Seit 1993 gibt es stets am 22. März den Weltwassertag. Er soll darauf aufmerksam machen, wie wertvoll die Ressource Wasser ist. Unabhängig davon sollten Sie das ganze Jahr Wassersparen – zum Beispiel mit wassersparenden Armaturen oder durch Regenwassernutzung. Mit Regenwasser lässt sich die Toilette spülen, der Garten wässern oder Wäsche waschen. Erfahren Sie hier alles, was Sie bei der Planung einer Regenwassernutzungsanlage beachten müssen.
Das erwartet Sie in diesem Beitrag
- Was bringt die Regenwassernutzung?
- Aufbau einer Regenwassernutzungsanlage
- Vorschriften beachten
- Wie sieht es mit der Hygiene aus?
- Wie groß muss die Anlage sein?
- Video: Unterirdischen Regenwassertank einbauen
- Grauwassernutzung als Alternative?
Was bringt die Regenwassernutzung?
Jeder von uns verbraucht täglich rund 120 Liter Trinkwasser, gut ein Drittel davon spülen wir die Toilette hinunter. Dazu kommen noch etwa 15 Liter fürs Wäschewaschen. Eine ziemliche Verschwendung.
Für die Toilettenspülung braucht es kein Wasser in Trinkwasserqualität – Regenwasser tut es genauso gut. Das Gleiche gilt (mit Einschränkung) auch fürs Wäschewaschen. Insbesondere bei einem Neubau sollten Sie überlegen, solche eine Anlage zu realisieren.
Wie viel lässt sich einsparen?
Das Umweltbundesamt hat errechnet, dass ein Vier-Personenhaushalt pro Jahr etwa 40 Kubikmeter Trinkwasser durch Regenwasser ersetzen kann. Der Wert erhöht sich auf 60 Kubikmeter, wenn auch das Wäschewaschen mit Wasser von oben realisiert wird.
Sie sparen bis zu 200 Euro im Jahr, wenn für das genutzte Regenwasser keine Abwassergebühren erhoben werden, sind sogar bis zu 300 Euro pro Jahr drin. Dagegen stehen Investitionskosten von 3.000 bis 5.000 Euro – je nach Größe des Speichers und Eigenleistung. Dazu noch Wartungskosten, die Sie jährlich rund 100 Euro kosten.
Nicht nur aufs Geld schauen
Die genannten Zahlen zeigen: Wenn Sie sich für Regenwassernutzung entscheiden, sollten Sie das nicht aus rein monetären Gründen machen. Es dauert viele Jahre, bis sich solch eine Anlage amortisiert. Viel wichtiger sind andere Aspekte:
- Bedarf an Trinkwasser sinkt
- Entlastung von Kläranlagen und Gewässern
- Dank weichem Regenwasser: Weniger Waschmittel beim Wäschewaschen nötig
Sie sehen: Regenwasseranlagen nutzen auf verschiedene Weise der Umwelt. Das sollten Sie immer im Hinterkopf behalten, wenn es um eine Entscheidung für oder gegen eine solche Anlage geht.
Ein Tipp: Wenn Sie sich mit Ihren Nachbarn zusammentun, können Sie 30 bis 70 Prozent der Investitionskosten sparen – bei gleicher Leistung.
Aufbau einer Regenwassernutzungsanlage
Eine Regenwassernutzungsanlage besteht grundsätzlich aus diesen vier Komponenten:
- Zisterne
- Filter
- Hauswasserwerk
- Leitungsnetz
Das Regenwasser fließt von den Dachflächen über einen Filter in einen Regenwasserspeicher. Schmutzstoffe werden dadurch bereits vor dem Zulauf zur Zisterne entfernt.
Je nach vorhandenem Platz kann der Speicher im oder auch außerhalb des Hauses platziert werden. Bei einem unterirdischen Einbau im Garten kommen entweder Behälter aus Beton oder Kunststoff zum Einsatz. Kellertanks aus Kunststoff müssen auf jeden Fall lichtundurchlässig sein, da sich sonst Algen bilden können.
Um ein Überlaufen zu verhindern, ist ein Anschluss zum Kanal notwendig. Alternativ können Sie das überschüssige Regenwasser auch versickern lassen. Hier habe ich ausführlich über die Regenwasserversickerung geschrieben.
Von der Zisterne wird das Regenwasser mithilfe einer Saugpumpe dorthin gebracht, wo Sie es benötigen. Also zur Toilette oder zur Waschmaschine. Ist der Regenwasserspeicher leer, wird er mit Trinkwasser gefüllt. Aber nur so viel, wie gerade benötigt wird. Das geschieht mithilfe sogenannter Regenwassermanager.
Vorschriften beachten
Wichtig: Sie dürfen das Regenwasser keinesfalls über die Leitungen transportieren, über die auch das Trinkwasser transportiert wird. Sie benötigen ein separates Leitungsnetz, das farblich entsprechend gekennzeichnet ist, damit es nicht zu Verwechslungen kommt.
Nach §7 der Trinkwasserverordnung muss eine Sicherungsvorrichtung vorhanden sein. Diese soll verhindern, dass sich Regen- und Trinkwasser vermischen.
Auf jeden Fall müssen Sie den Betrieb einer Regenwassernutzungsanlage vorher beim Wasserversorger anmelden und auch das Gesundheitsamt informieren. Wenn Sie nur Regenwasser in einer Tonne sammeln, um damit den Garten zu wässern, ist das nicht notwendig.
Wie sieht es mit der Hygiene aus?
Eine regelmäßig gewartete Anlage liefert auch nach Jahren noch hygienisch einwandfreies Wasser. Das bedeutet nicht, dass es Trinkwasserqualität hat, hält aber die Anforderungen an Badegewässer ein. Hier sind Sie als Betreiber der Regenwassernutzungsanlage gefordert, die erforderlichen Wartungsarbeiten durchführen zu lassen.
Wenn Sie das Regenwasser lediglich für die Toilettenspülung nutzen, besteht keinerlei Infektionsgefahr. Beim Wäschewaschen ist dies nicht zu 100 Prozent sichergestellt. Hier können Keime in die Wäsche übertragen werden.
Doch bereits durch Trocknen der Wäsche sterben viele Keime ab, durch Mangeln oder Bügeln sterben dann die allermeisten Mikroorganismen. Wer auf Nummer sichergehen will, kann das Regenwasser vor der Nutzung noch zusätzlich aufbereiten. Ein Rückspülfeinfilter hält zum Beispiel feinste Schmutz- und Staubpartikel zurück.
Wie groß muss die Anlage sein?
Die Zisterne macht rund 50 Prozent der Kosten einer Regenwassernutzungsanlage aus. Es ist daher wichtig, sie in der richtigen Größe zu dimensionieren. Vier Dinge spielen hier mit rein:
- Wie sieht es mit der örtlichen Niederschlagsmenge aus?
- Wie groß ist die Dachfläche?
- Wie hoch ist der Regenwasserbedarf?
- Wofür soll das Regenwasser genutzt werden?
In Deutschland gibt es verschiedene Niederschlagszonen – in den Mittelgebirgen oder Alpen regnet es zum Beispiel mehr als im Flachland. Die Unterschiede sind gravierend – die Niederschlagsmenge reicht von über 1.800 Litern pro Quadratmeter und Jahr bis unter 450 Liter pro Quadratmeter und Jahr.
Auskunft über die mittleren Niederschlagswerte der Region erteilt das jeweilige Wetteramt. Oftmals können Sie die Auskünfte auch bei Ihrer Gemeinde oder Ihrer Stadt erhalten.
Regenwasserertrag
Je größer die Dachfläche, desto mehr Regenwasser können Sie „einsammeln“. Sie lässt sich errechnen durch Länge mal Breite inklusive der Dachüberstände.
Ein Teil des Wassers verdunstet, verspritzt oder wird vom Winde verweht, ist für die Regenwassernutzung verloren. Sie müssen die Grundfläche daher mit dem sogenannten Dachbeiwert multiplizieren.
Tonziegel – gebrannt und glasiert: Dachbeiwert = 0,9
Schiefer, Beton, Tonziegel: Dachbeiwert = 0,8
Flachdach mit Kiesaufschüttung: Dachbeiwert = 0,6
Beispiel:
Mit dem Niederschlagswert und der angeschlossenen Dachfläche können Sie nun den Regenwasserertrag pro Jahr errechnen. Liegt der Niederschlagswert zum Beispiel bei 1000 L/m², die Dachfläche beträgt 100 Quadratmeter und ist mit Betondachsteinen gedeckt, ergibt sich folgender Ertrag:
1.000 x 100 x 0,8 = 80.000 Liter pro Jahr = 80 m³
Regenwasserbedarf
Im nächsten Schritt müssen Sie nun den Regenwasserbedarf errechnen, hier können Sie folgende Werte annehmen:
WC-Spülung: 24 Liter pro Tag und Person = 8760 Liter pro Jahr und Person
Waschmaschine: 11 Liter pro Tag und Person = 4015 Liter pro Jahr und Person
Gartenbewässerung: Gartenfläche in Quadratmeter mal 80 Liter pro Jahr
Beispiel:
Wollen Sie mit dem Regenwasser die Toilettenspülung betreiben und zusätzlich noch einen 200 Quadratmeter großen Garten bewässern, ergibt sich bei einem 5-köpfigen Haushalt folgender Regenwasserbedarf:
Toilettenspülung: 5 x 8.760 Liter pro Jahr = 43.800 Liter pro Jahr = 43,8 m³/Jahr
Gartenbewässerung: 200 x 80 Liter pro Jahr = 16.000 Liter pro Jahr = 16 m³/Jahr
Insgesamt haben Sie einen Regenwasserbedarf von 59,8 m³/Jahr
Benötigte Tankgröße
Das Regenwasser fällt natürlich auf einmal an, sondern mehr oder weniger gleichmäßig über das Jahr verteilt. In der Praxis geht man in der Regel davon aus, dass der Tank den Niederschlag von 22 Tagen aufnehmen können sollte.
Multiplizieren Sie den kleineren Wert aus Regenwasserertrag oder Regenwasserbedarf mit diesem Anteil, also 22/365 = 0,06
Für unser Beispiel wären das 59,8 m³ mal 0,06 = 3,59 m³ = 3590 Liter
Die Zisterne sollte daher ein Fassungsvermögen von rund 3600 Liter besitzen.
Wollen Sie zusätzlich noch die Wäsche mit Regenwasser waschen, steigt die benötigte Tankgröße:
5 x 4.015 Liter pro Jahr = 20.075 Liter pro Jahr = 20 m³/Jahr
59,8 m³/Jahr + 20 m³/Jahr = 79,8 m³/Jahr
79,8 x 0,06 = 4,8 m³ = 4.800 Liter
Durch Nutzung des Regenwassers auch zum Wäschewaschen, steigt die Größe der benötigten Zisterne von etwa 3.600 Liter auf 4.800 Liter.
Allgemeine Richtwerte
Wenn Sie nichts rechnen wollen, hier zwei Richtwerte zur Auslegung einer Regenwassernutzungsanlage:
Speichervolumen der Zisterne: 700 bis 1000 Liter pro Person im Haushalt
Benötigte Dachfläche: 20 bis 30 m² pro Person im Haushalt
Video: Unterirdischen Regenwassertank einbauen
Im folgenden Video erfahren Sie, wie sich ein Regenwassertank im Garten einbauen lässt.
Grauwassernutzung als Alternative?
Etwas, das unabhängig von den Launen der Natur immer anfällt, ist Grauwasser. Dabei handelt es sich um das Abwasser aus Badewanne, Dusche oder Waschbecken. Es lässt sich entsprechend aufbereitet problemlos zur Toilettenspülung, aber auch zum Wäschewaschen oder zur Gartenbewässerung nutzen.
Sie benötigen hierfür eine Grauwasseranlage und ein separates Leitungsnetz. Die kleine Kläranlage reinigt das Wasser mechanisch und biologisch. Entkeimt wird das Abwasser mit UV-Licht oder einer Mikromembran, so dass es gesundheitlich völlig unbedenklich ist. Es hat wie Regenwasser Badewasser-Qualität. Der Einbau lohnt sich insbesondere bei größeren Haushalten und hier bei Neubauten.
Hier habe ich ausführlich über Grauwassernutzung geschrieben
Ich möchte bei dem Neubau eines Badezimmers das Wasser von der Dusche und der Waschmaschine als Grauwasser ausschließlich für die Toilettenspülung nutzen, damit dafür nicht wertvolles Trink-wasser verbraucht wird. Da müsste doch eine einfache Reinigung völlig ausreichend sein. Wer kann mir da Tipps geben?