Ratgeber: Edelputze für drinnen und draußen

Von Dominik Hochwarth

Als das Make-up für graue Wände sind Edelputze heute beliebter denn je. Sie sollen nicht nur Wände schützen, sondern dabei auch noch gut aussehen. Die Oberputze sind für drinnen und draußen sowie in den verschiedensten Farben erhältlich. Hier erfahren Sie alles, was Sie zum Thema „Edelputz“ wissen sollten.

farbiger Edelputz
farbiger Edelputz

Das erwartet Sie in diesem Beitrag

Was versteht man unter Edelputz?

Edelputze gehören zur Gruppe der Oberputze, bilden also den sichtbaren Teil der Fassade oder Wand. Wie der Name erahnen lässt, bieten die Putze eine besonders edle Optik. Alle Edelputze haben gemeinsam, dass sie entweder Kalk oder eine Kalk-Zementmischung als Bindemittel enthalten.

Die farbigen, mineralischen Werk-Trockenmörtel werden als Sackware auf die Baustelle geliefert und müssen dort nur noch mit Wasser angerührt werden. Wie bereits geschrieben, eignen sie sich für drinnen und draußen. Im Außenbereich kommt ihnen zugute, dass sie relativ unempfindlich auf Wettereinflüsse reagieren und auch bei Sonneneinstrahlung nicht ausbleichen.

Welche Vorteile haben Edelputze?

Zwei Vorteile wurden bereits im Abschnitt davor genannt: Sie trotzen Regen und Wind, sind außerdem farbecht. Im Innenbereich kommen weitere Vorteile des Edelputzes zum Tragen.

Da sie Feuchtigkeit hervorragend aufnehmen und wieder abgeben können, sorgen sie für ein angenehm gleichmäßiges Raumklima. Zudem sind sie sehr alterungsbeständig.

Edelputz für die Fassade
Edelputz für die Fassade

Da auch die gegebenenfalls im Putz enthaltenen Farbpigmente nicht verblassen, bleibt ein Edelputz lange schön. Wirkt ein Edelputz nach einiger Zeit trotzdem schmutzig, kann man die Wand mit einem Hochdruckreiniger reinigen oder aber einfach überstreichen.

Welche Putzstrukturen sind möglich?

Edelputze sind im Innenbereich eine gute Alternative zu Tapeten. Dabei muss man sich aber zunächst einmal über die gewünschte Struktur klarwerden. Da die Geschmäcker verschieden sind, gibt es auch eine große Zahl möglicher Edelputzvarianten.

Grundsätzlich sollte man sich bei seinen Überlegungen über zwei Dinge im Klaren sein: Grobe, unregelmäßige Strukturen und dunkle Farben lassen einen Raum kleiner erscheinen, feine Strukturen und helle Farben dagegen vergrößern einen Raum optisch. Nachfolgen einige Putzstrukturen

Putzstruktur #1: Münchner Rauputz

Klassiker unter den Edelputzen ist der Münchner Rauputz. Er wird auch als Rillen- oder Wurmputz bezeichnet. Es handelt sich um einen dünnschichtigen Putz, der nur in Kornstärke aufgetragen wird.

Wählen Sie also einen Putz mit einem Größtkorn von 3 Millimetern aus, so wird dieser zur Erzielung der typischen Rauputzstruktur in einer Stärke von drei Millimetern mit einem Glätter auf die Wand aufgetragen.

Die Strukturen werden dann durch das Reiben mit einem entsprechenden Kunststoff-Reibebrett erzeugt. Dadurch werden die Körner auf dem Untergrund gerieben und es entstehen die charakteristischen Riefen.

Putzstruktur #2: Scheibenputz

Der Scheibenputz unterscheidet sich vom Rauputz durch seine deutlich feinere Struktur. Beim Scheibenputz werden die Körner nach dem Aufbringen mit dem Glätter aber nicht gerieben, sondern freigelegt.

Das geschieht durch das Reiben mit einer Moosgummischeibe, welche die Bindemittel und Farbpigmente entfernt. Alternativ kann man auch mit einem Schwammbrett arbeiten – es wird mehr Korn freigelegt und die Struktur wird gröber.

Putzstruktur #3: Rustikalputz

Der Rustikalputz (Kornstärke zumeist 5 mm) wird ebenfalls mit dem Glätter aufgebracht. Die rustikale, grobe Struktur entsteht durch die Bearbeitung mit einem Schwammbrett oder einer Strukturrolle bearbeitet.

Putzstruktur #4: Edelfeinputz

Der Edelfeinputz dagegen gehört im Gegensatz zu den oben genannten Arten zur Gruppe der dickschichtigen Edelputze. Er wird mit einem Glätter in einer Stärke von rund 10 Millimetern aufgetragen. Der Putz an sich ist mit einer Korngröße von maximal einem Millimeter sehr fein.

Was die Oberflächengestaltung angeht, hat man beim Edelfeinputz die meisten Möglichkeiten: Er kann mit einem Kunststoffreibebrett ganz fein abgerieben werden aber er eignet sich auch für die Bearbeitung mit sogenannten freien Strukturen.

Edelputz für den Innenbereich
Edelputz für den Innenbereich

Die Bearbeitung mit einer Strukturrolle ist ebenso denkbar wie die Verwendung eines Stahlglätters, eines Zahnspachtels, eines Malerpinsels, eines Malerspachtels oder einer sogenannten Erbslochwalze. Edelfeinputz ist normalerweise nicht mit Farbpigmenten angereichert und ist daher nur im typischen Kalkton erhältlich.

Wie lassen sich Edelputze verarbeiten?

Das Verarbeiten von Edelputzen ist an sich eine vergleichsweise unkomplizierte Angelegenheit, allerdings gibt es eine ganze Reihe von Fallen, in die der ungeübte Heimwerker tappen kann. Die meisten Probleme entstehen durch ungeeignete Untergründe.

Daher sollte man vor dem Beginn der Arbeiten ein besonderes Augenmerk auf die Beschaffenheit der Wände legen. Fest, tragfähig, rissfrei und eben sollten sie sein.

Speziell die letztgenannte Eigenschaft ist bei Einsatz von dünnschichtigen Edelputzen ganz besonders wichtig. Denn Unebenheiten wie ungerade alte Putze oder Fugen zwischen den Steinen können damit nicht ausgeglichen werden.

Die Unebenheiten werden vielmehr auf den neuen Edelputz übertragen – und das sieht garantiert nicht schön aus. Kleinere Unebenheiten können Sie mit dickschichtigen Edelputzen natürlich schnell ausgleichen. Hier sollten Sie die Trag- und Saugfähigkeit des Untergrundes genau überprüfen, schließlich muss die Wand mit der neuen Edelputzschicht ein gewisses Gewicht tragen können.

Was ist bei Altuntergründen zu beachten?

Während der Einsatz von Edelputzen in Neubauten normalerweise unproblematisch ist, gibt es in Altbauten oft verschiedene Untergründe. Das Überprüfen der Wände ist unumgänglich. Typische Probleme sind:

Problem #1: Abmehlen und Absanden

Ist auf der Wandoberfläche eine leichte Körnung erkennbar, die leicht aus dem Verbund lösbar ist, müssen Sie die losen Partikel mit einem Besen restlos entfernen oder mit einer geeigneten Grundierung verfestigen.

Problem #2: Risse im Untergrund

Sie müssen dabei zwischen konstruktiv bedingten Rissen und Schwindrissen unterscheiden. Schwindrisse können bedenkenlos überspachtelt werden.

Vor der Überarbeitung konstruktiv bedingter Risse müssen Sie prüfen, ob die Rissbildung bereits abgeschlossen ist. Das ist ganz einfach, dauert aber ein paar Tage: Sie füllen den Riss mit Gips. Ist die Gipsplombe auch noch nach 14 Tagen unbeschädigt, können Sie den Riss einfach überspachteln.

Ist sie beschädigt, müssen Sie sich an einen Fachmann wenden. Überarbeiten Sie einen solchen Riss mit Edelputzen, setzen sich die Risse nämlich in kürzester Zeit auf der neuen Oberfläche fort.

Problem #3: Mangelnde Festigkeit

Ritzen Sie die Oberfläche mit einem Meißel oder einem Stahlnagel kräftig an. Eventuell absandende oder abmehlende Partikel müssen nach den oben genannten Verfahren entfernt werden. Ist der Unterbau allerdings durch und durch porös, muss er restlos entfernt und erneuert werden.

Problem #4: Hohlstellen

Der komplette Untergrund muss durch leichtes Anklopfen mit einem Hammerstil untersucht werden. Finden Sie Hohlstellen (den Unterschied kann man gut hören), müssen Sie diese entfernen und neu verputzen.

Problem # 5: Feuchte Wände

Feuchte Stellen sind vor dem Überputzen grundsätzlich durch konstruktive Maßnahmen zu beheben. Erst nach der vollständigen Austrocknung der Wand kann mit Edelputzen gearbeitet werden.

Problem #6: Öle, Fette, Tapeten

Das sind denkbar ungeeignete Untergründe für Edelputze. Sie müssen (z. B. mit einem Spachtel) restlos entfernt werden. Danach müssen Sie schauen, ob noch andere Probleme wie Risse, Hohlstellen oder feuchte Wände lauern. Auch hier ist erst eine Beseitigung notwendig, bevor es ans Verputzen geht.

Problem #7: Saugfähigkeit des Untergrunds

Zu stark saugend oder nicht saugend – beides ist nicht gut, denn die Saugfähigkeit des Untergrunds spielt eine wichtige Rolle für den Haftverbund zwischen Untergrund und Edelputz:

Stark saugende Untergründe entziehen dem neuen Putz das zur Erhärtung notwendige Wasser. Der Putz „verbrennt“, erreicht also nicht seine Festigkeit. Solche Untergründe wie Porenbeton, Gips oder alter Putz müssen Sie mit einer geeigneten Grundierung (z. B. einer Aufbrennsperre) vorbehandeln.

Bei nicht saugenden Untergründen besteht die Gefahr, dass sich die Edelputze nicht mit dem Untergrund verbinden können. Speziell bei dickschichtigen Edelputzen stellt das ein Problem dar. Mit einem geeigneten Haftgrund oder Haftgrund lässt sich das Problem beseitigen.

Über den Autor

Schreibe einen Kommentar