Wärmedämmputz – welchen Nutzen hat er?

Von Dominik Hochwarth

Wärmedämmputz klingt erst einmal super – dämmen und verputzen in einem Arbeitsgang. Die Hersteller finden solche eine Lösung natürlich klasse, doch was sagt die Praxis? Funktioniert ein Wärmedämmputz auch bei einem Altbau? Wie können Aerogele dabei helfen? Hier kommen spannende Ergebnisse.

denkmalgeschützte Fassaden
Bei denkmalgeschützten Fassaden kann Wärmedämmputz eine Lösung sein, zumindest etwas für den Wärmeschutz zu machen

Was erwartet Sie in diesem Beitrag?

Was ist ein Wärmedämmputz überhaupt?

Bei einem Wärmedämmputz handelt es sich um eine besonders dicke Putzschicht mit einer niedrigen Wärmeleitfähigkeit. Konkret wird einem Unterputz aus Kalk und Zement ein Leichtzuschlag in Form von Kügelchen aus Polystyrol, Blähglas, Bimsstein oder Perlite zugefügt. Neuerdings kommen auch Aerogele zum Einsatz.

Das klingt ganz gut, doch einige Dinge müssen beachtet werden. Erstens beträgt die Putzstärke maximal 10 bis 15 cm, zudem ist die Leitfähigkeit von Wärmedämmputzen in der Regel deutlich höher als die der gängigen Dämmmaterialien. Das liegt vor allem daran, dass die Menge der Leichzuschläge dadurch begrenzt wird, dass die mechanische Stabilität des Putzes nicht zu sehr leiden darf.

Vorteile

  • Passt sich komplizierten Formen an
  • Erhält das Erscheinungsbild denkmalgeschützter Fassaden
  • Diffusionsoffen

Nachteile

  • Nur geringe Schichtdicken möglich
  • Höhere Leitfähigkeit im Vergleich zu herkömmlichen Dämmstoffen
  • Vergleichsweise teuer

Wie gut dämmt ein Wärmedämmputz?

Zehn Zentimeter Dämmputz haben eine wesentlich geringere Dämmwirkung als zehn Zentimeter einer herkömmlichen Dämmschicht aus gängigen Dämmstoffen wie Mineralwolle, Holzfaserdämmung oder Hartschaumdämmung.

Ein Wärmedämmverbundsystem (WDVS) ist einem Wärmedämmputz, was die thermische Qualität angeht, deutlich überlegen. Doch sind solch einem WDVS insbesondere bei der Altbausanierung, der Dämmung denkmalgeschützter Fassaden oder bei Nischen, Laibungen oder Rundbögen auch Grenzen gesetzt. Hier kommt dann der Wärmedämmputz ins Spiel.

Dämmputz mit Aerogel

Noch in den Kinderschuhen steckt Dämmputz mit Aerogel. Bei Aerogel handelt es sich um eine Masse mit einem enorm hohen Wärmedämmwert. Sie besteht fast komplett aus Luft. In Kombination mit Putz besitzt ein solcher Aerogel-Dämmputz eine Wärmeleitfähigkeit von rund 0,03 W/mK. Herkömmlicher Wärmedämmputz hat im Vergleich eine Wärmeleitfähigkeit von etwa 0,077 W/mK. Die Verarbeitung ist jedoch etwas komplizierter, da die feinen luftgefüllten Poren beim Auftragen zerstört werden können.

Im Mai 2023 haben Forschende des Fraunhofer-Instituts für Umwelt-, Sicherheits- und Energietechnik UMSICHT in Oberhausen in Zusammenarbeit mit der PRO-CERAM GmbH & Co. KG ein Aerogel vorgestellt, das neuen Wind in Sachen Wärmedämmputz bringen könnte. Bislang waren Aerogele vergleichsweise teuer und nicht besonders umweltfreundlich. Das neu entwickelte Material ist wesentlich günstiger und zudem umweltfreundlich, da es nur aus mineralischen Bestandteilen besteht. Für die Herstellung kommen zudem keine giftigen Chemikalien zum Einsatz.

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Derzeit erhältliche Wärmedämmputze mit Aerogelen erreichen eine Wärmeleitfähigkeit von 0,027 W/mK. Das ist besser als bei den meisten reinen Dämmstoffen. So erreichen Mineralwolle und Kunststoffschäume wie EPS und XPS in der Regel Werte zwischen 0,030 und 0,040 W/mK, während Naturdämmstoffe eher im Bereich oberhalb von 0,040 W/mK angesiedelt sind. Herkömmlicher Wärmedämmputz hat wiederum eine Wärmeleitfähigkeit von etwa 0,077 W/mK.

Einige Rechenspiele

Der U-Wert ist die wichtigste Kenngröße, wenn es darum geht, die Dämmwirkung eines Bauteils zu beurteilen. Ich habe einmal durchgerechnet, wie sich der U-Wert einer Wand ändert, wenn zusätzlich ein Wärmedämmputz aufgetragen wird:

Beispiel 1 – Neubau

Im ersten Beispiel ist der Ausgangspunkt ist eine 36,5 cm starke Wand aus Poroton-T8-Ziegelsteinen mit einer Wärmeleitfähigkeit von 0,08 W/mK. Sie besitzt einen U-Wert von 0,211 W/m²K. Das ist bereits ein sehr guter Wert, denn laut Gebäudeenergiegesetz (GEG) muss der U-Wert von Wänden kleiner als 0,24 W/m²K betragen . Auch ist eine Außenwandstärke von 36,5 cm schon im oberen Bereiche. Häufig werden 24 cm oder 30 cm starke Außenwände realisiert.

Durch eine außen aufgebrachte, 10 cm dicke Schicht Wärmedämmputz sinkt der U-Wert von 0,211 W/m²K auf 0,166 W/m²K. Das gilt bei der Verwendung von herkömmlichem Wärmedämmputz mit einer Wärmeleitfähigkeit von 0,077 W/mK. Kommt ein Wärmedämmputz mit Aerogelen zum Einsatz, sinkt der U-Wert sogar auf 0,119 W/m²K.

Beträgt die Schichtdicke nur 5 cm, beträgt der U-Wert bei Verwendung von herkömmlichen Wärmedämmputz 0,186 W/m²K. Kommt ein Wärmedämmputz mit Aerogelen zum Einsatz, sinkt der U-Wert auf 0,151 W/m²K.

Beispiel 2 – Altbau

Im zweiten Beispiel möchte ich mir einen Altbau mit Wänden aus Hochlochziegeln aus der Nachkriegszeit anschauen. Eine 30 cm dicke Wand besitzt einen U-Wert von etwa 1,5 W/m²K – bei einer Wärmeleitfähigkeit von 0,6 W/mK. Das ist weit entfernt von den geforderten Werten.

10 cm Wärmedämmputz (mit einer Wärmeleitfähigkeit von 0,077 W/mK) hilft hier nicht entscheidend weiter. Bei einer Putzdicke von 10 cm wird ein U-Wert von 0,51 W/m²K erreicht. Bei Verwendung von Wärmedämmputz mit Aerosolen sinkt der U-Wert hingegen auf etwa 0,23 W/m²K, womit die gesetzlichen Vorgaben erfüllt sind.

Fazit

Bei einem Altbau lässt sich der von der Energieeinsparverordnung geforderte U-Wert durch Verwendung eines Wärmedämmputzes (noch) nicht erreichen. Das kann sich mit Einsatz neuartiger Aerogele jedoch ändern. Eine Pilotanlage mit einer Kapazität von 5000 t/Jahr soll 2024 bei dem bereits erwähnten Hersteller Pro Ceram in Betrieb gehen. Mit dem dort hergestellten Aerogel-Partikeln lassen sich Wärmedämmputze herstellen, die über eine sehr viel geringere Wärmeleitfähigkeit als bisher verwendete Putze verfügen und die zudem nachhaltig und recyelbar sind.

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