Wie sinnvoll ist ein Dusch-WC?

Von Dominik Hochwarth

In Japan gehören sie praktisch zum Inventar eines jeden Badezimmers, in Deutschland sollen sie es werden: Duschtoiletten heben die Hygiene im Bad auf ein neues Niveau. So zumindest das Versprechen der Hersteller. Was steckt dahinter? Wie sinnvoll ist ein Dusch-WC? Hier erfahren Sie es.

Dusch-WC Fernbedienung
Fernbedienung für ein in anderen Ländern als Washlet bezeichnetes Dusch-WC

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Was ist ein Dusch-WC?

Ich habe 10 Jahre für einen großen Bad-Onlineshop gearbeitet und im Laufe der Zeit so häufig über Dusch-WCs geschrieben, dass ich mir nicht vorstellen konnte, dass es noch jemanden gibt, der nicht weiß, was das ist. In meinem neuen Job musste ich jedoch feststellen, dass Duschtoiletten noch gar nicht so geläufig sind. Man lebt doch in einer Blase, wenn man sich tagein, tagaus mit bestimmten Themen beschäftigt. Hier also eine kurze Erklärung:

Bei einem Dusch-WC handelt es sich um eine Toilette mit Reinigungsfunktion. Sie ist zumindest mit einem Duscharm ausgestattet, aus dem Wasser auf den Po gespritzt wird. In der Regel wird das Wasser mit Hilfe eines integrierten Durchlauferhitzers (oder Speicherbehälter) vorgewärmt. Oft ist noch ein Warmluftföhn integriert, so dass prinzipiell kein Toilettenpapier notwendig ist. Weitere mögliche Funktionen neben Gesäßdusche und Föhn: Ladyshower, beheizter WC-Sitz, verschiedene Strahlfunktionen, Betätigung per Fernbedienung oder individuelle Benutzerprofile.

Wie verbreitet sind Dusch-WCs?

Dusch-WCs sind in deutschen Badezimmern noch in der absoluten Minderheit. Was sicherlich auch damit zusammenhängt, dass wir auch die Funktion und den Sinn eines Bidets nicht wirklich verstehen. In anderen Ländern (insbesondere in südlichen Ländern) ist ein Badezimmer ohne Bidet fast undenkbar. Eine Duschtoilette macht das Bidet überflüssig, weil es dessen Funktion übernimmt. Aber wo kein Bidet ist, kann auch nichts überflüssig werden.

In Japan verfügen bereits 80 % der Haushalte über ein Dusch-WC, in der Schweiz sind es ca. 10% – diese Länder sind damit Vorreiter in Sachen Reinigung mit Wasser. Das Bewusstsein für diese hygienische Reinigungsform gibt es auch schon bei vielen Deutschen und ich rechne damit, dass es sich mittelfristig bei einem großen Teil der Bevölkerung durchsetzen wird.

Prof. Dr.-Ing. Carla Cimatoribus von der Hochschule Esslingen in einem Interview mit Geberit, dem europäischen Vorreiter in Sachen Dusch-WC

Wie hygienisch ist ein Dusch-WC?

Ärzte warnen bereits seit Jahren, dass Klopapier schädlich für unseren Hintern ist. Starkes rubbeln mit dem Toilettenpapier kann Hämorriden, Jucken und Hautreizungen hervorrufen. Wer sich mit feuchtem Klopapier reinigt, hat mitunter zusätzlich noch mit Duft- und Konservierungsstoffen zu kämpfen.

Sie sehen: es gibt einige Gründe, für das Reinigen mit Wasser. Es ist sicherlich gründlicher und sauberer als das Wischen mit Toilettenpapier. Wir waschen unsere Hände schließlich auch mit Wasser und reiben sie nicht nur Papier sauber. Nach schweißtreibender Gartenarbeit gehen wir auch lieber unter die Dusche als uns nur trockenzureiben. So haben wir es zumindest gelernt. Warum machen wir es bei der Toilette nicht auch so?

Ein weiterer unschätzbarer Vorteil: Die Hände bleiben sauber. Fäkalkeime werden weniger leicht übertragen. Das funktioniert aber nur, wenn der Duschstrahl den Po wirklich rückstandlos reinigt und keine „Nacharbeiten“ notwendig werden. Zudem dürfen sich auf dem Dusch-WC selbst keine Rückstände festsetzen. Hochwertige Duschtoiletten verfügen über mehrstufige Hygiene-Systeme, um Verschmutzungen und Keimen keine Chance zu geben.

Damit ein Dusch-WC wirklich als hygienisch bezeichnet werden kann, sollte es daher folgende Anforderungen erfüllen:

  • Kraftvoller Duschstrahl: Der Duschstrahl sollte wirklich Power haben, damit Sie ohne Handarbeit hygienisch sauber werden.
  • Ausrichtung des Duschstrahls: Der Duschstrahl sollte an die anatomischen Gegebenheiten angepasst sein. Das ist insbesondere bei Frauen wichtig.
  • Versenkbare Duscharme: Während des Toilettengangs müssen die Duscharme, aber auch Föhndüsen unbedingt hygienisch sauber bleiben.
  • Selbstreinigungsfunktion: Das Dusch-WC sollte mit einer Selbstreinigungsfunktion ausgestattet sein, damit Keime und Verschmutzungen keine Chance haben.

Für wen eignen sich Dusch-WCs?

Dusch-WCs lassen sich von Menschen fast aller Altersklassen nutzen. Klar – es wird etwas technischer als bei einem normalen WC, doch meist arbeiten die Hersteller mit Symbolen, die selbsterklärend sind. So kommen damit kleine Kinder und Senioren in der Regel ebenfalls damit zurecht.

Insbesondere für bewegungseingeschränkte Personen ist ein Dusch-WC häufig die Lösung für mehr Eigenständigkeit und Privatsphäre. Während eigenständiges Wischen mit Klopapier nicht mehr möglich ist, funktioniert die Bedienung der Duschtoilette oft noch ohne Probleme. Im Pflegebereich eignen sich Toiletten mit Fernbedienung, so dass zumindest die Privatsphäre gewährleistet ist.

Wie sieht es mit der Lebensdauer aus?

Herkömmliche Toiletten sind quasi unkaputtbar. Die Keramik ist in der Regel noch völlig intakt, wenn das Badezimmer nach 15, 20, 30 Jahren neu gemacht wird. Allenfalls der Toilettendeckel wird ab und an getauscht. Doch wie sieht es mit einem Dusch-WC aus? Da ist doch ziemlich viel Elektronik verbaut? Duscharm, Sitzheizung, Föhn, Beleuchtung usw. Also viel, was mit der Zeit defekt gehen kann und wahrscheinlich auch geht. Denn Elektrik ist nun mal nicht so robust wie Sanitärkeramik.

Sie müssen also damit rechnen, dass Ihr Dusch-WC im Laufe der Lebenszeit Ihres Badezimmers die eine oder andere Reparatur benötigt. Da macht es Sinn, sich für ein Dusch-WC eines Markenherstellers wie Duravit, Geberit oder Villeroy & Boch zu entscheiden. Da ist die Wahrscheinlichkeit groß, dass es im Falle eines Falles Ersatzteile gibt und Sie jemanden finden, der Ihnen Ihre Duschtoilette reparieren kann. Ansonsten wird aus Ihrem teuren Dusch-WC ganz schnell eine schnöde WC-Schüssel.

Wie sieht es mit der Bedienfreundlichkeit aus?

In der Regel lassen sich Dusch-WCs ganz intuitiv benutzen, doch es ist durchaus so, dass je mehr Funktionen die Toilette hat, desto unübersichtlicher wird es. Das gilt insbesondere auch dann, wenn Ihre Gäste die Duschtoilette ebenfalls nutzen sollen. Wollen Sie diesen jedes Mal eine technische Einweisung geben, wie das WC funktioniert? Insbesondere Erstnutzer kommen mit der Technik häufig nicht auf Anhieb zurecht. Nasse Hosen oder verschmutzter Duschstab sind die Folge.

Erfahrene Dusch-WC-Nutzer berichten, dass sich die Nutzung mit der Zeit auf die Duschfunktion beschränkt, selbst der Warmluftföhn wird oft nicht genutzt, weil es zu lange dauert. Da wischt man dann doch wieder mit Papier nach. Irgendwie steckt in uns drin, dass wir glauben, dass wir erst wirklich sauber sind, wenn wir mit Klopapier darüberwischen. Und ehrlich gesagt: Wie wichtig ist eine Sitzheizung oder dass die Toilette nachts leuchtet? Oder dass der Klodeckel automatisch hoch und runterfährt? Für Technikfreunde vielleicht ein Highlight, viele können aber auch problemlos darauf verzichten.

Wie gut lässt sich ein Dusch-WC montieren?

Die Montage eines Dusch-WCs ist ungleich komplizierter als bei einer herkömmlichen Toilette. Im folgenden Video wird beschrieben, wie das funktioniert.

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Wie sinnvoll sind denn Dusch-WCs jetzt?

Aus dem bisher geschrieben ist deutlich ersichtlich, dass ein Dusch-WC durchaus sinnvoll ist, will man die Hygiene im Badezimmer erhöhen. Da sie jedoch teuer sind und dazu noch einen erhöhten Installationsaufwand bedeuten, bleibt abzuwarten, ob sie zu solch einem Massenphänomen wie in Japan werden. Abschließend noch kurz einmal die Vorteile von Dusch-WCs, aber auch ihre Nachteile:

Vorteile von Dusch-WCs:

  • Reinigen sorgfältig und hygienisch
  • Sind komfortabel zu nutzen
  • Besitzen zahlreiche Zusatzfunktionen
  • Keine Hautreizungen
  • Entlasten die Umwelt, da kein Klopapier nötig
  • Ideal für Menschen mit körperlichen Einschränkungen
  • Gut geeignet bei empfindlicher Haut
  • Kein Gebrauch der Hände notwendig

Nachteile von Dusch-WCs:

  • Hohe Anschaffungskosten (1.000 bis 4.000 Euro)
  • Zusätzlicher Stromanschluss notwendig
  • Leicht erhöhter Wasserverbrauch
  • Leicht erhöhte Strom- und Wasserkosten
  • Erhöhter Installationsaufwand
  • Höhere Reparaturanfälligkeit

Ich selbst habe keine Dusch-WC, muss aber dazu sagen, dass ich zur Miete wohne. Die meisten Vermieter werden wohl keine Duschtoiletten in ihre Mietobjekete einbauen. Neben den hohen Anschaffungskosten spielt da sicherlich auch die höhere Reparaturanfälligkeit eine Rolle. Meine Eltern hatten für kurze Zeit ein Dusch-WC, haben es dann wieder gegen eine herkömmliche Toilette getauscht. Sie sind nicht wirklich Freunde gewordern.

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