Grundierung vor dem Anstrich – das sollten Sie wissen

Von Dominik Hochwarth

Der Malermeister von nebenan weiß natürlich, wie der optimale Anstrich auf schwierigem Untergrund gelingt. Bei einem Laien sieht es etwas anders aus – Grundierung vor dem Anstrich, ja oder nein? Eine falsche Entscheidung führt zum Abblättern der Farbe oder Streifenbildung. Das will keiner haben. Dieser Ratgeber hilft Ihnen dabei, Fehler beim Streichen der Wände oder Decke zu vermeiden.

Grundieren mit Quast
Mit einem Quast gelingt die Grundierung am besten

Das erwartet Sie in diesem Beitrag

Was ist eine Grundierung?

Eine Grundierung ist grob gesagt ein Anstrichstoff, der dafür sorgt, dass der nachfolgende Anstrich mit Farbe zu einem streifen- und fleckenfreien Ergebnis führt.

Grundsätzlich ist eine Grundierung dünnflüssig und transparent – so dass sie tief in den Untergrund eindringen und die Wand festigen kann. Im Innenbereich heißt sie daher auch Tiefgrund oder auch Tiefengrund.

Grundierungen braucht es zum Beispiel bei stark saugenden Gipskartonplatten, bei sandenden Putzen und Altbeschichtungen, die nicht mehr fest mit dem Untergrund verbunden sind.

Wollen Sie einen unbeschichteten Putz oder Gipskartonplatten streichen, brauchen Sie auf jeden Fall eine Grundierung. Bei beschichteten Untergründen müssen Sie testen, ob eine Vorbehandlung notwendig ist.

Vier Tests geben Aufschluss über den Untergrund

Mit vier einfachen Tests können Sie herausfinden, ob vor dem Anstrich eine Grundierung erfolgen muss oder ob sie nicht notwendig ist. Fällt der Untergrund durch einen dieser Tests, müssen Sie ihn grundieren. Und das ist sehr häufig der Fall.

Wischtest

Den Wischtest können Sie ganz ohne Hilfsmittel durchführen. Wischen Sie einfach mit der flachen Hand über die Wand und schauen Sie, ob sich Ihre Hand verfärbt. Wenn ja, deutet alles auf einen kreidenden oder sandenden Untergrund hin und Sie sollten die Wand grundieren.

Sandet, mehlt oder kreidet nichts, können Sie auf eine Grundierung verzichten. Allerdings sollten Sie erst noch die beiden anderen Tests absolvieren. Wie gesagt – es müssen alle Proben bestanden werden.

Benetzungstest

Benetzen Sie die Wand mit einem nassen Schwamm oder einer Sprühflasche. Zieht das Wasser schnell ein und es bildet sich ein dunkler Fleck, der von feinen Haar- und Netzrissen durchzogen ist, deutet alles auf einen stark saugenden Untergrund hin. Hier ist eine Grundierung notwendig.

Perlt das Wasser allerdings ab oder läuft ganz normal ab, brauchen Sie die Wand nicht grundieren. Schauen Sie aber erst, ob der Untergrund die anderen Tests besteht.

Klebebandtest

Nun zum dritten Test. Nehmen Sie ein Stück Klebeband und drücken es ganz fest auf den Untergrund, den Sie streichen möchten. Ziehen Sie es dann ruckartig ab und schauen Sie, ob Putz oder ein Altanstrich haften bleiben. Wenn ja, sollten Sie alle losen Stellen vor dem Anstrich entfernen.

Gegebenenfalls müssen Sie die Fehlstellen verspachteln, um eine glatte Oberfläche zu erhalten. Danach ist eine Grundierung notwendig, um den übrigen Putz bzw. die übrige Farbe zu verfestigen.

Gitterschnitttest

Mit dem Gitterschnitttest lässt sich die Haftfestigkeit einer alten Beschichtung ermitteln. Dazu müssen Sie mit einem scharfen Messer sechs horizontale und sechs vertikale Schnitte in einem rechten Winkel zueinander ritzen. Der Abstand der Linien ist von der Schichtdicke abhängig.

Kleben Sie dann ein transparentes Klebeband auf das Raster und ziehen es ruckartig ab. Perfekt ist die Haftfestigkeit, wenn die Schnittränder glatt sind und nichts abgeplatzt ist. Platzt die Beschichtung hingegen ab, ist die Haftfestigkeit hingegen schlecht. Eine Grundierung ist notwendig, um den Untergrund zu verfestigen.

Welche Grundierung ist die Richtige?

Nachdem sich rausgestellt hat, dass es eine Grundierung benötigt, geht es nun darum, die richtige zu wählen. Grundsätzlich haben Sie die Wahl zwischen wasserverdünnbaren und lösemittelhaltigen Grundierungen. Diese gibt es farblos oder pigmentiert – also eingefärbt. Die folgende Tabelle gibt Aufschluss darüber, welche Grundierung sich für welchen Untergrund eignet:

GrundierungUntergrund
Wasserverdünnbar und transparentPorös, saugend, nur leicht sandend
Lösemittelhaltug und transparent*Porös, saugend, sandend, kreidend, mehlend, salzbelastet
Wasserverdünnbar und pigmentiertNicht oder nur schwach saugend, fest, glatt, alkalisch
Lösemittelhaltig und pigmentiert*Fest, dicht, glatt, starke Nikotinbelastung, andere Flecken, die wasserlöslich sind

* Im Innenbereich sollten Sie grundsätzlich auf lösemittelhaltige Grundierungen verzichten, sonst besteht die Gefahr, dass Sie während der Arbeit plötzlich von der Leiter fallen und umkippen. Auch aus ökologischer Sicht sind wasserverdünnbare Grundierungen zu bevorzugen.

Wenn Sie wissen wollen, ob der Untergrund alkalisch ist, können Sie dies mit Indikatorlösung oder  -papier ermitteln. Ist der pH-Wert über 7, ist der Untergrund alkalisch.

Was tun bei Nikotinflecken?

In der obigen Tabelle führe ich auf, dass für eine starke Nikotinbelastung lösemittelhaltige Grundierungen zu verwenden sind. Allerdings belasten diese Umwelt und Gesundheit. Sie sollten daher zu speziellen, lösemittelfreien Isolierfarben greifen.

Dabei handelt es sich in der Regel um weiß pigmentierte Spezialfarben – auch Nikotinsperren genannt. Sie fungieren als Grundierung und Farbe gleichermaßen – zwei in einem sozusagen. Ein Nikotinsperrgrund eignet sich übrigens auch von weiteren unschönen Verfärbungen auf der Wand:

  • Rostflecken
  • Rußflecken
  • Ölflecken
  • Fettflecken
  • Angetrocknete Wasserflecken
  • Astlöcher bei Holzvertäfelungen

Nikotinsperren sind zwar wesentlich teurer als herkömmliche Dispersionsfarben, dafür verhindern sie wirkungsvoll, dass Flecken mit der Zeit durchschlagen und die Wand schon nach kurzer Zeit wieder unschön aussieht. Von den Gerüchen, die von Nikotin ausgehen, ganz zu schweigen.

Was tun bei Schimmel?

Schimmel entsteht überall dort, wo sich Feuchtigkeit niederschlägt oder Feuchtigkeit durchs Mauerwerk gelangt. Hier gilt es zunächst einmal, die Ursache zu ermitteln und zu beseitigen. Im zweiten Schritt können Sie dann etwas gegen die Schimmel- und Stockflecken unternehmen.

Diese sind großflächig zu entfernen, das gilt auch für Salzausblühungen. Diese lassen sich mit einer groben Bürste beseitigen. Tragen Sie bei diesen Arbeiten unbedingt eine Atemschutzmaske.

Danach tragen Sie eine spezielle Grundierung gegen Schimmel auf. Sie verhindert, dass sich der Schimmel weiter ausbreitet. Danach können Sie streichen. Bei salzbelasteten Wänden sollten Sie allerdings keinen wasserhaltigen Anstrich verwenden.

Auftragen der Grundierung

Eine Grundierung können Sie im Prinzip so verarbeiten wie herkömmliche Farbe. Insbesondere die pigmentierten Spezialgrundierungen lassen sich bequem mit der Rolle auftragen. Den Pinsel können Sie ebenfalls verwenden.

Mit einem Quast oder einer Bürste lässt sich die Grundierung besonders tief in die Wand einarbeiten. So wirkt sie dann nicht nur auf die Oberfläche. Spritzarm ist diese Methode außerdem.

Vorsicht: Zuviel ist bei einer Grundierung gar nicht gut. Ein einmaliger Anstrich reicht vollkommen aus. Tragen Sie zu viel Tiefgrund auf, kann sich eine Trennschicht bilden, so dass ein nachfolgender Farbauftrag nicht mehr richtig haftet.

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