Esstisch mit Baumkante selbst bauen – so geht das

Von Dominik Hochwarth

Ein Esstisch mit Baumkante soll es sein? Sie wollen den Tisch selbst bauen? Kein Problem, erfahren Sie in dieser Anleitung, wie das funktioniert. Wer es sich ganz einfach machen will, kauft eine fertige Esstischplatte und schraubt nur die Beine an. Echte Selbermacher stellen jedoch die Tischplatte selbst her. Zunächst erklären wir Ihnen jedoch, was Waldkante überhaupt bedeutet

Tischplatte mit Baumkante
Eine Tischplatte mit Baumkante können sie sich nach Maß anfertigen lassen oder selbst herstellen

Das erwartet Sie in diesem Beitrag

Was bedeutet Baumkante oder Waldkante?

Eine Baumkante, auch als Live Edge bekannt, spiegelt die natürliche Kontur eines Baumstammes wider und verleiht Holzbrettern eine besondere Natürlichkeit. Im Internet kann man diese besondere Kante auch als Fehlkante, Waldkante oder Waldsaum finden. Bretter mit dieser charakteristischen Kante werden häufig für Esstische, Couchtische, Fensterbänke und Regalbretter verwendet.

Im Gegensatz zu einer geraden Kante, zeichnet sich die handgearbeitete Baumkante durch ihre abgerundeten Seiten aus. Insbesondere in Esszimmern und Küchen sind Platten mit Waldkante sehr gefragt, weshalb viele Tischplatten heutzutage mit einer Live Edge versehen sind. Hier finden Sie eine schöne Auswahl an Baumkanten Tischplatten in vielen Holzarten.

Tischplatte mit Baumkante tischlern

Die Tischplatte wird aus massiven Eichen-Kanthölzern mit den Maßen 60x40mm gefertigt. An den Enden können zusätzlich Reststücke mit echter Baumkante angebracht werden. Obwohl die Baumkante optional ist, verleiht sie dem Tisch ein ästhetisches Aussehen. Um den Bau eines eigenen Esstisches zu erleichtern, haben wir das Projekt detailliert Schritt für Schritt dokumentiert.

Werkzeug und Material

Für das Projekt benötigen Sie folgende Werkzeuge:

  • Akkuschrauber
  • Handkreissäge
  • Schleifmaschine
  • Schraubzwingen
  • Spanngurte
  • Oberfräse (alternativ können Sie einen Dickenhobel oder Bandschleifer verwenden).

Die meisten dieser Werkzeuge sind in einem gut ausgestatteten Werkzeugschrank zu finden.

Die benötigten Materialien sind überschaubar:

  • 13 Kanthölzer aus Eiche, Maße: 60x40x1500mm
  • 2 Kanthölzer aus Eiche mit Baumkante, Maße: 60x40x1500mm
  • 19mm Nutfräser
  • Holzleim
  • Öl zur Oberflächenbehandlung
  • 2 Tischkufen aus Metall, Maße: 90 x 72 cm

Mit diesen Materialien können Sie eine Esstischplatte von 150 x 90 cm herstellen. Möchten Sie eine andere Größe, passen Sie einfach die Anzahl und Länge der Kanthölzer entsprechend an.

Schritt #1: Planung der Tischplatte

Die Tischplatte wird aus einzelnen Kanthölzern oder Holzleisten zusammengesetzt, die miteinander verleimt werden. Eichenkanthölzer in den Maßen 60x40x1500mm sind sowohl im Baumarkt als auch online erhältlich. Nach dem endgültigen Zuschneiden wird die Länge der Tischplatte etwas weniger als 150 cm betragen. Ein besonderes Merkmal unseres Designs ist die Baumkante an beiden langen Enden des Tisches. Solche speziellen Kanthölzer können bei Fachhändlern auf Anfrage bezogen werden.

Es gibt wichtige Hinweise zum Verleimen von Massivholz, um Verformungen oder das sogenannte „Schüsseln“ des Holzes zu verhindern. Ein hilfreicher Artikel hierzu ist „Tipps für das Verleimen von Massivholz“ auf timbertime.de. Die wichtigsten Punkte daraus sind:

  • Auswahl des Holzes: Beim Verleimen sollte darauf geachtet werden, dass Splintholz zu Splintholz und Kernholz zu Kernholz ausgerichtet ist. Außerdem sollte die Ausrichtung der Hölzer abwechselnd sein.
  • Verwendung von Gratleisten bei minderwertigem Holz: Wenn das Kantholz sehr unterschiedliche Eigenschaften aufweist, können Gratleisten helfen, das Schüsseln des Holzes zu verhindern.
  • Ölen des Holzes: Das fertige Werkstück sollte gleichmäßig von allen Seiten geölt werden, um Wölbungen durch einseitiges Ölen zu vermeiden.

Wenn man diese Verleimregeln beachtet, kann man auf teure Gratleisten verzichten. Für zusätzliche Stabilität und Sicherheit kann jedoch die Verwendung von Gratleisten in Erwägung gezogen werden. In unserem Projekt haben wir uns jedoch entschieden, ohne sie auszukommen.

Schritt #2: Kanthölzer verleimen

Die 13 Kanthölzer ohne Baumkante könnten theoretisch in einem Schritt verleimt werden, vorausgesetzt man hat ausreichend Schraubzwingen mit der nötigen Spannweite. Für einen praxisnahen Ansatz empfehlen wir jedoch, den Verleimungsprozess in drei Teilschritte zu unterteilen: einmal fünf und zweimal vier Kanthölzer. Die zu verleimenden Flächen werden gleichmäßig mit Holzleim bestrichen.

Während des Verleimungsprozesses ist es wichtig, darauf zu achten, dass die Kanthölzer in der Höhe nicht verrutschen. Daher werden sie nicht nur seitlich mit Schraubzwingen fixiert, sondern auch von oben und unten. Hierfür nutzen wir zwei zusätzliche Hilfsleisten, die ebenfalls mit Schraubzwingen befestigt werden. Um zu verhindern, dass die Hilfsleisten an der Tischplatte festkleben, werden sie in Backpapier gewickelt.

Trotz dieser Maßnahmen kann es zu geringfügigen Höhenunterschieden zwischen den Kanthölzern kommen, da Holz ein Naturprodukt ist. Diese Unebenheiten können später mit speziellen Fräsvorrichtungen oder einem Bandschleifer ausgeglichen werden. Nachdem alle Schritte wiederholt wurden, erhalten wir drei separate Tischplattensegmente ohne Baumkante.

Schritt #3: Bearbeiten der Baumkanten

Während die drei Segmente der Tischplatte aushärten, bietet sich der perfekte Moment an, die Baumkanten zu bearbeiten. Die Kanthölzer mit Baumkante sollten von überschüssiger Rinde befreit und sorgfältig geschliffen werden.

Zunächst nutzen wir einen Stechbeitel, um die verbleibende Rinde zu entfernen. Nach diesem Schritt wird die charakteristische Baumkante bereits deutlicher sichtbar. Dennoch ist es notwendig, die Hölzer mit einem Exzenterschleifer zu bearbeiten, bis eine glatte Oberfläche entsteht, die dennoch die natürlichen Linien des Baumstamms beibehält. Dieser Prozess wird für beide Baumkantenhölzer wiederholt.

Schritt #4: Anleimen der Baumkanten

Da die Baumkanten schräg verlaufen, gestaltet sich das Anleimen etwas komplizierter. Es besteht ein erhöhtes Risiko, dass die Schraubzwinge während des Verleimungsprozesses verrutscht oder ein Spalt zwischen den Hölzern entsteht, im Vergleich zu Holzteilen mit geraden Kanten.

Um dieses Problem zu beheben, verwenden wir eine einfache Methode: Wir fertigen einen Holzkeil aus Resthölzern an und platzieren ihn zwischen Baumkante und Schraubzwinge. Dadurch wird die Schieflage korrigiert und die Schraubzwinge bleibt stabil an Ort und Stelle. Bei ausreichendem Druck wird zudem sichergestellt, dass keine Spalte entstehen.

Ein wichtiger Hinweis: Bei diesem Verleimungsschritt ist es wichtig, die Hölzer sowohl von oben als auch von unten zu sichern, um ein Verrutschen zu verhindern. Deshalb klemmen wir die Tischplattensegmente erneut zwischen Hilfsleisten und Schraubzwingen ein.

Schritt #5: Die drei Tischplattenteile zusammensetzen

Nachdem beide Baumkanten erfolgreich an die Tischplattensegmente angeleimt wurden, gilt es nun, diese beiden Hälften miteinander zu verbinden. Aufgrund der Spannweite von nahezu 90 cm und den schrägen Baumkanten an beiden Enden des Tisches haben wir uns für eine Alternative zur herkömmlichen Schraubzwinge entschieden: Spanngurte.

Wie auch in den vorherigen Schritten werden die Tischplatten zwischen Hilfsleisten eingespannt, um ein Höhenverrutschen zu verhindern. Erst danach werden die Spanngurte fest angezogen. Damit die Spanngurte nicht mit Leim in Berührung kommen, empfiehlt es sich, die Leimfuge mit Backpapier abzudecken.

Schritt #6: Tischplatte abrichten und schleifen

Die Tischplatte ist nun vollständig verleimt und bereit für den Schliff. Sollte jedoch, wie in diesem Projekt, ein signifikanter Höhenunterschied zwischen den Kanthölzern bestehen, reicht ein Bandschleifer allein nicht aus. Doch das bedeutet nicht, dass man auf eine plane Tischplatte verzichten muss. In solchen Fällen kann die Platte plangefräst werden. Dies erfordert jedoch die richtige Vorrichtung und Präzision.

Das Justieren des Fräsers in dieser Konstruktion erfordert Geduld. Es ist von größter Bedeutung, sorgfältig vorzugehen, um ein gleichmäßiges Ergebnis zu gewährleisten. Die Tischplatte wird in die Vorrichtung gelegt und so lange justiert, bis der Fräser an allen vier Ecken gleichmäßig Material entfernt. Erfahren Sie hier, wie Sie Holz richtig fräsen.

Sobald die Platte korrekt ausgerichtet ist, wird sie schrittweise und gleichmäßig plangefräst.

Schritt #7: Planschleifen der Tischplatte

Nach dem Fräsen können die feinen Rillen, die dabei entstehen, problemlos mit einer Schleifmaschine beseitigt werden. Der Schleifprozess beginnt mit einer groben Körnung von 80/120 und wird schließlich mit einer feineren 240er Körnung abgeschlossen. Das Resultat ist eine vollkommen plane und makellos glatte Oberfläche, genau wie wir es uns vorgestellt haben. Allerdings ist die Tischplatte noch nicht vollendet, da sie noch nicht die gewünschten Maße aufweist.

Schritt #8: Kurze Seiten begradigen und Kanten abrunden

Aktuell weisen die beiden Enden der Tischplatte noch keine präzisen Kanten auf. Dies lässt sich jedoch einfach und schnell korrigieren. Für optimale Ergebnisse empfiehlt es sich, an beiden Seiten einen rechtwinkligen Anschlag zur Tischplatte anzubringen. Mit einer Handkreissäge können die Enden dann sauber zugeschnitten werden. Abschließend werden die Kanten manuell abgerundet, um die Haptik zu verbessern, da scharfe Kanten am Tisch unangenehm sein können.

Schritt #9: Kurze Seiten begradigen und Kanten abrunden

Für die Oberflächenbehandlung unserer frischen Tischplatte verwenden wir eine Öl-Wachs-Mischung. Dabei ist es wichtig, dass die Platte, die noch nie behandelt wurde, von beiden Seiten geölt wird. Sonst kann es passieren, dass sich die Tischplatte am Ende verzieht und schüsselt.

Schritt #10: Tischkufen befestigen

Wir haben uns für Metall-Tischkufen als Tischbeine entschieden, da sie harmonisch zur Tischplatte mit Waldkante passen. Die Montage der Kufen an die Platte gestaltet sich unkompliziert, sie lassen sich ganz einfach mit Holzschrauben befestigen. Nach dem Anschrauben ist der Esstisch fertig und einsatzbereit.

Über den Autor

Schreibe einen Kommentar