Was passiert mit unserem Müll – jetzt und in Zukunft?

Von Dominik Hochwarth

In Deutschland fällt jedes Jahr mehrere einhundert Millionen Tonnen Abfall an, davon entfallen rund 12 Prozent auf die deutschen Haushalte. Jeder Einwohner produziert demnach pro Jahr rund 500 Kilogramm Müll. Da stellt sich die Frage?  Wie wird unser Abfall heute entsorgt und wie sieht es in der Zukunft aus? Denn eines ist klar, Müll ist nicht einfach nur Müll. In ihm steckt jede Menge mehr, das wir für eine nachhaltige Abfallwirtschaft nutzen können. Recycling ist ein Stichwort, neue Methoden der Abfallbehandlung ein anderes. Erfahren Sie in diesem Beitrag, was mit unserem Müll passiert.

Recycling
Dem Recycling kommt in Zukunft eine noch wichtigere Rolle zu – insbesondere auch global betrachtet für eine echte Kreislaufwirtschaft

Das erwartet Sie in diesem Beitrag

So sieht die Gegenwart aus

Seit vielen Jahren gilt für Siedlungsabfälle eine strikte Mülltrennung. Je nach Ort und Bundesland gibt es verschiedenfarbige Mülltonnen, wie zum Beispiel Biotonnen, grüne Tonnen, Papiertonnen und einige mehr. Die können sich unterscheiden. Jeder hat aber sogenannte Restmülltonne – das ist in der Regel eine schwarze oder graue Tonne. Da kommt alles rein, was sich nicht irgendeiner anderen Farbe zuordnen lässt und nicht in die Kategorie „Sondermüll“ gezählt wird.

Die Inhalte aus der Restmülltonne gehen in der Regel direkt in die Verbrennung. Dort wird der Abfall in Wärme oder auch Strom umgewandelt und kann weiter genutzt werden. Nachdem früher fast alle Siedlungsabfälle auf Deponien landeten, sind es in Deutschland nur noch ein Prozent. Das sieht zum Beispiel in Griechenland, Malta oder Rumänien noch ganz anders aus. Dort sind es über 70 Prozent, aber auch die Spanier werfen über die Hälfte ihres Abfalls noch auf Deponien – mit all ihren Gefahren für die Umwelt.

Zurück zum Restmüll: Bei dem Müll, der in der Restmülltonne landet, handelt es sich zu einem Großteil um Bioabfälle sowie Wertstoffe wie Altpapier oder Altglas. Statt ins Recycling geht es für diese Abfälle daher in der Regel direkt in die Verbrennung. Heißt: Die Haushalte selbst müssen eine korrekte Trennung vornehmen, das Abfallunternehmen selbst hat dafür oft nicht die nötigen Kapazitäten, bzw. es erleichtert die Arbeit sehr, wenn die verschiedenen Abfallarten bereits vorsortiert wurden. Es ist aber Aufgabe der Kommunen und der Abfallbetriebe, ein möglichst nutzerfreundliches Angebot an Mülltonnen und Entsorgungsmöglichkeiten anzubieten.

Laut einer Studie des Bundesumweltamtes sind nur 1/3 des in der grauen Tonne landenden Abfalls wirklich Restmüll, der Rest könnte ins Recycling gehen. Echter Restmüll sind zum Beispiel Kehricht, Asche, Zigarettenkippen oder Staubsaugerbeutel. Verpackungen, Altpapier oder alte Elektrogeräte gehören nicht in die Restmülltonne – schon gar nicht Problemstoffe wie Batterien oder Energiesparlampen. Auch Bioabfall gehört nicht hinein, laut der Studie des Umweltamtes macht er jedoch 40 Prozent aus – also den größten Teil des Abfalls in der Restmülltonne.

Müllhalde
Müllhalden können den Untergrund vergiften und gasen umweltschädliches Methan aus

Ein Problem: Zunehmender Verpackungsmüll

Ein zunehmendes Problem ist der Verpackungsmüll – immer mehr Lebensmittel werden in Verpackungen gekauft. Ging man früher noch zum Metzger, holen sich immer mehr Menschen abgepacktes Fleisch aus dem Supermarkt. Gleiches gilt für Käse und viele andere Lebensmittel, die in kleinen Verpackungseinheiten verkauft werden. Zudem verbrauchen für Essen und Trinken unterwegs immer mehr Einwegverpackung. Durch den boomenden Onlinehandel werden zudem Jahr für Jahr mehr Pakete transportiert.

Das alles summiert sich laut einer Studie des Umweltbundesamtes zu insgesamt 19 Millionen Tonnen Verpackungsabfälle im Jahr 2019. Dazu gehören Verpackungen aus Glas, Kunststoff, Papier, Aluminium, Weißblech, Stahl, Holz und andere Packstoffe. Seit 2010 verbrauchen private Haushalte rund 20 Prozent mehr Verpackungen. Insbesondere die Kunststoffverpackungen haben enorm zugenommen.

Recycling von Abfall

Durch Recycling lässt sich ein Großteil unseres anfallenden Mülls nutzbar machen und dem Wirtschaftskreislauf wieder zuführen. Das gelingt auf vier verschiedene Arten:

  • Wiederverwendung: Verbrauchte Produkte wie Mehrwegflaschen lassen sich in ihrer ursprünglich genutzten Form wiederverwenden.
  • Stoffliche Wiederverwertung: Der Stoff, aus dem der Abfall besteht, wird neu verwendet. PET-Flaschen werden zum Beispiel zerkleinert und geschmolzen, um daraus neue Flaschen, Folien oder Textilfasern herzustellen.
  • Chemisches Recycling: Hier wird das Abfallmaterial bis auf seine Grundstoffe zerlegt. Das passiert zum Beispiel bei Kunststoffen durch Spaltung der Polymerketten. Hier entsteht am Ende wieder Öl.
  • Energierückgewinnung: Das ist die bereits beschriebene Verbrennung von Restmüll, die rein rechtlich im Sinne des deutschen Verpackungsgesetztes nicht als Recycling betrachtet werden darf. In Zukunft kann auch grüner Wasserstoff aus Müll hergestellt werden. Dieser wird zum Beispiel für den Antrieb von Brennstoffzellen benötigt.

Warum ist Recycling so wichtig?

Viele Rohstoffe kommen auf unserem Planeten nur in begrenztem Umfang vor – angefangen beim Öl bis hin zu Sand oder Erzen. Es ist daher ein sorgsamer Umgang mit unseren Ressourcen notwendig. Das gilt nicht nur mit Hinblick auf die eigene Wirtschaft, sondern insbesondere auch mit Blick auf die Umwelt.

So ist zum Beispiel die Anhäufung von Müll in Deponien ein weltweites Problem. Von dort können nicht nur Schadstoffe in den Boden gelangen, es entstehen dort auch klimaschädliche Gase. Mikroorganismen zersetzen biologisch abbaubare Produkte wie Papier, Lebensmittel oder Gartenabfälle. Dabei entsteht unter anderem eine große Menge klimaschädliches Methan.

Durch das Recycling von Wertstoffen lässt sich zudem jede Menge Kohlendioxid einsparen. Beim Aufbereiten der Produkte wird in der Regel sehr viel weniger Energie benötigt, als wenn etwas ganz neu entsteht. Unter den Verpackungsmaterialen hat Aluminium das größte Potenzial, durch Recycling klimaschädliches Kohlendioxid einzusparen.

Recyclinghof
Müllaufbereitung in einem Recyclinghof

Was macht Recycling so schwierig?

Oft stößt Recycling an seine Grenzen, weil die einzelnen Rohstoffe nicht sortenrein vorliegen. Metalle liegen oft in Legierungen vor, auch werden oft Kunststoffe miteinander vermischt. So bestehen Getränkedosen zum Beispiel nicht aus reinem Aluminium, ihnen ist Mangan zugesetzt, um die Dosen vor Zersetzung zu schützen. Die beiden Stoffe lassen sich nicht mehr voneinander trennen, so dass sie in ihrem zweiten Leben nicht wieder zu Getränkedosen werden können.

Bei Kunststoffen kommt hinzu, dass es für die Industrie oft einfacher und günstiger ist, diesen neu zu produzieren. So wird derzeit noch mehr als die Hälfte des Plastikmülls verbrannt, anstatt ihn wiederzuverwenden. Was auch für die Umwelt nicht gut ist, denn für die Herstellung braucht es Erdöl, das eine endliche Ressource ist und zudem sehr CO2-intensiv.

Ein weiteres Problem bei Kunststoffen: Verunreinigungen und die Belastung mit Schadstoffen wie Weichmachern oder Flammschutzmitteln erschweren das Recycling und mindern die Qualität des Rezyklats. Vor allem für Lebensmittelverpackungen kann das Recyclingplastik häufig nicht mehr verwendet werden.

Welche Maßnahmen braucht es für die Zukunft?

Abfallunternehmen werden in Zukunft immer mehr weniger mit der Müllbeseitigung zu tun haben, vielmehr geht es darum, den Müll als wichtige Ressource und als Rohstoff zu betrachten. Es geht darum, Wege zu finden, die Recyclingquote zu erhöhen. Hier sind alle gefordert: Die Hersteller, die Müllverursacher und die Müllentsorger. Die einen müssen Produkte herstellen, die sich recyclen lassen, die anderen müssen den Müll so trennen, dass er dem Recycling zugeführt werden kann. Die Abfallentsorger schließlich haben die Aufgabe, den Abfall entsprechend aufzubereiten.

Ein wichtiger Punkt bei der Abfallwirtschaft der Zukunft wird es zudem sein, den Eintrag in die Umwelt zu vermeiden. Dazu gehört auch die Verschmutzung der Weltmeere. Das ist jedoch ein globales Problem und ist hauptsächlich auf das Fehlen von Sammelsystemen in Asien zurückzuführen. Wer sich in Deutschland umschaut, sieht aber auch noch jede Menge Müll, der einfach in der Landschaft abgeladen wird. Wir müssen daher auch auf uns schauen und zusehen, dass wir unsere Probleme in den Griff bekommen.

Ziel für Deutschland sollte eine echte Kreislaufwirtschaft sein. Auf den ersten Blick ist Deutschland ein echter Recyclingweltmeister – zumindest, wenn man sich die Sammel- und Verwertungsquoten anschaut. Allerdings werden immer noch zu viele Primärrohstoffe statt Recyclingrohstoffe eingesetzt, die Substitutionsquote liegt in Europa gerade einmal bei 14 Prozent und ist viel zu niedrig. Wichtig für eine Steigerung dieser Quote ist es jedoch, dass es keinen Qualitätsunterschied zwischen Recycling- und Primärrohstoffen geben darf. Das ist heute noch nicht immer gegeben.

Grundsätzlich hilft es der Umwelt jedoch nichts, wenn nur Deutschland eine Kreislaufwirtschaft einführt, es braucht globale Lösungen. Die Vereinten Nationen arbeiten zum Beispiel derzeit an einem Abkommen zur Bekämpfung des Plastikmülls in der Umwelt. Hier soll der ganze Lebensweg von Kunststoffen betrachtet und Maßnahmen entlang der ganzen Wertschöpfungskette ergriffen werden. Das gilt insbesondere für den Auf- und Ausbau von Abfallinfrastruktur, wo er dringend benötigt wird. Wir haben an anderer Stelle bereits geschrieben, dass in vielen Ländern noch jede Menge Müll auf Deponien landet – wenn überhaupt.

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