Lehmbauplatten montieren: Anleitung für Wand und Decke

Von Dominik Hochwarth

Lehm begleitet die Menschheit seit Jahrtausenden. Schon vor 9000 Jahren bauten Menschen mit diesem natürlichen Rohstoff. Heute erlebt Lehm eine Renaissance – nicht in Form massiver Stampflehmwände, sondern als handliche Bauplatte.

Lehmbauplatten lassen sich ähnlich verarbeiten wie Gipskartonplatten, bieten aber zusätzliche Vorteile für das Raumklima und die Wohngesundheit. In diesem Beitrag erfahren Sie, wie Sie Lehmbauplatten Schritt für Schritt an Wand und Decke montieren – und warum sie sich für viele Bauprojekte lohnen.

Lehmbauplatte montieren
Lehmbauplatten lassen sich einfach montieren

Das erwartet Sie in diesem Beitrag

Warum Lehm so gut fürs Wohnen ist

Lehm hat die erstaunliche Fähigkeit, Feuchtigkeit aus der Luft aufzunehmen und später wieder abzugeben. Auf diese Weise wirkt er wie ein natürlicher Luftbefeuchter. Wer in einem Raum mit Lehmoberflächen lebt, spürt oft ein angenehmes Klima. Auch im Winter bleibt die Luft nicht zu trocken, im Sommer nicht zu feucht.

Ein weiterer Pluspunkt: Lehm speichert Wärme. Wände fühlen sich dadurch nicht kalt an, was das Wohlbefinden steigert. Zudem bindet Lehm Schadstoffe und Gerüche, was besonders Allergiker*innen zu schätzen wissen.

Nicht zu vergessen sind die akustischen Eigenschaften. Schon Platten mit einer Stärke von 2 cm dämmen Schall besser als Gipskarton.

Lehmbauplatten im Überblick

Hersteller wie Claytec, Conluto, Lemix oder ProCrea bieten Lehmbauplatten in unterschiedlichen Ausführungen an.

  • Stärken: üblich sind 12,5 bis 22 mm.
  • Formate: von handlichen 62,5 x 62,5 cm bis zu größeren Platten mit 100 x 125 cm.
  • Gewichte: leichte Platten wiegen 10–14 kg/m², schwere Varianten über 20 kg/m².

Leichte Platten enthalten oft Hanffasern oder Holzspäne, schwere Platten zusätzlich Ton und Jutegewebe. Der Unterschied ist spürbar: Leichtlehmbauplatten lassen sich einfacher verarbeiten, schwere bringen dafür besseren Schallschutz.

Lehmbauplatten an die Wand schrauben oder kleben

Einsatzmöglichkeiten

Mit Lehmbauplatten können Sie im Prinzip alles machen, was auch mit Gipskarton möglich ist:

  • Trennwände im Trockenbau
  • Verkleidungen von Decken und Dachschrägen
  • Vorsatzschalen vor bestehendem Mauerwerk
  • Untergrund für eine Wandheizung

Ein Vorteil gegenüber klassischem Lehmputz: Sie sparen sich die langen Trocknungszeiten. Während gestampfter Lehm Wochen braucht, lassen sich Lehmbauplatten nach wenigen Tagen weiterbearbeiten.

Lehmbauplatte an der Decke befestigen

Schritt für Schritt: Montage an Wand und Decke

1. Unterkonstruktion vorbereiten

Die Platten benötigen ein stabiles Gerüst. Meist wird ein Ständerwerk aus Holz oder Metall verwendet. Wichtig sind die Abstände: Bei Lemix-Platten liegt der empfohlene Abstand der Ständer bei 62,5 cm. An Decken oder Dachschrägen halbieren Sie den Abstand auf etwa 31,5 cm, damit die Platten nicht durchhängen.

Tipp: Bevor Sie die Platten befestigen, können Sie die Zwischenräume dämmen – etwa mit Holzfaser oder Hanf.

2. Platten zuschneiden

Lehmbauplatten lassen sich mit üblichen Werkzeugen bearbeiten. Eine Stichsäge, Handkreissäge oder ein Fuchsschwanz reichen. Arbeiten Sie am besten zu zweit, denn die schweren Platten können unhandlich sein.

3. Befestigung

Die Platten werden auf Stoß verlegt. Achten Sie auf Versatz: Kreuzfugen, bei denen Plattenstöße übereinanderliegen, sollten Sie vermeiden. Der Versatz sollte mindestens 25 cm betragen.

Befestigt werden die Platten mit Edelstahlschrauben, Schnellbauschrauben oder Breitrückenklammern. Pro Quadratmeter sollten Sie mindestens 12 Schrauben setzen, an Decken sogar 16.

Zitat aus den Herstellerhinweisen: „An Decken und Wänden müssen zusätzlich noch Halteteller verwendet werden.“

Endet eine Platte im Zwischenraum, können Sie einen 1 cm starken Holzstreifen hinterlegen, um beide Platten sicher zu verschrauben.

4. Direkt auf Mauerwerk

Statt einer Unterkonstruktion können Sie die Platten auch direkt auf Mauerwerk kleben. Verwenden Sie dazu Lehmkleber, punktuell oder vollflächig. Zur zusätzlichen Sicherung setzen Sie Schrauben mit Dübeln.

Lehmbauplatten an Ständerwerk mit beidseitiger Beplankung

Fugen und Oberflächen

Sind die Platten montiert, geht es an die Feinarbeiten. Fugen verstärken Sie mit Armierungsstreifen aus Jute oder Glasfaser. Diese legen Sie über die Stoßfugen und verspachteln sie mit Lehmfeinputz.

Achten Sie darauf, keine doppelten Gewebeeinlagen zu setzen – das könnte später Risse verursachen.

Für eine besonders ebene Fläche können Sie die gesamte Wand mit Gewebe armieren. Danach tragen Sie einen Oberputz auf. Dabei ist wichtig: Die Platten vorher leicht anfeuchten, damit der Lehm nicht zu schnell austrocknet.

Die Oberfläche gestalten Sie nach Wunsch: geglättet, gefilzt, strukturiert oder mit Lehmfarbe gestrichen.

Wichtig: Verwenden Sie nur diffusionsoffene Farben und Putze. Latex- oder Dispersionsfarben würden die positiven Eigenschaften des Lehms zunichtemachen.

Lehmbauplatten im Neubau

Lehmbauplatten im Badezimmer?

Viele fragen sich: Kann man Lehm auch in feuchten Räumen einsetzen? Grundsätzlich ja, solange es sich nicht um ständig nasse Bereiche handelt. In einem gut belüfteten Bad kann Lehm sogar helfen, Feuchtigkeitsspitzen abzufangen. Dauerhaft feuchte Flächen wie die Dusche sind jedoch tabu.

Kosten im Blick

Lehmbauplatten sind teurer als Gipskarton. Einfache Platten beginnen bei etwa 20 Euro pro Stück. Damit liegen die Kosten etwa dreimal höher. Hinzu kommen Putz und Farben, die ebenfalls auf Lehm abgestimmt sein sollten.

Ein Rechenbeispiel: Für einen Raum mit 20 m² Wandfläche benötigen Sie Material im Wert von etwa 400–500 Euro, wenn Sie Lehmbauplatten einsetzen. Mit Gipskarton wäre es deutlich weniger. Dafür bekommen Sie aber ein gesundes Raumklima und eine nachhaltige Bauweise.

Nachhaltigkeit und Recycling

Lehm ist ein reiner Naturstoff, bestehend aus Ton, Sand und Schluff. Viele Hersteller fügen organische Fasern wie Stroh, Hanf oder Kokos bei. All diese Materialien stammen meist aus der Region und sparen Transportwege.

Ein Vorteil für die Umwelt: Lehmbauplatten sind recycelbar. Nicht verwendeter Lehmmörtel kann einfach wieder ins Erdreich eingebracht oder erneut genutzt werden.

Über den Autor

6 Gedanken zu „Lehmbauplatten montieren: Anleitung für Wand und Decke“

  1. Wie funktioniert der Aufbau mit Lehmbauplatten an einer Aussenwand aus Holzständerbau mit Installationsebene?
    Kann ich die Wand zuerst mit OSB verschalen und verkleben, oder wie funktioniert es mit der Dampfdichtigkeit?

    Mit freundlichen Grüßen
    Junginger Armin

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