Strohballenhaus bauen – so funktioniert der Strohballenbau

Von Dominik Hochwarth

Nachhaltig bauen mit regionalen, nachwachsenden Rohstoffen? Klingt gut! Energieeffizient soll es außerdem sein? Wie wäre es mit Stroh und Holz? Funktioniert wunderbar bei einem Strohballenhaus, das Trockenbau und Nassbau miteinander kombiniert. In einen konventionellen beplankten Holzrahmenbau, werden innen Strohballen und nasser Lehmputz eingebracht. Erfahren Sie hier alles, was Sie über den Strohballenbau wissen sollten.

Strohballen
Aus Strohballen lassen sich wunderbare Häuser bauen

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Strohballenbau: So fing alles an

Die Verwendung von Strohballen als Baustoff begann mit dem Einsatz der ersten Strohballenpressen in den USA zu Beginn des 19. Jahrhunderts. Stroh stand als Abfallprodukt der Landwirtschaft in großer Menge zur Verfügung und so konnte man sich auf einfache und schnelle Weise ein Haus bauen.

Die ersten überlieferten Strohballenhäuser stammen aus Nebraska. Erst in den 70er-Jahren des letzten Jahrhunderts entdeckten auch Australier, Neuseeländer und Russen diesen nachwachsenden Rohstoff als Baumaterial. Später schwappte die Begeisterung für das Bauen mit Stroh auch nach Europa und Deutschland.

Wenn Sie überlegen, wie langlebig solch ein Strohballenhaus ist: In den USA gibt es Strohballenhäuser, die bereits weit mehr als 100 Jahren auf dem Buckel haben. In Europa gibt es ebenfalls Häuser, die bald dieses Alter erreicht haben. Sie sind damit ähnlich langlebig als andere Bauweisen.

Was macht Stroh so perfekt für den Hausbau?

Stroh ist ein jährlich nachwachsender Rohstoff, der fast überall verfügbar ist und am Ende seiner Nutzung ohne Entsorgungskosten wieder in den Kreislauf der Natur gebracht werden kann. Zur Herstellung und zum Transport von Strohballen wird im Vergleich zu anderen Baustoffen sehr wenig Energie benötigt (Primärenergiegehalt: 14MJ/m³).

Im Vergleich dazu liegt der Primärenergiegehalt von Mineralwolldämmung (1077MJ/m³) etwa 77-mal höher. Durch die chemische Bindung von CO² während des Getreidewachstums wird die Umwelt sogar wesentlich mehr entlastet als sie durch Herstellung und Transport belastet wird. Der Baustoff Stroh erfüllt damit alle Anforderungen an einen „nachhaltigen“ Baustoff.

So funktioniert der Strohballenbau

Für den Strohballenbau werden der klassische Holzrahmenbau, wie wir ihm von Fertighausbau kennen und Strohballen miteinander kombiniert. Der Abstand der Stiele entspricht dabei der Länge der einzubauenden Strohballen. Außerdem braucht es noch eine Aussteifung mit DHF-Platten.

Sobald die Fenster eingebaut sind, ist das Gebäude bedingt regensicher und der Ausbau mit Stroh kann beginnen. Die DHF-Platte wird von innen mit einer saugfähigen Schicht verkleidet. Nun werden die Ballen liegend oder stehend zwischen den Stielen eingebracht.

Strohballenbau
Hier werden die Strohballen ins Ständerwerk eingebaut

In jeder dritten Lage werden die Strohballen mit Dachlatten und langen Spaxschrauben gegen die Stiele gezogen. Um später Befestigungsmöglichkeiten für Wandschränke, Regale oder Bilder zu haben, werden die Latten an einigen Stellen durch Bohlen ersetzt.

Die innere Wandoberfläche und die Unterseite der Dachschrägen bildet ein 5 cm starker Lehmputz. Dieser wird schichtweise mit einer Putzmaschine auf das Stroh aufgetragen und mit Gewebe armiert.

Elektroleitungen in den Außenwänden sind kein Problem, da sie mit ausreichend Lehmputz ummantelt werden. Mit einem abschließenden Anstrich aus Kalk-Kaseinfarbe wird die feuchteregulierende Wirkung des Lehmputzes erhalten.

Wie sieht es mit der Baugenehmigung aus?

Bis 2014 war es etwas aufwändiger, ein Strohballenhaus zu bauen, denn es benötigte eine gesonderte Genehmigung der Bauaufsichtsbehörde. Das hat sich etwas gelockert, das Deutsche Institut für Bautechnik hat eine „Allgemeine bauaufsichtliche Zulassung“ erteilt.

Wenn Sie also planen, Ihr Haus mit Strohballen zu bauen, können Sie den ganz normalen Weg gehen, um eine Baugenehmigung zu erhalten. Nach wie vor ist es jedoch in Deutschland nicht erlaubt, dass die Strohballen statische Aufgaben übernehmen. Ein Ständerwerk aus Holz ist notwendig.

Wie sieht es mit dem Brandschutz aus?

Im Gegensatz zu losem Stroh, brennt gepresstes Stroh nur sehr schlecht. Sie können es sich so ähnlich wie bei einem Telefonbuch vorstellen. Während lose Blätter wie Zunder brennen, können Sie das Buch nur schwer entflammen. Es fehlt einfach der Sauerstoff.

Zusammen mit der 5 cm starken Lehmschicht erfüllen Strohballenhäuser die Brandschutzklasse F90. Dies bedeutet, dass die Wand 90 Minuten einem Feuer widersteht.

Wie sieht es mit der Dämmwirkung aus?

Wohl der wichtigste Vorteil des Strohes als Baustoff ist seine Wärmedämmwirkung. Eine Wärmeleitfähigkeit von λ=0,045 W/mK (entgegen der Halmrichtung) und λ=0,055 W/mK (in Halmrichtung) bringt die Voraussetzung für eine Außenwandkonstruktion im Passivhausstandard.

Der U-Wert der Stroh-Rahmenbauwand (liegenden Halmen, 46cm dicke Strohballen) beträgt 0,12 W/m²K. Bedingt durch die hohe Rohdichte des Dämmstoffes Stroh sind auch der Schallschutz und der Sommerliche Wärmeschutz der Konstruktion tendenziell besser als beim herkömmlichen Holzrahmenbau.

Die saugfähige Schicht in der Tauzone ist in der Lage das anfallende Tauwasser aufzunehmen. Die Verdunstungs-menge liegt 2,5-mal höher als das anfallende Tauwasser. Auch der Grenzwert von 1.000 g/m², der für tauwasseranfällige Konstruktionen eingeführt wurde, wird dabei unterschritten.

Wie sieht es mit Nagetieren und Insekten aus?

Geäußerte Bedenken im Zusammenhang mit Strohballenwänden betreffen oft die Beständigkeit gegen Nagetiere und Insekten. Untersuchungen an alten und neuen Strohballenhäusern haben jedoch keine Hinweise auf Schäden durch Nagetiere gezeigt.

Stroh besteht aus Zellulose und kann lediglich von Termiten verdaut werden. Durch moderne Erntemethoden ist der Restgehalt an Korn, welches eventuell Schädlinge anziehen könnte, nahezu null. Dennoch ist auf die Vermeidung von Hohlräumen im Wandaufbau zu achten. Das Einbauen üblicher Insektenschutzgitter ist auch beim Stroh-Rahmenbau unumgänglich.

Wie sieht es mit Schimmel beim Strohballenbau aus?

Wie bereits geschrieben, werden die Strohballen in der Regel innen mit Lehm verputzt. Das bringt einige Vorteile mit sich. Besonders durch die feuchteregulierende Wirkung von Lehm auf das Raumklima kann der Einsatz von Lehm als Innenputz nur empfohlen werden.

Das auf diese Weise verbesserte Raumklima wirkt sich positiv auf das Wohlbefinden der Bewohner aus. Außerdem haben Lehmputze bei Fachwerkhäusern das Holz über eine lange Zeit so sehr ausgetrocknet und damit haltbar gemacht, dass weder Schädlinge noch Schimmelpilze der Holzkonstruktion schaden konnten.

Bei der richtigen Planung und Umsetzung schimmelt ein Strohballenhaus nicht mehr oder weniger als jede andere Dämmung. Hier gilt es vor allem zu verhindern, dass Feuchtigkeit aus dem Innern in der Dämmung kondensiert.

Wie teuer ist ein Strohballenhaus?

Nicht nur die niedrigen Materialkosten für die Strohballen reduzieren die Baukosten bei dieser Bauweise. Die einfache und schnell zu erlernende Verarbeitung von Lehm und Stroh ermöglicht gerade dem Selbstbauer eine nicht unbeträchtliche Reduzierung der Lohnkosten.

Aber wie auch bei anderen Bauweisen stößt die Eigenleistung an ihre Grenzen. Nur wenn Sie genügend Erfahrung mitbringen, lohnt sie sich wirklich. Und manche Gewerke wie zum Beispiel die Elektrik muss sowieso von Fachleuten zumindest abgenommen werden.

Im Großen und Ganzen können Sie bei den Kosten für ein Strohballenhaus mit ähnlichen Dimensionen wie bei jedem anderen Einfamilienhaus rechnen – eventuell sind sie sogar etwas günstiger. Planen Sie etwa mit Kosten in einem Bereich von 800 bis 1.000 Euro pro Quadratmeter Wohnfläche.

Die Vor- und Nachteile teile eines Strohballenhauses auf einem Blick

Abschließend noch einem die Vorteile des Strohballenbaus auf einem Blick:

  • Sehr gute Ökobilanz, da wenig Energie zur Herstellung des Baustoffes Strohballen benötigt wird
  • Regionaler Baustoff, es entfallen lange und unnötige Transportwege
  • Sehr guter Wärmedämmwert
  • Stroh kann Feuchtigkeit transportieren
  • Stroh lässt sich beliebig und flexibel verarbeiten, es sind unterschiedliche Dämmstärken möglich
  • Strohballenhäuser sind tendenziell günstiger als herkömmliche Bauweisen

Hier noch einige Nachteile:

  • Der Bau eines Strohballenhauses ist recht aufwändig, ohne sorgfältiger Planung und exakter Ausführung funktioniert es nicht
  • Stroh darf nicht durchnässen, etwas Feuchtigkeit macht hingegen nichts
  • Da das Stroh nicht nass werden darf, ist der Bau stark wetterabhängig

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