromsparend) es passiert.
  • Erst die Heizung, dann die Dämmung: Dank individueller Sanierungsfahrpläne (iSFP) müssen Sie nicht alles auf einmal machen. Es ist oft sinnvoll, erst die alte Ölheizung gegen eine Wärmepumpe zu tauschen und das Haus später Schritt für Schritt zu dämmen (Fenster, Kellerdecke, Dach). Die Heizung passt sich dem sinkenden Wärmebedarf an.
  • Wann die Wärmepumpe nicht passt: In sehr dicht bebauten Innenstädten (Abstandsflächen/Lärmschutz für das Außengerät) oder extrem unsanierten „Energieschleudern“ (Energieeffizienzklasse G oder H ohne Sanierungsabsicht). Hier ist der Anschluss an ein Wärmenetz (Fernwärme) oft die bessere, wenn auch teurere Alternative.

Der Praxistipp: Machen Sie an einem kalten Wintertag den Test. Stellen Sie die Vorlauftemperatur Ihrer alten Heizung auf 55 Grad. Werden die Räume noch warm? Wenn ja, ist Ihr Haus „Wärmepumpen-ready“ – ganz ohne Komplettsanierung.

FAQ: Häufige Fragen zur Heizung 2026

1. Muss ich meine alte Ölheizung sofort rauswerfen? Nein. Bestehende Heizungen dürfen weiterlaufen und repariert werden (bis maximal 2045). Aber: Wenn sie irreparabel kaputt geht (Havarie), greifen die neuen Regeln des GEG mit Übergangsfristen. Ein früherer Tausch wird zudem hoch gefördert.

2. Funktioniert eine Wärmepumpe auch mit alten Heizkörpern? Ja, in den meisten Fällen. Moderne Hochtemperatur-Wärmepumpen schaffen das. Wichtig ist ein hydraulischer Abgleich. Manchmal müssen einzelne, kleine Heizkörper gegen größere Modelle getauscht werden, damit die Vorlauftemperatur gesenkt werden kann (= mehr Effizienz).

3. Sollte ich auf eine Wasserstoff-Heizung warten? Experten raten dringend ab. Es ist extrem unwahrscheinlich, dass Wasserstoff für Privathaushalte flächendeckend und bezahlbar verfügbar sein wird. Wasserstoff wird für die Chemieindustrie und Stahlwerke benötigt. „H2-Ready“ ist oft eine Wette gegen die Wahrscheinlichkeit.

4. Wie hoch ist die Förderung? Die Bundesförderung für effiziente Gebäude (BEG) übernimmt einen großen Teil der Kosten. Basisförderung, Klimageschwindigkeits-Bonus (für den schnellen Austausch alter Heizungen) und Einkommensbonus können sich auf bis zu 70 % der Kosten summieren (gedeckelt auf bestimmte Höchstbeträge).

5. Lohnt sich Infrarotheizung (Stromdirektheizung) jetzt? Nur in sehr gut gedämmten Passivhäusern oder als Zusatzheizung im Bad. Als alleinige Heizung in einem normalen Altbau treibt sie die Stromkosten in den Ruin, da aus 1 kWh Strom nur 1 kWh Wärme wird (bei der Wärmepumpe sind es 3-5 kWh Wärme).

Fazit & Ausblick

Der „Heizungskeller der Zukunft“ ist elektrisch und vernetzt. Die Entscheidung ist komplexer geworden als 2018, aber die Richtung ist klarer: Weg vom Verbrennen, hin zur Umweltwärme. Nutzen Sie unbedingt die Hilfe eines unabhängigen Energieberaters – dieser wird oft staatlich bezuschusst und erstellt einen individuellen Sanierungsfahrplan (iSFP) für Ihr Haus.

Über den Autor

4 Gedanken zu „Welche Heizung passt zu mir? Der große Systemvergleich 2026“

  1. Ich möchte eine neue Heizung installieren lassen. Es gibt aber viele Arten von Heizungen und deswegen informiere ich mich vorher. Eine Ölheizung kostet nicht viel! Ich werde mal schauen.

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  2. Interessant, dass Heizungen, die auf Heizöl basieren geringere Anschaffungskosten verursachen. Ich denke ebenfalls gerade darüber nach, welche Art von Heizung ich in mein neues Eigenheim einbauen lassen soll. Ich tendiere eher zur Solarheizung, andererseits sprechen die niedrigen Anschaffungskosten eindeutig für die Ölheizung.

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  3. Ich heize in meinem Haus mit Heizöl und dies seit nun mehr 15 Jahren. Ich bin mit meinem Heizsystem sehr zufrieden und werde dieses bald durch eine Modernisierung fit für die nächsten 20 Jahre machen. Wie Sie erwähnen, sollte man spätestens nach 15-20 Jahren die Heizanlage erneuern. Ich werde weiterhin auf das Heizen mit Heizöl setzen. Vielen Dank für diesen Beitrag.

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