Stromkabel sind im Alltag unsichtbare Begleiter. Sie stecken in Wänden, Decken und Geräten – und ohne sie läuft gar nichts. Wer jedoch einmal in eine Dose oder an eine Lampe schaut, sieht schnell bunte Drähte und fragt sich: Welche Farbe bedeutet was? Die Antwort hängt nicht nur von der Funktion, sondern auch vom Baujahr des Hauses ab. Denn Kabelfarben haben sich im Laufe der Zeit mehrfach geändert. Dieser Beitrag zeigt Ihnen, wie Sie alte und neue Farben richtig einordnen, welche Stolperfallen im Altbau lauern und warum die Farblogik Leben retten kann.

Das erwartet Sie in diesem Beitrag
- Warum die Farbe zählt – und zwar schon beim ersten Blick
- Die Farblogik von heute – ganz einfach
- Früher & heute im Vergleich
- Altbau – die Welt der Überraschungen
- Kabel, Leitung, Ader – was steckt dahinter?
- Feste Installation oder flexible Leitung?
- Wie viele Adern sind drin?
- Sicherheit geht immer vor
- Sonderfarben – die Exoten im Schaltkasten
- Klassische Nullung – warum Altanlagen heikel sind
- Länderblick – fast überall gleich, aber nicht ganz
- Typische Fehler – und wie Sie sie erkennen
- Kleine Schritt-für-Schritt-Anleitung für Leuchten
- Draußen im Garten – extra Regeln
- Fazit: Farben helfen – aber nur, wenn man sie richtig liest
Warum die Farbe zählt – und zwar schon beim ersten Blick
Sie wollen eine Lampe anschließen, schauen an die Decke – und da baumeln drei bunte Adern. Spätestens jetzt fragen sich viele: Welche Leitung gehört wohin? Farben helfen hier enorm. Sie zeigen auf den ersten Blick, welche Funktion ein Draht hat. Sie reduzieren Fehler. Und sie schützen Leben.
Gleichzeitig sind sie eine Zeitreise: Was heute Blau ist, war früher Grau. Was heute Gelb-Grün schützt, war früher Rot. Dieser Artikel führt Sie durch die bunte Welt der Elektroleitungen – von den wilden Anfangstagen bis zu den heute gültigen Regeln. Mit dabei: eine Übersichtstabelle „Früher & heute“, viele Praxisbeispiele und klare Hinweise, wann Sie besser die Finger weglassen.
„Grundsätzlich dürfen fachliche Laien keine Arbeiten an elektrischen Anlagen durchführen.“
Das klingt streng – und das ist es auch. Aber es hat seinen Grund. Später erfahren Sie, was Sie trotzdem gefahrlos überprüfen dürfen und wann Sie lieber gleich denElektriker rufen sollten.
Die Farblogik von heute – ganz einfach
Stellen Sie sich den Stromkreis wie eine kleine Straße vor:
- Die Phase (L) bringt den Strom hin – heute Braun, Schwarz oder Grau.
- Der Neutralleiter (N) bringt ihn zurück – heute Blau.
- Der Schutzleiter (PE) ist der Rettungsweg – Gelb-Grün, unverwechselbar.
So sieht das im Normalfall aus. Aber Vorsicht: Altbauten sind manchmal wie Überraschungseier. Da steckt etwas ganz anderes hinter einer bekannten Farbe. Prüfen ist also Pflicht.
Früher & heute im Vergleich
Die Farben haben sich mehrfach geändert. Das sorgt für Verwirrung – besonders, wenn alte Leitungen noch im Haus liegen. Ein schneller Überblick:
| Bezeichnung | Heute (ab 2003) | 1965–2003 | Bis 1965 |
| Neutralleiter (N) | Blau | Blau | Grau (oft auch als PEN) |
| Schutzleiter (PE) | Gelb-Grün | Gelb-Grün | Rot |
| Phase L1 | Braun | Schwarz | Schwarz |
| Phase L2 | Schwarz | Braun | Blau |
| Phase L3 | Grau | Schwarz | Schwarz |
Das zeigt: Wer im Altbau eine rote Leitung findet, darf nicht automatisch von einem Schutzleiter ausgehen. Früher konnte Rot vieles sein – auch eine geschaltete Phase.
Altbau – die Welt der Überraschungen
Viele Altbauwohnungen haben Kabel mit grau/schwarz/rot oder grau/schwarz/braun. Das Problem: Rot war mal Erdung, mal Phase. Und Blau, das heute für Neutralleiter steht, konnte damals Spannung führen.
Kurz gesagt: Verlassen Sie sich nie blind auf die Farbe. Messen Sie nach. Oder lassen Sie nachmessen.
„Es kommt leider immer wieder vor, dass die Stromkabel-Farben nicht korrekt beziehungsweise völlig anders verwendet worden sind.“
Diese Warnung ist kein Witz. Gerade bei Altanlagen ist besondere Vorsicht geboten.
Kabel, Leitung, Ader – was steckt dahinter?
Wir alle sagen „Kabel“. Aber im Fachjargon sieht das so aus:
- Eine Ader ist der einzelne Draht mit Isolierung.
- Mehrere Adern zusammen heißen Leitung.
- Mit robustem Mantel drumherum nennt man das Ganze Kabel.
Für die Hausinstallation gibt’s massive Kupferdrähte – stabil und mit guter Leitfähigkeit. Für flexible Geräteleitungen kommen viele dünne Kupferlitzen zum Einsatz. Das macht sie biegsamer, braucht aber Aderendhülsen oder passende Klemmen.
Feste Installation oder flexible Leitung?
Feste Installation:
- Die Klassiker sind NYM-Leitungen. Sie laufen durch Wände, Putz oder Rohre.
- Für den Garten braucht es Erdkabel (NYY), die im Sandbett und in bestimmter Tiefe verlegt werden.
- Stegleitungen sind flach und praktisch, aber nur für trockene Räume geeignet.
Flexible Leitungen:
- Gummischlauchleitungen für draußen oder die Baustelle.
- PVC-Schlauchleitungen für Haushaltsgeräte wie Waschmaschine.
- Zwillingsleitungen für kleine Verbraucher wie Tischlampen.
Wie viele Adern sind drin?
- Zweiadrig: Phase und Neutralleiter, aber kein Schutzleiter. Heute kaum noch erlaubt.
- Dreiadrig: Standard im Haushalt – Phase, Neutralleiter, Schutzleiter.
- Fünfadrig: Typisch beim Herdanschluss. Da kommen gleich drei Phasen zum Einsatz.
Und genau beim Herd gilt: Finger weg. Das ist Drehstrom mit 400 Volt. Hier darf nur die Fachfrau oder der Fachmann ran.
Sicherheit geht immer vor
Bevor Sie auch nur eine Schraube an der Lüsterklemme drehen, gilt:
- Strom ausschalten – Sicherung raus oder FI-Schalter umlegen.
- Gegen Wiedereinschalten sichern – Zettel dran oder Sicherungskasten abschließen.
- Spannungsfreiheit prüfen – mit einem zweipoligen Spannungsprüfer, nicht mit dem Schraubendreher-Tester.
Die restlichen Sicherheitsregeln (Erden, Abdecken) gelten vor allem bei Hochspannung. Im Haushalt reichen meist die ersten drei – aber die sind Pflicht.
„Zur Prüfung der Spannungsfreiheit ist ein zweipoliger zugelassener Spannungsprüfer zu verwenden.“
Sonderfarben – die Exoten im Schaltkasten
Manchmal tauchen weiße, violette oder orange Adern auf. Meist sind das geschaltete Leiter, zum Beispiel bei Kreuz- oder Wechselschaltungen. Sie zeigen: Hier wurde kreativ gearbeitet. Entscheidend ist auch hier die Messung – nicht die Farbe allein.
Klassische Nullung – warum Altanlagen heikel sind
In älteren Netzen gab es oft nur einen kombinierten Leiter: den PEN. Er diente gleichzeitig als Neutralleiter und Schutzleiter. Wird dieser unterbrochen, kann das Metallgehäuse eines Geräts plötzlich Spannung führen.
Genau deshalb ist die klassische Nullung seit 1973 in Neuanlagen verboten. In Altanlagen hat sie aber Bestandsschutz – was bedeutet: Sie dürfen weiterlaufen, bis etwas geändert wird.
Länderblick – fast überall gleich, aber nicht ganz
In der EU gilt heute weitgehend das gleiche Farbsystem: Blau für N, Gelb-Grün für PE, Braun/Schwarz/Grau für die Phasen. Unterschiede gibt es höchstens in Nuancen, etwa beim helleren Blau in der Schweiz. Außerhalb Europas sieht es teils ganz anders aus – was Heimwerker im Ausland schnell verwirren kann.
Typische Fehler – und wie Sie sie erkennen
- Schutzleiter als Phase missbraucht – grün-gelb auf L geklemmt.
- Blau als Phase in Altbauten.
- Lose Adern ohne Anschluss – vor allem bei Metallleuchten ein Warnsignal.
Die wichtigste Regel: Farbe allein reicht nicht. Messen, prüfen, absichern.

Kleine Schritt-für-Schritt-Anleitung für Leuchten
Wenn Sie sich an eine Lampe wagen:
- Sicherung raus, Strom weg.
- Zweipolig messen – alle Adern.
- Aderendhülsen setzen, falls nötig.
- PE an PE, N an N, L an L.
- Alles ordentlich klemmen, Zugentlastung einsetzen, Abdeckung drauf.
Dann Licht an – und wenn es funktioniert: gut gemacht. Wenn nicht: nicht improvisieren, sondern Fachkraft holen.
Draußen im Garten – extra Regeln
Wer im Garten Strom braucht, etwa für Teichpumpe oder Gartenhaus, nimmt echte Erdkabel. Sie liegen geschützt in einer Sandschicht, oft mit Warnband darüber. Normale NYM-Leitung reicht hier nicht. Auch Tiefe und Absicherung sind genau vorgeschrieben – das übernimmt im Zweifel der Fachbetrieb.
Fazit: Farben helfen – aber nur, wenn man sie richtig liest
Heute ist vieles klarer als früher: Blau = Neutralleiter, Gelb-Grün = Schutzleiter, Braun/Schwarz/Grau = Phase. Das reduziert Verwechslungen. In Altbauten aber gilt: Jede Farbe kann alles bedeuten.
Wenn Sie also eins mitnehmen: Vertrauen Sie nie nur der Farbe. Schalten Sie den Strom ab, prüfen Sie doppelt – und wenn Sie unsicher sind, rufen Sie lieber den Profi.















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