Furniere: Arten, Herstellung und Verwendung

Von Dominik Hochwarth

Massive Holzböden oder Holzmöbel gibt es immer seltener. Die Herstellung ist einerseits zu teuer, andererseits verzieht sich Massivholz auch gerne. Eine Möglichkeit, die beliebte Holzoptik zu erzielen, sind Furniere. Dazu wird das Holz in dünne Scheiben geschnitten und mit einer etwas weniger teuren Trägerplatte verklebt – das furnierte Parkett oder der furnierte Schrank sind geboren. Furniere bestimmen aber nicht nur die Optik der Werkstücke, sie wirken auch im Verborgenen und sorgen dort für Formbeständigkeit. Hier erfahren Sie alles über die Herstellung von Furnieren, die unterschiedlichen Furnierarten und deren Verwendung.

Furniere

Das erwartet Sie in diesem Beitrag

Herstellung der Furniere

Furniere entstehen durch das dünne Schneiden von Holz, das danach nur noch wenige Millimeter dick ist. Je nach Schnittart entstehen bei der Herstellung unterschiedlich gezeichnete Furniere. Je nachdem, welche Optik gewünscht ist, wird die eine oder andere Technik angewandt. Zu nennen sind hier:

  • Querschnitt
  • Längsschnitt
  • Sehnenschnitt

Wird Holz quer zur Stammrichtung geschnitten, erkennt man das Mark und die Jahresringe. Beim Längsschnitt durch die Stammmitte erscheinen die Jahresringe als nahezu parallel verlaufende Streifen. Ein gefladertes Oberflächenbild entsteht durch den Sehnen- oder Fladerschnitt.

Furniere Schnittarten

Verschiedene Schnitttechniken

Wie im vorherigen Kapitel beschrieben, lassen sich Hölzer in verschiedenen Richtungen schneiden, so dass jedes Mal eine andere Optik entsteht. Metzger kennen das vom Fleisch – je nachdem, wie sie das Messer ansetzen, hat das Fleischstück eine andere Masserung.

Darüber hinaus kommen verschiedene Schnitttechniken zum Einsatz. Zu unterscheiden sind:

  • Messerfurniere
  • Schälfurniere
  • Sägefurniere

Was die verschiedenen Schnitttechniken ausmacht und wie sie funktionieren, kommt jetzt gleich im Anschluss.

Schnitttechnik #1: Messerfurniere

 Messerfurniere werden auf Furniermessermaschinen hergestellt. Dazu befestigt man zunächst den Stamm auf dem Maschinentisch der Messermaschine. Anschließend wird der Stamm in horizontaler oder vertikaler Richtung gegen ein feststehendes Messer geführt, wobei Messer und Druckbalken nach jeder Bewegung um die gewünschte Furnierdicke vorrücken.

Alternativ kann der Stamm auch fest in die Maschine eingespannt sein und gegen ein sich bewegendes Messer geführt werden. Die Furnierstärken betragen in etwa zwischen 0,3 mm und 4 mm. Der Druckbalken bei Messermaschinen verhindert das Einreißen des Holzes beim Abtrennen des Furniers.

Beim Messern unterscheidet man zwischen Flachmessern, Faux-Quartier-Messern, Flach-Quartier-Messern und Echt-Quartier-Messern. Quartier steht dabei für einen Viertelstamm oder “Block”. Die selbe Technik wird aber auch bei Drittelstämmen, bei großen Durchmessern auch bei Fünftel- oder Sechstelstämmen angewendet.

Welche Maserungen sind möglich?

Je nach Schnittart entstehen die im Kapitel zuvor beschriebenen unterschiedlich gezeichneten Furniere. Diese natürliche Maserung ist der Vorteil von Messerfurnieren.

Allerdings weisen Messerfurniere häufig Farbänderungen auf. Ein weiterer Nachteil ist die Rissbildung an der Unterseite der Messerfurniere. Diese wird als linke Furnierseite bezeichnet, die nach Möglichkeit aufgeleimt werden soll.

Schnitttechnik #2: Schälfurniere

Die rationellste Methode der Funierherstellung ist das Schälen. Das Schälen wird mit dem geringsten Zeitaufwand betrieben und liefert darüber hinaus noch die größte Ausbeute. Man unterscheidet dabei Rundschälen, exzentrisches Schälen und Radialschälen.

A) Rundschälen

Beim Rundschälen wird der Stamm quasi wie bei einer Drehbank zentriert zwischen zwei Backen gespannt. Danach lässt man den Stamm rotieren und führt ihn gegen das Messer. Der Druckbalken soll wieder verhindern, dass das Furnier Risse bekommt. Beim Schälen entsteht ein endloses Furnierband, das hinter der Schälmaschine aufgehaspelt oder mit einer Furnierschere in kleinere Stücke geschnitten wird.

Die Dicke der Furniere kann bei Schälmaschinen zwischen 0,5 mm und 10 mm betragen. Da beim Rundschälen der Schnitt mit den Jahresringen verläuft, ergibt sich bei dieser Aufbereitungsart eine unregelmäßige, wilde Maserung. Die charakteristische Zeichnung von Birke (geflammt), von ungarischer Esche (gewellt) und von Zuckerahorn (Vogelaugenahorn) erreicht man allerdings nur durch das Schälen.

B) Exzentrisches Schälen

Eine gefladerte oder gestreifte Maserung erreicht man mit dem exzentrischen Schälen. Dabei wird das Schälholz außerhalb der Mitte in die Schälmaschine eingespannt. Der Stamm muß dabei nicht als ganzes eingespannt werden, sondern kann auch halbiert oder geviertelt sein. Die Maserung ist dann entsprechend unterschiedlich.

C) Radialschälen

Die dritte Möglichkeit des Schälens ist das Radialschälen. Das Radialschälen funktioniert praktisch wie das Bleistiftspitzen. Dabei entstehen runde Furnierblätter mit besonderer Zeichnung und Loch in der Mitte. Diese Furniere werden meist für runde Tischplatten verwendet.

Schnitttechnik #3: Sägefurniere

Sägefurniere werden am seltesten verwendet. Die Produktionsweise ist sehr aufwändig und der Schnittverlust ist hoch. Deshalb sind Sägefurniere grundsätzlich auch teuerer als gemesserte Furniere. Sie behalten allerdings ihre natürliche Farbe und bleiben bei astigen und wimmerigen Hölzern weitgehend rissfrei.

Verwendet werden Sägefurniere in erster Linie für hochwertige und hochbeanspruchte Werkstücke wie Treppen, Türen oder Tische. In der Regel sind Sägefurniere nicht unter einer 1 mm Dicke herzustellen.

Geschnitten werden sie entweder mit der Furniergattersäge oder der Furnierkreissäge. Bei beiden Herstellungsarten wird der Stamm entrindet, an der Blockbandsäge an zwei Seiten abgeschwartet und im Herz aufgetrennt.

Verwendung der Furniere

Wie bereits eingangs erwähnt, unterscheidet man nach Art ihrer Verwendung zwischen Deckfurnieren, Unterfurnieren und Absperrfurnieren. An dieser Stelle sollen die Verwendungsbereiche etwas näher betrachtet werden.

Verwendung #1: Edel- und Deckfurniere

Deck- bzw. Edelfurniere sind Furniere, die an der Fertigware sichtbar innen oder außen aufgeleimt sind. Dementsprechend unterscheidet man Innen- und Außenfurniere.

Weiterhin unterscheidet man bei Deckfurnieren je nach Faserverlauf Langfurniere und Maserfurniere. Bei Langfurnieren erfolgte die Schnittführung parallel zur Stammachse.

Maserfurniere werden aus Maserknollen oder Wurzelholz hergestellt. Sie besitzen eine besonders schöne Maserung, weshalb Maserfurniere etwas teurer als andere Furniere sind.

Die Dicke der Deckfurniere beträgt bei Laubhölzern 0,55 mm bis 0,75 mm und bei Nadelhölzern 0,85 mm bis 1,00 mm. Da sich einseitig furnierte Flächen verziehen, muss auf der nicht sichtbaren Seite eines Werkstücks ebenfalls ein Furnier aufgeleimt werden, dieses Furnier nennt man Gegenfurnier.

Verwendung #2: Unterfurniere

Um das Reißen der Deckfurniere (vor allem Maserfurniere) zu verhindern, müssen unter dem Deckfurnier Unterfurniere aufgeleimt werden. Zudem verbessern Unterfurniere die Plattenoberfläche. Als Unterfurniere eignen sich besonders dünne feinporige Furniere.

Verwendung #3: Absperrfurniere

Absperrfurniere werden auf Holzplatten aufgeleimt, um ein Arbeiten des Holzes zu verhindern – dementsprechend sind sie auch zwischen 1,5 und 3,5 mm dick. Mehr als 10 % der Plattendicke sollen sie allerdings nicht überschreiten, damit die Absperrfurniere die abgesperrte Platte nicht verziehen.

Verwendung #4: Blindfurniere

Als Blindfurniere werden Furnier bezeichnet, die nach dem Einbau eines Werkstücks nicht mehr sichtbar sind. Hierfür können Furniere verwendet werden, die optische Fehler aufweisen, also minderer Qualität sind. Ein Blindfurnier sorgt dafür, dass ein furniertes Werkstück formstabil bleibt und sich nicht verzieht. Es wird empfohlen, dafür die gleiche Holzart in gleicher Stärke und gleicher Längsrichtung zu verwenden.

Welche Holzarten werden zu Furnieren verarbeitet?

Für die Herstellung von Deckfurniere werden nur die wertvollsten Hölzer verwendet. Hier sind vor allem Laubhölzer zu nennen. Buche und Eiche haben den größten Anteil mit jeweils rund einem Drittel. Es folgen Ahorn, Birke, Kirsche und Esche. Auch Nadelhölzer werden zu einem geringen Teil zu Deckfurnier verarbeitet.

Furniere sind übrigens keine Erfindung der heutigen Zeit, bereits die alten Ägypter verwendeten aus Mangel an Wälder feine Brettchen, um sie auf optisch weniger schönen Holzflächen zu befestigen. Heutzutage bekommen Echtholzfurniere zunehmende Konkurrenz von optisch täuschend echt aussehenden Dekorfolien.

Über den Autor

Schreibe einen Kommentar